almis personal blog

Kärnten-Urlaub, vier

Weil ich schon mal von den Dorffesten gesprochen habe:

Nachdem die Tanzerei beendet, und der Almdudler ausgetrunken, es draußen also stockdunkel war – und in einem Dorf wie unserem wird es stockdunkel, weil es nur hier und da eine Straßenlaterne gibt – da begannen die Sänger des Chors vom Ort, die vorher den offiziellen Teil des Festprogrammes gestaltet haben, quasi privat zu singen.

Sehr beeindruckt hat mich jedesmal, wenn der Vater meiner Freundinnen slowenisch gesungen hat. Er sang immer wunderschön, natürlich auch auf deutsch, aber in dieser – für mich – fremden Sprache war es zugleich sehr geheimnisvoll. Es gab da ein Lied, dass er jedes Mal für seine Frau sang, und es war wohl ein Liebeslied. Es war ihr Lied. Ich verstand davon natürlich kein Wort. Und doch alles.

Ich dachte mir, wenn man nach sovielen Jahren Ehe, Kindern, ununterbrochener Arbeit auf einem großen Hof, dazu Feldarbeit, ohne Urlaub, noch solche Lieder füreinander singt, als wäre gar niemand anderes im Raum als diese eine Person, für die man eben singt, und sich die Zuhörer trotzdem nicht ausgeschlossen fühlen oder als unpassend an dem Ort, dann ist das schon beeindruckend.

Mission impossible: Rouge Nation

Als WienerIn kommt man um den neuen Mission impossible Teil (immerhin schon Nummer 5) eigentlich nicht herum.

Schließlich wurde vor einiger Zeit in und um die Wiener Staatsoper gedreht, u.a. in der verwinkelten U-Bahnstation Karlsplatz, und auch im fertigen Film spielt sich kein unbeträchtlicher Teil der Handlung hier ab. Die Produzenten waren so nett, und haben im Insert das Ganze nicht als “Hauptstadt im Herzen Europas” oder so ähnlich bezeichnet, sondern klar und deutlich als Wien. Sogar der Bundeskanzler ist zu sehen – wenn er auch mit dem tatsächlichen nicht die geringste Ähnlichkeit hat. Die Szene in der Staatsoper ist dann auch m.E. besonders beeindruckend, wird doch eine Verfolgungsjagd zu den Klängen von der wunderschönen Arie Nessun dorma aus Turandot fast tänzerisch choreografiert.

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Aber auch sonst kann der Film einiges. Ich kann mich noch erinnern, dass ich von Teil 1 der Reihe nicht gerade begeistert war, abgesehen von der Szene, in der Cruise an der Liverpool Street Station, quasi direkt vor dem Hotel, in dem ich das erste Mal in London gewohnt habe, telefoniert. An die Teile 2-4 erinnere ich mich schwach, bin gar nicht sicher, ob ich alle gesehen habe, habe das, was ich in Erinnerung habe, aber als ganz gut gespeichert. Teil fünf hingegen hat mich wirklich überzeugt – und zwar mehr, als zb. der letzte James Bond Teil.

Der Film nimmt sich selbst nicht todernst, das kann man daran erkennen, dass Komiker Simon Pegg eine große Rolle neben Cruise als Ethan Hunt spielt. Die beiden harmonieren sehr gut zusammen, weil auch Cruise lockerer agiert, als in früheren Zeiten, selbstironischer. Und Selbstironie steht ihm gut, das weiß man spätestens seit Tropic Thunder. Sehr überzeugend ist auch Cruise’ weiblicher Co-Star Rebecca Ferguson als undurchsichtige Agentin Ilsa Faust. Alec Baldwin ist in seiner unvermeidlichen Rolle als skeptischer aber ahnungsloser Boss wie immer super.

Obwohl der Film wie gesagt stellenweise wirklich sehr witzig ist, leidet die Spannung nicht darunter. Der Plot ist wendungsreich und besticht mit einigen besonders guten Einfällen (Stichwort: Apnoetauchen), die Actionszenen sind weniger Gemetzel als ästhetische Spielerei fürs Auge.

Letztendlich fragt man sich beim Verlassen des Kinos, was das alles mit rot zu tun hat, Rouge Nation. Bis man dann draufkommt, dass Rouge nicht französisch ist, sondern Englisch. Es würde dann sowas wie Schurkenstaat heißen. Und das passt bei solchen Filmen ja immer.

Hier der Trailer.

Kärnten-Urlaub, zwei

Urlaub im Rosental gehört für mich zu den schönsten Dingen des Lebens.

Es mag wohl die frühkindliche Prägung sein, schließlich hab ich meine Sommer immer, sieben, acht Wochen lang dort mit meinen Großeltern verbracht, und habe mich immer wahnsinnig geborgen gefühlt. Wir waren drei Mädels am Bauerhof (die Schwestern von dort und ich), wir haben miteinander gespielt, sind gemeinsam Schwammerl suchen, und schwimmen gegangen, radfahren und später dann auf Dorffeste – wo ich sogar zum Tanzen aufgefordert wurde, und wo die jungen Männer mir dann immer einen Almdudler gezahlt haben, während sie mit meinen Freundinnen ein Rüscherle (Cola mit Rum, glaube ich) getrunken haben, wie unschwer zu erkennen war ich die Jüngste und das hat mich manchmal ein bisschen geärgert.

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Im Rosental hatte und habe ich immer das Gefühl, genau zur richtigen Zeit am richtigen Ort zu sein. Bei unserem handelt sich übrigens um ein zweisprachiges Dorf. Als Kind kannte ich jeden Bauernhof, jeden Hausnamen, alle Kinder und Hunde, ich konnte slowenisch beten, weil wir viel in der Kirche waren, und es hat mich immer fasziniert, dass die Menschen dort sehr oft slowenisch miteinander gesprochen haben, und dann auf deutsch gewechselt haben, wenn ich oder jemand aus meiner Familie dazugekommen bin. Es war immer irgendwie geheimnisvoll für mich. Meine Freundinnen haben manchmal auch slowenisch miteinander geredet, wenn sie das quasi als Geheimsprache gegen mich verwendet haben, das hat mich manchmal auch ein bisschen geärgert. Harhar.

Jedenfalls komme ich immer wieder gerne zurück, auch wenn die Großeltern alle lange gestorben sind, und wir “Kinder” kurz vorm oder nach dem Vierziger stehen, und unsere Kinder schon allesamt in die Schule gehen, oder diese schon fast wieder verlassen.

P.S. Falls ihr, liebe Leser, das schon wissen solltet: der Mann hört sich diese und viele andere Geschichten auch jedes Jahr an. Und erzählt sie schon von selbst, als wäre er dabei gewesen. Ich brauche das. Harhar.

Whiplash

Jetzt hab ich auch endlich Whiplash gesehen.

Wem dieser Filmtitel nichts sagt, kurz die Zusammenfassung: der junge, sehr begabte Schlagzeuger Andrew (Miles Teller) wird an der Uni vom berühmt-berüchtigen Professor Fletcher (J.K.Simmons, Oscar für diese Rolle) in seine Band geladen. Fletcher sieht Andrews Potential, doch Talent alleine reicht ihm nicht, er will alles aus seinen Studenten herausholen. Mit allen Mitteln…

Whiplash ist, wenn man so will, oder wenn man Filmmuseum Direktor Alexander Horwath ist (der das in der Oscarnacht kritisierte), die Entzauberung der Kunstform Musik. Im Grunde genommen ist es wie beim Ballett, wo man die kaputten Zehen und das Blut der Tänzerinnen nicht sehen möchte, weil man nicht seine Illusion verlieren will, dass das alles kinderleicht wäre. Ich – sehr durchschnittlich begabte Balletttänzerin in der Schule – sehe meinen Zehen das Training immer noch an. Und bei mir war es ein Hobby, für zwei, drei Stunden in der Woche…

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Aber muss es bei Tanz und Musik so sein? Kann man ein herausragender Künstler werden, ohne Schmerz, Tränen, unermesslichem Ehrgeiz, ohne dem Willen, alles andere im Leben seiner Kunst unterzuordnen? Eine interessante Frage, der ich mich auch beruflich in den letzten Monaten stark widme, im Rahmen eines Projektes an der Musikuni, an dem ich mitarbeite (Young Masters Research). Was brauchen junge, hochbegabte MusikerInnen, um ganz an die Spitze zu gelangen?

Tatsache ist: Andrew will an die Spitze, wie seine großen Idole Buddy Rich und Charlie Parker. Er ist sozusagen ein willfähriges Objekt für Fletchers Fanatismus. Und oh ja, wie fanatisch ist Fletcher. Man möchte ihm lieber nicht alleine auf der dunklen Straße begegnen… allerdings schafft J.K. Simmons es, seiner Figur natürlich auch die nötige Portion Charisma und ja, auch Sympathie mitzgeben, dass es auch den Zusehern nicht leicht macht, ihn komplett abzulehnen. Andrew wiederum verhält sich nicht immer so, dass man zu jeder Zeit extrem großes Mitleid mit ihm hätte. Spannend und differenziert gespielt!

Whiplash besticht nicht nur durch seine hervorragenden schauspielerischen Leistungen, sondern auch durch den treibenden, energetischen Soundtrack. Dem kann man sich kaum entziehen, auch wenn man kein ausgewiesener Jazzfan ist.

Hier kann man sich den Trailer ansehen.

Summer of 15, acht

Wenn einem (dem Kind) im Sommer seine (Fake)-Crocs gebrechen, dann sollte man nicht Anfang August versuchen, neue zu kaufen. Es ist am 3. August dann nämlich wahrscheinlich schon zu spät. Die Herbstschuhmode hat Einzug in den Geschäften gehalten, und Crocs gibt es nur noch in ausgewählten Größen und Farben.

Waren also zuerst mal beim Deichmann, da gab es in Adrians Größe gerade noch ein paar Mädchencrocs. Ja ja, rosa/hellblau Falle hin oder her, ein Junge mag keine Glitzercrocs in rosa haben, sorry. Dann waren wir, na ja, sagen wir bei einem Markenschuhgeschäft im gleichen Center, wo es nur Crocs – die echte Marke – gibt. Ich frage die Verkäuferin nach Crocs, die nicht an die dreißig Euro kosten, darauf sagt sie: “Schauen sie runter zum Deichmann.” Harhar. Nicht unbedingt gut für das eigene Geschäft, aber durchaus kundenfreundlich. Es gab aber eh auch keine originalen Crocs in seiner Größe.

Wir fahren noch zu einem anderen Deichmann und hurra, ein Paar in seiner Größe ist vorhanden. Wir zahlen, vorm Geschäft zieht er sie gleich an, weil seine ja kaputt sind, was passiert: der Bügel hinten reißt beim ersten Anziehversuch. Kein Wunder, der Bügel is auch, bei näherer Betrachtung, viel zu klein dimensioniert. Das ist wohl der Grund, warum manche Leute dann doch das Original kaufen… wir wieder rein, Verkäuferin, ja kein Problem, es gibt sicher noch andere davon in seiner Größe. Na ja, vielleicht. Oder mit einem anderen Design. Oder. Ähm, nö. Diese oder andere Crocs gibts in ganz Wien in der Größe nicht mehr, das letzte Paar haben wir gerade zerstört.

Also ins nächste Geschäft, dort gibt es verbilligte Originalcrocs. Mir ist schon alles wurscht. Allerdings auch für Erwachsene. Und die Crocs sind zu einem gigantischen Crocsberg aufgeschichtet und die für Kinder sind GANZ UNTEN. Was wir von oben sehen, sind das nur Minigrößen. Also wieder raus. Einstweilen krieg ich eine Mail von einem Arbeitgeber, ob ich diese Woche noch ein kleines Projekt übernehmen kann. NICHT, WENN ICH NICHT BALD EIN PAAR CROCS IN GRÖSSE 31 KRIEGE!

Wir gehen in das letzte Geschäft rein, das in diesem Center ist. Ich mag endlich irgendwelche Crocs kaufen und nicht am nächsten Tag, wo es noch heißer wird, weiter sinnlos durch die Geschäfte hatschen. Ich schwitze eh schon jetzt genug. Aber meine Hoffnung ist gering, dass es dort überhaupt Crocs oder Fake Crocs gibt. Es gibt sie. Sie haben Spiderman Design. Das Kind ist nicht gerade ein Spiderman Fan. Bitte, denke ich, bitte lass dich zu diesen Schuhen breitschlagen, sie sehen eigentlich ganz nett aus und sind zudem günstiger als die letzten Fake Crocs. Und das Kind sagt zuerst “Naja” (besser als nein) und dann probiert es und sagt: “Wow, da hat man einen super Halt zum Fußballspielen.” Das heißt gekauft. Und es gibt noch dieses eine Paar in Größe 31. Yeah! Treffer, versenkt. Bzw. gezahlt und umgezogen.

Nächstes Jahr kaufe ich übrigens am Sommeranfang drei bis vier Paar gleichzeitig. Dieser Blogeintrag wird mich daran erinnern.

Summer of 15, sieben

Manchmal muss in den Ferien auch gearbeitet werden (allerdings bevorzugt in Gehweite des Pools, was die Sache doch angenehmer macht):

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Hausaufgaben über Ferien sind ja in Österreich nicht erlaubt, allerdings hat es sich (auch in unserem Bekanntenkreis) doch dahingehend entwickelt, dass die Kinder Übungen bekommen, die dann freiwillig erledigt werden können/sollten.

In manchen Schulen werden die Übungsblätter nach dem Urlaub eingesammelt und korrigiert, in manchen muss man sie nicht abgeben. Auch der Umfang der Übungsmappe ist sehr unterschiedlich. Bei uns sind es fünfzig A4 Seiten, mit Leseübungen, Rechenaufgaben, etwas zum (aus)malen, Schreibübungen und ein paar Textaufgaben.

Being Guido Brunetti

Mittlerweile bin ich bei Commissario Brunettis fünftem Fall in Venedig angekommen, also hab ich ja noch knapp zwanzig vor mir.

Ich mag Guido Brunetti einfach, und wie unaufgeregt, gleichzeitig aber sehr korrekt und kultiviert er seine Fälle in Venedig löst. Wenn man ein Fan davon ist, dass der Verbrecher am Ende seine gerechte Strafe bekommt, dann sind die Donna Leon Krimis aber vielleicht nicht das richtige. Und das nicht, weil Brunetti ein schlechter Kommissar ist – im Gegenteil, er findet den oder die Täter bisher immer – dennoch ist es durch die mafiösen Strukturen in Italien nicht automatisch so, dass die Verantwortlichen auch zur Rechenschaft gezogen werden können. Es gibt immer jemand Höheren, der die Fäden zieht und das oft zu verhindern weiß, wenn es irgendjemand noch Höherem nicht behagt…ich hoffe persönlich inständig, dass das pessimistische Bild der italienischen Exekutive und Legislative stark überzeichnet ist. Sehr stark.

Ansonsten mag ich die detaillierten Venedigbeschreibungen, die echt spannend sind, wenn man die Stadt kennt und sich dort auch schon dutzende Male verlaufen hat, ja zwanzig Minuten im Kreis gerannt ist, nur am Ende wieder am selben Ausgangspunkt zu stehen; und ich mag den trockenen Humor der Bücher –

Einmal etwa legt Brunetti einem Zeugen diverse Fotos vor, dieser blättert sie durch und meint, die sehen alle aus wie Verbrecher; sein Kunde hätte den Eindruck seines rechtschaffenen und seriösen Bürgers gemacht, so wie ein Politiker. Darauf denkt Brunetti: Ist dieser Mann wirklich gebürtiger Italiener?

Einmal drapiert Frau Brunetti zuhause Tomaten im Kreis zwischen Mozerella auf einem Teller, Brunetti kommt nachhause und fragt: “Gibt es heute etwas Caprese zum Abendessen?” und seine Frau antwortet ihm: “Es wundert mich nicht mehr, dass du zur Polizei gegangen bist.”

Ach ja, eine Menge Italienisches steckt auch in den Bücher, also abgesehen von Venedig, dem Essen, dem Café, und den großen Gesten. Es sind zahlreiche italienische Ausdrücke und auch Sätze eingestreut. Wenn man nicht Italienisch kann, macht das aber auch nichts. Das meiste wird übersetzt oder umschrieben. Oder man erfühlt einfach, was gemeint ist.

Italien-Urlaub, vier

Bibione ist der klassische Ferienort am Meer. Es gibt, wie schon angesprochen, einen Lungo Mare, wo sich das Leben abends abspielt, und für einige eine Flaniermeile zum sehen und gesehen werden, aber viel mehr gibt es dann auch nicht zu sehen. Aber es gibt an fast jeder Ecke eine Pizzeria und man kann überall im dementsprechenden Ambiente hervorragend essen.

Ich liebe es, essen zu gehen, zusammenzusitzen, zu plaudern, ein eiskaltes Mineralwasser con gas (in Italien unheimlich lecker)  – bei abends oft noch an die 35 Grad Temperatur – zu trinken. Und am meisten liebe ich Pasta. Während die Männer doch ab und zu bzw. ausschließlich (Adrian) Pizze bestellten, habe ich mich an Pasta mit diversen Saucen, und einmal Calamari fritti gehalten.

Mit der Pasta in Italien ist es ja so eine Sache, eigentlich die klassische Vorspeise, und deswegen meistens kleiner portioniert, in den sehr stark touristisch frequentierten Orten hat sich aber herumgesprochen, dass Nicht-Italiener doch auch gerne Nudeln als Hauptspeise essen. Mit dem Erfolg, dass wir in einem Lokal eine große Pasta bestellt haben, die dann aber wirklich grande war. Uff. In anderen Lokalen gibt es Pasta in der Pfanne, angegeben mit eins, zwei oder drei Portionen. Zwei Portionen machen dann auch zwei Menschen gerade richtig satt – und glücklich.

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