almis personal blog

ESC 22

Endlich hat sich Italien dazu bequemt, die Stadt zu nennen, in der sie nächstes Jahr beabsichtigen den ESC auszutragen und es ist:

In Turin war ich sogar schon mal, auf dem Weg von einer Reise durch die Schweiz nach Monaco (es war nicht der billigste Urlaub meines Lebens…) Ich hab irgendwie gar keine Erinnerungen daran, außer, dass ich bei einer Pizzeria eine Viertelstunde vor dem WC warten musste, keine Ahnung, was das bedeutet, dass mir sonst nichts dazu einfällt, es ist sicher eine schöne Stadt.

Die Semifinali werden am 10. und 12. Mai stattfinden, das Grand Finale dann am 14. Mai 2022.

Verstörende Videos, drei

Die schottische Band Travis ist dafür bekannt, in ihren Songs sehr repetierende Strukturen zu verwenden. Oder auch: es wird immer wieder das gleiche gesungen, in so einer Art Litanei. Das klingt negativer als es gemeint ist, es hat durchaus auch etwas persuasives, wenn man lange genug zuhört. Ich glaube, mich erinnern zu können, dass Martin Blumenau Sing eine zeitlang als Openingsong in einer seiner Sendungen gespielt hat. Aber um Sing soll es gar nicht gehen, sondern um Re-Offender.

Ein Song, der sich eigentlich um eine Liebesbeziehung dreht – “You say you love me, an then you do it again” – “it” wird in dem Fall nichts gutes bedeuten – dessen Video aber in die Abgründe der Band Travis blicken lässt (hoffentlich/vermutlich parodistisch). Die Band fährt auf eine Tour, zuerst noch mit einem Auto und einem Wohnwagen, sie singen in abgeranzten kleinen Clubs, in trostlosen Vorstädten, bei schlechtem Wetter. Sie parodieren sich also quasi selbst als eher erfolglose kleine Nachwuchsband. Im Laufe der Tour gehen die Emotionen hoch und sie sich gegenseitig gewaltig auf den Wecker. Sie fangen an, gegeneinander zu sticheln und schließlich artet das Ganze sogar in Gewaltätigkeit aus.

Jeden Abend, wenn sie auftreten müssen, sind sie mehr mitgenommen, Handverletzungen, blaue Augen, Kratzer, Platzwunden und ihre Kleidung ist auch schon ganz fleckig und abgenutzt. Ein eigentlich arges Video, wenn man das Augenzwinkern dahinter nicht mitdenkt, oder vielleicht bewältigt Travis so tatsächlich die (heimlichen) Aggressionen, die zwischen den Bandmitgliedern herschen, wer weiß harhar. Immer interessant, wenn sich die Künstler selbst als Protagonisten in ihren Videos inszenieren, weil genauso gut hätten Travis ja Schauspieler dafür engagieren können. Die Botschaft des Videos wäre dann eine andere, distanziertere gewesen.

Am Ende haben sie jedenfalls ihr Band-Beziehungsproblem insofern gelöst, als dass jeder ein eigenes Auto mit Wohnwagen zur Verfügung hat.

Szenen einer Ehe

Szenen einer Ehe ist ein Film von Ingmar Bergmann, der 1973 entstanden ist. Es geht dabei um das Leben von Marianne (Liv Ullmann) und Johan (Erland Josephson). Sie ist Mitte 30, er Anfang 40, beide sind beruflich erfolgreich, sie haben zwei Kinder, sind gut situiert und beliebt in ihrem Freundeskreis. Die erste Szene des Filmes bestätigt das – anlässlich ihrer 10. Hochzeitstages werden sie in einem Magazin portraitiert als das, was sie offenbar sind: ein glückliches Ehepaar. Doch bereits kurz nach dem Erscheinen der Zeitschrift beginnt es in ihrer Ehe zu rumoren. Johan hat sich in die Studentin Paula verliebt und wenn Marianne ehrlich ist, hat auch sie große Zweifel an ihrer Beziehung…

SPOILERALERT

Was folgt ist eben das: Szenen einer Ehe bzw. dem Ende einer Ehe. Nach und nach kommt auf den Tisch, was zwischen den beiden schiefgelaufen ist. Und das ist nicht irgendwas, von dem der Zuseher noch nie gehört hat, nein, es ist natürlich eh genau das, was bei den meisten schiefläuft: zuwenig Zeit für die Partnerschaft, zuviele andere Verpflichtungen, fehlende Kommunikation, gegenseitiges voneinander genervt sein, Flaute im Bett.

Natürlich ist Szenen einer Ehe auch ein Produkt seiner Zeit und manche Themen würden im Jahr 2021 (hoffentlich!) keine Rolle mehr spielen. Johan beispielsweise ist eigentlich ein totaler Chauvinist, den seine beiden Töchter überhaupt nicht interessieren. Als er sich von Marianne trennt, denkt er keine Sekunde darüber nach, wie (bzw. ob) er das Verhältnis zu ihnen weiter fortführen möchte, er bemüht sich nicht, überhaupt (weiterhin) ein Verhältnis zu ihnen zu haben. Es ist ihm einfach vollkommen egal, er heuchelt nicht einmal Engagement. Er denkt mehr darüber nach, was seine Eltern zur Scheidung sagen werden. Marianne wiederum hat offenbar in ihrer Ehe niemals einen Orgasmus erlebt, was erklärt, dass sie am Sex nicht so wirklich Gefallen findet – ein häufiger Streitpunkt der beiden. Alleine die Choreografie der Sexszenen lassen aber auch vermuten, dass der weiblichen Sexualität in den 1970er Jahren prinzipiell nicht besonders viel Aufmerksamkeit geschenkt wurde bzw. wird jedem Zuseher klar sein, dass das, was die beiden da miteinander tun, für die Frau nicht rasend viel Befriedigung bringen kann, viel mehr als sich aneinander Abreagieren wird da nicht gezeigt.

Fast drei Stunden streiten sich Marianne und Johan, dann lachen sie wieder miteinander; sie beleidigen und verletzen sich, dann kuscheln sie sich aneinander. Einmal schlagen sich sogar, sodass Marianne blutet, und dann haben sie doch wieder Sex. Warum sie sich nicht voneinander lösen können weiß man nicht so genau. Irgendwas verbindet sie trotz Scheidung, ob es doch Liebe ist, da sind sie sich selbst nicht sicher. Am Ende sind beide anderweitig verheiratet, aber auch diese Beziehungen funktionieren offenbar nicht so wie sie sollten, obwohl Marianne Johan recht unverblümt erzählt, dass sie nun endlich Orgasmen hat – was er natürlich gar nicht hören will. Vielleicht schaffen sie es aber auch nur nicht, ihrem Leben tatsächlich (neuen) Sinn zu geben, und fallen dadurch immer wieder in alte “Gewohnheiten” zurück. Es ist schwer nachvollziehbar.

Was Szenen einer Ehe allerdings wirklich gut leistet ist, den “Struggle” von Ehepaaren zu schildern, dieses obwohl man verheiratet ist, also quasi die engste und intimste Beziehung überhaupt miteinander haben sollte, man sich zugleich mehr und härter verletzen kann, als in jeder andere Konstellation, dass man sich gegenseitig die pure Hölle auf Erden sein kann, weil man sich so gut kennt und genau weiß, was dem anderen so richtig wehtut. Szenen einer Ehe ist ein Lehrstück über all das.

Gerade wurde auf HBO eine Miniserie mit Jessica Chastain und Ocsar Iscaac gedreht, frei nach Ingmar Bergmann. Die möchte ich unbedingt sehen!

Nice move

Ein Teenager irgendwo in Wien, sagt zu seiner Mutter: “Warum hast du mich nicht an die schriftliche Physikwiederholung erinnert? Das stand im Mitteilungsheft”

Die Mutter: “Also erstens bist du alt genug, dass du dich selbst drum kümmerst und zweitens kann ich mich nicht erinnern, dass ich das gelesen hab.”

Teenager: “Doch! Schau nach.”

Mutter öffnet das Mittelungsheft und liest: Heute habe ich auch Physikwiederholung.

Mutter: “Guter Versuch mein Kind, guter Versuch.”

P.S. Alle Punkte!

Elternabend reloaded

Nachdem es letztes Jahr keinen Elternabend gab, gab es heuer wieder einen (mit 3 G und Masken) und es war dann mein insgesamt achter, wenn ich mich nicht verzählt habe.

Es ändert sich schon sehr viel im Laufe der Jahre. Beim allerersten Elternabend 2014, der im Juni vor Schulbeginn stattfand, hat man ja erst kurz vorher erfahren, wer die Klassenlehrerin und der Freizeitpädagoge sind; und alle Eltern waren komplett aufgeganselt, weil das für Eltern schon ein großer Schritt ist, den die Kinder da machen. Erstmals fühlt man sich so wirklich “erziehungsberechtigt”, gleichzeitig hat man aber auch keine Ahnung, was auf einen zukommt. Die Kinder brauchen noch ganz viel Unterstützung, man versucht die PädagogInnen einzuschätzen etc. Der erste richtige Elternabend dauerte dann auch fast drei Stunden und die Fragen und Anmerkungen waren unendlich und oft auch verstörend. Ich bin damals komplett erschöpft nachhause gekommen.

Im Laufe der Zeit ändert sich das. Oft ist es im September noch schön und mild und den Eltern ist anzumerken, dass sie lieber noch ein bissl am Balkon sitzen oder an der alten Donau spazierengehen, statt Stunden in einem Klassenzimmer zu verweilen. Und alles wird ja auch mehr und mehr Routine, man geht nicht mehr unsicher in die Schule, sondern tratschend mit anderen Müttern und die PädagogInnen kennt man schon recht gut. Überhaupt ich, die sooft auf Exkursionen als Begleitperson dabei war. Das war eine schöne Zeit, weil die Kinder mit dem Alter auch immer einfacher wurden und es richtig lustig war. Am Ende war es eine richtige Gemeinschaft.

Im Gymnasium ist alles wieder anders. Dadurch, dass man insgesamt weniger Zeit in Schulnähe verbringt, weil die Kinder nicht mehr abgeholt werden, lernt man andere Eltern kaum noch kennen. Die Kinder werden selbstständiger und man als Elternteil wird recht überflüssig. Und letztes Jahr, als ein neuer Schulzweig begonnen hat, was bedeutet, dass neue Eltern und Kids dazugekommen sind, war ja kein Kennenlernen möglich. Und heute auch nicht wirklich, weil nicht mal die Gesichter zu sehen waren. Ich kenne keine Namen mehr, ich weiß nicht wer wer ist, usw.

Ich bin dann in der Klasse gesessen und hab mich wieder irgendwie so verloren gefühlt, wie beim allerersten Mal. Da schreibt mir die Mama, mit der ich mich am allerbesten befreundet habe, in der 1. Klasse Volksschule und mit der ich immer noch im regen Kontakt bin, die wir auch immer noch treffen, eine Whatsapp, von ihrem Elternabend, ein paar Klassen weiter: “Es ist so langweilig ohne dich. Daran gewöhn ich mich nicht mehr.” Ist das nicht süss? Same same! Aber es ist der Lauf der Dinge.

Hätte ich mir auch nicht gedacht, dass ich es schaffe, mal einen richtig sentimentalen Post zum Thema Elternabend zu verfassen.

Dreams

In der letzten Zeit träume ich viel und kann mich sehr oft in der Früh auch noch an die Träume erinnern. Oft hat es mit der allgemeinen gesellschaftlichen Situation derzeit zu tun und da brauche ich dann keine Traumdeutung um zu wissen, warum ich das träume.

Letzte Woche allerdings, hab ich mal wieder was abstrakteres geträumt, nämlich, dass im Badezimmer das Wasser übergeht und immer höher steigt. Bei solchen Träumen interessiert mich dann schon die mögliche Deutung dahinter und deshalb hab ich dann am Vormittag danach gegoogelt.

Und was lese ich da? Wenn man von steigendem Wasser in der Wohnung träumt, dann ist das oft der Beginn einer Psychose. Als ich das gelesen habe, musste ich lachen und hab mir gedacht, wenn ich darüber noch lachen kann, dauert es vermutlich noch ein bisschen, mit der Psychose. Oder im Gegenteil: Sie ist schon weiter fortgeschritten als ich denke.

Verstörende Videos, zwei

Justin Theroux ist der (Noch)-Ehemann von Jennifer Aniston und ist mir immer schon in seiner Eigenschaft, oft extrem weirde Protagonisten (Six Feet Under, Lynch-Filme, Miami Vice) im Kino und TV zu verkörpern, positiv aufgefallen. Nebenbei hat er noch ein paar Drehbücher (Trophic Thunder, Iron Man 2) geschrieben. Und er hat im Video zum Song Hysteria von Muse mitgespielt. Hysteria ist ja einer dieser Songs, die am besten live genossen werden, und sowas sag ich nicht oft, weil ich nicht unbedingt der große Konzertgeher bin, aber die unbändige Energie dieses Werks wirkt einfach am besten auf einer großen Bühne. Das haben sich die Menschen von Muse wohl auch gedacht und beschlossen, dass dafür das Video dann extrem beängstigend sein muss.

Und das ist ihnen gut gelungen. Wir sehen Theroux in einem gehobenen Hotelzimmer liegen, das komplett verwüstet ist. Dabei denkt man natürlich sofort an den Topos von den argen Rockbands, die dafür bekannt sind, nach Konzerten ihre Hotelzimmer zu zerstören (Wikipedia sagt, so eine Szene kommt auch im Pink Floyd Film The Wall vor). In einer Rückblende, die in sich zeitlich aber auch nicht kongruent ist, sieht man, dass er wohl eine Frau empfangen hat und dann irrsinnig in Rage geraten ist. No na, es heißt ja schließlich Hysteria. Die Frau ist offenbar eine Prostituierte, die er vorher auch gefilmt hat und naja, über den Rest muss man wohl spekulieren. Vielleicht nagt gerade der Fakt ihres Brotberufes an ihm, weil er mehr für sie empfindet, als in dieser Situation wohl “angebracht” ist? Dafür sprechen die Lyrics: “Cause I want it now, I want it now. Give me your heart and your soul.”

Wie auch immer, jedenfalls brüllt und heult der Protagonist, es werden Vasen zerschmettert und Tische umgeworfen, ein Röhrenfernser zertrümmert, ein ganzer Servierwagen – samt Essen – umgestoßen, Sessel gegen Bilder geschleudert usw. Es ist – in seiner ganzen offen zur Schau gestellten Aggression – ein echt kraftvolles und beeindruckendes Video. Aber eben auch, ja, ziemlich verstörend.

Pillen-müde

Heute hab ich auf dem Instagram Profil einer Influencerin ihr Unbegangen mit der “Pille” gelesen. Sie schreibt, dass sie die Pille abgesetzt hat, weil mit ihre Libido irgendwann nicht mehr existent war. Im nächsten Satz schreibt sie, das wäre natürlich irgendwie schon ein Luxusproblem.

Dem möchte ich doch klar widersprechen! Es ist absolut kein Luxusproblem, wenn wir Frauen denken, Sicherheit zu wählen und dafür als trade off quasi sexuelle Lustlosigkeit in Kauf nehmen (zu müssen). Damit führt sich ja nicht nur die ganze Verhütung ad absurdum (wo kein Sex, da keine Verhütung notwendig), sondern wir verzichten damit auch auf einen wichtigen Teil unseres Lebens und ich würde mal sagen, dass Sex schon ein ziemlich wichtiger Teil des Lebens der meisten Frauen ist.

Ich habe für mich diese Pillen-Sache im Alter von 20 Jahren beendet. Ich wurde dabei von meinem Freund bestärkt bzw dazu ermutigt, und kann sagen, ich war damals eine krasse Außenseiterin und eine einsame Ruferin in der Wüste. Ich habe zwar mit einigen Freundinnen gesprochen, die diese sexuelle Lustlosigkeit (neben anderen Pillen Nebenwirkungen) auch erlebt haben, aber natürlich wäre, so sagten sie, kein anderes Verhütungsmittel so sicher und praktisch wie die Pille. Außerdem stößt man auch bei GynäkologInnen meistens nicht auf große Begeistertung, wenn man sich nach Alternativen erkundigt. Denn die Alternativen, gerade wenn sie hormonfrei sind , sind oft weniger lukrativ für die ÄrztInnen, dafür mühsamer in der “Anpassung”. Wenn man sich beispielsweise für ein Diaphragma entscheidet – mittlerweile gibt es kaum noch klassische, sondern das Caya – dann muss man als Benutzerin die Verwendung desselben erst lernen. Frau muss sich mehr mit ihrem Körper beschäftigen, auch mit ihrem Zyklus, aber das finde ich per se ja keinen Nachteil (im Gegenteil).

Die Influencerin schreibt weiter, sie möchte kein “Pillen-Shaming” betreiben. Das möchte ich auch nicht. Jede, die gut mit der Pille zurecht kommt und damit glücklich ist, fein, da gibts ja keinen Handlungsbedarf. Alle anderen allerdings, die etwas anderes möchten, für die wünsche ich mir mehr Vielfalt abseits des Mainstreams, mehr Informationen durch ÄrztInnen, aber auch mehr Mut, einen vielleicht etwas (zunächst mal) unbequemeren Weg zu gehen. Und ich möchte vor allen Dingen nicht lesen, dass sexuelle Lustlosigkeit ein Luxusproblem für Frauen ist – genauso wenig wie für Männer.

Auf die Katze gekommen

Im Garten ist jetzt eine Katze. Sie gehört uns nicht, fühlt sich aber wohl. Mehrmals am Tag kommt sie vorbei, schleicht unbemerkt ins Haus, steht plötzlich neben einem, lässt sich streicheln – bei Menschen über 1,90 Körpergröße hat sie zuerst Respekt, das legt sich aber – und liegt in der Sonne herum. Manchmal fetzt sie auch durch den Garten, klettert auf Bäume und wetzt ihre Krallen an der Borke.

So eine Teilzeit-Katze ist schon was nettes!

Schöne Welt, wo bist du, zwei

Auch im dritten Roman von Sally Rooney geht es vornehmlich um eines: menschliche Beziehungen. Platonische und sexuelle. Beziehungen sind bei Rooney nie heteronormativ und auch niemals unkompliziert. Und so hat man schon (wieder) die perfekte Ausgangslage, wenn LeserIn sich für solche Dinge interessiert. Diesmal ist vielleicht aber auch noch eine Spur mehr Autobiografisches versteckt als in den Vorgängerwerken, denn:

Alice ist Schriftstellerin, weltberühmt, reich. Sie erholt sich in einem großen Haus an der irischen Küste gerade von einer Depression samt stationärem Aufenthalt. Auf Tinder lernt sie Felix kennen. Das Date geht schief. Aber dennoch bleibt er in ihrem Leben. Ihre beste Freundin Eileen ist Redakteurin eines kleinen Literaturmagazins. Sie hat eine langjährige Beziehung hinter sich und ist seit Kindertagen mit Simon eng befreundet, einem gutaussehender Politiker. Oder ist es doch mehr?

Der Klappentext des Buches sagt:

“Zärtlich, fast schon schmerzlich lächelten sie sich an. Sie sagten nichts und ihre Fragen waren dieselben, denkst du an mich, warst du glücklich als wir miteinander schliefen, habe ich dir wehgetan, liebst du mich, wirst du mich immer lieben.”

Die ProtagonistInnen sind alle um die 30, aber ich denke, das sind Fragen, die einen auch noch bis mindestens 45 beschäftigen. Vielleicht sogar ein Leben lang.

Die Paarkonstellation Eileen/Simon ist für mich um einiges schlüssiger als Alice/Felix. Felix ist ein Lagerarbeiter, der nicht liest und auch sonst keine Interessen mit Alice teilt, auch charakterlich sind sie völlig unterschiedlich. Als Leserin fragt man sich, was die beiden eigentlich verbindet. Ja, Gegensätze ziehen sich an, vielleicht, ich glaub persönlich weniger dran, aber soll sein. Jedenfalls dreht sich der Roman um die beiden “Paare” und um die üblichen gesellschaftlich-politischen Überlegungen, die die beiden jungen Frauen in wechselseitiger Korrespondenz miteinander austauschen. Das ist der Teil des Buches, den ich ein bisschen bemüht finde. Es ist ja durchaus interessant zu lesen, was die beiden über Feminismus, Gender, Sprache usw. denken, aber der Briefwechsel ist trotzdem irgendwie ein kleiner Fremdkörper innerhalb des Plots.

Dafür bewundere ich Sally Rooney wirklich dafür, wie gut sie Sexszenen schreiben kann. Ich hab das ja auch schon versucht und es gibt wirklich kaum was schwierigeres. Man kann das ja eher deskriptiv oder eher metaphorisch angehen, würd ich mal sagen und Rooney hat sich für deskriptiv entschieden. Aber denken wir an Reich-Ranicki, das Ganze darf halt auch nicht so sein, als würde man im übertragenen Sinn schreiben, dass jemand einen Bleisift in die Tasche steckt, weil dann kann man es auch gleich seinlassen und “wegzoomen” wie in einem Film. Bei Rooney funktioniert es – es ist weder nüchtern-sachlich noch pornografisch, aber trotzdem sexy und poetisch, gleichermaßen. Da kann man wirklich noch einiges lernen, wenn man selbst schreibt. Oder einfach nur genießen, wenn man das Buch liest.