almis personal blog

Triangle of Sadness

Triangle of Sadness vom schwedischen Regisseur Ruben Östlund wurde 2022 mit der goldenen Palme in Cannes ausgezeichnet, außerdem bekam der Film den europäischen Filmpreis und das nicht unverdient.

Der Film ist auf verschiedenen Ebenen erstaunlich und verstörend. Und er hat einen äußerst diversen deutsch-us-dänisch-kroatisch-britisch-luxemburgisch-südafrikanischen-philippinischen Cast. Der bekannteste Darsteller ist sicher der Amerikaner Woody Harrelson, der bereits dreimal für den Oscar nominiert war. Hierzulande aber auch Iris Berben, die eine Deutsche spielt, die nach einem Schlaganfall nur einen Satz sagen kann. Und Sunnyi Melles.

Worum geht es also? Nun der Film gliedert sich in drei Teile. Jeder dieser Teile könnte eigenständig weitergeführt werden und zu einem Film werden. Ich persönlich fand den ersten Teil am interessantesten, als man die Modells/Influencer Carl und Yaya dabei beobachten konnte, wie sie über Geld streiten, und über die Rollenerwartungen, die an Mann und Frau dabei gestellt werden. Ich kann mich nicht erinnern, dass ich einen solchen oder ähnlichen Dialog schon jemals einem Film verfolgt hätte. Der zweite Teil spielt auf einer Luxusjacht, auf die wir Carl und Yaya begleiten – und weitere reiche, exaltierte Personen kennenlernen. Der Schauplatz des dritten Teils ist eine verlassene Insel. Ich will nicht zuviel verraten, aber der Trailer enthüllt ja bereits, dass auf dem Schiff einiges passiert, was zum Stranden auf der Insel führt.

Der 2. Akt ist der mit Slapstick bis zum Erbrechen (im wahrsten Sinn des Wortes). Wer sich bei Monty Python vor der Szene mit dem Pfefferminz Blättchen geekelt hat (ich!), der wird hier relativ viele Szenen mit über den Augen gehaltener Hand über sich ergehen lassen (ich!). Es ist schon sehr arg, was Östlund dem Zuseher zumutet. Ich glaube, er liebt die Provokation und seine Hemmungslosigkeit verfehlt seine Wirkung nicht, aber ja, mir persönlich sind die Dialogpassagen des Filmes dann doch um einiges lieber. Aber ich mag auch diesen Anarchismus, die sich Östlund hier erlaubt und den diese Szenen vermitteln. Es ist eine beißende Kritik an Dekadenz und Gesellschaftsdünkel, einfach komplett over the top. Dem kann man sich schwer entziehen, auch wenn es jetzt kein Film ist, an den man sein Herz verlieren kann, ein Film in dem man sich richtig verlieren kann, wie Aftersun, dafür ist er zu sehr Theater und absurder Klamauk.

Gelernt hab ich durch Triangle of Sadness, dass teure Modemarken immer von Modells mit griesgrämigem Blick repräsentiert werden, während Werbung für billige Modemarken sich dadurch auszeichnet, dass die Modells immer sehr gut gelaunt sind und lachen. Ja und nicht zuletzt: Triangle of Sadness bezeichnet den Bereich der Sorgenfalte.

Hier noch der Trailer (aber Achtung, auch recht grauslich):

Das Wiener Kriminalmuseum

Weil Weihnachtsferien sind, hab ich Kind und Oma zum Essen und anschließend ins Kriminalmuseum eingeladen. Kriminalmuseum u.a. deshalb, weil wir einen Verwandten in der Familie haben, der in die österreichische Kriminalgeschichte eingegangen ist und dem ein besonderer Platz im Museum gewidmet ist, dem Giftmörder Adolf Hofrichter, seines Zeichens Cousin meines Urgroßvaters (mütterlicherseits)

Aber der Reihe nach, zuerst waren wir essen in der Pizza Quartier. Ich weiß nicht genau, warum sich ein Lokal Pizza nennt und nicht Pizzeria aber egal, sie ist am Karmelitermarkt und so sieht sie aus:

Das ist eine echte Hipster Pizzeria, so wie der ganze 2. Bezirk von einem Freund “jewish Boboville” genannt wird, aber es gibt in dieser Pizzeria auch etwas anderes als Pizza, was ich als Pastafreundin sehr schätze. Dementsprechend hab ich Lasagne gegessen. Eine Hipster Lasagne. Mit einem Hipster selbstgemachten Holundersaft. Ja ok, ich hör schon auf. Es war sehr gut.

Danach ging es ins kaum fünf Minuten entfernte Kriminalmuseum, das erstaunlich gut besucht war – Warteschlange an der Kasse. Die Dame am Empfang warnte uns vor dem Keller des Museums, der sein schon sehr hart und nichts für zarte Gemüter. Ich daraufhin – auf Kind und Oma zeigend: “Die brauchen das eh.” Ich persönlich brauche das ja nicht, aber was will man machen. Am Empfang zahlt man Eintritt und kann sich dazu Audioguides mieten,was wir getan haben. Sie sind sehr ausführlich und nachdem auch die Beschreibung bei den Exponaten ausgesprochen detailliert ist, braucht man sie nicht unbedingt, aber manches hat man (bzw. ich mir) dann doch noch näher anhören wollen.

Kriminalmuseum, Große Sperlgasse 24, 1020 Wien, am 29. Dezember 2022

Das Museum ist, wie auch angesprochen wurde, wesentlich größer, als es von außen wirkt, es hat viele Stiegen, ist also alles andere als barrierefrei und irgendwie als Ganzes gesehen recht creepy. Alles ist alt und etwas modrig und hat diese na ja, einfach angsteinflößende Atmosphäre. Die anheimelnden Bilder helfen da jetzt auch nicht unbedingt (und ehrlich, das was ich hier poste, fällt unter die Kategorie amüsant, es gibt auch Bilder von abgetrennten Gliedmaßen und Ausweidungen). Das Museum wirkt so als hätte jemand wirklich Spaß am Abseitigen, an der Darstellung von Mordwerkzeugen und der Reflexion über Todesarten.

Die Wände sind teilweise in (blut)rot und schwarz gefärbt ja, einfach gruselig. Und der Keller ist tatsächlich nochmal eine Spur schlimmer (Menschenhaut, Menschenköpfe, noch mehr abgetrennte Gliedmaßen), aber wir mussten hinunter, denn unten war auch der Fall Hofrichter dokumentiert. Dazu ein paar Erläurterungen, weil ja Familie (harhar).

Hofrichter war Soldat, der in seinem Regiment nicht befördert wurde und deshalb zum Mörder wurde. Er hat an zehn seiner Kollegen angebliche Potenzmittel verschickt, die allerdings Zyankali enthielten. Ein Soldat nahm die Mittel und verstarb. Um befördert zu werden, hätten fünf Soldaten “ausfallen” müssen und es war mutmaßlich nicht sehr schlau, sich selbst keinen solchen Brief zu schicken, und daher den Verdacht auf sich zu lenken. Außerdem waren die Pakete in Oberösterreich versendet worden und Hofrichter lebte teilweise in Linz. Er wurde 1910 nach einem Indizienprozess zu 20 Jahren Gefängnis verurteilt – später gestand er. Er wurde 1919 begnadigt und wechselte seinen Namen auf Richter. Meine Mutter hieß allerdings Hofrichter, weil der Rest der Familie hat sich ja nicht umbenannt.

Neben zahlreichen anderen Verbrechen, wie beispielsweise die Tat der “schönsten Mörderin Wiens” Theresia Kandl – deren Geschichte ich schon während meiner Arbeit für Ostfilm kennenlernte, gabs auch relativ viel Platz für Jack Unterweger. Der Prostituiertenmörder, der nach Intervention der (so called) “Kulturschickeria” in Wien vorzeitig aus der Haft entlassen wurden und danach seine Mordserie mutmaßlich fortsetzte, ist prominent vertreten und mit ihm auch seine weißen Cowboystiefel und eine Jacke. Meine Mutter hat die Affäre Lucona vermisst, aber vielleicht haben wir sie übersehen oder sie war nicht blutrünstig genug. Auch die Mädchenmorde in Favoriten in den 1990er Jahren hab ich nicht gefunden, oder aber, das Museum braucht diesbezüglich noch eine Anregung. Wobei das Kind durchaus beeindruckt war und es tatsächlich auch grauslich gefunden hat, yeah, ich dachte nicht, dass das passiereren wird.

Am Ende kann man noch diesen Innenhof bewundern:

Bye Xmas

Der letzte Rest von Weihnachten. Rotenturmstraße, 26. Dezember

Ja, ich habe ein neues Handy mit einer besseren Kamera. Auch, damit ich hier am Blog bessere Fotos zeigen kann.

Die Weihnachtstage waren schön und ruhig, ich habe jetzt eine Duftöllampe, neben der ich viele Bücher lese (zb Die Wut, die bleibt, Fazit: mäh), ich war im Kino (Triangle of Sadness, nice), in der Bücherei (weitere Werke von Fallwickl und Ferrante ausborgen) und im Kriminalmuseum (Der Fall Hofrichter); ich habe versucht, mir Bardo anzusehen, über den der Falter schreibt, es wäre Iñárritus 8 1/2. Was ich dazu sage? Nein. Einfach nein! Ich habe den Film aber noch nicht ganz gesehen, weil ich nur schaffe, mir jeweils immer zehn Minuten anzuschauen, so anstrengend und bemüht surreal ist das. Und 8 1/2 ist einer meiner Lieblingsfilme, ich mein!

In den nächsten Tagen mehr.

Aftersun

Wie schon erwähnt, habe ich vor kurzem Aftersun gesehen. In dem Debütfilm der schottischen Regisseurin Charlotte Wells geht es zurück in die 1990er Jahre. Anhand der Songs, die am Strand gespielt werden, kann man feststellen, dass es sich eher um die End-Neunziger handelt, denn aus den Lautsprechern tönt zum Beispiel Tubthumping von Chumbawamba: meiner Meinung zurecht ein One Hit Wonder. Da gefällt mir Losing my religion und Under Pressure natürlich um Universen besser.

Jedenfalls geht es in Aftersun darum, dass ein sehr junger Vater, Calum (Paul Mescal), der im Laufe des Filmes noch seinen 31. Geburtstag feiern wird, einen Sommerurlaub mit seiner Tochter Sophie (Frankie Corio) verbringt. Wo die beiden sind, das weiß man am Anfang nicht so genau, es könnte an vielen Orten in Südeuropa sein, man sieht nur ein billiges Hotel mit Pool und Menschen um den Pool und am Meer. Es wird immer wieder Torremolinos erwähnt, weswegen ich vermutet habe, sie wären in Spanien, aber die Quellen sagen türkische Riveria hm. Es soll nicht das einzige rätselhafte an diesem Film bleiben.

Der Titel spielt auf einer Ebene auf die Produkte an, die man nach dem Sonnenbaden auf die Haut aufträgt, auf einer zweiten Ebene auf die Abende, nach den Sommertagen und auf noch einer weiteren Ebene auf die Zeit “nach der Sonne”, also im übertragenen Sinn eine Zeit nach der “guten” Zeit. Aftersun stellt auch eine Verbindung zum “danach” her, nämlich dem Tag als Sophie selbst 31. wird. Was Aftersun sehr gut praktiziert, das show-not tell Prinzip. Es wird nichts erklärt, die Charaktere werden nicht vorgestellt, man muss sie sich selbst zusammensetzen, in dem man beobachtet, was sie tun, wie sie in gewissen Situationen reagieren oder auch nicht reagieren, was sie sagen und was sie nicht sagen. Ich finde sowas sehr spannend.

Gleich von Beginn an vermittelt Aftersun das Gefühl dieser satten-trägen Sommertage, an denen man irgendwie matt und doch auch überdreht ist und die Dinge tut, die man in so einer Ferienanlage eben tut: Wasserball, Spielhalle, Billard, Karaoke usw; gleichzeitig schwingt aber auch sofort etwas bedrohliches mit. Die Zuseherin (zumindest ich), rechnet in jeder Szene damit, dass irgendwas Schlimmes passieren wird. Ich werde hier natürlich nicht spoilern. Nur soviel: Man hat nach dem Film genug damit zu tun, die Puzzlesteine zusammenzusetzen. Das Ende ist sehr offen und lässt wirklich sehr viel Interpretationspielraum, was da zwischen 31. Geburtstag des Vater und 31. Geburtstag der Tochter geschehen ist.

Mescal und Corio haben eine unglaublich gute Chemie miteinander, das ist in dieser Art von Film, der so sehr auf seine Protagonisten zugeschnitten ist, auch enorm wichtig. Der Film ist lustig und melancholisch, beängstigend, hoffnungsvoll, voller Leben und voller Zweifel. Und er überzeugt in all diesen Schattierungen.

Hier der Trailer, der vielleicht mehr vermittelt, was ich meine harhar:

Karaoke!

Gestern hab ich mir im Stadtkino Aftersun angeschaut. Empfehlung! Wirklich gut und der Film mit dem offensten Ende, den ich seit langer Zeit gesehen habe. Näheres folgt noch.

Heute aber erstmal soviel – es geht ja in Aftersun um den Urlaub eines jungen Vaters Anfang 30 mit seiner 11 jährigen Tochter, Sophie. In einer Szene singt Sophie Karaoke zu Losing my religion und es ist so gut. Außer die deutsche Übersetzung – ich hab OmU geschaut. Losing my religion heißt nämlich nicht den Glauben verlieren. Sondern: Die Nerven verlieren. Von mir aus: Auszucken. Das sollte man als Ersteller von Untertiteln schon wissen, zumal es auch in jedem Artikel zu dem Song steht. Es ist ein Ausdruck aus den Südstaaten. Na wenigstens haben sie es nicht mit: “Die Religion verlieren” übersetzt harhar.

Aber wie auch immer, diese Szene war sehr berührend und ich musste gleich an eine ähnliche (Karaoke)szene aus Lost in Translation denken, in der Bill Murray More than this singt. Murray hat gesagt, das Lied sei so schwer zu singen, selbst Bryan Ferry wisse nicht so genau, wann er welchen Ton singen würde.

Harry und Meghan go Netflix

Am Dienstag war ich bei der Augenärztin, weil ich jetzt offenbar nicht nur kurzsichtig, sondern auch altersweitsichtig bin. Awesome, oder? Na ja, jedenfalls wurden mir Augentropfen verabreicht, nach denen man einen Tag kaum lesen oder am Bildschirm arbeiten kann. Ich hab ja nicht so wirklich dran geglaubt, wurde aber eines besseren belehrt, ich war froh, dass ich den Heimweg geschafft habe. So musste ich leider, anstatt zu arbeiten, aufs Sofa und mir die Harry & Meghan Doku auf Netflix anschauen. Fernsehen ging nämlich, poor me.

Ich werde dazu noch mehr schreiben, wenn die drei nächsten Folgen veröffentlicht werden, aber bin schon jetzt bei einem Statement von Meghan hängengeblieben, in dem sie sagt, dass schon so viele Bücher über sie beide veröffentlich wurden, von Menschen, die sie nicht kennen, daher: “Doesn’t it make more sense to hear our story from us?”

Dazu kann man nur sagen: Ja. Und nein. Denn wie Max Frisch in Mein Name sei Gantenbein so schön sagte: “Jeder Mensch erfindet sich früher oder später eine Geschichte, die er für sein Leben hält” Umso wichtiger ist es da, sowohl im unspektakulären realen Leben, und noch viel mehr, wenn man sich auf einer öffentlichen Plattform präsentiert und auch über andere spricht, seine eigene Sichtweise auf sich selbst auch mal zu reflektieren und zu hinterfragen. Was Harry und Meghan in den ersten drei Folgen tun ist, ein Bild von sich zu präsentieren, das sie gerne vermitteln möchten. Und da ist eine ganze feine Linie zwischen: Seine eigene Stimme finden, seine Geschichte zu erzählen und Selbstgefälligkeit.

Als Außenstehender ist es auf alle Fälle herausfordernd, sich eine eigene Meinung zu bilden, in diesem Strudel aus royalen Verpflichtungen, Boulevardpresse und Medienmacht, Familieninterna und gewissen Widersprüchlichkeiten, die auftauchen, wenn man diese Doku verfolgt.

Adventsamstag

Am Samstag war ich in der Stadt, um ein bisschen Weihnachtsstimmung abzubekommen. Der erste Weg führte mich aufs WC der Uni Wien, ich mein wohin sonst?!?? Dort erklärte ich meinem Kind mit leuchtenden Augen (also ich), wie ich im Audi Max die großen Einführungsvorlesungen in Publizistik oder auch die Vorlesungen der richtig fancy Professoren der Germanistik (Heger, Schmidt-Dengler) dort hörte. Das Kind so: “Jetzt ist nur noch die Frage…” und ich so: “Ja, ich weiß wen interessiert es.” Hahaha. So sind sie, die Teenies, aber sie meinen es eh nicht so.

Audi Max Gang der Uni Wien

Den Christkindlmarkt am Rathausplatz (1A Kitsch Fest) haben wir beiseite gelassen, auch weil dort wirklich soviele Leute waren, dass es nicht mehr lustig war. Wir sind dann zum Weihnachtsmarkt am Hof gegangen, da war sogar relativ viel Platz und das Kind hat die erste Speise des Abends eingenommen (Knoblauchsuppe im Brotbehälter) Und ich sah dieses wahnsinnig tolle Getränk – ein Glas davon und man hat den täglichen Bedarf an Kalorien erledigt:

Ich mein, wenn ich mir schon leere Kalorien zuführen wil, warum nicht Schokolade? Warum nicht Schokobrunnen (gab es ein Standl weiter) Wer will warmen Aperol, Aperol ist ein Sommergetränk? Wer will warmen Sekt? Wer will dann noch Likör und Schlagobers darüber. Wer? Und warum? Aber ok. Wir gingen dann weiter zum Markt beim Stephansdom, wo das Kind weitere Speisen – Käsespätzle, Hotdog, Kartoffelpuffer – zu sich nahm. Alles schmeckte wirklich gut und der Blick aufs Haashaus war auch sehr nett.

Haashaus

Außdem gabs Punsch und Glühwein. Ich vertrag eh schon nichts und der Glühwein fährt noch dazu ziemlich ein, sodass ich am Rückweg fast “einen Stern riss” wie mein Opa es ausgedrückt hätte, aber meine unfassbare Körperbeherrschung und ein strategisch günstig angebrachtes Verkehrsschild (an das ich mich festklammern konnte) verhinderten Schlimmeres. Danach noch ein bisschen Schmerz als wir am Cafe Central vorbeikamen. An diesem Cafe stehen immer – außer im (semi)harten Lockdown – zahlreiche Menschen angestellt und begehren Einlass. Vier Jahre bin ich wöchentlich daran vorbeigegangen, Hand in Hand mit jemanden und wir haben geredet und und ja, es tut weh, aber es war eine schöne Zeit.

Cafe Central vor Weihnachten

Als wir wieder daheim waren, war ich so semi-durchgefroren und habe mich mit einer dicken Decke aufs Sofa gelegt und habe alte Friends-Folgen geschaut; mach gerade ein Review wegen des Matthew Perry Buches und ich bleibe dabei: Die 8. Staffel ist die beste und Chandler ist der beste. Danach sehr müde, aber auch zufrieden ins Bett.

She said

Gleich nach dem Österreichstart hab ich mir She said angesehen, der Film, der sich dem tiefen Fall von einem der größten Hollywood-Produzenten der Gegenwart, Harvey Weinstein, widmet. Er beleuchtet ein Stück gelungenen Investigativjournalismus, der schließlich in der globalen me-too Bewegung mündete.

Vielleicht nicht ganz zufällig hat man sich für die Aufarbeitung von einem sehr dunklen Hollywood Kapitel die deutsche Regisseurin Maria Schrader gesucht, die quasi als Europäerin, möglichst weit weg vom Schuss, die Dinge aus der Distanz beobachtet hat und nicht in der Hollywood-Gesellschaft in welchem Maß auch immer involviert ist. Das gilt allerdings nicht für den Produzenten des Filmes, Brad Pitt. Pitt war früher mit Gwyneth Paltrow zusammen und Paltrow ist das wohl berühmteste Opfer von Weinsteins Missbrauchsversuchen gewesen, genau in der Zeit der Partnerschaft mit Pitt. ´

Der Look und die kühle Herangehensweise von She said erinnert sehr an Spotlight, dem Oscar-gekrönten Film von 2016, in dem ein Journalistenteam sexuellen Missbrauch in der katholischen Kirche in Boston aufdeckt. Der Fall, den Spotlight behandelt, ist lange nicht so bekannt gewesen wie die Weinstein-Affäre und das war durchaus ein Vorteil für Spotlight. Denn gerade weil Weinstein so präsent in all unseren Köpfen ist, weil wir alle die Berichterstattung darüber verfolgt haben und das auch noch nicht so lange her ist, bietet der Film nicht besonders viel an komplett neuer Information und damit Spannungselementen.

Schrader stellt die zwei New York Times Journalistinnen Meghan Twohey (Carey Muligan) und Jodi Kantor (Zoe Kazan) in das Zentrum ihrer Geschichte. Beide sind junge Mütter, die in ihrem Beruf aufgehen und daher Privatleben und Job unter einen Hut bringen müssen. Man sieht also nicht nur, wie sie ehemaligen Weinstein Opfern hinterher recherchieren (und fliegen), wie sie telefonieren, schreiben, unbequeme Gespräche führen, sondern auch wie sie den Schlaf ihrer Kinder beobachten, bei den Hausübungen helfen, kochen und sich die Sorgen ihrer Ehemänner anhören. Aber die Ehemänner sind Randfiguren, so wie auch die Männer in der Redaktion Randfiguren bleiben; selbst der Chef von Twohey und Kantor verweist immer wieder auf seine Redakteurinnen, wenn er Anrufe zum Fall Weinstein erhält.

Maria Schrader gelingt es, den Fall eindringlich darzustellen ohne reißerisch zu werden. Wenn Frauen von ihren Begegnungen mit Weinstein erzählen, sieht man nur Zimmer mit auf dem Boden liegenden Kleidungsstücken, halb gefüllte Weingläser und leere Hotelgänge, niemals tatsächliche Handlungen – die Stimmen kommen aus dem off. Außerdem schafft sie es darzustellen, warum die Frauen so lange geschwiegen haben. Es geht dabei nicht “nur” um sexuelle Übergriffe – bis hin zu Missbrauch – und die Scham, davon zu sprechen, sondern auch darum, dass alle diese Frauen, die leidenschaftlich gern in der Filmbranche gearbeitet haben, um ihre Karrieren, ja um ihre ganze Zukunft fürchteten und das nicht zu Unrecht; wer sich zur Wehr setzte und von Weinstein entlassen wurde oder selbst kündigte, hatte seine Chance in der Branche verwirkt, auch wenn sie noch so talentiert war.

Insgesamt eine recht sachliche und differenzierte Aufarbeitung mit Liebe zum Detail.

Hier der Trailer: