almis personal blog

Tarantinos zehnter Film

Quentin Tarantino hat ja schon vor einiger Zeit kundgetan, dass er nur zehn Filme drehen wird und etwas beamtenmäßig quasi mit Mitte 60 in Pension gehen will.

Vor ungefähr einem Jahr wurde bekannt, dass sein letzter Film The Film Critic heißen würde und das war für mich sehr erfreulich, denn erstens klingt das nach einem Plot, der mich sehr interessiert und zweitens danach, als könne man nicht mehr als ein vielleicht zehnminütiges Gemetzel einbauen. Jetzt werden einige sagen, da passt ja eigentlich überhaupt kein Gemetzel, aber Tarantino findet ja immer einen Vorwand. Ich meine, dass es wenige Hollywood Auteurs gibt, die bessere Monologe oder Dialoge schreiben als Tarantino, aber auf die Gewalt in seinen Filmen könnte ich persönlich sehr gut verzichten (auch wenn ich weiß, dass sie oft integraler Bestandteil der Handlung sind).

Die Filmkritikerin, die Tarantino ursprünglich porträtieren wollte, wäre Pauline Kael (1919-2001) gewesen, die bekannteste Rezensentin in den USA wahrscheinlich überhaupt, deren Kritiken als Kunstwerke für sich gelten. Ich kenne sie schon durch die Referenzen von Roger Ebert, ein ebenfalls sehr prominenter Filmkritiker, von dem ich einige Bücher gelesen habe. Als Tochter von jüdischen polnischen Einwandern schlug sich Kael später als alleinerziehende Mutter mit allen möglichen Jobs durch, um ihrem Kind eine notwendige Herzoperation zu finanzieren. Ihr Kurzzeit-Ehemann, der nicht der Vater war, übernahm dann die Kosten für die OP und machte sie außerdem zur Managerin seines Kinos. Kael schrieb 30 Jahre für den New Yorker, arbeitete auch ein Jahr direkt im Filmbusiness als Produzentin in Hollywood – wechselte dann aber wieder zurück auf die andere Seite. Ihre Fans nannten sich “the Paulettes”, Clint Eastwood bezeichnete sie als seine Nemesis, George Lucas erfand eine Filmfigur, die nach ihr benannt wurde – “General Kael”. Kael veriss seinen Film und bezeichnete die Figur als “hommage à moi”. Kael hatte die Fähigkeit, Filme “hinauf”- manchmal auch “hinunter” zu schreiben. Später erkrankte sie an Parkinson und zog sich aus der Öffentlichkeit zurück.

Naja und jetzt macht Tarantino diesen Film doch nicht. Ich finde, jemand anderer sollte ihn doch noch drehen, es klingt so spannend. Nachdem ich das heute alles ein bisschen nachgelesen habe, habe ich mir gleich ein Buch mit Kaels gesammelten Rezensionen bestellt, namens 5000 Nights at the Movies. Ich werde dann sicher etwas darüber berichten können.

ESC 24 – die Texte

Ich hatte übrigens recht, der heurige ESC Beitrag aus Estland mit dem Titel (Nendest) narkootikumidest ei tea me (küll) midagi ist lang, nämlich der längste bisher beim Songcontest eingereichte. Und es wird noch besser, denn in Übersetzung heißt das “Über diese Drogen wissen wir doch nichts”. Die EBU hat diesen Titel zugelassen, während sie so manches “Shit” aus anderen Texten entfernt hat, wie zum Beispiel aus Izaaks Song Always on the run. Und da war “Shit” das Einzige, was vielleicht noch eine Spur edgy gewesen wäre. Anscheinend war es der EBU zu mühsam, die estnische Übersetzung zu googlen, und/oder sie haben sich gedacht, das versteht eh (fast) keiner. Dass der spanische Beitrag Zorra, Schlampe, heißt, war der EBU offenbar ebenso egal.

Auch sonst findet man einige ganz witzige Dinge, wenn man die heurigen Songtexte genauer ansieht – vor allem einmal, dass es doch relativ viele Beiträge gibt, die zumindest teilweise in Landessprache verfasst sind, nämlich 18. Das war schon mal anders. Von manchen Songtiteln würde man spontan ja eher abraten, weil sie sehr Kalauer-geeignet sind, wie zum Beispiel der Song Hollow für Lettland. Einen Song Unforgettable zu nennen, wie das Schweden tut, ist zwar nicht per se schlecht, allerdings sollte der Song dann auch dementsprechend eindrucksvoll sein; ob das gelingt, darüber kann man geteilter Meinung sein. Mich erinnert es ein bisschen an “Intelligent Music Project”, die bulgarische Band von vor zwei Jahren, die trotz ihres selbstbewussten Namens das Finale dann nicht erreicht haben. Dizzy für UK ist ebenfalls ein bisschen schwierig und nicht unbedingt positiv konnotiert und La Noia, die Langweile, wie Italien, hätte ich jetzt auch nicht gewählt.

Beim eher kontroversiellen irischen Beitrag Doomsday Blue wurde im Reaction-Video gesagt, das sei kein Song, sondern da würden einem nur Harry Potter Zaubersprüche wie “Avada Kedavra” entgegen geschrien. Ich kenne mich zwar bei Harry Potter nicht aus, aber Google bestätigt diese Behauptung. Die Zypriotin Silia Kapsis singt: “Waking up in the morning and I’m feeling like ooh-la-la”. Ich würde mal sagen, die wenigsten fühlen sich beim Aufwachen “oh-lala”, noch dazu, wenn sie danach gleich den Lover rausschmeißen, weil der ein Liar ist, aber ok. Der Kroate Baby Lasagna wiederum zieht von daheim aus und verabschiedet sich von den Eltern. Er hat seine Kuh verkauft und sagt zu seiner Katze: “Meow cat, please meow back” und diese Zeile fügt sich nahlos in den gleichermaßen kindlich-verspielten, wie auch sentimentalen Gesamtkontext ein.

Soviel mal für heute.

Gedanken

Heute hatte ich ein interessantes Treffen. Irgendwann mitten in der Coronazeit hab ich begonnen, für einen neuen Auftraggeber zu arbeiten. Wir haben seitdem immer nur geschrieben bzw. telefoniert und uns nie bisher getroffen. Zuerst war eben Corona und dann ergab es sich irgendwie auch nicht, weil sie auch in einem sehr hektischen Geschäftsfeld arbeiten, aber für heute wurde ich eingeladen, in ihr Büro gleich in der Nähe vom Stadtpark.

Stadtpark 17. April 2024 – wieder mal viel zu früh dran und noch schnell 5.000 Schritte gegangen harhar

Ich finde es ja extrem nervig, dass ich vor solchen Gelegenheiten nicht so gut schlafe und nervös bin und viel zu früh dran bin ich sowieso; ich mein, es ist ja kein Vorstellungsgespräch, ich mache den Job jetzt bereits drei Jahre. Die Chefin, der Chef sind beide lieb, sie sind zufrieden mit meiner Arbeit. Und ich freue mich ja, diese Menschen auch persönlich kennenzulernen. Aber ich denke dann immer, hoffentlich enttäusche ich niemanden und hoffentlich stehle ich niemanden die Zeit und ja, ich weiß, dass es lächerlich ist, aber can’t help. Ich habe zwar bessere Coping-Mechanismen als früher, das heißt, man merkt es mir nicht so an, aber es ist trotzdem so, dass ich mir viel zuviele Gedanken mache.

Meine Freundin K. hat mir vor kurzem dazu gesagt, das wäre halt ich, ich bin halt nicht “cool” und mir sind Sachen halt nicht wurscht und ich steigere mich halt in Dinge hinein, aber das wären ja auch gute Eigenschaften und ich könne das auch positiv sehen, so ein Mensch sei ich eben, der sich “einen Kopf macht”. Das hat mir geholfen, diese Verhaltensweise nicht so zu problematisieren. Aber einen Blogpost muss ich trotzdem dazu schreiben, das ist halt auch sowas wie Therapie.

Das Treffen bzw. Frühstück war dann auch wirklich total nett und es wird auch die nächsten Jahre viel interessante Arbeit geben und ich bin eine Stütze und das ist ja sehr schön zu hören.

Die Affäre der Sunny von B.

Heute etwas Retro-Kino.

Letztens habe ich Die Affäre der Sunny von B. erstmals gesehen, ein Film aus dem Jahr 1990, in dem Jeremy Irons eine Hauptrolle spielt und dafür den Oscar erhalten hat. Der Film beruht auf der wahren Geschichte der Sunny von Bülow (im Film Glenn Close), einer millionenschweren US-amerikanischen Erbin, ihrer (zweiten) Ehe mit Claus von Bülow (Irons) und ihrem, wenn man so will, langen Tod. Sie fiel 1980 ins Koma und starb letztlich 2008, ohne noch einmal das Bewusstsein wiedererlangt zu haben.

Im Film wird Claus beschuldigt, seine Frau mit Insulin vergiftet zu haben, weil die Ehe in einer schweren Krise war. Bei der ersten Insulinüberdosis dauerte das Koma nur einen Tag. Ein Jahr später wiederholte sich das Ereignis, mit den bekannten Folgen. Claus von Bülow wurde erstinstanzlich des Mordes für schuldig befunden und zu 30 Jahren Haft verurteilt. Mit Hilfe des Harvard Professors Alan M. Dershowitz (Ron Silver) rollt er den Fall neu auf und genau davon handelt der Film.

Dieser Film, dessen englischer Originaltitel natürlich wesentlich passender The Reversal of Fortune heißt, läuft zunächst auf ein klassisches Gerichtssaal-Drama Szenario zu. Anwalt Dershowitz versammelt seine begabtesten Studenten um sich, und zwar sprichwörtlich in seinem eigenen Haus, damit sie ihn bei der Recherche und letztlich Entlastung des Angeklagten helfen, jeder bekommt ein eigenes Themenfeld. Und das, obwohl Dershowitz selbst zunächst nicht sicher ist, ob von Bülow schuldig ist oder nicht.

Gleich zu Beginn will eine der Studentinnen, die idealistische Minnie (Felicity Huffman) aussteigen, weil sie sich als eine moralische Instanz begreift – und von Bülow für den Täter hält; folglich kann sie ihn nicht vertreten. Dershowitz hält ihr daraufhin eine äußerst amüsante, flammende Rede, die nicht von Moral handelt, Zitat: “If lawyers only defended innocent clients there would only be twelve defense attorneys and none of you would be able to find a job.” Sie handelt vom Recht auf eine Verteidigung für jeden, denn, so Dershowitz zu Minnie: “You’re sure he is guilty, a hundred percent sure?” Er spricht von Ambivalenzen und er spricht davon, dass von Bülows Stiefkinder den ersten Prozess durch ihre finanziellen Mittel in die Bahn gelenkt haben, die sie wollten. Soll Geld zukünftig über Schuld oder Unschuld entscheiden?

Die Affäre der Sunny von B. ist eine dialoglastige Persönlichkeitsstudie gleich mehrerer Personen, nicht nur Claus, sondern auch Alan und Sunny (die teilweise als nicht-allwissende Erzählerin zum Einsatz kommt und aus dem Koma spricht) Sunny ist bzw. war schwer depressiv, von diversen Drogen abhängig und ohne Sinn im Leben, da hilft das ganze Geld nichts. Claus ist ein schwer zu fassender Charakter, mit seiner manierierten Sprechweise (quasi wie sich ein Deutsch-Däne einen britischen Akzent vorstellt) und seiner stocksteifen Haltung, seinem trockenem Humor, der nicht ankommt, weil Claus zu diabolisch für Ironie wirkt, und seinem Drang danach, endlich wieder arbeiten zu dürfen (ein ewiger Streitpunkt mit Sunny, die ihm das nicht erlauben will). Und schließlich im Gegensatz dazu Alan, der arbeiten “darf”, für den sein Beruf auch alles ist, der das Haus mit Menschen und Arbeit füllt um – wie seine Ex, ebenfalls eine mithelfende Juristin nebenbei feststellt – über nichts anderes nachdenken zu müssen.

Den großen Gerichtshow Moment erleben wir hier ebensowenig wie ein abschließendes Resümee über Claus von Bülow oder der High Society an sich. Ich mag den Film, weil er so unklassisch inszeniert ist, hin und her springt und herrlich skurille Szenen hat, wie die als Claus mit dem ganzen Studentenrudel in einem chinesischen Lokal isst – wie ein kompletter Fremdkörper und doch endlich einmal so etwas wie fröhlich erscheint. Die Mahlzeiten in der Bülow’schen Villa, so sagt Claus etwas später im Film, wären immer sehr ernst und wortkarg verlaufen.

Man hätte diesen Film sehr viel konzentrierter gestalten können, mit einem Nervenkitzel-Showdown, von mir aus der amerikanischen Flagge und Justitia, die Recht gesprochen hat, die Gerechtigkeit, die triumphiert (oder auch nicht, je nach eigener Sichtweise) Jedenfalls mit ganz viel Pathos, aber mir gefällt gerade diese Hemdsärmeligkeit, dieses irgendwie Improvisierte, dieser Hybrid auch aus verschiedenen Genres. Dass man nicht das bekommt, was man erwartet hat, finde ich hier eine sehr reizvolle Symbolik angesichts der erzählten Geschichte.

Gebrauchsanweisung für den Sommer

Das neue Jahr fängt am ersten Jänner ein, ein bisschen aber auch immer am ersten richtig warmen Wochenende.

Weil das Leben einem vorspielt, es würde einfacher werden, es tatsächlich aber schwieriger wird. Weil alles draußen stattfindet, weil man sich nicht mehr verstecken kann. Weil die Ameisen kommen und die Fliegen, die sich in den Vorhängen verheddern. Weil man wieder die Gespräche der Nachbarn mithört, die man fast vergessen hatte. Weil einem das schlimmste Geräusch des Sommers einfällt, die Lautsprecherdurchsagen im Stadion. Das schief gesungene Son of a Preacher Man und Proud Mary. Weil man konzentrierter hätte schreiben sollen, als es dunkel und kalt war, weil sich das Kino jetzt oft falsch anfühlt. Weil. Weil man sich daran erinnert, wie jemand im Frühling gerochen hat, weil die Sonne einen blendet, weil die Füße schmerzen, von den neuen Schuhen.

Weil man jetzt gut gelaunt sein soll, weil man jetzt Antworten haben soll, weil man schon weiter sein soll als man ist, mit allem. Weil. Weil das erste Grillen das beste ist und das erste Bier und das erste Eis. Weil man nicht weiß, was man anziehen soll, weil es immer etwas anderes ist, in der Früh, zu Mittag und am Abend. Weil alles gleich ist, weil alles anders ist. Weil nach dieser ersten Wärme eine noch größere Wärme kommt. Weil man zu viel sagen will, weil man gar nichts sagen will. Weil man Illusionen hat, weil man nicht verreisen möchte, weil man darauf wartet, dass alle in ihre Autos steigen und aus der Stadt hinaus fahren, weil man an die jungen Frauen an den Bushaltestellen denkt, früher, als man ein Kind war, und an den Bub, der immer mit Krücken gegangen ist, weil man da immer weinen wollte, als man ihn gesehen hat. Weil.

Konfliktbewältigung

Ich (zum Kind): “Du gehst mir heute echt total auf die Nerven!”

Kind (zu mir): “Du gehst mir heute auch total auf die Nerven!”

Fünf Sekunden Stille. Wir gehen nebeneinander her.

Kind (das schon um ein Stück größer ist als ich, legt die Hand um meine Schulter): “Ohhh!”

Ich (lege den Kopf auf seine Schulter): “Ohhh!”

Konflikt gelöst. Große Kinder sind toll und zuweilen auch reifer als man selbst.

ESC – Mein Ranking 24

Nachdem mir Marco Schreuder persönlich gewhatsappt hat, ob ich nicht meine ESC-Wertung für den Merci Cherie Podcast abgeben will, was ich sehr nett fand – hier kann man übrigens mitmachen – habe ich also heute tatsächlich mein diesjähriges ESC-Ranking der besten 10 eingereicht. Dazu noch eine Sprachnachricht, warum ich wem 12 Punkte gegeben habe. Ich schreibe ja lieber, aber naja, zu hören dann in zwei Wochen.

Und weil es sicher alle vor Neugier platzen (harhar), hier meine Wertung im Detail:

12 Punkte – Belgien – Mustii – Before the party is over

10 Punkte – Schweiz – Nemo – The Code

8 Punkte – Ukraine – Alyona Alyona & Jerry Heil – Teresa & Maria

7 Punkte – Litauen – Silvester Belt – Luktelk

6 Punkte – Israel – Eden Golan – Hurricane

5 Punkte – Estland – 5miinust & Puuluup – “(nendest) narkootikumidest ei tea me (küll) …”

4 Punkte – Kroatien – Baby Lasagna – Rim Tim Tagi Dim

3 Punkte – Griechenland – Marina Satti – Zari

2 Punkte – Niederlande – Joost Klein – Europapa

1 Punkt – Italien – Angelina Mango – La Noia

Ich finde meine Wertung eigentlich sehr divers (harhar), Frauen, Männer, nonbinäre Personen, Nord bis Süd, Ost bis West, Landessprachen und Englisch, Balladen, Rap, Elektro, Pop/Rock, lustig, traurig, alles dabei.

Dass die ukrainischen Teilnehmerinnen gerade über Mutter Teresa und Maria singen (und rappen) ist überraschend, ich bin froh, dass dieses Jahr mal wieder über den Song an sich gesprochen wird. Aber bitte kauft keine Waffen mit der etwaigen Siegerprämie. Wie ich schon geschrieben habe, halte ich The Code für den vielleicht innovativsten Song des Bewerbs und er hat die ewige ESC-Botschaft “sei der, der du bist” – auch wenn einiges Zeitgeist-Posing dabei ist, das hat was. Na und Belgien liebe ich einfach, weil so schön und schmerzvoll gleichzeitig, und Mustii gibt einem Philipp Hochmair-Vibes deluxe.

Verflogen

Da trifft man jemanden, den man lange nicht gesehen hat und zuerst ist es ein bisschen eigenartig und schwierig und man hat Angst, dass der andere gleich wieder wegläuft. Aber dann sitzt man nebeneinander und beginnt zu reden und der andere hält die eigenen Hände fest, und alles ist auf einmal gut, vertraut und geborgen.

Und dann läutet der Wecker, weil es ist ein (früher) Formel 1 Sonntag. Schade.

Aber schön wars trotzdem.

Ripley neu

Vor einigen Tagen hatte eine neue Miniserie auf Netflix Premiere – Ripley, basierend auf dem Patricia Highsmith Roman Der talentierte Mr. Ripley (unbezahlte Werbung)

Sie umfasst acht Teile, jeder Teil dauert etwa eine Stunde (mal etwas kürzer, mal etwas länger), und wenn man bedenkt, dass der Roman jetzt nicht extrem dick ist, ist das ganz schön viel. Nachdem ich sowohl den Roman erst kürzlich gelesen, als auch die Verfilmung von Anthony Minghella aus dem Jahr 1999 gesehen habe, war ich sehr gespannt, was Regisseur und Drehbuchautor Steve Zaillian daraus gemacht hat. Zudem spielt Andrew Scott (der “hot priest” aus Fleabag) die Titelrolle. Ich habe zwei Abende mit Ripley verbracht und einige Zeit in der Sonne, um darüber zu schreiben.

Viel kann ich noch nicht verraten, weil ich alles in meiner Kolumne für Uncut ausführlich besprochen habe, aber gerade die ersten Folgen waren durchaus herausfordernd. Weil die Serie ist langsam, wirklich langsam erzählt. Und das sage ich als jemand, der damit an sich kein Problem hat. Und: Sie ist komplett schwarz/weiß gedreht. Sie ist sehr düster und quasi das komplette Gegenteil zum Minghella-Film, der bunt und voller Lebensfreude war.

Einer der besten Freunde von Dickie Greenleaf (im Film Jude Law), jener Dickie, den Tom Ripley (Matt Damon) in Italien aufspüren und nach Hause bringen soll, ist Frederick Miles (Philipp Seymour Hoffmann). Miles ist ein richtig oberflächliches amerikanisches Arschloch, das sich einbildet, der bessere Italiener und überhaupt ein Geschenk Gottes an die Welt zu zu sein, komplett von sich eingenommen und total neben der Spur. Und so großartig gespielt! Auf Twitter wurde das gerade gewürdigt:

Solche Szenen sieht man in Ripley nicht. Freddie Miles wird in der neuen Version von einer nonbinären Person (Eliot Sumner, das Kind von Sting) gespielt, der/die zwar eindrucksvoll ziemlich abseitig agiert, aber quasi das komplette Gegenteil des flamboyanten Schwerenöters der Vorlage (und des Filmes) ist.

Ein User schreibt in der Internet Movie Database über Ripley: “I’m 5 episodes in and I want to jump off a tall building.” Harhar. So schlimm fand ich es jetzt nicht, aber ich habe doch einige Fragen. Bald in meiner Kolumne zu lesen, die ich hier, wie man merkt, anteasere.