almis personal blog

Wie Zauberei

Mit der kalten Jahreszeit beginnt auch wieder der mühsamer werdende Prozess des Anziehens. Heute früh zum Beispiel…

Ich: “Du, entweder du hörst auf zu hampeln und ich helf dir beim Anziehen oder du hampelst weiter und ziehst dich ganz alleine an. Das sind die zwei Möglichkeiten, die es gibt.”

Adrian: “Nein, es gibt noch eine dritte Möglichkeit.”

Ich: “Ach ja und welche?”

Adrian: “Ein Zauberer kommt und zaubert mich ins Gewand…”

Ich muss sagen, ich finde diese Idee hat was.

Cooking, vier

Herbstzeit ist Suppenzeit, daher habe ich in der letzten Woche drei verschiedene Suppen kochen gelernt.

Begonnen habe ich mit Kürbiscremesuppe, weil die meinen Männern sehr gut schmeckt. Ich persönlich muss sie nicht unbedingt haben, doch nachdem man im Supermarkt derzeit förmlich über Kürbisse stolpert, habe ich zugegriffen. Ich habe mich wieder an das Plachutta-Rezept gehalten, wo Obers verwendet wird, man kann aber stattdessen (oder zusätzlich) auch noch Kartoffel mitkochen. Als Garnierung gab es Croutons. Den Männern hat es super geschmeckt, der Kleine hat vier Teller gegessen hintereinander gegessen, der Große immerhin zwei.

Suppenversuch Nummer zwei hatte den gegenteiligen Effekt: ich aß sie gerne und die Männer fanden sie jetzt nicht so toll. Diesmal war es eine Erdäpfelsuppe mit Schwammerl. Normalerweise kenne ich diese Suppe mit getrockneten Steinpilzen, da ich aber keine zuhause hatte, habe ich Champions genommen. Außerdem habe ich mich an die “altwienerische” Rezeptur gehalten, wonach auch Speck und Karotten dazugehören. Das fand kaum Beifall. Es sah auch eher nach Eintopf aus als nach Suppe.

Heute Abend folgte Suppenexperiment Nummer drei: die Tomatencremesuppe. Ausschließlich mit Cherrytomaten, die ich viel lieber mag als die normalen. Feinpüriert von Adrian. Gewürzt mit Zucker, Lorbeerblatt, Pfefferkörnern. Gekostet hab bisher nur ich, aber ich habe die Hoffnung, dass wir sie morgen Abend zu dritt essen werden.

Konfliktzone öffentlicher Raum

Ich denke, die Menschen die mich kennen, wissen, dass ich ein an sich recht gutmütiger und friedfertiger Mensch bin. Seit meiner Schwangerschaft habe ich aber so einige Eigenschaften dazubekommen, die ich vorher nicht unbedingt in diesem Ausmaß gekannt habe. Ich bin sentimentaler geworden, verletztlicher, aber irgendwie auch kaltschnäuziger und frecher. Ich kann heute etwas, was ich vorher nicht konnte: zurückreden.

Heute in der Straßenbahn konnte ich mich davon wieder überzeugen. Sohn und ich waren mit Oma am Friedhof und die Straßenbahnfahrt war lang. Das Kind war lebhaft, wollte nicht sitzen, rutschte auf dem Sessel herum, und war eben “hörbar”. Dann stieg ein älterer Mann zu und kaum zwanzig Sekunden später meinte er, mein Kind sollte mit dem herumrutschen auf dem Sessel aufhören (wohlgemerkt, er hat nichts schmutzig gemacht). Nachdem meine Mutter versucht hat, darauf neutral zu reagieren (ich hab vorerst nichts gesagt), hat er sich direkt an Adrian gewendet und geschimpft, dass er folgen sollte und ihm zuhören. Adrian bekanntermaßen nicht auf den Mund gefallen, sagte zwar nein, das tue er nicht (also ihm zuhören), er war aber merklich eingeschüchtert von dem Tonfall. Dann meinte der Mann, das Kind habe wohl gar keine Erziehung erfahren.

Tja und dann wars bei mir vorbei. Mein Gehirn wurde mit zuwenig Sauerstoff versorgt, der ganze Sauerstoff gelangte wohl in den Bauch und daraus wurde eine Riesenwut. Ich sagte sowas wie, das reiche jetzt, mein Kind hätte niemandem etwas getan und meine Erziehung ginge ihn nichts an. Dann meldete sich noch eine ältere Frau zu Wort, die mich als “phlegmatische Mutter” bezeichnete und, dass sie sich heute auch schon über zwei “Neger” ärgern musste. “Neger” und “phlegmatische Mütter”, offenbar ihre Feinbilder. Darauf sagte ich dann, dass es mich nicht wundern würde, dass die Menschen keine Kinder mehr bekommen wollen, wenn man dann wegen jeder Kleinigkeit in der Straßenbahn deppert angequatscht wird und, dass sie es bitte jetzt endlich zusammenhalten sollen. Gottseidank stiegen wir dann aus, ich will nicht wissen, was mir noch eingefallen wäre.

Vorneweg: ich bin nicht stolz auf meine Reaktion. Ich finde nicht, dass sie zur Generationen-Verständigung beigetragen hat. Ich war danach ärgerlich über mich selbst. Aber ich bin auch ärgerlich über die Vorstellungen, die manche Menschen über Kinder heute immer noch haben. Kinder sind vielfach nur dann im öffentlichen Raum geduldet, wenn sie nicht auffallen. Ich weiß nicht, was ich als Mutter tun soll, wenn mein Kind nicht ewig stillsitzt. Er ist lebhaft, ja, ich bin manchmal selbst erstaunt, wieviel Energien er besitzt und manchmal überfordert mich das auch, das gebe ich gerne zu. Aber ist es schlechte Erziehung, wenn sich ein Kind wie ein Kind verhält? Warum bin ich phlegmatisch? Weil ich ihn nicht festtackere oder ihm ein Klebeband über den Mund binde? Weil er offenbar nicht soviel Angst vor mir hat, dass er schweigend und stoisch seinen Platz einnimmt und kein Wort sagt, solange er nichts gefragt wird? Weil ich mich traue, weiterzufahren, anstatt auszusteigen und die nächsten zwei Kilometer zu Fuß zu gehen?

Ja, ich verstehe es, dass Kinder in öffentlichen Verkehrsmittel anstrengen können, gerade wenn man sie nicht gewöhnt ist. Aber es sind auch viele andere Fahrgäste anstrengend, die zb. müffeln, oder in ihr Handy schreien, sich lautstark streiten oder mit einem Koffer den Weg blockieren. Dennoch versuche ich das zu akzeptieren. Es sind doch meistens nur wenige Stationen, die man mit ihnen teilt. Ich muss mit diesen Menschen nicht mein weiteres Leben verbringen. Und etwas gegenseitige Toleranz und Rücksichtnahme ist meistens schaffbar. Mehr erwarte ich mir ja auch nicht. Und vor allem möchte ich nicht, dass jemand, der mich zwanzig Sekunden sieht, sich das Recht herausnimmt über mein Kind, mich, unser Leben zu urteilen.

Hope Springs

Hope springs (dt. Titel Wie beim ersten Mal) ist die Geschichte von Kay und Arnold. Kay (Streep) und Arnold (Lee Jones) sind schon einiges über 50 plus, die Kinder sind aus dem Haus, die Jobs Routine und das Eheleben ist na ja… funktional. Zum Hochzeitstag schenkt er ihr Package von neuen TV-Sendern, jeden Abend sieht er den Golf-Kanal, der sie nicht interessiert und außerdem schläft er seit einem dreiviertel Jahr im Gästezimmer.

Für ihn ist alles in Ordnung, nicht toll, aber normal. Er erwartet nichts anderes. Nicht so Kay – sie fühlt sich aktiv, jung im Kopf, abenteuerlustig und möchte noch mehr von ihrem Leben und ihrer Ehe haben. Deshalb will sie zu einem Eheseminar in Hope Springs, das von Therapeut Dr. Feld (Steve Carell) geleitet wird, doch wird Arnold seine Skepsis ablegen? Und hat Dr. Feld wirklich DIE Lösung…?

Meryl Streep kann alles spielen, das ist bekannt, hier ist sie eine Frau, die weiß, was in ihrer Ehe falsch läuft, der aber die Hartnäckigkeit fehlt, ihren Mann aus seiner Lethargie zu reißen. Sie kämpft sehenswert gegen die eigene Schamgrenze an und wirkt dabei deutlich prüder als man Meryl Streep als Privatperson einschätzen würde. Steve Carell ist ein Therapeut, der zwar taktvoll und einfühlsam ist, dem allerdings auch nichts menschliches fremd ist, schon gar nicht Sex. Er ist also auch mal direkt, offen und unverblümt, wenn er das sein muss. Die Komik von Carell ist hier extrem passend, die Rolle wie für ihn geschaffen. Die Besetzungsüberraschung des Films ist sicherlich Tommy Lee Jones, bei dem ich mir nicht sicher bin, ob er tatsächlich spielen muss, wie peinlich ihm die Gespräche mit Dr. Feld sind und wie unangenehm es ihm ist, sicher seine Frau zu öffnen. Es ist schön, ihn einmal in einem völlig ungewohnten filmischen Umfeld zu sehen.

Der Film ist witzig, aber kein Schenkelklopfer. Die Protagonisten werden niemals der Lächerlichkeit preisgegeben, obwohl das Thema heikel ist und zu Zoten und allerlei Derbheiten verführen könnte. Das passiert hier gottseidank nicht.  Die Personen werden in ihrer Schmhaftigkeit und Unsicherheit ernst genommen, ihre Motive klar herausgearbeitet. Dennoch ist der Film keineswegs prüde geraten und offenherziger als ich es erwartet hätte.

Hope Springs ist kein Meisterwerk, aber ein kleiner couragierter Film mit einer Message (“Arnold, your wife is very unhappy, you have to ask yourself, have I done all I could?”), die nicht nur für Menschen in der entsprechenden Altersstufe interessant ist. Sondern auch für die, die gerade erst beginnen, eine Ehe zu führen.

Langes Wochenende

Das lange Wochenende in Wien habe ich u.a. mit folgenden Tätigkeiten verbracht:

– Garten einwintern

– asiatisch essen gehen

– Poker spielen

– bei Freunden übernachten – und sich kurz mal wieder wie ein Teenager fühlen, bis man den Fuß des Kindes im Gesicht hat…

– den (nach eigenen Angaben) aktuellen Lieblingstune des Kindes hören: Immigrant Song von Trent Reznor

– Gran Turismo spielen, lebe ja schließlich mit zwei Männern zusammen (und ja, langsam machts mir wirklich Spaß)

– den ersten “Schnee” bestaunen

– Torte und Nachmittagskaffe entspannt mit anderen Eltern einnehmen und so tun, als wäre es rundherum gar nicht so laut

Jetzt drei Werktage und dann schon wieder langes Wochenende

Mabel

Toll, die längste Leitung, die ich bisher zu vermelden habe, sind fünfeinhalb Monate. Am 1. April 2012 wurde Bruce Willis’ Tochter Mabel geboren und am 20. Oktober 2012 ist mir eingefallen, wieso das irre lustig ist.

Dazu muss ich etwas weiter ausholen – in der Serie Mad about you erwarten die Protagonisten Paul und Jamie ein Baby. Als Paul bei der Entbindung die Krankenhaustoilette benutzt, trifft er dort Bruce Willis (als er selbst), der im Krankenhaus behandelt wird und vor den Paparazzi flüchtet. Die beiden reden darüber, dass Paul und Jamie noch keinen Namen für ihr Mädchen gefunden haben, Paul fragt Willis, wie seine Töchter heißen, darauf Willis: “Rumer, Scout und Tallulah-Belle”. Und Paul: “Ok, es wird uns schon noch etwas einfallen.” Harhar.

Ok, das war der Witz. Aber das war noch nicht alles: Paul und Jamie haben ihre Tochter schließlich Mabel genannt. Und nun ratet mal, wie Bruce Willis’ 4. Tochter, die im April geboren wurde, heißt…?

Vitaminstars

…nein das ist kein von einem bekannten östereichischen Supermarkt gesponserter Eintrag. Aber süß sind sie schon, die Vitaminstars (pro 300 Euro Einkauf bekommt man einen gratis, aber drei sind geschenkt worden, da ich seit Mitte September noch nicht 1.200 Euro ausgegeben habe, ich kann beruhigen):

Zu sehen im Bild: Carlos Banana, Kirschkowskis, Gina O. Bergina und K. Rot.

TV-schauen, drei

So, ich komm gerade eigentlich nicht zum Bloggen, es ist wirklich Herbst derzeit, das Kind ist krank und ich hab natürlich jetzt auch noch eine wichtige Deadline und kochen, bügeln, waschen und aufräumen sollt ich auch noch.

Aber trotzdem kurz: also wie man wahrscheinlich aus Funk und Fernsehen weiß, ist Felix Baumgartner tatsächlich gesprungen. Und es war so geil! Ehrlich. Es sah am Sonntag ja schon wieder ein bisschen so aus, als würde die Aktion erneut verschoben werden, aber tatsächlich überschlugen sich dann die Ereignisse, der Balllon wurde gefüllt und früher als erwartet, hob Baumgartner dann auch wirklich ab. Er grinste, seine Mutter weinte. Ich konnte mich so gut in sie hineinversetzen. Wenn man da so unten steht und nicht weiß, ob man sein Kind nochmal wiedersehen wird… Erst letztens erzählte mir eine Mama, dass ihre Hebamme gesagt hat, das Loslassen des Kindes beginnt mit dem Durchtrennen der Nabelschnur und das ist auch wahr, aber hier Loslassen zu können, bedarf schon einer gewaltigen Anstrengung, denke ich mir.

Nun gut, dann dauerte es sehr lange, bis der Ballon die richtige Höhe erreicht hat.Die Nervosität nahm etwas ab denn ab einer gewissen Höhe ist die Gefahr dann wieder geringer als bis ca. 3000 m, wo man keinen Notausstieg machen kann. Richtig spannend wurde es, als Baumgartner bei 38.000/39.000m Anstalten machte, jetzt doch wirklich auszusteigen. “Fast wie zu Silvester” twitterte ich und jemand antwortete: “Silvester ist ein Schaß dagegen”. Als er sich so hinausbeugte und man ganz klein unten die Erde sah… Mann, Mann.

Der Absprung verlief gut, und dann wurde es haarig. Es passierte genau das, was eigentlich nicht passieren sollte, Baumgartner geriet ins Trudeln, ein schnelles Drehen um die Achse (später gab er an, er wäre dabei fast ohnmächtig geworden, bin nicht sicher, was dann passiert wäre, hätte sich der Fallschirm geöffnet?). Da war man sich dann kurz nicht sicher, ob das jetzt nicht ziemlich tragisch enden wird und man das lieber nicht mitansehen will… aber er fing sich wieder und der Rest der “Fahrt” verlief überraschend easy-aussehend, bis er schließlich wieder am Boden landete (beim Absprung hatte er gesagt: “I’m coming home”). Adrian möchte das übrigens auch mal machen, ins All und so. Ähem…

Ein fazinierendes TV-Ereignis und erstaunlicherweise war es auf Twitter plötzlich ganz still, was die nörgelnden Aussagen betraf. Viele räumten auch ein, dass es dann doch recht beeindruckend gewesen wäre…

Grown up

Ich finde es immer witzig, wenn ich auf Facebook Fotos ehemaliger Schulkolleginnen sehe, die damals echt nichts ausgelassen haben, an Parties und Erfahrungen, die ich und andere bewundert haben, für ihre Unerschrockenheit und Freiheit, und ja, diese Mädels haben jetzt fast alle echt süße Babies. Und sind echt glücklich darüber, das kann man sehen.

Das bringt mich zur Frage, ob man mit Mitte 30 einfach zwangsläufig einen extremen Hormoneinschuss bemerkt, gegen den man sich im zweifelsfall nicht wehren kann, oder ob die wilden Mädls sich einfach auch damals schon nach Geborgenheit und Beziehung gesehnt haben und die Gründe für ihr Auftreten andere waren, als man damals gedacht hat.

Ich selbst war als 13, 14 jährige extrem unsicher, meinem Empfinden nach das schüchternste und unscheinbarste Mädchen an der Schule. Was jetzt auch irgendwie bestätigt wurde, denn nachdem ich einen ehemaligen Mitschüler auf Facebook angeschrieben habe, hat sich herausgestellt, dass er sich nicht an mich erinnern kann. Autsch. Er selbst war übrigens damals ein cooler Hund, Klassenhero sozusagen.

Im weiteren Gespräch mit ihm hat sich allerdings herausgestellt, dass er sich selbst als ziemlich unsicher und unglücklich empfunden hat, damals. ER! Wahnsinn. Mit so einem Outing hätte ich nicht gerechnet. Und dann sagte er mir etwas, was mich wirklich zum Nachdenken gebracht hat: das in Wahrheit ich die Coolere von uns beiden gewesen sei, weil ich authentisch war. Ich glaub, wenn man so miteinander reden kann, ist man wirklich erwachsen geworden und das im positiven Sinn.

Tja liebe Pubertierende, die ihr derzeit vielleicht sehr mit euch selbst zu kämpfen habt. Vielleicht erfahrt ihr in zwanzig Jahren, dass ihr gerade wesentlich cooler seid als ihr jetzt gerade denkt!