almis personal blog

Wie schwer kann es sein?

Es ist eh klar, sobald niemand in der Nähe ist, der mir helfen kann, wird die Tinte in meinem Drucker leer.

Aber gut, wie schwer kann das sein? Nachdem ich die Tinte endlich gefunden habe, sehe ich mir ein Youtube Video darüber an, wie man sie in den Drucker füllt. Es sieht sehr einfach aus. Ich nehme die Tintenflasche und leere mir beim Hantieren damit gerade genau so viel über die Hände, dass ich ungefähr die Hälfte vom Sommergespräch mit Beate Meinl Reisinger dafür benötige, mir selbige wieder von den Händen zu aschen und zu bürsten (inklusive zu googeln: Wie entferne ich Tinte von den Fingern?).

Aber es war jetzt nicht so wild, es ging alles wieder runter und beim Sommergespräch hab ich jetzt auch nicht direkt was verpasst. Btw. haben sie das im Abstellkammerl vom neuen Parlament aufgenommen oder was soll dieses Entführerin und ihr wehrloses Opfer Szenario?

Jedenfalls habe ich das mit dem Tinte nachfüllen dann doch gelassen.

Verlust-Gewinn?

Letztens habe ich mit jemanden gesprochen, der gerade eine schwere Zeit durchmacht und er meinte, dass Leben bestehe eigentlich nur aus Verlusten. Ich habe darüber nachgedacht und im ersten Reflex fast zugestimmt, mit dem Zusatz, dass im Laufe der Zeit sogar immer schlimmer wird, jeder Verlust wird schmerzhafter, weil da ja schon die ganzen anderen Dinge sind, die vorher passiert sind.

Aber dann hab ich die Perspektive gewechselt und mir gedacht, jeder Verlust heißt doch auch und vor allem, dass etwas da war, worüber man – manchmal sehr – trauert. Und besser ist es doch, dankbar für die Dinge zu sein, die vor dem Verlust passiert sind, denn das waren wunderschöne Dinge und Zeiten. Ich denke, dass ich lieber mit diesem Blick auf mein Leben schauen will, so auf die Art: Don’t look back in anger.

Und bevor jetzt jeder glaubt, ich bin zur Zen-Meisterin geworden, nein, es gibt auch Abende, da höre ich mir eine Stunde Lieder an, die so schön traurig sind, dass ich weinen muss und dann mache ich das auch. Oder ich nehme dafür ein Stofftier in den Arm, weil das bei mir immer dazu führt, dass ich mir selbst sehr leidtue (harhar). Das ist manchmal auch ok und gut so, denn wie Frou Frou in ihrem Song Let Go schon sang: “There is beauty in the breakdown.”

Aber: Es nicht nicht nur Schönheit im Breakdown, sondern auch in dem Moment, wo man die Tränen trocknet und das tut, was dem eigenen Leben Sinn gibt.

Jetzt red ich doch wie eine Zen-Meisterin. Sorry.

Nett, Fix & Chill

Es ist so saukalt und schiach in Wien, dass man sich am Abend gerne auf dem Sofa zusammenrollt und Podcasts hört. Am Wochenende bin ich auf den Film/TV Podcast von Cesar Sampons (ja, der ESC Drittplatzierte von 2018) und David Schindelböck (Radiomoderator) aufmerksam geworden, der da heißt Nett, Fix und Chill, und habe mir gleich einige Folgen angehört. Es geht jetzt nicht unbedingt um Arthouse Kino (obwohl manchmal doch auch), sie reden viel über Star Wars und Marvel usw., was ich mir durchaus aber auch gerne anhöre, obwohl ich mich da kaum auskenne, weil sie so begeistert davon sind und es mich dann doch auch irgendwie bereichert.

Die Folge aber, bei der ich bisher am meisten lachen musste, war Episode 15 über den Film The Whale. Das ist dieser Film mit dem (auf) adipös (gemaskebildeten) Brandon Fraser, für den selbiger dieses Jahr den Oscar für die beste Hauptrolle bekommen hat. Ich habe mir den Film bewusst nicht angeschaut. Und zwar nicht wegen Brandon Fraser, den ich eigentlich recht sympathisch finde und ihm das Karrierecomeback auch sehr gönne, sondern weil mich die Beschreibung des Filmes alleine schon so unglaublich runterzieht.

Es gab in der Vergangenheit immer wieder Filme, die ich mir genauso nicht angesehen habe (und auch nie ansehen werde), weil ich weiß, dass diese Filme in ihrer Hoffnungslosigkeit für mich das reine Grauen sind – sowas wie zum Beispiel auch Dancer in the Dark (obwohl ich auch Björk sehr schätze) oder Amour (von Haneke oder überhaupt weite Teile von Hanekes Euvre). Dabei hab ich mit Drama und Krisen in Filmen überhaupt kein Problem, aber es gibt Filme, die einfach null Hoffnungsschimmer bieten – zumindest antizipiere ich das – und die vermeide ich aus purem Selbstschutz.

Möglicherweise milde Spoiler

Als ich mir jetzt die Folge angehört habe, musste ich feststellen: Ich hatte absolut recht. Denn das erste, was Schindelböck anscheinend nach dem Endes des Filmes zu Sampon sagte, war genau das: “Ich will diesen Film nie wieder sehen.” Und Sampson sagt darauf, dass man Charlie (Fraser) eine Woche in dessen Leben begleitet und nicht mehr erfährt als “wie orsch alles ist.” Darauf Schindelböck: “Es ist vielleicht krass, was ich jetzt sage, aber sogar Schindlers Liste hat es geschafft, in vereinzelten Momenten humoristisch zu sein und hier und da immer mal wieder zu zeigen, ah ein Hoffnungsschimmer, ein Silberstreif. […] Und schlimmer als der Holocaust wird es nicht.” Natürlich, so Schindelböck weiter, könnte man auch sagen, das ist das Leben, das ist die harte Realität. Es gibt ganz viele Leute, die sich aufgegeben haben und nicht mehr kämpfen wollen. Und da kommt wieder mein persönlicher Ansatz ins Spiel: Ja, so ist es. Aber dafür gehe ich nicht ins Kino. Ich will zumindest einen Funken Hoffung sehen und das bietet The Whale anscheinend gar nicht.

Trotzdem war die Folge wie gesagt ausgesprochen amüsant und ich habe den Podcast gleich direkt abonniert. (Unbezahlte Werbung wie immer)

20th Century Women

Und weiter geht es mit dem Greta Gerwig (unbezahlte Werbung) Schwerpunkt im Votivkino/de France. Diesmal habe ich mir 20th Century Women angeschaut.

Da spielt Annette Bening die Hauptrolle Dorothea, alleinerziehende Mutter des 15-jährigen Jamie, was sie so beschreibt: “My son was born in 1964. He grew up with a meaningless war, with protests, with Nixon, with nice cars and nice houses, computers, drugs, boredom. I know him less every day.” Und weil sie ihn immer weniger zu kennen scheint, fragt sie einerseits Jamies Freundin Julie (Elle Fanning) und ihre Untermieterin Abbie (Greta Gerwig) um Rat bzw. bittet die beiden, sie zu unterstützen. Das mag jetzt etwas konstruiert klingen, tatsächlich ist es für die Handlung gar nicht so ungeheuer wichtig, die einfach den Alltag dieser Menschen-Konstalleation (plus des Untermieters William, Billy Crudup) zeigt, Ende der 1970er Jahre. Alle Protagonisten werden detailverliebt und liebevoll porträtiert, in ihrem Streben danach, dem eigenen Leben Sinn zu geben.

Feminismus spielt auch eine große Rolle und obwohl Dorothea einerseits froh ist, dass Abbie Jamie diese Perspektive mitgibt, findet sie auch, dass sie manchmal etwas zu weit geht, was in dieser wirklich sehr amüsanten Szene gipfelt:

Gerwig spielt in diesem Film natürlich auch wieder eine Außenseiterin, eine sehr selbstbewusste/selbstbestimmte Person, aber es ist eine andere Facette als in den Baumbach-Filmen, es ist keine explizit witzige Rolle, was auch an der Geschichte von Abbie liegt. Gerwig zeigt aber hier auch, dass sie nicht nur dann richtig gut ist, wenn sie lustig sein kann.

Staycation

In den letzten Tagen habe ich viel Wäsche gewaschen und Koffer gepackt. In etwas über zwei Wochen werde ich die Koffer wieder auspacken und wieder waschen. Aber ich fliege nicht weg.

In den letzten Jahren war ich oft auf Bahnhöfen und habe jemand begleitet und dann jemand wieder abgeholt, aber ich bin nie weggefahren.

Ich bin die, die auf die Stadt aufpasst im Sommer, in der Urlaubszeit, wenn alle irgendwann irgendwohin unterwegs sind. Ich bin die, die auf den leeren Straßen ins Kino geht oder ins Museumsquartier oder auf ein Frühstück unterm Sonnenschirm oder ein Mittagessen unter den Linden oder auch nur einfach so. Und dabei schaue ich mir eure Fotos an und lese eure Geschichten und ich sehe, dass es gut ist.

Frances Ha

Einen Tag vor Barbie habe ich einen Film gesehen, der zwar nicht von Greta Gerwig ist – Regie führte ihr Mann Noah Baumbach – aber mit ihr in der Hauptrolle, und dieser Film war in gewisser Weise das totale Gegenteil von Barbie. Schwarzweiß, sehr low key, Porträt einer Antiheldin, immens subtil. Also schon ein ganz schöner Sprung in nicht mehr 24 Stunden von diesem zu jenem.

Frances Ha hat es im de france gespielt und was wirklich witzig war: Ich habe nicht nur einen Nachbarn aus dem Haus im Kino getroffen, nein, er hatte sogar noch den Platz neben mir, ich mein, was für ein Zufall. So konnten wir mal länger plaudern, sonst sehen wir uns ja meistens nur im Stiegenhaus. Am Ende des Filmes meinte er, er sei in seinem Leben noch nicht auf sovielen Parties gewesen sie Frances in dem Film in einigen Monaten. Harhar.

Letztendlich ist Frances Ha das Porträt einer New Yorker Tänzerin, die gerne von ihrer Kunst leben würde, aber natürlich auch noch die Miete zahlen muss. Für ihr Alter “müsste” sie schon viel mehr erreicht haben, aber wie das oft so bei Baumbach/Gerwig Filmen ist, es wird doch eher ein kritisches Bild von gesellschaftlichen Erwartungshaltungen gezeichnet, was sowohl Job- als auch Partnersuche betrifft. Das Motto ist eigentlich immer: Sei du selbst, auch wenn du abgebrannt bist und aneckst, wenn du anscheinend alles “falsch” machst, bleib dir selbst treu. Und das ist doch immer eine gute Botschaft. Zumal Frances Ha – ähnlich wie auch Mistress Amerika – auch sehr komisch ist. Und die Musik ist super: David Bowie, Paul Mc Cartney, Bach, Mozart. Harhar.

Und es gibt diese legendäre Aussage im Film, als Frances Freundin erstmals ihre neue WG besucht und über die Wohnung feststellt: “This appartment is very aware of itself.” Brilliant!

Warum es übrigens Frances Ha heißt – die Protagonstin heißt eigentlich Halladay? Tja, dafür muss man sich den Film ansehen. Auch eine schöne Metapher, wie ich finde.

O-Töne Marwan/Lauer

Heuer war ich erstmals beim Literaturfest O-Töne im Museumsquartier.

Das gibt es doch schon einige Zeit, aber ich hab es noch nie dahin geschafft. Jedenfalls ist das Konzept, dass jeden Abend zwei AutorInnen lesen, einer bekannt, einer noch recht neu oder Debütant. Ich war am 20. Juli dort, wo Greta Lauer (Debüt) und Ana Marwan (Bachmannpreisträgerin 2022) lasen. Die Lesungen beginnen um 20 Uhr, wenn man einen halbwegs guten Platz will, sollte man so gegen 19.15 da sein, wobei anscheinend gilt: Je bekannter/beliebter die Autoren, desto früher. Das Ambiente ist toll, vor allem an einem schönen lauen Abend, da kann man wirklich sehr entspannt draußen sitzen und lauschen.

O-Töne am 20. Juli 2023 im Muqa

Mit Greta Lauer, die aus ihrem Roman Gedeih und Verderb las, konnte ich nur leider gar nichts anfangen. Das ist einfach nicht meine Prosa, wenn kunstvoll Sätze geklöppelt werden, die irgendwie gar nichts erzählen und nur generische Begriffe verwenden, die als literarisch gelten sollen. Wenn das Thema dann noch österreichische Blut-und Bodenliteratur ist, was mir wirklich zuwider ist (harhar, I can’t help it), und laute degenerierte Dorfbewohner vorkommen, mit ihren “Augäpfelein” und Kehlköpfchen oder ich weiß nicht was, und sich dann irgendwelche Rinnsale bilden, sorry, da bin ich raus.

Dafür mochte ich die Textausschnitte von Ana Marwans Roman Verpuppt sehr und auch ihre Art, sie ist ja eine wirklich witzige Person, oder wie der Mann, der neben mir saß sagte: “Die hot an Schmäh.” Marwan ist ja Slowenin und schreibt ihre Texte zumeist auch auf Slowenisch, kann aber auch recht gut Deutsch und liest dann logischweise auch deutsch, weil sonst würden wir ja nichts verstehen, ringt aber oft mit Worten, allerdings auf sehr hohem und elaboriertem Niveau. Sie erzählte, dass sie sich sehr für Tiere interessiert und tatsächlich kommen Tiermetaphern in ihren Texten sehr häufig vor, man denke an den Bachmannpreis-Text Wechselkröte und eben auch den Titel des aktuellen Romans. Mit der Übersetzung ihres Romans gehe es ihr wie mit einem Kanarienvogel der gestorben ist und dann kaufen die Eltern einen neuen, der genau gleich aussieht, nur sie weiß, dass es eben nicht derselbe ist.

Ana Marwan und Moderatorin Katja Gasser nach der Lesung

Dann erläuterte sie, dass sie in einer Doku gesehen habe, dass Spinnen, wenn sie jung sind, sehr kunstvolle Netze weben und die Netze werden dann im Laufe eines Spinnenlebens immer schleißiger. Erklärt wurde das damit, dass die Spinnen irgendwann draufkommen, dass sie die fünf Fliegen am Tag sowieso fangen. Ob mit tollem Netz oder ohne. Und Marwan dann: “Und deshalb werden die immer schiacher”. Es war wirklich sehr amüsant.

Barbie

In letzter Zeit musste ich öfters an Crazy von Gnarls Barkley denken. Dieser Song war nämlich einer der wenigen, die sowohl auf alternativen Radiosendern wie FM4 als auch bei Ö3 gespielt wurden, weil er nicht ganz “einzuordnen” war. Das ist ja immer recht spannend, und so ähnlich läuft es derzeit bei Barbie – ein Film, der einerseits in den großen Cineplexx Kinos läuft – wo sich, wie ich höre, sehr viele Menschen zum Besuch pink kleiden – aber auch in den Arthouse Kinos wie Votiv und Filmcasino gezeig wird. Das liegt vornehmlich daran, dass Barbie kein Kinderfilm ist und diverse Metaebenen hat, und, dass die Regisseurin Greta Gerwig heißt.

Worum geht es? Die Barbies (und Kens) in Barbieland haben wunderbar-perfekte Tage, jede Menge Spaß, alles ist toll und knallbunt. Bis zu dem Zeitpunkt als “Sterotypical Barbie” (Margot Robbie) plötzlich von Todesgedanken gequält wird. Außerdem leidet sie unter “flat feet” – im Gegensatz zum Barbie-Zehenspitzengang und auch sonst geht plötzlich alles schief. Von “Weird Barbie” wird ihr dazu geraten, in die reale Welt zu gehen, ihre Besitzerin ausfindig zu machen und die Dinge wieder ins Lot zu bringen. Begleitet wird sie dabei von (einem) Ken (Ryan Gosling), der in Los Angeles feststellt, dass die Welt – im Gegensatz zu Barbieland – eigentlich in männlicher Hand ist, was ihm gefällt, während Barbie davon total irritiert ist…

Was ist zu diesem Film zu sagen? Er kreiert eine pastellige Zauberwelt, die Ausstattung ist liebevoll bis ins kleinste Detail (Oscar-Alarm), er hat ein paar wirklich witzige und kreative Ideen und die Schauspieler sind gut(gelaunt). Allerdings: Der Film möchte sehr viel auf einmal (sein). Eben genau diese Brücke zwischen Indie und Blockbuster, ein schrilles Musical durchsetzt mit Kapitalismuskritik, ein filmischer Aufstand gegen das Patriachat, ein Think-Piece, ein bisschen Klamauk/Parodie, gemischt mit einem Schuss Rührseligkeit. Dazu kommen Referenzen auf andere Filme wie 2001 – A Space Odysee, Matrix oder die Truman Show. Das gelingt in Teilen ganz gut, an anderer Stelle ist es einfach…viel.

Offen gestanden sehe ich ihn auch nicht unbedingt als das feministisches Manifest an, als das er gerade immens abgefeiert wird. Ja, in “Barbieland” regieren die Frauen, die Männer haben wenig bis nichts zu sagen, aber es ist ein ziemlich naiver und egozentrischer Feminismus, der hier vorgestellt wird. Ja, es gibt die Präsidentenbarbie und die Senatorin und die Nobelpreisträgerin – also rein äußerlich sind die Frauen “in charge” aber wenn die Damen Mädelsabend haben, dann ist es doch alles eher dumpfe oberflächliche Unterhaltung und der Zuseher hat nicht unbedingt das Gefühl, als wären die Frauen geistig den wirklich sehr dumpfen Kens so extrem überlegen. Zudem mangelt es ihnen auch an Empathie. Wenn man so will, dann wird hier gegen beide Geschlechter gleichermaßen ausgeteilt. Nun ja kann man sagen, das sind ja alles Karikaturen, aber das das hilft halt auch nicht wirklich, einen Identifikationspunkt zu finden, an dem man emotional wirklich anknüpfen kann.

Greta Gerwig hat in ihren bisherigen Film Lady Bird und Little Women immer die Frauen, ihre Träume, ihre Probleme, ihre Ziele ins Zentrum gestellt, aber das immer mit großem Understatement. Es waren kleine, aber starke Geschichten. Bei Barbie ist es leider ein bisschen umgekehrt: Sehr viel Getöse um relativ wenig Substanz. Fazit: Solide, aber insgesamt dann doch mehr Popcorn-Kino als Arthouse-Schmankerl.

Neues Leben, 29

Lange habe ich dazu nichts mehr geschrieben. Der letzte diesbezügliche Eintrag ist von November. Vielleicht, weil mein neues Leben nicht mehr neu ist, sondern eh schon 15 Monate alt.

Es ist das eingetreten, was mein ganzes Leben bisher nicht passiert ist, ich war zu fertig dafür, mich nach den Wünschen und Erwartungen meiner Umgebung zu richten (aka people pleasing). Erstmals war ich an dem Punkt, an dem ich es nicht mehr allen recht machen konnte, sondern auf mich schauen musste/konnte, sonst wäre ich zusammengeklappt und hätte den Alltag mit Selbstständigkeit und meinem Kind (der ein Jugendlicher ist, aber halt mein Kind) nicht mehr hingekriegt. Daher mache ich keine Dinge mehr, treffe keine Menschen, die nur zusätzlich Energie ziehen. Einfach weil ich es nicht mehr schaffe.

Ich habe mich in den letzten Monaten darauf konzentiert, die Ressourcen zu nutzen, die ich habe und mich dem zu widmen, was mich glücklich macht, Schreiben, Filme schauen, Bücher lesen, in der Natur sein, mit Menschen sprechen, die auf meiner Wellenlänge sind. Das, was passiert ist, für mich einzuordnen (ich hasse dieses Wort ja, seit die Medien alles einordnen wollen und tatsächlich nur Bevormundung damit gemeint ist, über mein eigenes Leben hab ich ja eh die Deutungshoheit harhar) und das ohne Zorn, Trotz und Wehleidigkeit. Wie es so schön in Access Conciousness heißt: Wahrnehmen ohne zu bewerten.

Es mag eine Binsenweisheit sein, aber wenn man die Perspektive ändert, auch auf sein eigenes Leben, seine Ansichten, seine Prägungen, dann fühlt sich manches plötzlich leichter und stimmiger an. Dass das alles eine Reise ist – wie das ganze Leben – manchmal einfacher, manchmal herausfordernder, ist auch klar. Aber für den Moment, an diesem erfrischenden, sonnigen Julitag ist alles okay.

Mistress America

Im Votivkino/de France läuft eine Greta Gerwig Werkschau. Unbezahlte Werbung wie immer.

Ich frage das Kind, ob es sich Mistress America mit mir anschauen will. Das Kind sieht sich den Trailer an und sagt nach 15 Sekunden: “Ach du heilige…”. Ok, dann gehe ich eben alleine. Das Kind fragt, ob das nicht “sad” sei, worauf ich ihn daran erinnere, dass ich seit Monaten wöchentlich alleine ins Kino gehe. Und das sei überhaupt nicht sad, weil im Kino kann man eh mit niemandem reden. Bzw. sollte das nicht.

Ich habe Mistress America schon einmal gesehen, das ist schon viele Jahre her und es war im Heimkino. Ich bin froh, dass ich den Film nochmal auf der großen Leinwand genießen kann. Es ist vielleicht mein Lieblingsfilm mit Greta Gerwig, Regie führte übrigens ihr Mann Noah Baumbach – die beiden haben schon einige Kollaborationen zu verzeichnen. Es geht um Tracy (Lola Kirke), einer Literaturstudentin, die Brooke (Gerwig) kennenlernt, weil Tracys Mutter Brookes Vater heiraten will. Die beiden freunden sich an, Tracy ist sehr fasziniert von Brooke, einer skurille New Yorker Hipsterin, die beruflich alles und nichts macht und viele interessante (und witzige) Dinge sagt. Sie verwendet Brooke als Inspiration für ihre Kurzgeschichte “Mistress America”. Höhepunkt ist das Kammerspiel-artige Zusammentreffen von Lola und einigen ihrer Freunde, Brooke, Brookes Ex und ihrer “Nemesis” Mamy-Claire in deren Landhaus.

Dort wird auch der Witz gemacht, über den das de france Kino am meisten gelacht hat, ich spoilere ihn hier, weil er sowieso im Trailer auch vorkommt. Brookes Ex sagt zu ihr: “You are funny, because you don’t know you are funny.” Brooke: “I know I am funny, I know everything about myself. That’s why I can’t do therapy.”

Hier der Trailer:

Gerwig ist so witzig und einfach eine Ikone, sie führt ja auch Regie. Wie man ja weiß – außer man sitzt gerade am Mond – ist ihr Barbie Film gerade rausgekommen und soll super sein. Ich werde ihn natürlich ansehen und noch ein, zwei weitere Filme der Retrospektive.