almis personal blog

Zwischen uns das Leben

So gleich noch ein Film, der von Schmerz erzählt, wenn auch ganz anders. Ich hab es jetzt doch gewagt und den Film Zwischen uns das Leben (im Original: Nachsaison) angeschaut. Ich will nicht sagen, dass es ein Fehler war, er hat schon seine Momente und die Schauspieler sind super, aber er hat mich irgendwie unzufrieden zurückgelassen und zwar genau auf die Art und Weise, wie ich es eh erwartet hatte.

Es geht in diesem Film um ein Zusammentreffen des ehemaligen Liebespaares Mathieu (Guillaume Canet) und Alice (Alba Rohrwacher) – er Franzose, sie Italienerin, sie sprechen französisch miteinander – 15 Jahre nachdem er sich von ihr getrennt hat. Beide haben mittlerweile Familien und neue Partner. Und wie das so ist, wenn vier Menschen in eine Liebesgeschichte involviert sind, wird man daraus kein happy end machen können, das ist jetzt kein Spoiler, denn irgendjemand (oder auch mehrere) bleiben am Ende zwangsläufig über…

Kleinere Spoiler möglich

Der Film beginnt vielversprechend. Mathieu, der mittlerweile ein sehr berühmter Schauspieler ist, checkt in einem Spa ein. Er befindet sich gerade in einer Krise – er hatte vor, ein Risiko einzugehen und erstmals Theater zu spielen; dann verlässt ihn der Mut und er kündigt der Produktion kurz vor der Premiere, was ihn viel Geld und eine Menge Sympathien kostet. Im Spa ist er dennoch der unschwärmte Star, der dauernd Selfies mit Fans machen muss, obwohl er sich gerade furchtbar fühlt. Das ganze Setting erinnert an Lost in Translation und Bill Murray. Während Murray in Tokio mit einem Ergometer kämpft, ist es hier die Kaffeemaschine, die sich nicht abschalten lässt.

Dann wird Mathieu von Alice kontaktiert und sie treffen sich in einem Cafe, für mich die beste Szene des Films. Mathieu erzählt launig, es habe für ihn nur zwei Möglichkeiten gegeben, an diesem Punkt in seinem Leben assistierter Suizid in der Schweiz oder Thalasso-Therapie in Westfrankreich, da habe er sich eben für Thalasso entschieden. Anschließend bittet er den Kellner, den Jazz im Hintergrund abzustellen und stattdessen irgendwas anderes zu spielen, wurscht was. Das fand ich toll, weil ich Jazz auch überhaupt nicht mag – gleichzeitig hat er damit natürlich diese Richard Gere in Pretty Woman-Attitüde, der immer irgendwas von seiner Umgebung verlangt und auch alles bekommt. Alice fragt ihn, ob es ihm gut gehe, es liefe ja doch alles perfekt für ihn, er sagt sowas wie: Im Großen und Ganzen schon. Alice selbst geht es auch gut, sie ist gerade in ein neues Haus gezogen, ist stolz auf ihre Tochter, aber wie sie später zugibt, es ist das beste Leben, das sie nach der Trennung haben konnte. Aber es ist nicht das beste Leben überhaupt.

Danach gibt es zwar weitere gute Drehbuchideen, eine sehr liebenswerte Hochzeitsfeier von zwei älteren Damen etwa, aber das Problem ist, dass die Autoren nicht so recht wissen, was sie mit ihren Protagonisten machen sollen. Was auch verständlich ist. Beide hadern mit ihrer Gegenwart, wollen diese aber nicht aufgeben, es steht zu viel auf dem Spiel. So bleibt der Rest des Filmes ziemlich ratlos. Alice ist passiv-aggressiv gegenüber sich selbst, macht sich auf merkwürdige Art sehr klein, Mathieu ist irgendwie im Autopilot und reflektiert sich so gut wie gar nicht. Alles bleibt gewissermaßen in der Schwebe und vielleicht muss es das in der Konstellation, aber als Zuschauer hat man das Gefühl, man hat zuviel gegessen und danach Sodbrennen. Und wer hat schon gerne Sodbrennen.

Noch anzumerken ist, dass Canet hier 1. Mc Dreamy aus Grey’s Anatomy extrem ähnlich sieht. 2. sich in einer ähnlichen Konstellation wiederfindet wie im Film Last Night (aus 2010) und 3. wirklich extrem gealtert ist seit diesem Film, wo er ja noch wie ein Student gewirkt hat. Vielleicht liegt es aber auch nur an seiner Rolle.

4. im de France Kino ist die Klimaanlage viel zu kalt eingestellt! Harhar.

Julieta

Als ich den Almodovar Film Julieta das erste Mal gesehen habe, habe ich ihn wunderbar gefunden, aber vielleicht nicht so sehr verstanden wie vor einigen Tagen, als ich ihn nochmal angeschaut habe.

Julieta ist ein tieftrauriger Film, in der Almodovar kein einziges Mal versucht, uns Zuseher von dem Schmerz und der Verzweiflung abzulenken, die die Hauptdarstellerin Julieta empfindet. Diese kurios-groteske Folie, die in vielen Werken von Almodovar quasi über dem Ernst des Lebens liegt, um ihn zu entschärfen, die gibt es in Julieta nicht.

Die Handlung setzt ein, als Julieta Mitte 50 Jahre alt ist. Wir merken schnell, dass sie ein Geheimnis hat, das sie nicht einmal ihrem Lebensgefährten Lorenzo erzählt hat. Doch wir erfahren ihre Vorgeschichte in Rückblenden. Ihre Tochter Antina hat zwölf Jahre zuvor ohne nähere Angabe von Gründen den Kontakt zu ihr abgebrochen, mittlerweile ist sie eine erwachsene Frau um die 30. Durch Antinas ehemals beste Freundin wird Julieta – die jahrelang darum gekämpft hat, mit dieser Vergangenheit abschließen zu können – wieder an alles erinnert und, so Julieta, wie eine Drogensüchtige sofort wieder in die Abhängigkeit befördert. Eine Abhängigkeit, die Julieta ihr eigenes Leben kostet und wie sie selbst sagt: “Deine Abwesenheit füllt mein Leben aus und zerstört es.”

Viel kann man zu Julieta sagen, etwa die herausragenden schauspielerischen Leistungen der beiden Hauptdarstellerinnen als junge und ältere Julieta loben, über Almodovars Bildsprache reflektieren, seine Fähigkeit Stimmungen zu erzeugen. Aber an diesem Film interessiert und beeindruckt mich vor allem einfach dieses Thema des Schmerzes, wie lebt man mit diesem Schmerz, der immer präsent ist, wie lebt man vor allem weiter. Wie lernt man wieder, die Schönheit des eigenen Lebens zu sehen, wenn da doch immer etwas fehlt, wenn man auf sich selbst zurückgeworfen ist. An manchen Tagen möchte man alle Fotos zerreißen und alle Kleider aus dem Schrank zerren, überhaupt alle Dinge, die man noch besitzt, aus dem Fenster werfen, weil alles so sinnlos erscheint.

Julieta tut das alles und wir als Zuseher verstehen das, wir können es nachempfinden und doch scheint es keinen Ratschlag zu geben, keine Hilfe, keinen Ausweg. Selbst wenn man einen weiten Weg der Heilung zurückgelegt hat und glaubt, “darüber hinweg zu sein”, so ist man doch nie gefeit davor, durch irgendeinen Trigger wieder neu anfangen zu müssen loszulassen. Aber Julieta ist letztlich doch auch ein barmherziger Film, der seine Protagonistin und uns Zuseher nicht ohne den Silberstreif am Horizont entlässt, denn im Laufe der Zeit verändern sich die Fragen, verändert sich die eigene Haltung oder wie Julieta einmal zu Lorenzo sagt: “Ich brauche keine Erklärungen mehr”. Und sie sagt es nicht aus einer Bitterkeit oder Resignation heraus, sondern weil diese Phase nun beendet ist und weil eine andere Phase beginnt und sich damit ein neuer Blickwinkel und eine neue Bewertung eröffnet. Und diese Hoffnung gibt es für uns alle, jeden Tag.

Dunkelkammer

Ich bin immer auf der Suche nach neuen Podcasts für meine täglichen eineinhalbstündigen (Bandscheibenvorfall-Prophylaxe) Spaziergänge, sehr oft höre ich natürlich was zum Thema Film oder ESC.

Letzte Woche hat halb Twitter dieselbe Podcast-Folge gehört und ich dann natürlich auch, nämlich eine Dunkelkammer Ausgabe mit Veronika Bohrn-Mena. Der Journalist Michael Nikbakhsh nennt diesen, seinen PC den Investigativ Podcast. Und Bohrn-Mena durfte sich dort zu Lena Schilling äußern. Mittlerweile ist das eh schon wieder von neuen Ereignissen überholt worden. Die Geschichte, die Bohrn-Mena schildert, ist recht kompliziert und voller Emotionen und ich habe dabei die ganze Zeit versucht, die essentiellen Informationen zu filtern und zu verstehen. Will da auch gar nicht mehr dazu sagen, es kann sich eh jeder seine Meinung bilden.

Voll gefühlt habe ich allerdings die Passage, als es Bohrn-Mena übel aufstößt, dass Schilling das, was sie tat mit, der “Sorge um eine Freundin” etikettiert und das auch mehrfach wiederholt. Das ist tatsächlich eine Formulierung, die mich persönlich sehr triggert. Nicht, dass es schlecht ist, wenn Freundinnen sich umeinander kümmern, natürlich nicht, aber ich bevorzuge sowas wie: Wie kann ich für dich da sein? Die genannte Formulierung dagegen hat etwas paternalistisches, unter derem Deckmantel werden mitunter recht übergriffige, eigene starke Meinungen mitgeteilt, die auf jemanden treffen, der eh gerade total am Ende ist und dessen Leben dann auch noch fast in Frage gestellt wird. Ich selbst habe bei diesem Satz das Gefühl, als würde mir meine eigene Perspektive genommen werden. Ich habe außerdem den Eindruck, als gehe es dabei eher um die Person, die den Satz ausspricht als um die, die unterstützt werden soll.

Ich hab ja gesagt, es triggert mich, harhar.

Spezialausgabe

Jedem tun andere Dinge gut, wenn er ein bisschen Aufmunterung benötigt. Bei mir ist es zum Beispiel Wer wird Millionär, harhar, ich bin einfach gestrickt.

Gestern war sogar eine Spezialsendung. Das Kind kommt ins Wohnzimmer und schraubt an seinem Roller herum. Ich erkläre ihm, dass das eine Ausgabe ist, in der die Kandidaten von Freunden, Kollegen oder Familienmitgliedern ohne deren Kenntnis zur Sendung angemeldet wurden, weil sie immer alles besser wissen und sich sehr gescheit fühlen. Also quasi eine Klugscheißer-Ausgabe.

Dann kommt folgende Frage, natürlich maßgeschneidert für mich:

Ich: Na geh bitte, da brauch ich nicht mal die Auswahlmöglichen, das weiß ich so auch.

Kind schraubt am Roller. Kandidat nimmt den 50/50 Joker, und ruft dann noch jemanden an.

Ich: Sein Telefonjoker weiß das auch nicht, gibts ja nicht.

Kandidat entscheidet sich dann nach Gefühl für die richtige Antwort.

Ich: Na endlich, bitte schau, deine Mama ist soo gut!

Kind: Ich glaub, ich meld dich auch für so eine Spezialsendung an.

Ich: Was?

Kind: Nix.

Harhar.

Formel 1 Ausstellung

In Wien läuft derzeit noch eine Formel 1 Ausstellung in der Metastadt (unbezahlte Werbung). Bei der Metastadt handelt es sich um ein Ensemble stillgelegte Industriebauten, die vor allem für Veranstaltungen genutzt werden und teilweise unter Denkmalschutz stehen.

Mir wurde die Karte für die Ausstellung zu Weihnachten geschenkt und gestern gab es einen Patchworkamilienausflug dahin. Vorab gesagt: Wir hatten das VIP-Package, und das zahlt sich jetzt nicht unbedingt aus, das Goodie Bag ist eher dürftig. Ok ich habe jetzt einen F1 Kugelschreiber. Aber ich hätte lieber ein Häferl gehabt. Harhar. Dafür muss man sich mit dem VIP Ausweis nicht in die Menschenschlange beim Eingang einstellen, weil man aber sowieso Zeiten buchen muss, ist der Andrang generell überschaubar. Die Veranstalter sorgen schon dafür, dass nicht zu viele Menschen gleichzeitig in der Halle sind, wobei es sicher am besten wäre, wenn man die Ausstellung während eines laufenden F1 Rennen besuchen würde.

Parkplatz in der Metastadt um wohlfreile 10 Euro, harhar

Vorab wird angegeben, dass man circa zwei Stunden für die Ausstellung braucht und so lange dauerte es tatsächlich bei (den meisten von) uns. Es gibt sechs sehr große Räume, man bekommt einen Audioguide und darüber hinaus auch sehr viel Informationen direkt bei den Exponaten zu lesen, dazu noch zahlreiche Videos. Es ist alles recht beeindruckend, mit vielen Exponaten und großflächigen Fotos.

Der Besucher erfährt sowohl etwas über die allgemeine Geschichte der Formel 1, wie auch über die Masterminds hinter den Kulissen, die Teams und die Fahrer, die Ausrüstung, die technischen Aspekte; dann gibt es noch Extraräume, die sich Spielfeld und den österreichischen Protagonisten widmen. Sowie einen ziemlich argen “Katastrophenraum”.

Bei den technischen Aspekten kenne ich mich ja zugegebenermaßen nicht besonders gut aus, ich habe jetzt aber endlich verstanden, was ein Undercut ist, das wird hier unter anderem recht ausführlich erklärt – es geht um Reifen und eine Boxenstopp Strategie, wo man den Gegner quasi nicht auf der Strecke überholt, sondern durch die Wahl der Reifen und das Timing bei den Boxenstopps. Außerdem hab ich erfahren, dass Helmut Marko, derzeit Motorsport-Chef bei Red Bull, seine eigene Karriere wegen eines Steinschlags bei einem Rennen und der daraus resultierenden Erblindung eines Auges aufgeben musste.

Im (von mir so benannten) Katastrophenraum sieht man das “Auto” oder was davon noch vorhanden ist, von Romain Grosjean. Außerdem wird das Video vom November 2020 gezeigt; da kollidierte Romain Grosjean in Bahrain bereits in der ersten Runde mit einem anderen Fahrer und fährt in die Leitplanke, sein Auto wird in zwei Teile zerrissen und geht in Flammen auf. Man sieht dann ewig nur wirklich viel Feuer und keinen Fahrer, man sieht Menschen in der Boxengasse weinen und glaubt eigentlich nicht, dass jemand aus diesem Auto noch lebend aussteigen kann. Tatsächlich konnte Grosjean sich letztendlich nicht nur befreien, er ging sogar zu Fuß zum Rettungswagen. Das damals relativ neue Halo-System in den Autos und der feuerfeste Schutzanzug haben ihm das Leben gerettet.

Was von Romain Grosjeans Auto übrigblieb

Am Ende der Ausstellung kommt man noch in einem Raum, der einen mit Bildmaterial von diversen Formel 1 Rennen reizüberflutet, das steht sogar am Anfang als Warnung auf einem Schild (harhar) und man sieht das, was die Formel 1 Teams im Paddock sehen, wenn sie an ihren Bildschirmen sitzen – Wetterlage, unzählige technische Daten, Details der Rennstrecke etc. Als Laie kennt man sich eh überhaupt nicht aus, aber man gewinnt einen Eindruck. Mit folgendem sehr amüsanten Bild wird man aus der Ausstellung entlassen:

Der immer etwas eigenwillige Kimi Räikkönnen via Funk zu seinem Renningenieur, der ihm berichtete, was vor und hinter ihm auf der Rennstrecke so los ist. Abu Dhabi 2012.

Als peripherer Formel 1 Fan (durch das Kind) kann ich sagen, dass die Ausstellung auch interessant ist, wenn man nicht unbedingt jedes Rennen nägelkauend verfolgt und sich nur rudimentär mit der Formel 1 auskennt, weil alles sehr verständlich und breitenwirksam aufbereitet ist, ohne dabei aber platt oder oberflächlich zu sein. Ein paar Wochen Zeit hat man noch, wenn man die Ausstellung selbst erleben will.

Megalopolis Reviews

Bei den Filmfestspielen in Cannes ist es auf Twitter immer lustig, wenn man diversen Filmjournalisten folgt, die dann schreiben was sie an diesem Tag alles anschauen werden, dann ihren ersten Eindruck und am Ende kann man die fertige Kritik lesen.

Megalopolis scheint ein extrem polarisierender Film zu sein, was aber für die Reviews super ist, da liest man dann sowas:

Aber auch:

Zusammenfassend also:

In den Reviews liest man außerdem, Megalopolis wäre: “Sucession crossed with Batman Forever and a Lava lamp.” Das muss einem erst mal einfallen. Ein anderer Journalist erzählt, er wäre während des Films auf die Toilette gegangen und hätte dort einen Kollegen kreidebleich aufgefunden, er dachte schon, er müsste die Rettung holen, da sagte der Mann zu ihm, den Film betreffend: “It’s a nightmare”. Ach ja und mehrere Journalisten haben davon berichtet, dass während des Filmes tatsächlich ein Mann vor die Leinwand tritt und Adam Driver (im Film) eine Frage stellt, die dieser dann (im Film) beantwortet. Ist das Brecht’sches Theater oder was ist das? Harhar. Das macht schon alles ziemlich neugierig auf diesen Film.

Coppola selbst scheint zufrieden zu sein, er hat bei der Pressekonferenz zu seinem Film gesagt: “So many people when they die, they say: I wish I had done this, I wish I had done that. When I will die, (…) I will say, I got to see my daughter win an Oscar, I made wine and I got to make every movie I want.”

Vollpension

Neues Monat, neues Frühstückslokal (unbezahlte Werbung): Diesmal die Vollpension in der Johannesgasse.

Ich war mit P. schon einmal in der Filiale in der Schleifmühlgasse, diesmal waren wir in der Innenstadt. Die Vollpension im 4. ist allerdings ein normales (ziemlich gut besuchtes) Lokal, in der Johannesgasse ist die Filiale in einer Musik-Privatuni untergebracht und einfach nur ein Raum. Hier ist weitaus weniger los, dafür hat man auch kaum das typische Kaffeehaus-Gefühl.

Das Vollpension-Konzept an sich ist vielleicht eh bekannt. “Omas” und “Opas” bzw. einfach Menschen, die bereits in Pension sind, backen dort, stehen in der Küche bzw. servieren, um sich etwas dazuzuverdienen. Die Kellnerinnen plaudern auch ganz gerne, zum Beispiel über Schallplatten. Eine “Oma” sagte bezüglich dieses Tonträgers mit Blick zu mir: “Wenn Sie noch wissen, was das ist.” Äh ja?! Aber danke. Harhar.

Ich habe mich diesmal für das Tante Paula Frühstück entschieden, das ist quasi von allem ein bisschen was. Es gäbe aber zum Beispiel auch ein großes Frühstück für zwei Personen, das sich amüsanterweise “Erbschleicher-Frühstück” nennt. Außerdem u.a. erhältlich: ein Weißwürstel-Frühstück (“Münchner Freiheit”). Buchteln mit Vanillesauce sind übrigens der Geheimtipp in der Vollpension, ich hab sie aber noch nicht gekostet. Serviert wird auf unterschiedlichen Tellern und Häferln (also jedes ist ein Unikat) und so sah mein sehr geschmackvolles Frühstück aus:

Tante Paula Frühstück in der Vollpension

Das weiche Ei haben wir uns aber extra dazubestellt. P. fragte mich dann, ob ich zuhause eigentlich auch manchmal Eier frühstücke. Und da habe ich an die wunderbaren Sonntage gedacht, als ich die Zeit gestoppt habe, für das perfekte weiche Ei, bei diesen späten, langen und ganz vertrauten Frühstücken. Und wie dankbar ich dafür bin, wenn ich mich daran erinnere.

The Conversation

Nachdem Francis Ford Coppola also seinen neuen Film in Cannes vorstellen wird, habe ich ein 50 Jahre altes Werk von ihm nachgeholt und zwar aus dem Jahr 1974, The Conversation.

Ich mag ja Filme, die von der Prämisse her in eine sehr spektakuläre Richtung gehen könnten, wo der Regisseur dann aber etwas komplett anderes daraus macht. The Conversation ist so ein Film. Harry Caul (Gene Hackman) ist ein Abhörspezialist, einer der besten auf seinem Gebiet, und arbeitet aktuell an einem neuen Auftrag: er soll ein junges Paar bespitzeln. Je mehr er in die Materie eintaucht, desto größer wird seine Sorge, dass seine Tätigkeit und deren Ergebnisse zu einer Gewalttat führen könnten…

Francis Ford Coppola hätte aus The Conversation einen packenden, ja nervenaufreibenden Thriller machen können, wo die Zuschauer nervös in ihren Sesseln hin und her rutschen und kaum abwarten können, was als nächstes passiert. Doch er denkt gar nicht daran. Er orientert sich mehr am avandgardistischen Filmemacher Michelangelo Antonioni, der sich in Blow-Up einem ähnlichen Stoff widmet – auch wenn Coppolas Werk natürlich um einiges zugänglicher ist. Die möglicherweise spektakuläre Handlung ist trotzdem bestenfalls ein Subplot. Stattdessen zeichnet er das Porträt eines einsamen, tieftraurigen Mannes. Will ihm jemand näher kommen, reagiert Harry äußerst schroff; sein Beruf scheint ihn darüberhinaus auch paranoid gemacht zu haben. Oder war er das schon vorher?

Wir sehen Harry lange und wiederholt dabei zu, wie er sein aktuelles Band abhört, um jedes einzelne Wort zu verstehen. Was ja sein Beruf ist, tatsächlich ist es in einem Film, der keine Doku ist, aber auch ziemlich redundant. Aber das will Coppola in seiner Charakterstudie auch zeigen: die Eintönigkeit, die Wiederholung, die Unentrinnbarkeit. Coppola lässt die Zuschauer rätseln, was es mit Harry auf sich hat, der aus allem ein Geheimnis macht. Es gibt unbewältigte Themen in seinem Leben, das spürt man, aber welche? Man muss schon sehr genau hinschauen, etwa wenn Harry Saxophon spielt oder zur Beichte (!) geht, um halbwegs zu begreifen, was mit ihm los ist.

Das Thema Überwachung war auch damals hochaktuell, Stichwort Watergate. In einer Szene wird aus dem Fernseher über Nixon gesprochen. Die technischen Möglichkeiten sind heute zwar völlig andere, die philosophischen Überlegungen dazu sind aber ähnlich geblieben. Und Gene Hackman ist einer der Schauspieler, von dem ich mir eigentlich alles ansehen würde, auch wenn er oft unangenehme Protagonisten in unbequemen Filmen spielt. Spannend ist auch, dass Francis Ford Coppola mit diesem Film bei den Oscars in der Kategorie “Bester Film” verloren hat – und zwar gegen Der Pate 2, Regie: Francis Ford Coppola.

Erfolgserlebnis

Gestern hatte ich ein positives Erlebnis, das mit einem Ball zu tun hat. Solche Erlebnisse waren in meinem Leben eher selten (war immer im Team wird-als-Letzte-gewählt bei Völkerball und Volleyball, in Basketball war ich besser). Ich hab aber immer viel lieber Leichathletik gemacht, da war ich die Ausnahme in meiner Klasse.

Jedenfalls gehe ich am Sportplatz des Gymnasiums vorbei, das auch das Kind besucht, da rufen mich Jugendliche (eh auch im Alter vom Kind), ob ich ihnen den Fußball zurückwerfen kann, der ihnen über den Zaun geflogen ist. Gut, den Ball hatte ich schnell auf dem gegenüberliegenden Parkplatz gefunden aber nun ja, jetzt musste ich den Ball ja wieder zu ihnen rüberwerfen, boah instant Angst vor der Blamage. Weil der Zaun ist natürlich schon recht hoch, sonst würden ja andauernd Bälle auf der Straße landen. Beim ersten Versuch habe ich es auch nicht geschafft, kleiner Schweißausbruch. Dann bin ich etwas zurückgegangen, also auf die Straße, um mehr “Anlauf” zu haben, keine Ahnung, ob das physikalisch tatsächlich was bringt, aber psycholgisch anscheinend schon, denn ich habe es geschafft und beim zweiten Mal den Ball über den Zaun befördert. Die Jugendlichen haben sich bedankt und ich hab so getan, als ob ich eh ur easy jederzeit Bälle über hohe Zäune schmeiße.

Das erzähle ich daheim dann dem Kind und er so wow, bei uns ist letztens auch einer rübergeflogen und der Passant hat ihn zwar auch gefunden, aber nicht geschafft, ihn rüberzuwerfen. Sie mussten ihn dann selber holen gehen. Made my day! Harhar.

In Cannes

Jetzt habe ich fast vergessen, dass diese Woche die Filmfestspiele von Cannes starten, wo heuer wirklich extrem viele spannende Werke auf dem Programm stehen.

Allen voran natürlich Megalopolis von Francis Ford Coppola, den er selbst quasi als sein Opus Magnum betrachtet, was interessant ist, wenn man bedenkt, dass zwei der wichtigsten Filme der Filmgeschichte überhaupt ohnehin schon von ihm sind, nämlich der Pate 1 und 2. Und, dass man sowas wahrscheinlich nicht auf Ansage produzieren kann. Für Megalopolis hat er aber tatsächlich Teile seines Weingutes verkauft, um ihn zu realisieren. Es soll ein Science Fiction Drama sein, bei dem es darum geht, eine New York-ähnliche Stadt architektonisch wieder aufzubauen bzw. neu zu errichten, wobei sich zwei Antagonisten darüber streiten, wie das geschehen soll. Adam Driver spielt die Hauptrolle und es gibt noch einen Liebesplot. Den Trailer finde ich ein bisschen messy, muss aber natürlich nichts heißen.

Wenig weiß man noch über den Film Bird – hier gibt es noch keinen Trailer und die Inhaltsangabe ist auch ziemlich kryptisch, ich weiß zumindest nach dem Durchlesen überhaupt nicht, worum es eigentlich gehen soll. Die Besetzung ist allerdings ziemlich interessant, mit Barry Keoghan und Franz Rogowski hat Regisseurin Andrea Arnold zwei Schauspieler gefunden, die beide in der jüngeren Vergangenheit extreme Charaktere gespielt haben. Keoghan war ein geistig zurückgebliebener junger Mann in The Banshees of Inisherin und ein äußert naja, sagen wir verhaltensauffälliger Protagonist in Saltburn. Und Rogowski kenne ich aus Passages, wo er mir dermaßen unsympathisch war, dass ich hoffe, das lag nur an seiner Rolle dort, harhar.

Sehr fasziniert war ich hingegen von Jacob Elordi, der mit Keoghan in Saltburn gespielt hat – auch ihn kann man in Cannes sehen und zwar in Paul Schraders Film Oh Canada, wo er einen amerikanischen Dissidenten spielt, der nicht nach Vietnam gehen will und daher nach Kanada flüchtet. Als älterer Mann wird dieser dann von Richard Gere gespielt, der mit Schrader schon gemeinsam American Gigolo gedreht hat. Und wer sich jetzt fragt, woher man diesen Schrader kennt: er ist eng mit Martin Scorsese befreundet und hat für ihn Taxi Driver geschrieben.

Außerdem in Cannes: Der neue Film von Giorgos Lanthimos, der Kinds of Kindness heißt und wie Poor Things wieder mit (u.a.) Emma Stone und William Dafoe besetzt ist. Aber wenn ich mir den Trailer ansehe, schaut er eher wieder nach naturalistischem-depri Vibe aus, wie ihn die Filme vor Poor Things ausstrahlten und er soll 168 Minuten dauern. Ich sehe da eine große Chance, dass ich aus dem Film kippen werde, ich werde ihm aber trotzdem eine Chance geben. Spannend vielleicht auch The Apprentice, ein Biopic über Donald Trump; was doppelt schwierig ist, erstens wegen der larger than life Person Trump, zweitens weil das Genre Biopic oft dermaßen ausgelutscht daherkommt, dass man schon spezielle Ansätze oder Perspektiven braucht, um das interessant zu gestalten. Wenn das aber gelingt, kann es großartig sein.

Soviel mal für heute.