almis personal blog

Architekturwochenende, Teil 1

Jetzt war ich einige Tage am Meer und habe ein Architekturwochenende mit ORTE – Architekturnetzwerk NÖ hinter mir. Auch wenn ich eine der wenigen (ich glaube, wir waren zu zweit harhar) bei dieser Gruppen-Wochenendreise war, die eigentlich keine Ahnung von Architektur haben, war es ein eindrucksvolles und wunderbares Wochenende. Thema war Historisches NÖ – Wald und Weinviertel. Es war bereits die dritte Veranstaltung in dieser Reihe. Fachlich kann ich, wie erwähnt, wenig sagen, aber ich kann ein paar Fotos zeigen, von meinen persönlichen Highlights.

Gestartet haben wir in Ziersdof beim Konzerthaus, von dort ging es nach Fahndorf, wo wir das Haus eines Architektenehepaares (propeller z) auch innen besichtigen durften. So beeindruckend das Haus auch anzusehen war, abgesehen davon, dass ich eine gewisse Scheu verspürte, die Privaträume eines mir unbekannten Ehepaares zu betreten, war mir das alles auch etwas zu sehr Hipster; mir wäre es etwas zu gestylt zum Wohnen, es wird nichts dem Zufall überlassen, sowohl architektonisch wie auch athmosphärisch, und aber ich bin ja eben auch keine Architektin.

Der Blick ins Land ist jedenfalls sehr idyllisch:

Nach dem Besuch einer Getreidemühle, die von einem Ton-Raumkünstler als Atelier genutzt wird und dem Mittagessen im Sonnentor Restaurant in Sprögnitz, haben wir uns die Eisenbergerfabrik in Gmünd angesehen. Eigentümer Richard Pils ist ein origineller und engagierter Verleger, dem man eigentlich stundenlang zuhören könnte.

Während der Busfahrt haben wir – ausschnittsweise – einen echt deprimierenden Film von Nikolaus Geyrhalter gesehen Über die Jahre. Er erzählt über die Schließung der Anderlfabrik in Schrems, und begleitet einige der nunmehr Arbeitslosen auf der Sinnsuche nach dem Wegfall ihrer oft jahrzehntelangen Tätigkeit dort. Ja, das Thema ist nicht lustig, aber die Herangehensweise von Regisseur Geyrhalter an die Thematik macht die Sache nicht besser, im Gegenteil: Im Stil von Ulrich Seidl und Elisabeth T. Spira breitet sich eine allumfassende und schwer zu ertragende Tristesse beim Zuseher aus. Der tatsächlich Besuch bei dem mittlerweile sehr heruntergekommenen Fabriksbauten war dagegen fast heimelig und behaglich. Die (halb)verfallenden Bauten haben einen ganz eigenen Charme.

Zum Abschluss des Tages haben wir ein Baumhotel besucht, das sich Baumhaus Lodge Schrems nennt. Für eine Auszeit (ab 18 Jahren) kann man sich eines der Baumhäuser mieten und fernab der Zivilisation (naja more or less) in den Baumkronen longieren. Ganz billig ist es nicht, richtet sich aber auch an das Zielpublikum gestresste Urbanists-DINKs.

Das Abendessen wurde dann im Schüttkasten Geras eingenommen, wo wir auch übernachtet haben. Mir ist der Begriff Schüttkasten an diesem Wochenende das erste mal begegnet, es bedeutet Getreidespeicher. Davon gibt es einige in Niederösterreich (und am 2. Tag der Exkursion haben wir noch zwei besichtigt); oft ist die Frage “Erhalten ja, aber was macht man daraus?” Ein Hotel ist eben eine der möglichen Antworten darauf, ob die schlüssigste, ist jetzt nicht ganz zweifelsfrei zu sagen, denn den tatsächlichen Charakter riesiger Räume empfindet man bei einer Nutzung als Hotel natürlich nicht mehr, dazu kommen ziemlich winzige Fenster und somit wenig Licht/Ausblick, was für einen Getreidespeicher ja egal ist, für einen Hotelgast unter Umständen nicht.

Aber geschlafen hab ich nach diesem ereignisreichen Tag auf alle Fälle super, dort.

Bachmannpreis

Heute startet der Bachmannpreis. Ja eh. Super timing.

Ist ja nicht so, dass letzte Schulwoche wäre – Kind(er) – also Kind plus diverse Schulfreunde, denen allein fad ist – also viel früher zuhause, dass man alles mögliche noch erledigen will, vorm Kurzurlaub und dann vorm auch länger weg sein, eine Arbeitsdeadline einhalten zum Beispiel und, dass man Berge an Wäsche wascht und to do listen schreibt und abarbeitet. Ich freu mich schon auf meine Pension, wenn ich tagelang am Sofa herumliegen werde und Bachmannpreis schauen kann.

Davon wollt ich aber gar nicht schreiben, sondern über Daniel Heitzler. Oder lasst mich anders beginnen. Vor kurzem ging es auf twitter darum, was man arbeiten würde, wenn Geld keine Rolle spielt. Ich habe daraufhin Schriftstellerin geschreiben, wie auch noch eine twitter-Bekannte von mir. Und dann, einige Tage später wies sie mich darauf hin, dass wir super Chancen haben, denn Daniel Heitzler, der diese Jahr beim Bachmannpreis liest, hat bislang nichts veröffentlich, und keine Stipendien oder Preise bekommen. Er ist, zugegebenermaßen, auf twitter und sein bislang einziger Tweet lautet:

Ich finde das ehrlich gesagt großartig. Das befreit uns alle vom Leistungs- und Anerkennungsfetisch.

Dog day afternoon

Als wir vor sechs Jahren nach Floridsdorf gezogen sind, haben wir recht bald alle Kinder und Eltern im Haus kennengelernt, weil wir im Sommer umgezogen sind und da Hochsaison im Hof war.

Ich kann mich noch genau erinnern, als wir eine liebe Nachbarin von der anderen Stiege das erste Mal gesehen haben, mit ihren kleinen Töchtern und ihrem Hund Phoebe und sie erzählt hat, dass Phoebe schon etwas betagt wäre und nicht mehr so kann. In den folgenden zwei, drei Sommern meinte sie öfters, es wäre dann wohl der letzte Sommer, den der Hund erleben würde. Die Hitze mache ihm zu schaffen. Sie war immer so treusorgend um ihn, das fand ich schön, er war ein richtiges Familienmitglied. Dann wurden die Kinder älter, ihre und meines, und die Zusammenkünfte seltener, aber der Hund lebte immer noch ganz gut. Wir sahen ihn ab und zu.

Anfang Juni dieses Jahr kam mir vormittags plötzlich aus dem nichts heraus der Gedanke, ob wohl Phoebe noch lebt. Und abends, als ich mit dem Kind in den Garten gefahren bin, fragt er mich von der Rückbank: “Lebt die Phoebe eigentlich noch?”. Das war spooky. Ich hab dann gemeint, wieso er gerade jetzt drauf kommt, da sagte er, er hätte beim Vorbeifahren einen Hund gesehen, der so aussieht wie sie. Jedenfalls hab ich ihm versprochen, dass ich die Nachbarin frage, wenn ich sie wieder sehe. Und das war heute der Fall.

Und, noch spookier – Phoebe ist Anfang Juni gestorben. Also zwei, drei Tage vor dem Gespräch vom Kind und mir, ich hab im Kalender nachgesehen. Sie war natürlich alt, fast 17 Jahre, am Ende ist es steil bergab gegangen mit ihr; ich habe der Nachbarin gesagt, sie hatte ein gutes Leben bei ihnen. Es ist traurig, aber natürlich auch irgendwie eine Erlösung, so abgedroschen das auch klingt.

Und da dachte ich dann drüber nach, was sich alles geändert hat, seit wir hier eingezogen sind. Die wuseligen Klein- und Vorschulkinder haben laaange Beine bekommen und sind jetzt alle prä-pubertär. Im Hof sind viele andere wuselige Klein- und Vorschulkinder, unsere gehen jetzt schon alleine zur alten Donau schwimmen und streifen mit ihren Rollern in der Gegend herum und machen die Türen zu ihren Kinderzimmern gerne zu. Wir sehen sie nicht mehr so oft und auch wir Eltern sehen uns nur noch unregelmäßig, es sind einige ausgezogen und neue eingezogen, das ist der Lauf des Lebens. Wir haben andere Gedanken als noch 2013, wir leben andere Leben, die (kleine) Welt hat sich verändert und wir uns mit ihr. So ist das Leben und es ist gut so.

Juni-Endspurt.

Nach dem langen Pfingstwochenende ist es dem Kind und mir dann doch einigermaßen schwer gefallen, den Garten zu verlassen, um wieder der Verpflichtung Schule und Arbeit nachzukommen. Auch die Arbeit als EPU hatte nämlich eine Wochenend-Pause gemacht und das fühlte sich sehr erholsam an.

Denn man kann mit dem Kind im Pool sein und ihm zuschauen, was es einem alles zeigen will (und das ist recht viel). Man kann die Badehose, die das Kind aufs Dach (sic!) des Gartenhauses befördert hat, wie auch immer er es geschafft hat, mithilfe eines Sessels und eines Gartenrechens wieder hinunter fischen (wie ich das genau geschafft habe, weiß ich auch nicht, vor allem, ohne dabei vom Sessel zu fallen…). Man kann mit der Oma Aperol mit frischen Erdbeeren trinken und mit der Gartennachbarin plaudern. Man kann im Liegestuhl liegen und einfach mal nur in den Himmel schauen – zumindest solange, bis von irgendwo ein “Mamaaaaa” erschallt.

Dem Kind ist dankenswerter das Fußballspielen in der prallen Sonne mittlerweile auch zu heiß und so muss man es auch nicht, wie in diversen Sommern davor, über den Gartenzaun ins Nachbargrundstück heben, weil der Ball dorthin geflogen ist – ich würde das auch gar nicht mehr schaffen. Das Kind hat zwar nur 30 Kilo, was für sein Alter wenig ist, für meine Armmuskeln aber doch zuviel. Und dann steht man vorm Radio, weil die Oma findet einen Song so gut, weiß aber nicht wie der heißt. Und der Sohn will die Soundhound App aktivieren, aber es stellt sich raus, dass man selber die Soundhound App ist, denn der Song heißt zweifelsohne Space Oddity und ist von David Bowie – “The stars look very different today”. Soviel schaffe ich auch ohne Technik.

Und am Abend fährt man dann aus Liesing mit Bus und Ubahn rein ins urbane Leben und lässt Oma und Enkel alleine chillen. Und lebt ein bisschen nur für sich.

Vermischtes

Puh, schon lange nichts mehr geschrieben – wie mal Schuljahr-Endspurt, ein paar Projektdeadlines und das Leben an sich.

Noch ein kleiner Nachtrag zum ESC bzw. zu Italiens Beitrag dessen:

Der Merci Cherie Podcast von Marco Schreuder und Alkis Vlassakakis wird übrigens im zweiwöchigen Rhytmus weitergeführt werden, I like. Letztes Mal waren die drei Kommentatoren aus Deutschland, der Schweiz und Österreich zu Gast und es war sehr witzig, etwa als Peter Urban aus Deutschland über den ESC in seiner Heimat erzählt hat – als plötzlich die Tonleitungen für die Kommentatoren ausgefallen sind und er sich live auf Sendung darüber beschwert hat, mit der Frage: “Wir sind doch nicht in Kasachstan, können wir nicht mal eine Leitung schalten” – und dann prompt dann die Botschaft aus Kasachstan sich gemeldet und angeboten hat, den ESC zu veranstalten, weil “unsere Technologie ist spitze.”

Außerdem hat mich mein Kind, für mich out of the blue, vor einigen Tagen gefragt: “Du Mama, kennst du eigentlich die CDU?” Und ich habe dann ganz unschuldig gesagt, “Ja sicher, das ist eine politische Partei in Deutschland”. Damit war das Thema eigentlich abgeschlossen.

Und einige Stunden später plärrte es mir von überall entgegen, das wirklich sehenswerte Rezo-Youtube Video – Die Zerstörung der CDU – und ja liebe Leute, die immer fragen, wann ist man erwachsen, wann fühlt man definitiv, dass man nicht mehr jung ist: in so einem Moment. In dem das eigene Kind mehr am Puls der Zeit ist und sich besser damit beschäftigt hat, was gerade der neueste heiße Scheiß ist, als man selbst, die nicht mal “Rezo” richtig aussprechen kann. “Mama, es heißt Riiiiso”. Jaja. Anyway, wers noch nicht gesehen hat, wirklich worth the 55 minutes.

Wochenend-Start

Am Freitag Abend geh ich meistens aus, diese Woche war ich aber zuhause und habe nach laaanger Zeit wieder mal Dancing Stars gesehen. Ich glaub, die Show hab ich zum letzten Mal gesehen, da hatte ich noch gar kein Kind. Also so 2005 oder 2006.

Viel geändert hat sich eigentlich nicht. Es gibt das sehr ehrgeizige Streber Paar, das super performt, aber etwas verkniffen ist, ein tolles Co-Favoriten Paar, das vielleicht nicht ganz so gut ist, dafür gemütlicher; es gibt ein paar Mitläufer, bei denen man nachdenken muss, wer der Profitänzer und wer der Promi ist – natürlich bevor sie zu tanzen beginnen, versteht sich; und den einen oder anderen, der gar nicht tanzen kann, vom Publikum aber dank Sympathie von Runde zu Runde weitergetragen wird. In dieser Staffel ist das eindeutig Stefan Petzner. Dazwischen Karina Sarkissova, die so begeistert im Mittelpunkt steht, wie ich nicht im Mittelpunkt stehe, Balaz Eker, dem eh kaum etwas gefällt und Interviews von Miriam Weichselbraun und Klaus Eberhartinger. Eh ganz kurzweilig, wenn man nebenbei bügelt und bisschen zusammenräumen will.

Der Showact war diesmal Paenda mit Limits und das Kind kam da grad ins Zimmer und meinte nur “Uahhhhhh” und verließ das Zimmer wieder. Ich war gespannt, wie sie den Song live performt und muss sagen, auch live hat mich der Song nicht überzeugt, es tut mir echt leid. Ich will echt, aber es klappt nicht.

Am nächsten Morgen gabs dann auf Twitter die Diskussion von Menschen, die von Paenda überzeugt sind, und den anderen. Und die Fans meinten, ob es überhaupt einen ESC Song für Österreich gegeben hat, bei dem man sich vorher gedacht hat, dass der gute Chancen hat. Mir ist dazu Nur ein Lied von Thomas Forstner eingefallen, und so schnulzig das auch war, ich habs geliebt. Und Forstner wurde damit 1989 ja immerhin 5. Die beste Platzierung Österreichs seit 1976 (Waterloo und Robinson) und dann wieder bis 2003 (Alf Poier wurde 6.)

Osterferien

Erstmals seit langem hab ich in den Kind-Ferien nicht arbeiten müssen, also auch gar nichts “nebenbei” und das war sehr angenehm. Denn so hatten wir die ganze Ferienwoche Zeit, einfach Sachen zu unternehmen, egal wie lange sie dauern und gehen und kommen wann man will, das war echt super.

Wir waren also im Tiergarten und am Ostermarkt in Schönbrunn…

… im Wasserpark Floridsdorf…

…im Eisenbahnmuseum Strasshof…

…und an der alten Donau spazieren, wo es (Pappelsamen)-Flocken geschneit hat und die ganze Wiese bedeckt war…

Das Wetter hat auch sehr gut mitgespielt wie man sieht.

Gefesselt

Vom richtigen Buch sind die Kids so gefesselt, dass sie sich in der Shopping Mall auch einfach mal auf den Boden neben den Putzwagen setzten – unbezahlte Werbung – es handelt sich um Zu nett für diese Welt. Gregs (Tagebuch) Freund Rupert schildert seine Sicht der Dinge – und Autor Jeff Kinney kann man wohl als durchaus geschäftstüchtig bezeichnen.

Privat

Dieses Jahr ist das Thema des FM4 Litertaturwettbewerbs “privat” und ich werde mitmachen.

Ich habe schon einmal am Wortlaut-Wettbewerb teilgenommen, es war irgendwann in den Nullerjahren, ich erinnere mich peinlicherweise nicht mehr an das Thema und auch nur rudimentär an den Text, den ich damals geschrieben habe. Ich bin nicht auf die Longlist gekommen, die die besten 20 Teilnehmer namentlich nennt, ganz zu schweigen von den Top drei. Genau genommen erwarte ich das auch heuer nicht, aber ein Thema wie “privat” ist so spannend, dass ich mich einfach damit beschäftigen möchte, auch wenn ich mir keine Chancen ausrechne.

Meine erste Assoziation zu privat war, dass ich dem Kind als es noch ein Kleinstkind war, einmal gesagt habe, ich würde ganz gerne alleine aufs WC gehen, weil das ist privat. Tatsächlich wollte ich ein paar Minuten Ruhe haben, Kleinstkind Mütter wissen, wovon ich rede. Harhar.

Privat – das löst natürlich vielfältige Assoziationen aus. Es klingt immer etwas geheimnisvoll, möglicherweise auch ein bisschen verboten, und es gab tatsächlich eine Zeit in meinem Leben, da war das, was in mir vorging, was ich fühlte und erlebte, ein großes Geheimnis, aus verschiedenen Gründen. Zuerst ist das natürlich durchaus aufregend, man weiß selbst noch nicht, wohin das alles führen wird, und man ist ganz froh, dass man sich gerade niemandem erklären muss, und für den Anfang nur fühlen und seinen Emotionen folgen darf. Dann fängt man an zu schreiben, nur für sich selbst, also zumindest ich tue das, wenn ich etwas aufarbeiten muss, weil Schreiben immer mein Mittel der Wahl ist. Aber als ich das einem jemand erzählte, meinte der zu mir: “Das Tagebuch redet halt so wenig zurück.”

Was zu einem anderen Punkt führt: ganz privat will man in der Regel nicht immer sein oder bleiben, man will sich jemand anvertrauen, wenn auch erst nach reiflicher Üerblegung, weil man sicher sein will, dass das, was man erzählt, beim Zuhörer gut aufgehoben ist. Manche Dinge sind eben so schön oder so schmerzvoll privat – manchmal auch beides gleichzeitig – dass man platzen würde, wenn man das dauerhaft alleine mit sich selbst ausmachen soll. Aber je intimer das ist, was man erzählen will, umso verletzlicher und angreifbarer macht man sich auch. Man geht das Risiko ein, bewertet und beurteilt zu werden. Und es gibt in der Regel nur wenige Menschen, denen man sich so zeigen will, weil man sicher ist, dass sie das Wissen nicht gegen einen verwenden werden. Wenn man Glück hat, dann vertieft so ein “Geständnis” auch die Beziehung. Bei mir war es so.

Ich habe schon eine Idee, was meine Kurzgeschiche für den Wortlaut betrifft, und sie wird ein bisschen traurig sein, und ein bisschen hoffnungsvoll, ein bisschen sinnlich, und ein bisschen witzig. Eben die ganze Bandbreite eines privaten Lebens.

Glücklich geschieden

Am Donnerstag war ich bei der Premiere des Programmes von Birgit Braunrath und Guido Tartarotti, Glücklich geschieden in der Kulisse. Nicht nur ich, sondern auch Armin Wolf und Euke Frank, Michael Hufnagl und Gabriele Kuhn, Barbara Stöckl, Nicole Beutler, Michael Fleischhacker, Dieter Chemlar, Thomas Maurer usw. Also halb Austro Twitter.

Ich mag die gleichnamige Kolumne, die Tartarotti und seine Ex-Frau im Woman schreiben, weil es etwas ist, dass es so, meines Wissens nach, noch nie gegeben hat. Die beiden sind seit 15 Jahren geschieden, aber immer noch sehr gute Freunde. Das ist ja – leider – nicht gerade so verbreitet oder auch akzeptiert, ich war beispielsweise vor Jahren auf einer Feier, wo auch ein Ex-Paar war, das sich sehr gut verstanden hat, auch die jeweils neuen Partner und viele haben darüber die Nase gerümpft, als wäre das Abartigste, das sie jemals erlebt haben.

Insofern betreiben Tartarotti und Braunrath da auch Pionierarbeit in Sachen, ja man kann auch mit seinem Ex-Partner befreundet werden. Und das auch, weil man sich nicht mehr auf eine “gemeinsame Wirklichkeit” einigen muss, wie sie es treffend formulieren. Und sich bei gewissen Themen nie wieder auf einen gemeinsamen Nenner kommen muss. Man kann sich also, wenn man das möchte, eigentlich sehr entspannt gegenübertreten.

Das Programm selber war witzig und poetisch, auch nachdenklich und ein bsischen melancholisch. Am besten hat mir notorischer Überpünktlichen gefallen, dass Tartarotti offenbar genauso überpünktlich ist wie ich, und seine Ex-Frau hat treffend gemeint: “Viel zu früh ist nicht das bessere pünktlich”. Da habe ich mich sehr ertappt gefühlt. Harhar. Dann hat sie erzählt, wie es war, als Tartarotti einmal tatsächlich zu spät gekommen ist – “Das späteste zu spät war bei ihm bis dato nur drei Minuten zu früh da zu sein.” Und dann kam er nicht mal in time, sondern zehn Minuten später und da wusste sie, so Braunrath, da muss was schlimmes passiert sein und da darf jetzt auf keinen Fall ein Witz darüber gemacht werden. Wie sich herausstellte, hatte sie damit recht.

Immer war es übrigens nicht so harmonisch bei den beiden – es gab unter anderem eine Familientherapie und Tartarotti bezeichnet die anfänglichen Patchwork Weihnachten als etwas, für das die “emotionale Hacklerregelung” gelten müsste. Gleichzeitig betont er aber auch, dass er nicht versteht, warum eine Ehe, die zuende ist, als gescheitert bezeichnet werden muss. Auch ein schöner Tag ist nicht gescheitert, wenn die Sonne untergeht, er ist halt einfach vorbei. Beautifully spoken.

Eine Nachbetrachtung findet sich auch hier.