almis personal blog

Babygirl

Vorige Woche habe ich zwei Filme gesehen. Einen – frei nach dem Protagonisten von Perks of a Wallflower “so good I felt different when it was over” – und einen anderen. Der andere war Babygirl von der niederländischen Regisseurin Halina Reijn. Eigentlich war ich sehr gespannt auf diesen Film und habe ihn gleich in der ersten Vorstellung am Donnerstag besucht, aber am Ende habe ich mich drüber nur gewundert bis geärgert.

Es geht um Romy (Nicole Kidman) Gründerin und CEO eines großen Unternehmens. Sie ist mit dem Theaterregisseur Jacob (Antonio Banderas) verheiratet, die beiden haben zwei Teenagertöchter, große Häuser, Geld wie Heu, soweit also das “Vorzeigeleben”. Eines Tages lernt Romy den sehr viel jüngeren Praktikanten Samuel (Harris Dickinson) kennen, der durchschaut, dass sie in Wahrheit dominiert werden will. Sie lässt sich auf ein Treffen mit ihm ein, obwohl sie weiß, dass das ihr ganzes berufliches und privates Leben in Gefahr bringen kann…

MILDE SPOILER MÖGLICH!!

Ich glaube, wir haben in den 1980ern, als es noch vergleichsweise viele Erotikthiller gab unterschätzt, wie schwierig es ist, einen solchen zu drehen, der sowohl unpeinlich, als auch in sich schlüssig ist. Babygirl ist leider beides nicht. Und er ist auch nicht erotisch, sondern eher antiseptisch.

Zuerst habe ich mir gedacht puh, Antonio Banderas, schon wieder so ein Mann, wo man sich als Zuseherin denkt: Was ist eigentlich falsch an ihm? Aber dann habe ich gesehen, was für einen nervigen Menschen er hier spielen muss. Harhar. Nur: Harris Dickinson als Samuel ist halt emotional kalt. Kidman als Romy ist ebenfalls kalt und sie sieht auch so aus – nachdem sie bei der Botoxbehandlung war, sagt ihre Tochter: “You look weird, like a dead fish”. Hier gibt es zumindest Pluspunkte für die Selbstironie, aber natürlich muss Kidman auch noch in der Robotikbranche arbeiten, um ihre Distanz zu jeglicher Gefühlsregung klar zu machen und Jacob muss zufällig gerade am Theater Hedda Gabler inszenieren. Also subtil ist da jetzt wirklich gar nichts.

Nun ja ok, Romy ist also auf der Suche nach einer SM Beziehung oder stolpert viel mehr in eine solche. Wahrscheinlich nennt man das heute anders, ich kenne mich in diesem Bereich zugegebenerweise nicht aus, aber für mich wirkt das, was Samuel und Romy hier machen wie etwas, worüber Leute, die tatsächlich SM praktizieren, wahrscheinlich schallend lachen würden. Es erscheint so unauthentisch, wie im Übrigen fast alles in diesem Film. Man muss ja wirklich nicht immer alles auserzählen, aber hier sind die Charaktere so eindimensional, dass man als Zuseher weder mit irgendjemand connecten kann, noch versteht, wieso sie sich verhalten wie sie das tun. Irgendwie fällt einem da nur Wohlstandsverwahrlosung ein, denn der Plot entwickelt sich von einer durchaus interessanten Grundidee in eine komplett unglaubwürdige Richtung, die in einem mehr als kuriosen Ende gipfelt. Oder wie ein User auf letterboxd schrieb: “I have watched actual porn with more compelling plotlines”. Harhar.

Manchmal hatte ich den Eindruck, dass der Film vor allem woke und Meme-able sein will – beispielsweise als Nicole Kidman #ausGründen Milch trinkt. Aber bis auf die Szene, in der Harris Dickinson zu Father Figure von George Michael tanzt (ich habe eine Schwäche für George Michaels Stimme), hat das bei mir leider alles gar nicht funktioniert.

Popera und ESC

Seit dieser Woche wissen wir also, wer Österreich heuer beim ESC vertreten wird.

Es ist jemand nicht ganz Unbekannter, sogar ich habe ihn einmal bei Starmania gesehen, während der Coronazeit. Und weil mich einige gefragt haben, was ich zu ihm, nämlich JJ, meine. Ich traue mich noch nicht wirklich etwas sagen, solange der Song noch nicht bekannt ist, der immerhin von Teya mitgeschrieben wurde. Teya, die vor zwei Jahren gemeinsam mit Salena nicht nur Who the Hell is Edgar performt, sondern auch geschrieben hat. Ich war ein großer Fan dieses Songs. Mein erster Gedanke war aber, nachdem JJ ein Opernsänger ist: Wie viel Popera verträgt der ESC?

In den letzten zehn Jahren gab es ja vereinzelt immer wieder Popera-Acts. Il Volo hat 2015 mit Grande Amore – einem zwar italienischen Song, dessen ganzen Text man aber problemlos “erfühlen” kann- sogar das Publikumsvoting gewonnen, insgesamt wurden sie Dritter. 2018 trat Elina Netšajeva mit La Forza, ebenfalls auf Italienisch interpretiert, für Estland an. Ein Song, den Alina Stiegler, Moderatorin des ESC Songchecks folgendermaßen kommentierte: “Genauso stelle ich mir eine Migräne mit Aura vor.” Harhar. Für diese Aussage kam Stiegler beinahe auf die Watchlist in Estland. La Forza landete aber doch auf dem achten Platz.

Und gleich im Jahr darauf, 2019, versuchte sich auch Australien mit Kate Miller-Heidke und Zero Gravity, einem Song, in dem sie über postnatale Depressionen singt, ebenfalls an diesem Genre. Ihr Auftritt wird aber vor allem wegen dem “Baumeln an meterhohen Stecken” in Erinnerung bleiben. Ein Staging, von dem Alkis vom Merci Cherie Podcast sagte: “Das war so großartig”. Das muss man auch erst mal schaffen, so zu singen, und dabei noch durch die Luft zu fliegen; ich hatte ja dauernd Angst, dass die Akteurinnen irgendwann einmal frontal zusammenstoßen. Sie wurde jedenfalls Neunte.

Also durchaus ganz gute Platzierungen. Heuer wird aber das Problem möglicherweise sein, dass Nemo erst im vorigen Jahr mit The Code den ESC gewonnen hat und The Code war ja auch “Popera” im weitesten Sinn, zumindest gab es einige opernhafte Passagen. Ich glaube daher, dass das Publikum heuer dann lieber etwas anderes sehen möchte, dass der Zeitgeist etwas Abwechslung verlangt. Aber vielleicht irre ich mich ja auch.

Frühstück Japanese Pancakes

Heute waren L. und ich zur Feier des Semesterendes im Japanese Pancakes frühstücken. Wie immer unbezahlte Werbung. Im Übrigen sollte man die Reservierungsmöglichkeiten per Telefon und Email vergessen, und die Anmeldung per instagram durchführen, wie wir erfahren haben. Reservieren ist auf alle Fälle ratsam, denn das Lokal ist doch eher klein und als wir gegen 11 gingen, war es voll.

Außerdem wirbt das Lokal damit, in der Nähe vom Schwedenplatz zu sein, würde ich jetzt eher als eine Definitionsfrage emfpinden, was man unter “in der Nähe” versteht. Ich finde ja, es ist näher am Stephansplatz.

Wie auch immer, das Lokal ist gleich beim “neuen” Hidden Kitchen, in der sehr kurzen Drahtgasse und so wurden wir vorige Woche darauf aufmerksam. Zuerst gab es ein gesundes Frühstück mit viel Grünzeug:

Zucchini Benedict und Salmon Scramble

Und danach einen Namensgeber des Lokals. Allerdings muss ich gestehen, dass ich mir unter Pancakes etwas anderes, nämlich Palatschinken, vorgestellt habe, ähm. Es ist aber ein “Eiweißdings”, gar nicht mal so süß, mit wenig Eigengeschmack, recht leicht, wenn man von der Nutellaschicht oben absieht harhar.

Nutella Banana Pancake

So haben wir das vergangene Semester Revue passieren lassen, die 7. Klasse ist ja schon nicht ganz ohne, wer wüsste das besser als ich, ich habe mir damals sehr schwer getan. Beide Male. harhar. Aber unsere Kinder haben es bisher gut geschafft.

Auf den Bahnhöfen dann viele Menschen mit Koffern, viel Aufbruchstimmung in die Ferien. Ich finde das schön, auch wenn ich nirgends hin fahre. Wie immer an Zeugnistagen bin ich irgendwie melancholisch. Und denke an an einen besonderen Menschen. Auch wie immer.

Queer, nochmal

Im FM4 Filmpodcast hat sich Christian Fuchs ein bisschen über Queer mockiert, bzw den Zugang des Regisseurs Luca Guadagnino zu diesem Werk vom William S. Burroughs. Er kritisierte, dass der Queer Protagonist William Lee jüngere Männer aufreißt und eine Waffe trägt. Das werde “kritiklos gezeigt”, das “Toxische werde verklärt” und William Lee “verherrlicht.”

Hm. Ich schätze die cineastische Expertise von Fuchs zwar durchaus, bin da aber anderer Meinung. Zum einen hab ich das gar nicht so empfunden, dass der Protagonist William Lee, dargestellt von Daniel Craig, irgendwie “verklärt” wird, eher im Gegenteil. Man braucht sich nur den Trailer anzusehen, um zu merken, dass Lee eine zutiefst verunsicherte und fragile Persönlichkeit ist, die zwar souverän auftreten möchte, es aber nie wirklich schafft und tatsächlich aber vor allem auf der Suche nach Liebe und Verbindung ist.

Außerdem frage ich mich, sind wir jetzt schon so weit, dass nun auch schon Kunst irgendwie “eingeordnet” werden muss? Wieso ist es ein Problem, wenn “kritiklos” gezeigt wird, dass Lee jüngere Männer aufreißt (die aber zumindest im Film nie minderjährig jung sind). Ich glaube, das ist jetzt nichts, was in der wirklichen Welt nie passiert – und wir sind ja umzingelt von der Wirklichkeit, wie Deutschlands Minister Habeck auch einmal stauend festgestellt hat. Ich dachte ja bisher, dass sich die Zuseherin, der Zuseher selbst ein Bild darüber machen kann oder sollte, was sie von einem Protagonisten hält. Nicht jede Hauptfigur eines Romans oder Filmes muss (oder sollte!) ein Ausbund an political correctness sein. Er muss auch kein guter Mensch sein.

Ich habe oft das Gefühl, wir haben mehr und mehr Angst davor, dass Menschen das “falsche” denken oder fühlen könnten, wir trauen dem Publikum nicht mehr zu, seine eigene Interpretationsarbeit zu leisten. Und es geht oft mehr darum, Menschen zu erziehen, als sie künstlerisch auch herauszufordern oder sie einfach alleine zu lassen mit ihrer Rezeption. Auf die Spitze getrieben hat das ja vergangenes Jahr Regisseur Todd Philipps, der von Teilen seiner Fans des ersten Joker so entsetzt war, dass er im zweiten Teil des Filmes diese Fans ja quasi wegstößt. Nur kann man sich seine Fans nicht aussuchen. Und als Künstler sollte man im Idealfall nicht in eine Abhängigkeit zum Publikum begegeben, aber eben auch nicht in eine Kontradependenz. Beides verhindert, dass ich als Künstler, Künstlerin das tue, was ich tatsächlich machen will. Stichwort: Schere im Kopf.

Jedenfalls liegt Queer, das Buch, endlich auf meinem Nachtkasterl und ich werde nach der Lektüre noch einmal was dazu sagen.

Alltagsfreude

Aus der Rubrik Freuden des Alltags.

Das Kind erzählte unlängst, dass in der Schule über den Umgang mit KI, speziell beim Schreiben von Texten im Deutschunterricht, gesprochen wurde. Die vortragende Person meinte dann, man würde den KI Einsatz bei Texten immer erkennen und es gäbe pro jeweiliger Klasse maximal vielleicht ein Elternteil, das so gut schreiben würde wie eine KI.

Daraufhin habe sich sein Freund zu ihm rüber gebeugt und gemeint: Deine Mutter!

Und ich so: Ohhh jööö, wie liiiieb!

Ich wusste gar nicht, dass mir so etwas zugetraut wird. Zumal es auf der Uni immer hieß, ich schreibe populärwissenschaftlich und das ist im deutschsprachigen Raum nie ein Kompliment, harhar.

Ich habe einmal einen Text von diesem Freund auf seinen Wunsch hin gelesen und ihm Feedback gegeben. Vielleicht habe ich deswegen jetzt diesen Ruf. Jedenfalls hat es mich gefreut. Voll gefreut, wie die KI sagen würde harhar.

September 5, zwei

Weitere mögliche Inhaltsspoiler!!!

Natürlich ist nichts wirklich lustig in diesem Film, es gibt aber Galgenhumor-Momente. Etwa einmal, als der Produzent, ein nicht mehr ganz junger Mann (Ben Chaplin), die deutschen Übersetzerin (Leonie Benesch) etwas paternalistisch Kaffee machen schickt. Genau in der Zeit, als sie weg ist, kommt eine Eilmeldung im Radio auf Deutsch. Daraufhin sagt der Chef vom Dienst (John Magaro): “Great, you just sent away the only person who understands German.” Das ist schon ein schöner Seitenhieb im Jahr 1972 auf die Rolle der Frau im Beruf, der sich so vielleicht oder auch nicht zugetragen hat.

Ein weiterer, sehr bitterer Seitenhieb betrifft die Organisation des olympischen Dorfes. Den Verantwortlichen wird vorgeworfen, dass sie “die heiteren Spielen” nur unzureichend sicherheitstechnisch betreut haben und insbesondere die israelische Mannschaft gar nicht speziell geschützt hätten. Die Rechtfertigung dafür lautet, es hätte komisch gewirkt, hätten mit Maschinengewehren bewaffnete Sicherheitskräfte vor den Schlafstätten der Israelis patroulliert – und damit an finstere Zeiten erinnert. Daraufhin der Produzent sinngemäß, super, dass euer deutsches Makeover wichtiger ist als die Sicherheit von Athleten. Was Deutschland tatsächlich als Folge der Geiselnahme und des (auch verständlichen) Versagens der örtlichen Polizei getan hat ist, ein Spezialeinsatzkommando (SEK) gegründet.

Daran war der damalige Innenminister Hans Dietrich Gentscher nicht unbeteiligt. Er war damals sogar persönlich ins olympische Dorf gegangen, um mit den Geiselnehmern zu verhandeln; schließlich bot er sich im Austausch für die Sportler selbst als Geisel an, was die Geiselnehmer aber ablehnten. Auch diese tatsächlichen Aufnahmen von den Gesprächen sind im Film zu sehen. Das ist schon ziemlich erschütternd.

Man kann natürlich darüber diskutieren, wie politisch oder unpolitisch dieser Film ist. In September 5 sagt der ABC Sports Präsident, verkörpert von Peter Sarsgaard einmal so auf die Art: Wir senden das jetzt einmal live und einordnen wird man das später. Ich wäre gespannt, ob das wirklich damals so gesagt wurde, denn das klingt eher nach der Handhabe der heutigen Zeit, in der alles eingeordnet, geframt und “Fakten gescheckt” werden muss. Tatsächlich beleuchtet aber auch der Film September 5 nur das Attentat und die Geschehnisse wie sie passieren. Es gibt keine “Beurteilung” in einem größeren Sinn.

Und ich weiß leider immer noch nicht, was mir an diesem Film gefehlt hat. Mir ist es bei She Said, dem Film über Harvey Weinstein ähnlich gegangen, der auch spannend und gut gespielt war. Aber bei All the President’s Men zum Beispiel nicht, den fand ich uneingeschränkt gut. Bitte es kann ja nicht nur an Robert Redford und Dustin Hoffman liegen, harhar.

September 5 wurde jedenfalls bei den Oscars gerade eben für das beste Originaldrehbuch nominiert.

September 5

Ein Freund hat meine Filmbewertungen auf letterboxd angesehen und mir ob meinen 2,5 Sternen für Anora geschrieben: “Heidi, jetzt reichts wirklich.” Sorry! harhar. Wir haben dann auf Whatsapp unsere Eindrücke ausgetauscht. Das mache ich gerne und ich bin ja auch froh, wenn andere Menschen begeistert sind. Ich versuche es auch nachzuvollziehen, ehrlich.

Beim Film, über den ich heute schreibe, könnte ich auch einiges diskutieren, auch oder gerade weil der Film bei mir einen indifferenten Eindruck hinterlassen hat. Es geht um September 5 des Schweizer Regisseurs Tim Fehlbaum, der von Sean Penn (der für mich aus verschiedenen Gründen in den letzten Jahren mehr und mehr zu einer red flag wurde, aber das nur am Rande) produziert hat. In diesem Film geht es um die Geiselnahme von israelischen Athleten bei den olympischen Spielen 1972 in München. Dieses Ereignis wird aus der Sicht eines US-amerikanischen Sportreporterteams geschildert, das eben gerade auf Sendung waren, als die Geiselnahme begann.

ACHTUNG WIE IMMER SPOILER MÖGLICH!!!

Als ich den Trailer, den Look, das Filmplakat von September 5 sah, musste ich spontan an zwei Filme denken. Einerseits München von Steven Spielberg – der sich nicht dem Attentat an sich widmet, sondern dem, was danach passiert und den ich persönlich für einen der besten Filme von Spielberg halte; und an Spotlight, auch wenn es dort um eine Aufdeckergeschichte ganz anderen Ausmaßes geht. Aber der Vibe war für mich irgendwie ähnlich, es spielt ja auch in den 1970er Jahren.

Ich sage es gleich: ich finde diesen Film handwerklich sehr gut gemacht, auch tadellos gespielt und es gibt einige interessante Dialoge. Dennoch fehlt September 5 etwas und ich weiß nicht, was es ist. Ich bin einerseits froh, dass die Journalisten nicht in irgendeiner klischierten Art und Weise auch als Privatmenschen porträtiert werden, was ja oft ins Sentimentale und Konstruierte abrutscht und ich bin auch froh, dass hier die Betrachtung von Medienethik nicht wie eine kompromierte Publizistik-Einführungsvorlesung daherkommt. Denn es gibt eine Situation, in der die natürlich auch ziemlich überforderten Sportjournalisten eine Aktion der örtlichen Polizei filmen und live senden, und sich danach fragen, ob die Terroristen dieses Bildmaterial nicht auch sehen können, was den Geiselnehmern einen nicht gewollten Informationsvorteil verschaffen würde. Aber irgendwie fehlt mir in dem Film ein bisschen die Abgrenzung zu einer tatsächlichen Dokumentation, zumal auch sehr viel Originalbildmaterial verwendet wird.

Ein bisschen hat mich die Herangehensweise auch an The Zone of Interest erinnert, wo wir als Zuseher ja auch nur das Wohnhaus und das Familienleben des SS Lagerkommandenten Rudolf Höß sehen, der genau neben dem KZ Ausschwitz lebt. Aber wir sehen im ganzen Film kein einziges Mal auch nur einen Moment das, was währenddessen im KZ passiert. Auch in September 5 kommen wir fast nie aus dem Aufnahmeraum des TV Teams hinaus und sehen das Ereignis auch immer nur über TV Bildschirme, bekommen Informationen aus dem Radio und durch Telefongespräche.

Einmal allerdings, als die Terroristen die angeforderten Hubschrauber bekommen und mit den Geiseln vom olympischen Dorf zu einem nahen Millitärflughafen fliegen, laufen alle Reporter aus dem Senderaum nach draußen, um die Hubschrauber mit eigenen Augen zu sehen und mit eigenen Ohren zu hören. Und das ist schon ein sehr kraftvoller Moment, weil man einerseits als Zuseher nun auch viel eher das Gefühl hat, “dabei” zu sein und andererseits auch die Journalisten viel mehr emotional in das Geschehen involviert werden, das ja die meiste Zeit davor hauptsächlich ein Job war.

Morgen dann weitere Einsichten und ein paar tatsächlich amüsante Momente das Films! Clickbait.

Stammlokal, hi!

So, wir haben es nicht mehr ausgehalten und haben das “andere” Hidden Kitchen in der etwas versteckten Färbergasse im ersten Bezirk getestet (unbezahlte Werbung) Zwar gibt es dort noch kein Frühstück, was sich im März ändern wird – aber L. und ich sind gestern schon mal zum Mittagessen hingegangen.

Hidden Kitchen in der Färbergasse

Mittags gibt es im Hidden Kitchen immer sehr viele Salate, eine Fleischspeise, eine vegetarische Speise, eine Suppe und ein paar Süßspeisen. Ich hatte Pulled Pork mit viiiel Vogerlsalat, Kohlsprossen und Haselnüssen, sehr köstlich. Danach haben wir uns noch einen Cappuccino und einen besonders guten “Dulche de Lèche” Brownie gegönnt.

Von außen schaut das Lokal ja eher klein aus, aber es geht dann doch noch zwei Räume tief hinein. Der Look ist so ähnlich wie er im 3. Bezirk war, es gibt halt nicht so viel “Aussicht”, aber es ist *hust* viel wärmer. Das Publikum ist auch etwas anders, es ist halt Innenstadt. Wer die Wiener Innenstadt kennt, weiß was ich meine harhar.

Am Schluss kam noch die Chefin und meinte, als sie uns gesehen hat: Ab März gibt es Frühstück!!

Ich zu L.: Bitte wir sind schon ur verschrieen als Frühstückerinnen.

Danach sind wir noch durch die Stadt zur Ubahn gebummelt. Schon auch sehr fein, das “andere” Hidden Kitchen.

Best Film

Gestern wurden die Oscarnominierungen bekannt gegeben und neben relativ offensichtlichen Kandidaten gab es dann doch auch einige Überraschungen. Das führt jetzt leider dazu, dass ich von den zehn als “besten Film” nominierten Filmen erst fünf (5!) gesehen habe! Voriges Jahr habe ich es geschafft, alle hier nominierten Filme vor der Oscarverleihung zu sehen, was heuer schwierig bis unmöglich wird.

Gesehen habe ich bereits: Anora, The Brutalist, Emilia Perez, Conclave und The Substance.

Nicht gesehen habe ich bisher:

  • Wicked – eine Musicalverfilmung, die zwar aktuell im Kino zu sehen, aber nicht im Nonstop Abo enthalten ist, und zu der ich so ein bisschen eine ambivalente Haltung habe, obwohl ich bekanntlich ja durchaus für das Genre zu haben bin.

  • A Complete Unknown – das Bob Dylan Biopic, zu dem ich ebenfalls ambivalent bin, harhar. Ich fand zwar Walk the Line, die Biografie über Johnny Cash, ebenfalls von Regisseur James Mangold gut, aber A Complete Unknow sieht jetzt nicht aus als wäre es das Biopic to end all Biopics, sondern wirkt recht konventionell. Allerdings ist Timothee Chalamet an sich immer einen Kinobesuch wert. Läuft ab Ende Februar und ich werde mir dann eine Meinung bilden.

  • I’m Still Here – recht verwechselbarer Filmtitel, weil es den so oder so ähnlich schon öfter gab. Klingt aber interessant, eine vorher unpolitische Politikergattin in Brasilien, deren Mann wegen Kritik am Regime entführt wird, wird zur Menschenrechtsanwältin. Die Hauptdarstellerin Fernanda Torres wurde für die Hauptrolle ebenfalls nominiert und hat damit unter anderem Angelina Jolie und Nicole Kidman aus dem Feld geschlagen. Läuft bei uns aber erst im März nach der Oscarverleihung.

  • Nickel Boys – vielgelobt, ein Film über zwei junge Afroamerikaner in einer Besserungsanstalt. Puuuh… naja, also… Starttermin gibt es in Österreich offensichtlich noch gar keinen.

und jetzt das wirkliche Drama:

  • Dune Part 2 – ich habe von Dune Part 1 ungefähr 25 Minuten gesehen und habe festgestellt, dass Science Fiction in der Wüste leider wirklich gar nichts für mich ist. Dune Part 2 lief hierzulande sogar mal kurz im Nonstop Abo, aber ich konnte mich echt nicht aufraffen. Obwohl Timothee Chalamet an sich immer einen Kinobesuch wert ist harhar.

Ich werde es heuer also vermutlich nicht schaffen, alle Kandidaten zu sehen. Mehr zu diesen und weiteren Luxusproblemen dann in Kürze.

Ein Klassentreffen

Ich habe ja das Privileg, dass ich zu zwei Maturatreffen gehen kann. Zu denen der Klasse, die ich durch ungünstige Fügungen in der 7. verlassen musste, und zu den Treffen der Klasse, mit der ich tatsächlich maturiert habe. Dass ich damals sitzengeblieben bin war bitter, aber letztendlich habe ich zwei meiner besten Freundinnen nur durch diesen Misserfolg kennengelernt, also war es das trotzdem wert.

Dieses Jahr findet mein tatsächliches 30. Maturajubiläum statt und es ist auch etwas geplant, wie ich vor einigen Tagen durch eine Nachricht erfahren habe. Und jetzt gehe ich quasi voll in die Offensive und schreibe hier öffentlich lesbar dazu, was ich mir dazu denke und verwende keine Ausreden. Harhar. Zum einen habe ich sofort einer Freundin aus der Klasse geschrieben, dass ich nicht dahin möchte, wo alle happy-pepi und erfolgreich sind. Sie hat mir dann was sehr liebes geantwortet. Aber de facto ist es so, ich fühle mich zu verletztlich derzeit, um ein solches Treffen zu besuchen.

Zumal solche Feiern ja auch immer so eine klare Prämisse haben. Es geht ja niemand dorthin, um alle die Facetten, die ihn ausmachen, alle dunklen Geheimnisse und Bekenntnisse, Wünsche und Hoffnungen zu offenbaren. Dann wäre es vielleicht wirklich eine interessante Veranstaltung. Man wird aber eher die vergangenen 30 Jahre irgendwie repräsentieren und sein Leben auf eine Punchline subsummieren müssen. Aber wenn ich mich schon erklären soll, dann in meinem Roman, der sich dafür 300 Seiten lang Zeit nimmt. harhar.

Ein für mich sehr besonderer Mensch hat in einer sehr bedeutungsvollen Email einmal geschrieben: Schau auf dich! Im Moment versuche ich mich auf das zu konzentrieren, was mir guttut und was mich irgendwie weiterbringt und nicht auf das, was ich irgendwie “durchstehen” muss. Das mag ich nicht und das mache ich auch nicht mehr. Da gehe ich dann lieber ins Kino und fahre dann durch die Nacht heim und denke an diesen sehr besonderen Menschen, denn das gibt mir Kraft. Und darum geht es mir jetzt.