Allen meinen LeserInnen ein frohes Weihnachtsfest und schöne Feiertage!
Author: heidi
Verstörende Videos, fünf
Wenn man Nikita von Elton John hört, fühlt man sich direkt wieder in die 80ziger Jahre zurückversetzt. Was für ein Kultsong! Wenn man sich im Jahr 2021 das Video von 1985 ansieht, traut man allerdings seinen Augen kaum.
Elton John als der Protagonist fährt zur Berliner Mauer und bittet um Einlass. An der Grenze quasi laufend im Einsatz: eine russische Soldatin namens Nikita. Schon alleine in der Anfangsequenz kommt man aus dem Staunen nicht heraus. Russische SoldatInnen laufen mit dicken Mänteln und Pelzmütze herum (und ich gehe mal davon aus, dass die Kälte gewöhnt sind), während Herr Elton John bestenfalls für einen milden Oktobertag entsprechend gekleidet ist. Dazu trägt er Strohhut. Ach ja und er sitzt in einem Cabrio, während es schneit. Ja, ja, das ist alles eine Metapher, das ist mir schon klar, aber trotzdem.
Dazu macht er unentwegt Fotos von besagter Soldatin Nikita. Einerseits heikel, weil ich denke nicht, dass man an einem Grenzposten einfach so Fotos machen darf, anderseits: Übelstes Stalking inklusive Verletzung des Rechts am eigenen Bild Das ging also auch schon im prä-Smartphone Zeitalter und zwar mit einer Nikon Kamera (Product Placement!) Da fällt es kaum mehr ins Gewicht, dass Elton John ein Foto in seinem Pass hat, dass nicht einmal 1985 als regelkonform durchgegangen wäre.
Auf der Metaebene ist zu sagen: Nikita ist eigentlich ein russischer Männername. Und nachdem wir alle um die sexuelle Orientierung von Elton John wissen, ist das jetzt auch nicht so überraschend. Der Regisseur des Videos wusste das nicht – oder es war ihm zu heikel – weswegen er aus Nikita eine Frau machte. Tatsächlich besingt Elton John in diesem Lied einen DDR-Grenzsoldaten, in den er verliebt gewesen sein soll. Und das ist dann schon wieder cool, das alles so zu verklausulieren.
Altersshaming vs AJLT
Ja, ich hab mich über die Alterswitze in And Just Like That geärgert – übrigens fürs Protokoll: In der ersten Folge gab es noch 15 Witze rund ums Altwerden, und der dritten nur noch fünf, ja ich habe eine Liste gemacht – aber ganz ehrlich, mir entfällt in letzter Zeit auch so einiges.
Gestern schau ich dem Teenie zu, wie er ein Formel 1 Spiel am Gilles Villeneuve Circuit fährt, und sag ich, ja dessen Sohn ist ja auch lange Formel 1 gefahren (zu “meiner” Zeit) und dann ich so, wie hieß der doch gleich, der Sohn, ich schwöre ich habe zehn Minuten gegrübelt. Jacque btw. Und heute fällt mir nicht ein wie der Film mit Lady Gaga und Bradley Cooper heißt, und während ich diese Zeilen schreibe, weiß ich es immer noch nicht – werde aber sofort googlen. Ach ja, A Star is born. Vielleicht hab ich AJLT doch irgendwie unrecht getan…
Jedenfalls ist die dritte And Just Like That Folge wesentlich besser gewesen als die Folgen 1 und 2. Weil man sich darauf konzentriert hat, was bei der Serie damals das Erfolgsrezept war. Einfach vier Frauen, die in einem Cafe sitzen und reden. Ok, es gibt nur noch drei Frauen, aber in Folge 3 war es einfach Stanford als Nummer 4, und es war witzig und unverkrampft und so wie früher. Einiges stimmt immer noch nicht in AJLT, vor allem, was die Themensetzung betrifft und leider auch die neu eingeführten Figuren, die (mich) noch nicht überzeugen. Aber wenn jetzt jede Folge besser wird als die vorhergehende ist, dann gibts Hoffnung.
Namenstag
Heute früh ist was eigenartiges passiert. ShopApotheke (unbezahlte Werbung!) hat mir zum Namenstag gratuliert.
Das ist deshalb komisch, weil ich eigentlich keinen Namenstag habe. Als ich am Standesamt angemeldet wurde, sagte man meinem Papa dort, Heidi sei kann Name und er müsse zum Beispiel Adelheid eintragen lassen. Daraufhin bekam mein Papa einen Wutanfall (diese Eigenschaft hab ich in meinem Blogpost letzte Woche vergessen) und hat gemeint, er lässt sich sicher nicht vorschreiben, wie er sein Kind zu nennen hat. Nachdem ich jetzt also Heidi heiße, weiß man, wer sich in dieser Kontroverse durchgesetzt hat.
Jedenfalls haben mir meine Großeltern am 16. Dezemeber immer zum Namenstag gratuliert, ich bekam auch ein kleines Geschenk und meine Eltern haben immer gesagt, das sei nicht mein Namenstag, denn ich heiße schließlich nicht Adelheid. Das ging jahrelang so als running gag. Irgendwann waren meine Großeltern nicht mehr da und mein Namenstag geriet tatsächlich in Vergessenheit – auch bei mir selbst.
Während ich diese Zeilen schreibe, habe ich auch gegoogelt und festgestellt, dass das Internet tatsächlich sagt, dass ich mittlerweile einen Namenstag habe. Und der ist heute.
Das bin doch nicht ich!
Gestern bin ich zur Buchhandlung am Spitz (unbezahlte Werbung) gegangen, wo ich zwei Bücher bestellt hatte. Vor der Türe erwartete mich diese Dame:
Das läuft unter Insidergag. Als der Teenie noch kein Teenie war, sondern ein dreijähriges Kleinkind hat er immer wenn wir eine Buchhandlung oder ein Papierwarengeschäft betreten haben, auf diese Figur gezeigt und begeistert “Mama!!” gesagt. Ich gebe zu, das hat mich ziemlich irriert und ich hab immer – wie zu meiner eigenen Bestätigung – gesagt: “Das bin doch nicht ich. So schaue ich doch nicht aus.” Was vollkommen wirkungslos war. Jedes Mal wurde die Figur wieder freudig als “Mama” begrüßt. Ich finde immer noch nicht, dass ich das bin, aber richtig unsympathisch ist diese Dame/Zwergin ja gottlob auch nicht.
Nachschau – AJLT
In Harry und Sally unterhalten sich die beiden ProtagonistInnen darüber, wie lange man nach dem Sex noch kuscheln soll. Harry behauptet, Männer möchten das höchstens 30 Sekunden, während Frauen das die ganze Nacht wollen und er sagt zu Sally: “Und genau da, zwischen 30 Sekunden und der ganzen Nacht liegt ein Problem.”
Ich weiß nicht, ob Harry da Recht hat, wenn er für “die Männer” spricht, aber dieser Satz ist mir wieder eingefallen, nachdem ich meine And Just Like That Kolumne fertiggeschrieben hatte. Denn in dieser Kolumne hab ich unabsichtlich sowas ähnliches geschrieben als es darum ging, wann Paare miteinander über Masturbation reden. Nicht unbedingt beim dritten oder vierten Date, so schrieb ich, aber auch nicht nach 20 Jahren – so wie Carrie und Big das in einer wirklich peinlichen Szene der ersten Folge von AJLT tun. Also irgendwo zwischen dem vierten Date und 20 Jahren liegt das Problem.
Ok, weiß nicht, ob verständlich ist was ich sagen will, egal, dann verweise ich halt mal auf eine And Just Like That Rezension die ich gut fand. Sie stammt von Pia Reiser auf FM4, die meinen Befund der die Serie über weiten Strecken teilt, besonders als sie schreibt, die Serie verströme eine„Uff, die Welt ist 2021 ganz schön anstrengend”-Haltung. Stimmigerweise hat sie ihre Betrachtung Woke statt Vogue übertitelt und auf diese Formulierung bin ich ein bisschen neidisch. In der internet Movie Database hat AJLT bisher eine Bewertung von 5,9. Autsch.
Heidi@Home: And Just Like That
Mit großer Neugier erwartet – die Nachfolgeserie von Sex and the City
Atemlose Spannung: wie hat es mir gefallen? Top oder Flop? Das ist nachzulesen, in meiner aktuellen Uncut-Kolumne.
His birthday
Heute wird mein Papa 80 Jahre alt. Ich bin um halb fünf Uhr aufgewacht und konnte nicht mehr einschlafen. Seitdem sitze ich am PC und versuche, etwas zu schreiben.
Mein Papa ist seit gut 20 Jahren quasi chronisch krank und vor eineinhalb Jahren hat er Morphium bekommen. Ich habe früher immer gedacht, wenn man mal Morphium bekommt, dann geht nichts mehr, aber er hat sich zwischenzeitlich wieder erholt, war sogar in der Steiermark auf Urlaub. Auf einem Auge ist er fast blind, das kommt von seinen Therapien. Gejammert hat er nie. Mein Papa ist ein Kämpfer und ziemlich ehrgeizig.
Zum letzten Mal gesehen habe ich ihn am 25. 12 2020 und da auch nur ganz kurz, auf seinem Balkon stehen, die Kapuze von seinem Pulli über den Kopf gezogen.Seitdem haben wir ein paarmal telefoniert. Warum wir uns kaum sehen und wenig miteinander reden weiß ich nicht. Ich habe es versucht und dann habe ich aufgehört, es zu versuchen. Wahrscheinlich hätte ich ihm noch viel zu sagen, vielleicht aber auch nichts. Mein Papa ist ein politischer Mensch, ein sehr witziger Mensch, aber auch ein ziemlich zynischer Mensch.
Als Kind bin ich bei den Eltern meines Papas aufgewachsen. Mein Opa hat oft davon erzählt, wie meine Eltern mit mir als Neugeborenes aus dem Krankenhaus zu ihnen gekommen sind, und mich ihm in den Arm gedrückt haben mit den Worten: “Da habt ihr euer Kind.” Mein Papa hat mich jeden Abend von meinen Großeltern abgeholt und dann sind wir nachhause gegangen. Bevor ich in die Schule kam, hat er mir erzählt wie schön es ist zu lesen, welche andere Welt sich dabei eröffnet. Als ich dann lesen konnte, hab ich mich oft in diese andere Welt geflüchtet. Vielleicht habe ich deshalb Literaturwissenschaft studiert. Seitdem ich denken kann, habe ich um seine Anerkennung gekämpft. Mein Papa ist ein kritischer Mensch mit genauen Vorstellungen.
Meine Mama sagt öfters ich habe soviel von ihm, vor allem wenn wir miteinander streiten, aber ich bin da nicht sicher. Der Leberfleck an meinem linken Bein erinnert mich an ihn, weil er an genau dergleichen Stelle genau dengleichen Leberfleck hat. Aber ich weiß nicht was er denkt, schon gar nicht über mich. Ich weiß nicht, ob ich seine Erwartungen erfüllt habe, ob er überhaupt Erwartungen an mich hatte. Mit 45 Jahren ist mein größtes Learning wohl gerade, das Loslassen zu lernen, in jeder Beziehung.
Happy birthday.
LD Wochenende
Als Vorbereitung für And just like that – der Nachfolgeserie von Sex and the City, die am Donnerstag ihre Premiere auf Sky feiern wird – schau ich gerade wieder mal wieder (random, wie das Kind es nennen würde) alte SatC Folgen und die Serie war schon ziemlich genial.
Erstaunlich finde ich, dass ich mit Samantha früher nicht viel anfangen konnte – das war mir immer alles zu schrill, und die Szenen, in denen sie Sex hat sind immer ganz bewusst stark überzeichnet, fast Karikaturen, aber was sie zu sagen hat, da ist schon vieles ziemlich klug und vor allem selbstbestimmt. Da, wo Carrie und Co unentwegt Mr. Right hinterherhecheln, hat Samantha schon lange ihr Leben & Glück selbst in die Hand genommen, und das können wir alle von ihr lernen. Sie hat einen extrem trockenen Humor, als Carrie erzählt, sie hatte gerade einen so intensiven Orgasmus mit einem Mann gehabt, in den sie nicht verliebt wäre und das – also das Verliebtsein – wäre normalerweise die Voraussetzung dafür, entgegnet Samantha: “Oh damit würde ich aber mal zum Arzt gehen.” Und wer entfernt Carrie ihr Diaphragma als das feststeckt? – Richtig. Leider ist Samantha in der neuen Serie nicht mehr dabei, da fehlt dann doch ein wesentliches Viertel würde ich sagen, aber mal abwarten.
Na ja, dann war ich noch einkaufen und eine große Runde im Donaufeld drehen, hab mit dem Kind gelernt, in einer Zeitschrift geblättert, war baden und nach einem Steak Abendessen bin ich in den 3. Bezirk gefahren, wo zwar kaum Leute unterwegs waren, die Post am Rochus aber dennoch sehr schön beleuchtet.
Es war eine kalte Nacht, wo man sich schön aneinander wärmen kann und stundenlang reden – das kann man auch den ganzen Sonntag tun und dann ist so ein Wochenende auch schon wieder vorbei.
Königsdramen
Gestern hat mir meine Mama mitgeteiilt, sie schaut jetzt The Social Network, da habe ich mal wieder mitgezogen und – statt Arbeiten – auch geschaut.
Irgendwie gelingt mit der Zugang zur Fincher Story über Mark Zuckerberg und Facebook immer noch nicht so wirklich, auch wenn ich Jesse Eisenberg ganz großartig in der Rolle finde und auch Andrew Garfield als den Mitgründer, ja sogar Justin Timberlake ist toll besetzt. Aber irgendwas fehlt mir an dem Film, Worte sind es eher nicht, ich glaub das Drehbuch ist doppelt so dick wie Drehbücher für so eine Filmlänge normalerweise sind. Aber irgendwie ist alles so steril und keimfrei. Ich kann mich auch noch sehr gut erinnern, dass der Falter beim Erscheinen schrieb, dass sich The Social Network “etwas über Gebühr als Königsdrama aufbläht”, das fand ich toll formuliert und zutreffend. Vor allem, wenn man bedenkt, dass Zuckerberg in dem Film zu den Gerichstterminen immer mit Badeschlapfen erschien.
Während des Filmschauens wurde bekannt, dass nach Kurz auch Gernot Blümel der Politik den Rücken kehrt, aber das war noch nicht der letzte Rücktritt, auch der Bildungsminister tritt zurück, das ist die vorläufige (!) Bilanz und ja, jetzt weiß ich auch nicht. Ist das vielleicht ein Königsdrama?