almis personal blog

Erfrischende Ansichten

Im Magazin first habe ich ein paar erfrischende Aussagen der Schauspielerin Nina Proll zu Mutterschaft und Familienleben gelesen. Nämlich mal abseits von “es ist alles eine Frage der Organisation” und “man muss es nur wollen”.

Auf die Frage, ob sie und ihr Mann Gregor Bloeb halbe/halbe machen, antwortet sie: “Ich würde sagen, wir machen dreißig/dreißig. Den Rest lassen wir liegen.” Yes! Sowas liest man doch mal gerne, dass auch “Promis” strampeln bzw. auch schon irgendwie resigniert haben.

Auf die Frage, wie wichtig ihr die Arbeit ist, gibt sie auch eine sehr erfrischende Antwort, nämlich:

proll

Ja super, das ist genau der Spirit, den wir Mütter von Kindergartenkindern doch kennen: Du bist ein Kakafurz. Herrlich!

Lesen

Vorigen Freitag steht mein Kind also neben mir an der Bushaltestelle und als der Bus herankommt, liest er mir den Namen der Endstation vor, der vorne am Bus in großen Lettern geschrieben steht. Und dann ein Werbeplakat. Die Aufschrift eines LKWs.

Mein Vorschulkind. Das eigentlich noch nicht lesen müsste. Die Schule startet erst in fünf Monaten. Creepy. Und nein, ich bin keine Tigermutter, auch keine Helikopter-Mum. Ich bin überhaupt kein ehrgeiziger Mensch, der meint, mit seinem Kind schon alle Buchstaben vor Schulstart üben zu müssen (im Gegenteil). Das geht alles von ihm aus. Insofern ist es auch in Ordnung.

Wenn ich in 6,5 Jahren Mutterschaft etwas gelernt habe, dann, dass zuviel “warum” und “wieso” verlorene Liebesmühe sind. Das Kind krampfhaft von etwas abzubringen sowieso. Das war mit dem Abwickeln von Klorollen so oder mit dem Willen, genau das anzuziehen, was alle anderen Kinder im Hof anhaben, oder dem Beschluß, sicher nicht in den Schwimmkurs gehen zu wollen. Manches nimmt man am besten so wie es ist. Wahrscheinlich ist das diese Gelassenheit, die man irgendwann kriegt, wenn man Kinder hat. Nein, das funktioniert nicht immer, aber immer häufiger. Wahrscheinlich wird man einfach älter und müder. Harhar.

Jetzt also das Lesen. Ok. Ich freue mich jetzt einfach mal, dass er Spaß daran hat.

Selbstgeboren

Im Zuge der Hebammenproteste in Deutschland wurde von einer Hebamme die Idee geboren (sic!), Geburtstsberichte zu sammeln, in denen Frauen darüber schreiben, wie ihr Kind zur Welt gekommen ist. Allerdings nur dann, wenn es wirklich selbstgeboren ist, dh. ohne Kaiserschnitt, PDA, Dammschnitt, Wehenmittel usw.

Das ist ja gut und schön und ich kann mir vorstellen, was die Idee dahinter ist, nämlich die Gesellschaft ein stückweit wachzurütteln, den Geburtsvorgang an sich nicht zu pathologisieren. Soweit ok. Hier liegt sicherlich einiges im Argen.  Allerdings ist das Leben nun mal leider kein Wunschkonzert. Genausowenig wie man eine Schwangerschaft erzwingen kann (auch wenn man sich eine solche sehnlichst wünscht), so kann man sich die Wunschgeburt für sich wählen.

Die meisten Frauen, die ich näher kenne, wünsch(t)en sich eine spontane Geburt und viele wollen das auch ohne Schmerzmittel hinkriegen. Das ist klarerweise die Idealvorstellung. Oft verläuft eben alles anders als “geplant”. Das Baby liegt falsch rum, die Geburt dauert zu lange, die Wehen sind nicht effektiv, man hält nach Stunden die Schmerzen nicht mehr aus etc. Wenn ich scharf nachdenke, fällt mir nur eine Freundin ein, die vermutlich ihre Geschichte posten würde können, weil ihr Kind es so eilig hatte, dass es fast im Rettungsauto zur Welt gekommen ist.

Ich selbst falle auch raus. Ich bekam Wehenverstärker (trotz vorhandener Wehen, weil es schnell gehen musste) und einen Dammschnitt. Auf beides hätte ich durchaus gerne verzichtet, aber… es ist wie es ist. Und deshalb haben wir unsere Kinder nicht selbstgeboren? Oh doch, das haben wir. Im übrigens sind auch Kaiserschnittgeburten nicht ohne. Ich habe von mehr als einer Frau gehört, dass sie in den folgenden Tagen vor Schmerzen geweint haben. Nein, das ist alles kein Spaziergang und niemand macht es sich “leicht”.

Davon abgesehen: die Geburt ist zwar ein Erlebnis, das eine Frau wohl ihr Leben lang nicht vergisst, es ist aber auch “nur” ein Anfangspunkt. Eine gute Mutter macht viel mehr aus als die Umstände der Geburt, auf die sie nicht in allen Punken Einfluss hat. Und eine Aktion wie selbstgeboren, so nobel die Motive auch sein mögen, trennt mehr als sie uns Frauen und Mütter eint. Leider.

The Grand Budapest Hotel

The Grand Budapest Hotel also.

More of the same von Wes Anderson? Ja natürlich. Dennoch ziemlich anders als sein letzter (und IMO schwächster) Film Moonrise Kingdom. TGBH fokussiert auf Gustave H., dem Concierge und Seele des Hotels, dem ein Mord vorgeworfen wird. Der Film nennt viele Stars im Abspann, doch tatsächlich tauchen Tilda Swinton, Bill Murray, Adrien Brody, Jeff Goldblum und auch Karl Markovics nur in Kleinstrollen auf. Im Zentrum steht eindeutig Gustave H. bzw. Ralph Fiennes.

 

Fiennes kennt u.a. man als unbarmherzigen Amon Goeth in Schindlers Liste und auch durch Der englische Patient. Die Seite, die er bei Anderson zeigt, ist sehr ungewöhnlich. Wie Gene Hackman in (meinem absoluten Anderson Lieblingsfilm) The Royal Tenenbaums beweist er überraschend echt komisches Talent, nicht offensiv komisch, sondern sehr auf Unterstatement bedacht. Weil er so überzeugend ist, funktioniert The Grand Budapest Hotel – der Film ist nämlich völlig auf seine Hauptperson und die Beziehung zu seinem Schützling, dem Lobbyboy Zero, zugeschnitten.

Pluspunkte des Films sind weiters die visuelle Komposition, das Setting und natürlich die allgemeine Schrägheit, die Andersons Werk immer auszeichnet (die man aber mögen muss). Schwachpunkte sind die zuvielen Darsteller in Kleinstrollen. Und es fehlt mir persönlich auch etwas der prägnante Einsatz von Musik, wie das beispielsweise bei den Tenenbaums hervorragend funktioniert hat, wo die Familie mit einer stimmungsvollen Hey Jude Interpretation vorgestellt wird oder bei Life Aquatic die Life on Mars Version von Seu Jorge.

Alles in allem ist The Grand Budapest Hotel aber ein sehr sehenswerter Film, zumindest für Fans oder aufgeschlossene für “tierische” Filme, wie meine Mutter sie bezeichnet.

Sleepover

Dieses Wochenende hat Adrian erstmals bei einem Freund/Nachbarn/unseren Vormietern, die innerhalb des Hauses übersiedelt sind, geschlafen. Das kam so, dass K’s Mama sich dafür revanchieren wollte, dass K. sooft bei uns ist (was für mich ja eher ein Segen ist, weil die beiden echt super miteinander auskommen und gerne Zeit verbringen) und ihn zur Übernachtung eingeladen hat. Adrian hat begeistert zugesagt.

Ich habe also Mittwochabend bereits Kinokarten mit Kreditkarte gekauft, denn es war ja fixiert. Oder ich wollte, dass es unbedingt stattfindet. Sollte man nicht, zumal mit Kindern immer etwas dazwischenkommen kann, aber ich freute mich so. Jedenfalls sagte Mama A. mir dann am Donnerstag, dass wir es vielleicht verschieben müssen, da sie vergessen hat, dass sie sich ein Abendessen mit einer Freundin ausgemacht hat. Ooops. Aber sie ruft jetzt gleich C. an, ihren Mann und fragt den, ob es ihm was ausmacht, drei Kinder zu beaufsichtigen.

Mir wurde etwas blümerant. Das “rausgeschmissene” Geld konnte ich verschmerzen, aber ich hatte einen freien Abend mit Mann so dringend notwendig, wir beide hatten das. Mein Herz pochte ziemlich laut, als sie mit C. sprach. Und oh großes Glück: C. sagte am Telefon, dass wisse er eh, dass sie nicht da ist, wo das Problem sei, drei Kinder (als 3. im Bunde K’s kleine Schwester) zu managen. Ich verspürte eine enorm große Dankbarkeit. C. ist mein Held des Alltags. Harhar.

Abgesehen von einem kurzen Moment des Zögerns bei Adrian, klappte das auch alles super, die vier gingen Eisessen und dann spielten sie noch etwas und, wie ich später erfuhr, schlief C. dann mit Tochter um halb neun ein und die Jungs haben dann noch lange ein Buch angeschaut, irgendwann wohl geschlafen und schlichen sich morgens um sieben oben davon, läuteten dann bei uns (ich habs gar nicht gehört), um ein Auto zu holen. Wofür sich A. später entschuldigte. Aber da war mein Seelenheil schon lange gerettet.

Morgen: The Grand Budapest Hotel according to me.

RIP Hannes Haas

Am Wochenende musste ich etwas furchtbares im Online-Standard lesen. Mein Lieblingsprofessor vom Publizistik-Institut, der Zweitbetreuer meiner Diplomarbeit, Hannes Haas, ist mit nur 56 Jahren völlig überraschend verstorben. Das war ein ziemlich Schock. Und nicht nur für mich: auf Twitter, Facebook und über private Kanäle meldeten sich Freunde, Bekannte, aber auch mir unbekannte Ex-Studenten und Weggefährten, die ebenso bestürzt waren wie ich.

Warum? Hannes Haas war ein Phänomen im Uni-Betrieb und gerade auch auf der Publizistik. Denn: man startet mit tausend anderen Studierenden in dieses Fach, man bekommt im Audi Max gerade so einen Platz bei den Einführungsvorlesungen und selbst bei den (Pro)Seminaren sitzt man nicht – wie auf der Germanistik – mit einer Handvoll Leute zusammen, sondern mit 60 oder 70. Das alles ist oft sehr frustrierend. Denn man ist nichts besonderes. Wie soll man auf sich aufmerksam machen oder sich hervortun, ist man überhaupt erwünscht?

Hannes Haas hat es geschafft – und ich habe keine Ahnung wie – uns, seine Studenten zu erkennen, wenn er uns anderswo sah, also zum Beispiel auf der Hauptuni. Da liefen wir ihm einmal über den Weg und er sprach uns an. Einmal haben meine Kolleginnen fast keinen Platz in einem Seminar bekommen und als ich mit ihm telefoniert habe, meinte er, er wäre durchaus ein Anhänger davon, auch andere Lehrende auszuprobieren. Aber das wollten wir auf keinen Fall, wenn es nicht sein musste, nicht in den Seminaren. Wir bekamen einen Platz.

Er hat uns niemals (wie andere Professoren) demotiviert, hat uns niemals gesagt, dass wir hier falsch sind, dass wir keine Berufschancen haben oder ähnliches. Im Gegenteil: er hat uns in den Seminaren Aufgaben gestellt, die herausfordernd waren, die Spaß gemacht haben, denen wir uns mit Begeisterung gewidmet haben. Und wenn er in der nächsten Stunde diese Hausarbeiten im Seminar besprach, dann immer – wie man heute sagen würde – absolut wertschätzend. Er hätte nie jemand bloßgestellt oder sich auf die Schwächen konzentriert. Stattdessen hob er hervor, was gut und gelungen war. Es machte ihm Freude, unser Potential zu erkennen und zu betonen.

Und er war eloquent, er war witzig, hatte einen trockenen, treffenden Humor. Der Studienführer, der alle Lehrenden in ein paar Zeilen vorstellte, bezeichnete ihn als “Scherzkeks”. Aber er war dabei feinsinnig und sanft pointiert, kein Clown. Er war fachlich immer am Puls der Zeit, gleichzeitig verständlich und auch am aktuellen Geschehen immer interessiert. Als eine Kollegin referierte und dabei die damals äußerst berühmten Spice Girls zur Sprache kamen und die anderen pikiert die Nase rümpften, da war er es, der sagte, er möchte jetzt aber schon gerne wissen, was es neues von den Spice Girls zu berichten gäbe. Er hatte keinerlei Berührungsängste.

Jede seiner Stunden war ein Genuß, so etwas, was man sich auf der Uni erwartet und leider selten findet; und das sage ich nicht, weil ich bei jeder seiner Lehrveranstaltungen mit einer guten Note nachhause ging. Als er mein Zweitbetreuer war, da kam er in den Prüfungsraum und hat mit seiner lockeren und witzigen Art sofort diese angespannte Situation aufgelockert und den Vorsitzenden und meine Diplommutter merkbar entspannt.

Es tut mir unendlich leid, dass er nicht mehr da ist, für seine Familie und seine Freunde, aber auch für die neuen Studenten am Institut, die ihn nicht mehr kennenlernen werden, er hinterlässt dort eine große Lücke. Wie auch als Medienbeobachter und Kommentator. Und ich werde noch diese Woche das (neue und mir unbekannte) Publizistik-Institut besuchen, um mich ins Kondolenzbuch einzutragen. Ich hoffe ich finde, so wie er immer, die richtigen Worte.

Weitere Nachrufe finden sich hier.

Beautiful boy

Letztens haben wir uns Mr. Peabody und Sherman angesehen – der Film ist wirklich gleichermaßen witzig wie niedlich. Obwohl die vielen Zeitreise Anspielungen für Kinder unter – sagen wir – 10 Jahren nicht verständlich sein werden, tut das der Begeisterung keinen Abbruch. Und für größere Kinder und Erwachsene ist es eine zusätzliche reizvolle Ebene.

Sehr gelungen war auch, wie der IMO hinreißende John Lennon Song Beautiful Boy im Film eingebaut wurde. Lennon hat Beautiful Boy für seinen kleinen Sohn Sean geschrieben und als ich ihn erstmal bewusst hörte, war ich vielleicht 14 oder 15. Ich hab mir ein Zitat aus dem Song rausgeschrieben und an die Kinderzimmertür gehängt, nämlich Life is what happens to you while you’re busy making other plans. Damals wusste ich noch nicht, wie wahr das ist. Als ich einige Zeit später, mit 17, also kurz vor der Matura, eine Klasse wiederholen musste, bekam ich eine Ahnung davon, was das Leben wohl alles für einen unvorhergesehenes bereithalten kann.

Für die Englisch-Schularbeit in der 7. Klasse Gymnasium (kurz vorm Durchfallen, aber nicht in Englisch, da war ich sehr gut) mussten wir ein Buch lesen (jeder ein anderes, ich hatte was von Somerset-Maugham) und die Aufgabenstellung war folgende: “Describe how the dictum Life is… is true for a particular character in your book.” Das passt natürlich auf jedes Buch, denn ein Buch, das seinen Protagonisten nicht in die schwierigste Situation seines Lebens bringt, wird kaum verfasst werden. Ich jubilierte über die Aufgabenstellung, die ich sehr spannend fand, aber auch darüber, dass unser Englischprofessor mein Zitat verwendet hatte.

Schriftstellerin?

Heute berede ich was mit dem Mann, das Thema hab ich schon wieder vergessen, das Ende des Dialogs war jedenfalls folgendermaßen:

Ich: “Das kann man mit Worten schwer beschreiben.”

Er: “Du bist Schriftstellerin.”

Ich: “Genau deshalb.”

Gefreut hab ich mich erst ein paar Augenblicke später, als ich es realisiert habe. Ich weiß nie, als was ich mich beruflich bezeichnen soll. Ich schreibe natürlich viel. Aber eben alles mögliche.

Vor zwei Monaten im jüdischen Museum hatte ich schon ein ähnliches Erlebnis, da zeigt ein Freund ein Foto mit Robert Schindel und erklärt Adrian: “Das ist ein Schriftsteller. Sowas wie deine Mama”. Blush.

Humor ist, wenn man trotzdem lacht

Über ein Gespräch haben L. und ich erfahren, dass wir als Mütter gelten, die unsere Kinder so früh aus dem Kindergarten abholen (13.30, bis wir tatsächlich draußen sind, 14 Uhr)

Auch wenn ich nicht weiß, von wem die Aussage stammt und wie genau das gemeint war, aber ich gebs ehrlich zu: ich war sehr “pissed” darüber. Auch wenn ich natürlich drüberstehen sollte. Trotzdem: es spiegelt wider, was unter Müttern und gesellschaftlich wieder und wieder abläuft. Das Urteilen darüber, was andere tun und warum. Es sollte einem ja egal sein, aber…ich hab mich geärgert. Hatte wohl auch nicht gerade die beste Phase.

Jedenfalls haben L. und ich dann mal F. – eine andere Mutter aus dem Kiga – im Park getroffen und haben ihr davon erzählt. Und einige Tage später, L. und ich stehen gerade mit unseren gesamt 4 Kindern vorm Kindergarten und stopfen Arme in Jacken und Strohhalme in Trinkbecher, da kommt F. und sagt: “Ah, da sind ja wieder die Mütter, die ihre Kinder so früh abholen….”

Und ich musste wirklich so lachen. Plötzlich war meine Wut total verraucht. Und ich dachte mir: was solls. Danke F.!