almis personal blog

The Perks of Being a Wallflower

Nachdem ich die Englisch-Literaturliste vom Kind gesehen habe, war ich begeistert. Normal People von Sally Rooney??! Das Kind: Ich hab mir was anderes ausgesucht. Ich: Waaaaas? Harhar. Aber es hat den Vorteil, dass ich jetzt eben auch was lese, was ich noch nicht kenne, denn ich lese die Bücher dann nach ihm, in diesem Fall The Perks of Being a Wallflower von Stephen Chbosky, ein recht kultiger Coming of Age Roman.

Ist das auch wieder so ein Miseryporn, wie es Chucks war? Zunächst hat es den Anschein, denn es passieren auch hier extrem viele unangenehme bis traumatische Dinge von Suizid über Missbrauch, Drogenerfahrungen und psychische Krisen etcetera. Aber ich sag wie es ist: Dieses Buch ist erstens trotzdem viel lebensbejahender und hoffnungsfroher und zweitens auch um einiges besser geschrieben, nämlich sehr poetisch. Es hat mir richtig gut gefallen und es lässt einem, trotz der schweren Themen, mit einem guten Gefühl zurück.

Der Protagonist ist Charlie, der im Roman 15 Jahre alt ist und – so wie ich – 1976 geboren. Er wird als Wallflower bezeichnen, oder Mauerblümchen, weil er gewisse Schwierigkeiten hat, mit anderen in Kontakt zu kommen. Es gibt die üblichen Streiteren in der Familie, aber seine Eltern und Geschwister sind auch sehr unterstützend. Charlie befreundet sich mit Patrick und Sam, die schon in die Abschlussklase besuchen, er liest gerne und schaut Filme und denkt dann über das nach, was er gelesen und gesehen hat. Und das ist sehr interessant.

Das Buch ist als Briefroman aufgebaut, wobei man nicht weiß, an wen Charlie schreibt, der Adressat wird immer nur “Dear friend” genannt und schreibt anscheinend nicht zurück, zumindest erfahren wir von den Anworten nicht. Es gibt viele schöne Sätze, die man zitieren kann. Einmal sieht sich Charlie einen Film mit seiner Freundin an und meint: “The movie itself was very interesting, but I didn’t think it was very good because I didn’t really feel different when it was over.” Ein anderes Mal sagt Sam zu ihm: “You can’t just sit there and put everybody’s lives ahead of yours and think that counts as love”. Sätze, über die ich länger nachgedacht habe.

Charlie liest Bücher von William S. Burroughs und J.D Salinger und – tataa, einmal auch The Fountainhead (dieses Buch verfolgt mich) und sein Professor gibt ihm den Rat bei diesem Buch: “It’s a great book. But try to be a filter, not a sponge.” Ein toller Ratschlag, ein lesenswertes Buch.

Emilia Pérez

Am Donnerstag habe ich mir zum zweiten Mal Emilia Pérez angeschaut. Das Kind danach: Und, schaust ihn nochmal? Ich: Vielleicht. Ich finde denn Film sooo schön. Trotzdem traue ich mich nicht, ihn wirklich jemanden zu empfehlen, weil er schon auch sehr schräg ist und mir jemand auf meine Empfehlung hin danach auch sagen könnte: WTF? Ja, es ist diese Art von Film. Es ist quasi das Gegenteil von Crowdpleaser Konklave, wo ich mir denke, dass den alle irgendwie mögen. Ich werde aber versuchen, meine Eindrücke darzulegen

Emilia Perez ist das neue Werk des französischen Regisseurs Jacques Audiard. Es geht darum, dass der mexikanische Kartellboss Manitas del Monte (Karla Sofía Gascón) schon seit jeher den Wunsch hat, eine Frau zu werden. Er wendet sich an die ambitionierte Anwältin Rita Moro Castro (Zoe Saldana), die sich auch durch erzwunge Kooperation mit dem System nur halbwegs über Wasser halten kann. Rita soll ihm gegen sehr gute Bezahlung helfen, eine passende Klinik im Ausland zu finden und sich danach um seine Frau Jessi (Selena Gomez) und die beiden kleinen Söhne zu kümmern. Denn er hat nicht vor, seiner Familie von seinen Plänen zu erzählen und muss sie deshalb hinter sich lassen. Rita macht sich auf die Suche nach einem geeigneten Arzt…

ACHTUNG MILDE SPOILER

Wie ich schon kurz während der Viennale erörtert habe: Dieser Film “geht” eigentlich nicht. Er ist in einem korrupten, umbarmherzigen Mexiko angesiedelt, er handelt von Transition eines “Capos”, es wird gesungen und getanzt als gäbe es kein Morgen und ein bisschen ist er auch ein Märchen, würde ich sagen. Zielgruppe: Nicht unbedingt vorhanden.

Dem Film wird außerdem gleichzeitig vorgeworfen Trans-Propaganda zu betreiben und transfeindlich zu sein. Ich würde sagen: Alles richtig gemacht. Tatsächlich stimmen m.E. beide Befunde nicht. Denn hier geht es nicht um irgendwelche Pronomen, dieser Film hat keine Agenda oder Ideologie und will das Publikum von nichts überzeugen, aber er geht sehr empathisch mit seiner Protagonistin um; und: er will einfach nur eine Geschichte erzählen. Und wie angenehm ist das! Einfach eine Geschichte ohne Belehrungen. Eine individuelle Erfahrung, ohne Anspruch auf Zwang irgendein gesellschaftspolitisches Statement zu generieren. Oder wie Christian Fuchs im fm4 Filmpodcast sehr zutreffend sagte (noch ohne den Film zu kennen): “Audiard ist jemand, der immer ein bisschen am Zeitgeist dran ist, aber so seinen eigenen Blick auf manche Dinge hat.” Genau das.

In der kommenden Oscar Season wird noch darüber diskutiert werden, wieso Karla Sofia Gascón als Hauptdarstellerin ins Rennen geht, und Zoe Saldana als Nebendarstellerin. Saldana hat sogar fünf Minuten mehr Sceentime. Als ich Emilia Perez das erste mal gesehen habe, bin ich gefühlsmäßig eher bei Saldana, also der Anwältin, gewesen, diesmal bei Gascon als Manitas/Emilia. Das ist ein interessantes Phänomen, das ich so noch nicht erlebt habe. Aber hier haben wir es tatsächlich mit zwei “Leads” zu tun, Selena Gomez ist ganz eindeutig die Nebendarstellerin. Alle drei sind so unterschiedlich, aber jede für sich absolut überzeugend.

Vor allem aber fasziniert mich Emilia Perez, weil dieser Film für mich ein bizarres audiovisuelles Kunstwerk ist. Ich liebe die Musik, die oft melancholisch-rezitativ und aber auch catchy ist. Es gibt Szenen, da kann man lachen und weinen gleichzeitig. Hier wird das Laden von Maschinengewehren zu einer Art choreografisch durchkomponierten Tanz. Noch nie sah Mexiko City so schön aus. Es geht um Selbstermächtigung, Empathie und Buße. Ich liebe das wirklich sehr, deshalb sind mir die Dinge, die man vielleicht hier und da beanstanden könnte, egal. Ich werde vermutlich noch öfter was dazu schreiben, bis zu den Oscars. Sorry. Harhar.

Autofiktion

Ich denke schon länger darüber nach, weshalb ich praktisch nie bei Schreibwettbewerben mitmache oder bei irgendwelchen Workshops oder Kursen und warum mich das so wenig interessiert.

Meistens gibt es da ja ein vorgegebenes Thema oder Übungen oder ähnliches und dazu muss man einen Text verfassen, das ist ja gut so und auch interessant, aber ich glaube, deshalb schreibe ich halt nicht. Ich schreibe praktisch immer über Dinge, die schon in mir drinnen sind, über die ich schreiben muss, weil ich etwas festhalten, ergründen oder aufarbeiten will. Ich weiß nicht, ob das gut oder schlecht ist und zu welcher Art von “Schriftstellerin” mich das macht, aber es ist so.

Vorher zum Beispiel bin ich spazieren gegangen, es hat gerade gedämmert, es war kühl und doch irgendwie auch behaglich und da denke ich mir oft, das ist nicht nur meine Luft und mein Licht und mein November, meine Verletzlichkeit und mein Gedanke, Unterschlupf zu finden oder Unterschlupf zu geben, vor der Welt. Da ist immer jemand bei mir, an den ich dabei denke, und deshalb muss ich schreiben, um es festzuhalten, damit etwas bleibt, damit ich es verstehe.

Seinfeld, zwei

Die nächste Folge von Seinfeld, die ich hier besprechen möchte, ist die 49., betitelt The Opera. Jetzt wird es etwas kompliziert.

Kramer hat Karten für die Oper Pagliacci (auf deutsch: Der Bajazzo, was eigentlich “Clown” heißt) mit Luciano Pavarotti und möchte, dass alle ihn begleiten. Obwohl Jerry nicht so der Opernfan ist sagt er zu, sowie auch Elaine und ihr neuer Freund, den noch niemand kennengelernt hat. Es handelt sich (was niemand weiß) um “crazy Joe Davola”, der in psychiatrischer Behandlung ist und Jerry schon seit längerem immer wieder bedroht. Kurz vor Beginn der Oper, findet Elaine heraus, dass Joe wahnsinnig ist und lädt ihn wieder aus. Joe vermutet aufgrund ihres dann distanzierten Verhaltens, dass sie einen anderen hat und nennt sie “Nedda”.

Die Arie Vesti la Guibba (“Zieh das Kostüm an”) ertönt in dieser Folge immer wieder im Hintergrund und die Handlung von Seinfeld parodiert die der Oper. Denn dort gibt es das Zirkusehepaar Canio, der den weißen Clown verkörpert, und eben Nedda. Canio findet heraus, dass Nedda ihn mit Silvio betrügt und verlassen will, muss aber an diesem Abend auftreten. Im Laufe der Vorstellung ersticht er sowohl Nedda als auch Silvio (was in Seinfeld quasi Elaine und Jerry wären).

Am Abend der Vorführung warten Jerry und Elaine in der Schlange, George und Kramer versuchen noch, ein paar Karten schwarz zu verkaufen, während sich Joe in einem weißen Clownskostüm nähert. Kurz bevor sie ihm begegnen, kommt Jerry natürlich darauf, wer der Freund von Elaine ist, sie sehen ihn in seinem Kostüm, und beide flüchten geradezu panisch ins Gebäude. Erleichtert, ihn abgeschüttelt zu haben, fragt Jerry nachdem alle sitzen, wem Kramer seine überzählige Karte verkauft hat und Kramer antwortet: “Some nut in a clown suit.”

Wenn man die Oper gut kennt (was ich nicht tat, harhar), hat die Folge diese tolle Metaebene. Wenn man damit nicht vertraut ist, fängt man an zu recherchieren (wie ich). Tatsächlich kennt man nach The Opera die Handlung von Paggliaci von Ruggero Leoncavallo, eine “veritistische” Oper und das liebe ich so an Seinfeld, das Verweben einer Comedy Handlung mit vielen Bezügen zur “Hochkultur”. Und Clowns sind sowieso immer gut als Horrorelement.

Am Ende der Folge wird nicht das Seinfeld-Motiv gespielt, sondern eben Vesti la Guibba, das wohl jeder kennt ohne zu wissen, woher. Queen haben das Motiv von Vesti la Guibba im Intro zu It’s a Hard Life verarbeitet.

ESC: Melfest 2025

“Dr. Eurovision” Irving Volter sagte einmal über Schweden als ESC Teilnehmer: “Die Schweden haben es einfach drauf, seelenlosen Massenpop so zu verpacken, dass man ihn gut findet.” In diesem Sinne News von, wenn man so will, Bayern München des ESC, und zwar vom Melodifestivalen, dem berühmten schwedischen Vorentscheid. Es werden nächstes Jahr gleich zwei ehemalige ESC-Stars erneut teilnehmen. Und in der Bubble alle so: Nicht schon wieder ein schwedischer Sieg.

Es handelt sich um Måns Zelmerlöw und John Lundvik. Ganz ehrlich: Ich hatte (und habe bis heute) keine Liebe für Too Late For Love, dem Song, mit dem Lundvik 2019 antrat. Ich mag solchen Soul-Gospel Schmalz ja überhaupt nicht und das Lied war so unfassbar generisch und altbacken, dass es für mich schwer auszuhalten war. Aber Gott sei Dank sind Geschmäcker ja verschieden und so wurde Lundvik trotz meines Unverständnisses Fünfter.

Zelmerlöw habe ich 2015 beim ESC in Wien live gesehen, wir erinnern uns ja alle, dass er diesen mit seinem Song Heroes auch gewann. Ich hatte andere Lieblinge, wie zum Beispiel das wunderschöne Goodbye to Yesterday aus Estland (7. Platz) das zu meinen all time ESC Favorits gehört oder den Disco Knaller Golden Boy aus Israel (9. Platz) mit den unsterblichen Zeilen: “And before I leave, let me show you Tel Aviv” Aber an Heroes fand ich zumindest den echt dunklen und beklemmenden Text super, harhar. Und Zelmerlöw war ja seitdem bei fast jedem ESC im Einsatz als Moderator, Sidekick und auch als Intervall Act. Irgendwie kann er nicht so richtig ohne Songcontest, aber die Fallhöhe ist halt enorm, wenn man schon einmal gewonnen hat.

Ich bin neugierig, ob wirklich einer von den beiden das Melodienfestivalen gewinnt und hoffe trotzdem auf eine halbwegs spannende ESC Saison.

Conklave, zwei

Der Regisseur von Conklave ist übrigens der deutsch-österreichisch-schweizerische (die Quelle sagen unterschiedliches) Edward Berger, der vor zwei Jahren Im Westen nichts Neues gedreht hat und damit sehr erfolgreich war. Ich habe den Film nicht gesehen, weil ich eine gewisse Scheu vor Kriegsfilmen habe.

Mit Conklave bringt er wieder einen Film über eine Gruppe von Männern heraus, die auch irgendwie Krieg führen, was auch im Film ausgesprochen wird. Lawrence sagt während einer Diskussion zu Bertini einmal, das sei ja eine Papstwahl und kein Krieg und Bertini daraufhin: “It is a war!!! And you have to commit to one side”.

Mein allerliebstes Zitat aus diesem Film (es kommt auch im Trailer vor, also nicht wirklich ein Spoiler) ist etwas, was Kardinal Lawrence in seiner Ansprache vor Beginn der Papstwahl sagt:

There is one sin, which I come to fear above all others. Certainty. If there was only certainty and no doubt, there will be no mystery and therefore no need for faith.

Das gefällt mir sehr gut, weil es irgendwie zum Leben passt, auch wenn man kein Kardinal ist. Es ist nicht alles immer so klar wie es vielleicht scheint. Und die Ambition von Menschen anderen permanent ihre Sichtweise aufdrängen zu müssen und nichts anderes gelten zu lassen, das ist ja ein Grundübel der Gesellschaft in der letzten Zeit. Ich finde, das verengt unnötig den Blick auf ja, eigentlich alles und es nimmt nicht nur das Geheimnis, sondern auch die Freiheit, die man hat.

Wenn man also Lust hat auf gute Schauspieler, Spannung, feine Dialoge und schöne Bilder hat – der Vatikan ist schon sehr fotogen und es sieht toll aus, wenn zum Beispiel alle Kardinäle im Regen mit weißen Schirmen über den Innenhof laufen – dann anschauen. Es wird übrigens auch gevapt und am Smartphone herumgewischt. Und es gibt tatsächlich eine Frau im Vatikan: Isabella Rossellini in einer Schlüssel-(Neben)rolle.

Conklave, eins

Vor einigen Tagen habe ich den heurigen Oscar-Crowdpleaser gesehen, wie ich ihn nennen möchte.

Also einen Film, der durchaus anspruchsvoll und ein wenig artsy ist, dabei aber auch ziemlich spannend und amüsant erzählt wird und zwar Conklave. Solche FIlme sind in hohem Maße Oscar-verdächtig, weil sie nicht polarisieren und vermutlich den meisten Juroren gefallen und deshalb wohl auch von vielen Stimmen bekommen werden. Weil bei den Oscars gibt man ja nicht nur Stimmen für den Lieblingsfilm ab, sondern eine Rangreihung.

In Conklave geht es jedenfalls – wie der recht technokratische Titel schon sagt – um eine Zusammenkunft aller Kardinäle nach dem Tod des bis dahin amtierenden Papstes. Kardinal Thomas Lawrence (Ralph Fiennes) wird dazu auserkoren, die Wahl zu leiten, obwohl er sich selbst nicht gerade als Manager sieht und generell aktuell ein paar Probleme mit seiner Kirche und dem Glauben hat. Er selbst unterstützt den progressiven Aldo Bertini (Stanley Tucci), der sich nicht um das Amt reißt, aber andere (repressive) Kräfte verhindern will. Und dann beginnt das doch sehr intrigante Spiel um die Macht…

Als Zuseherin ist man ja immer recht schnell in den Bann gezogen, wenn man sich in einem Setting vorfindet, in dem Menschen bewusst isoliert werden und in ritualisierter und streng reglementierter Form etwas wichtiges entschieden werden soll, weil das so viel Raum für spannende Gruppendynamiken aller Art bietet. Oder wie das Votivkino in seiner Kritik schrieb: “Germanys Next Topmodell meets the Vatican. Nur einer kann der nächste Papst werden.”

Dabei spielt die Religion selbst in Conklave eine geringere Rolle als man glauben könnte. Natürlich geht es ein bisschen um Konservatismus versus Aufbruch, mehr geht es allerdings um das universelle Thema Gruppenbildung bzw. Spaltung, und noch mehr um Intrige, Manipulation und wie man in einem toxischen Umfeld authentisch bleiben und das Richtige tun kann, wie Kardinal Lawrence. Lawrence ist ein guter Mensch, aber auch ein zweifelnder, ein (auch sich selbst) hinterfragender. Die Rolle des Managers der Papstwahl überfordert ihn permanent.

Ralph Fiennes ist hier so super und man kann sich generell nur wundern über die “Range”, die er hat. Vom Shakespeare Darsteller im Theater – das merkt man auch hier sehr an seiner Sprache – über den männlichen Part von epischen Liebesgeschichten wie Der englische Patient, vom schrecklichsten aller schrecklichen Nazis Amon Göth in Schindlers Liste zu hippen Typen in italienischen Thrillern wie A Bigger Splash bis zu sehr komödiantischen Rollen wie als Concergie in The Grand Budapest Hotel oder als wahnsinniger Küchenchef in The Menu. Für seinen Nebendarsteller gilt fast das Gegenteil, ich zitiere das Votivkino “Stanley Tucci als Stanley Tucci, wir lieben ihn, auch wenn er immer dieselbe Rolle spielt.” Harhar

to be continued…

Feiner Samstag

Gestern war ein feiner Tag.

Zuerst war ich mit L. frühstücken, die Geburtstag hatte. Wir waren im Freiraum (unbezahlte Werbung), wo ich jetzt schon einige Male war. An seinem Samstagmorgen ist es dort allerdings wirklich sehr voll und wir hatten Gott sei Dank reserviert. Wir haben uns für die Wiener Frühstücksbox entschieden und so sieht sie aus:

Wir haben echt gut gegessen und uns gut unterhalten (wie immer). Nächster Kinobesuch ist auch schon geplant.

Dann bin ich nachhause gefahren und mir war kalt. Mir war den ganzen Nachmittag über kalt und das empfand ich nicht gerade als optimale Ausgangsposition, um am Abend auf den Christkindlmarkt zu gehen, was aber als Patchworkfamilienausflug geplant war. Ich habe mir dann mehrere Schichten an Gewand angezogen plus Wanderschuhe und Woll-Overknees und dann war mir angenehm warm.

Christkindlmarkt am Hof am 23. November

Noch wärmer wurde mir am Hof, wo ich einen (!) Glühwein getrunken habe. Der war so gut und ist aber so eingefahren, dass ich eigentlich völlig besoffen war und einmal fast umgefallen wäre, harhar. Nun vertrage ich sowieso sehr wenig, aber es ging nicht nur mir so. Vielleicht auch nicht die allerbeste Strategie der Standlbetreiber, denn es blieb dann der einzige Glühwein des Abends.

Danach aß ich noch ein bisschen Langos vom Kind und Käsespätzle und einen Schaumbecher. Aussage eines Beteiligten: Jetzt geht das Fressen los und wir fressen jetzt bis Silvester durchgehend. Naja, es gibt schlimmeres.

Christkindmarkt am Stephansplatz, heuer in rot

Wenn ich so durch die Stadt gehe, dann erinnert mich irgendwie immer alles an jemanden, Herrengasse und Michaelerplatz und so, früher hat mich das traurig gemacht. Mittlerweile denke ich mir, er kann trotzdem immer da sein, bei mir, in meinen Gedanken. So vieles ist eine Frage der Perspektive, die man einnimmt, auch wenn das einfacher klingt als es manchmal ist. Jedenfalls tut mir das gut.

Danach fuhren wir wieder nach Hause, ich legte mich aufs Sofa und schaute noch einige Folgen Seinfeld bis zum Einschlafen.

Seinfeld, eins

Unlängst habe ich einen Artikel über die 100 besten Episoden aus Serien gelesen und nicht, dass ich jetzt deswegen eine Serie schaue, die ich noch nicht kenne, nein, ich schaue jetzt wieder mal Seinfeld. Wobei ich Seinfeld sicher erst zweimal wirklich komplett gesehen habe. Und im Moment tut es mir einfach gut.

Jeder, der Seinfeld kennt weiß: es ist die sprichwörtliche Serie über nichts. Sie lief von 1989 bis 1998. Es geht um den Freundeskreis des Stand Up Comedians Jerry Seinfeld (als quasi er selbst) – Kramer (Michael Richards), Elaine (Julia Louis-Dreyfus) und George (Jason Alexander). Und das wars. Die vier treffen sich und reden über irgendwas. Das ist im großen und ganzen die Handlung. Es ist schrullig und oft sehr witzig, mit einer Menge an Kultepisoden, sie meistens nur an einem Ort stattfinden. Auf die werde ich sicher noch zu sprechen kommen.

Ich habe mir gedacht, ich werde immer wieder punktuell über einzelne Momente in der Serie berichten, wenn mir etwas auffällt, auch wenn es nicht weltbewegend ist. Beginnen möchte ich in diesem Sinn mit der Folge 3 aus der zweiten Staffel: The Jacket. In dieser Folge singt George dauernd “Master of the House” aus Les Miserables. Er erzählt Jerry, dass er das zwanghaft überall tut, im Lift, im Bus, sogar bei seinen Kunden.

Ich schaue die Folgen immer im Original mit Untertiteln

Jerry: You know, Schumann went mad from that.

George: Artie Schumann? From Camp Hatchapee?

Jerry: No, you idiot. (…) You don’t know Robert Schumann? The composer?

George: Oh, SchuMANN. Of course.

Das fand ich bemerkenswert. Wie bekannt ist jemand wie Robert Schumann in den USA? Seinfeld ist sicher ein Intellektueller, aber, dass George ihn dann noch ausbessert und Schumann deutsch ausspricht, während Jerry ihn englisch ausgesprochen hat, das hat mir schon sehr gut gefallen.

Und wen es interessiert, noch die längere Erklärung dazu, von Jerry: “He went crazy from one note. He couldn’t get it out of his head. I think it was an A. He kept repeating it over and over again. He had to be institutionalized.”