almis personal blog

The Royal Tenenbaums

Gestern spielte es im De France The Royal Tenenbaums und das durfte ich natürlich nicht verpassen. Zuerst gab es leichte Anlaufschwierigkeiten, weil wegen eines Unfalls keine Straßenbahn mehr fuhr und ich deswegen von der U6 Station Nussdorfer Straße bis zum Kino zu Fuß ging. Das ist an sich ein netter Spaziergang, nicht aber, wenn man es eilig hat und 29 Grad im Schatten herrschen. Nun gut, ich habe es aber geschafft und bestaunte dann das (vornehmlich) Hipster Publikum, viele junge Menschen, die den Film vermutlich noch nicht kennen. By the way: Ist es chic, keinen BH zu tragen bei den unter 25 jährigen? Ich habe irgendwie den Eindruck. Das Kino war nicht ganz voll wie bei The Grand Budapest Hotel, aber auch sehr gut besucht.

The Royal Tenenbaums ist mein absoluter Lieblingsfilm von Wes. Ich habe ihn vor 22 Jahren, eben als er herauskam, gesehen und ich kann mich noch sehr gut daran erinnern, wie fasziniert ich gleich vom Anfang war, den ersten sechs, sieben Minuten, als alle (im Original von Alec Baldwin) vorgestellt werden, also vor allem die Tenenbaum Kinder Chas (Ben Stiller), Richie (Luke Wilson) und Margot (Gwyneth Paltrow), die alle auf ihren Gebiet außerordentliches leisteten, eine Familie voller Genies genannt wurden, aber dann zog Vater Royal (Gene Hackman, soso gut in der Rolle) aus und das Leben meinte es nicht gut mit ihnen. Diese Einführung der Charaktere ist untermalt von Hey Jude von den Beatles und einfach so wunderbar gut gemacht, auch 22 Jahre später immer noch.

Im weiteren Verlauf des Filmes kann ich mich nicht erinnern, dass mir damals Tränen über die Wangen gelaufen sind, diesmal aber schon. Ich werde halt alt. Es ist eine schräge Familienzusammenführung, Royal kehrt zurück unter dem Vorwand, er wäre sterbenskrank, um wieder Zugang zu seiner Familie zu erhalten. Und alle drei Kinder sind auf ihre Weise verwundet vom Leben, auch depressiv. Chas hat seine Frau bei einem Flugzeugabsturz verloren und versucht nun krampfhaft seine beiden kleinen Söhne zu beschützen, macht Notfallübungen mitten in der Nacht, lässt sie nie unbeaufsichtigt. Royal findet das gar nicht gut, er sagt zu seiner Ex-Frau Mutter Etheline (Angelica Huston): “You can’t raise boys to be scared of life. You got to brew some recklessness into them.” Darauf Etheline: “I think that’s terrible advise.” Und Royal: “No, you don’t”. Und sie sieht tatsächlich aus, als würde sie nicht so denken. Royal übernimmt dann das mit der recklessness. Und es ist so witzig und oft eben auch total berührend und schön.

Royal ist eigentlich ein totales Schlitzohr, gleichzeitig aber auch sehr lebensklug und mitfühlend auf seine ganz eigene Weise. Zum neuen Mann seiner Ex-Frau sagt er, er wäre froh, wenn dieser ihn leiden könne, aber er wisse, dass er ihn für ein asshole halte. Darauf der: “I don’t think you’re an asshole, Royal.You’re just a kind of a son of a bitch.” Royal darüber sichtlich erfreut: “Well, I appreciate that” Und Gwyneth Paltrow, die ich sonst nicht so mag, ist hier so gegen ihren Typ besetzt und spielt so gut. Und Owen Wilson ist so sensibel. Und Bill Murray ist so Bill Murray….

Ach der Film ist so toll, ich bin wirklich froh, dass ich ihn nochmal im Kino sehen konnte. Hier der Trailer:

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