almis personal blog

Träumen

Jetzt hab ich das zweite Karl Ove Knausgård Buch auch fertig, nämlich Träumen, dass das fünfte Buch in der autobiografischen Reihe ist. Ich finde es aber recht egal, in welcher Reihefolge man die Bücher liest, da in jedem ohnehin alles irgendwie durcheinandergeht und auf anderes referenziert wird. Man weiß als Leserin über Knausgårds“Daddy Issues” Bescheid, auch wenn man Sterben, das sich damit thematisch am meisten auseinandersetzt, noch nicht gelesen hat, weil man vielleicht (wie ich) noch nicht bereit, genauer darüber zu lesen.

Träumen hat mir um einiges besser gefallen als Lieben, weil es als Roman fokussierter ist, ich finde, es hat weniger “Leerläufe”. Es sind seine Jahre in Bergen, die Knausgård hier beleuchtet, in denen er versucht Schriftsteller zu werden. Als er die Akademie für Schreibkunst besucht, die unter anderem von Jon Fosse geleitet wird, der damals noch nicht der berühmte Jon Fosse ist. Die Zeit, in der er später Kunstgeschichte studiert, weil er nicht mehr schreiben kann, mit dem Schreiben kämpft, obwohl er nichts anderes tun will.

Er beschreibt es in Träumen so: “Ich wollte schreiben, es war das Einzige, was ich wollte und ich konnte all jene nicht verstehen, die es nicht wollten, wie konnten sie sich mit einem gewöhnlichen Job zufrieden geben ganz gleich, wie dieser Job aussehen mochte.” (S.524) Und gleichzeitig aber: “Das Schreiben war für mich gleichbedeutend mit Niederlage und Demütigung und damit, mir selbst zu begegnen und zu erkennen, dass ich nicht gut genug war.” (S. 504)

Es sind auch Jahre, in denen er permanent viel zu viel trinkt. Ich frage mich jedesmal, wie kann ein einzelner Mensch überhaupt so viel vertragen. Einmal zerschneidet er sich dabei willentlich das Gesicht, das kommt auch noch ein zweites Mal, in Lieben vor. Wenn man sich Fotos von Knausgard ansieht, dann sieht man zwar keine Narben, aber ich finde, man sieht es dem Gesicht trotzdem an, dass hier irgendwas “eingekerbt” oder “eingeschrieben” wurde. Das direkte Motiv für das Trinken ist seine Unsicherheit, vor allem in Gesellschaft, das kann ich ja wiederum gut nachvollziehen, harhar. Aber das Trinken hilft ja nicht, nicht wirklich. Träume enthält aber auch die Jahre, in denen er seine erste Frau Tonje kennenlernt, heiratet und ja, die beiden sich wieder trennen.

Träumen ist ein gutes Buch für Menschen, die selbst schreiben, selbst mit dem Schreiben hadern, in denen man sich wiedererkennen kann als jemand, der schreiben muss, auch wenn er oder sie noch nicht weiß was, und wie man es anstellen soll.