Na gut, ich versuch es mal.
Worum geht es in Megalopolis? Die Stadt New Rome ist in der Krise. Der Architekt und Visionär Cesar Catilina (Adam Driver) will mit seinem neuem Werkstoff Megalon und viel Enthusiasmus die Stadt verändern, während der Bürgermeister Cicero (Giancarlo Esposito) an der alten Ordnung, die von Korruption und Gier geprägt ist, festhalten will. Als Catilina Ciceros Tochter Julia (Nathalie Emmanuel) kennenlernt und sich in sie verliebt, werden die Dinge noch komplizierter…
Mögliche Spoiler
Nun könnte man sich ja denken, ok, das Motiv jung gegen alt, modern gegen verstaubt, gut gegen böse, wenn man so will, ist ja nicht unbedingt neu. Trotzdem klingt die Konstellation in Verbindung mit einer Zukunftsvision für eine Stadt und deren Bürger ja nicht uninteressant. Das Problem ist nur: Diese Plotprämisse wird von so viel Nebenhandlung und anstrengendem Surrealismus überlagert, dass sie über weite Strecken komplett in den Hintergrund tritt.
Coppola hat sehr viele Ideen. Eine Idee ist zum Beispiel, seinen Protagonisten mit der Fähigkeit auszustatten, die Zeit anzuhalten. Dieses Motiv habe ich zuletzt in Worst Person in the World gesehen, als die Protagonistin zu einem Date aufbricht und alles Leben rund um sie herum stoppt, sie läuft quasi durch eine komplett unbewegte Welt. Das war eine wirklich tolle Szene, weil es dieses Gefühl, das man vielleicht selbst kennt, absolut auf den Punkt bringt. Man ist verliebt und es zählt gerade sonst nichts anderes auf der Welt als gleich die andere Person zu sehen. Was auch immer rund um einen geschieht, es ist egal. Was macht aber Coppola daraus? Nun, also Cesar hält ab und zu die Zeit an und das wars. Wie als würde er einen Zaubertrick üben. Diese Fähigkeit hat absolut keine Konsequenz für ihn persönlich oder seine Ziele.
Und so ist es mit vielen Einfällen von Coppola. Der revolutionäre Werkstoff Megalon ist einmal enorm wichtig und im Zentrum der Geschichte, dann hören wir wieder eine Stunde lang nichts mehr davon. Was kann man damit erreichen, welche Innovationen sind möglich, was macht ihn so bahnbrechend? Coppola erzählt es uns nicht. Ähnliches gilt für die private Historie von Cesar. Er war schon einmal verheiratet, seine Frau ist unter mysteriösen Umständen gestorben, irgendwie hat das vielleicht auch mit Cicero zu tun, aber was steckt wirklich dahinter? Was bedeutet dieser Tod für Cesar? Wie hängt alles mit Julia zusammen? Wir erfahren es nicht.
Es kann natürlich sein, dass Coppola, der den Film ja schon seit 40 Jahren machen will, mit der Zeit immer mehr neue Ideen gesammelt hat, die er alle irgendwie unterbringen wollte, und wo er aber keine davon wirklich ausgearbeitet hat. Dieser Befund hilft einem als Zuseher aber auch nicht wirklich weiter.
to be continued