Ich finde es erstaunlich was passiert, wenn ich einmal in meinem Leben versuche, nicht in Panik zu geraten…
Ich kann meinen Lesern versichern, natürlich habe ich mittlerweile die Panik nachgeholt. Begonnen im eigentlichen Sinn hat es am Montag. Da wurde mir so langsam klar, was diese Pandemie wirklich bedeutet. Und mit welchen Beschränkungen sie verbunden sein wird. Ich glaube, jeder hat diesen Moment letzte Woche in der einen oder anderen Form erlebt. Am Dienstag hab ich zuletzt meine Mutter gesehen. Sie war noch auf einem anderen Stand als ich und ich habe lange und eindringlich mit ihr gesprochen. Beim Abschied war sie sensibilisiert, wir konnten aber noch drüber witzeln, dass sie jetzt bitte in den Öffis Abstand hält.
Am Mittwoch hatte in den ersten Corona-indizierten Heulanfall. Weniger, wegen der Erkrankung selbst, sondern, was es für das öffentliche Leben bedeutet. Bisher hatte ich auf Schulschließung ab dem 23. März getippt. Noch an diesem Abend wird die schrittweise Schließung ab dem 16. angekündigt, ab dem 18. darf mein Kind zuhause bleiben. Was am Donnerstag war, weiß ich nicht mehr. Ich hänge jedenfalls zuviel vorm Fernseher. Whatsappgruppenchats beleben sich. Ich kontaktiere viele Freunde.
Freitag ist wieder ein harter Tag. Es wird verkündet, dass die Kinder schon am Montag zuhause bleiben sollen, nach Möglichkeit. Was gut ist. Die ersten Supermärkte werden wahrlich gestürmt, abgesehen von unserm kleinen Billa in der Gasse. Eine Freundin schreibt mir, sie ist mit ihrer Familie auf dem Weg zum Zweitwohnsitz nach Niederösterreich, auf unbestimmte Zeit. Als ich das lese, sitze ich gerade bei der Arbeit an meinem PC und mir rinnen von einer Sekunde zur anderen die Tränen hinunter. Ich schreibe ihr, dass ich sie umarme und sie antwortet “Wir schaffen das.” Als ich Einkaufen gehe, fällt eine tote Taube vor mir auf den Gehsteig. Eigentlich hätte es nicht noch mehr Apokalypse-Feeling bedurft, aber gut. Auch an diesem Nachmittag Dauer-Nachrichten. Ich kann mich kaum mehr auf meine Arbeit konzentrieren. Schätzungsweise hab ich noch für eine gute Woche Arbeit, wenn dann keine neuen Projekte mehr kommen.
Samstag nochmal einkaufen. Ein Nachbar beschwert sich darüber, dass sein Kind die Situation mit Ferien verwechselt, und, dass er zu lange schläft und Handy spielt. Ich denke mir: Interessante Prioritäten. Ich selbst hab mir noch nicht mal angeschaut, was das Kind alles für Aufgaben bekommen hat, mein Kopf ist voll mit ganz anderen Dingen. Ich erinnere mich an die Zeit in Bozen, die auch eine Ausnahmesituation für mich war. Der Unterschied war nur, dass das Leben rund um mich damals normal weiterging. Die Ausnahmesituation hatte nur ich. Alle anderen lebten ihr Leben weiter. Jetzt lebt niemand mehr sein gewohntes Leben weiter. Am Sonntag werden von der Regierung klare Ausgangsbeschränkungen kommuniziert. Ich verabschiede mich persönlich von einem Menschen, der mir sehr viel bedeutet. Ich weine nicht, aber ich zittere, obwohl ich die Tragweite noch gar nicht richtig begreifen kann. Niemand kann das. Doch es passiert auch etwas tröstliches, glücklicherweise gibt es noch tröstendes.
PS: In den nächsten Tagen, Wochen, Monate werde ich unter dem Kürzel LIZVC / Leben in Zeiten von Corona meine Gedanken und Beobachtungen bloggen. Ich verspreche, es wird nicht nur düster werden.
Leave a Reply