almis personal blog

Fernblick

Nachdem das Kind nächstes Jahr einen Hardcore Wanderurlaub macht, muss er trainieren.

Ich mache zwar keinen Hardcore Wanderurlaub, aber ich habe auch frische Luft gebraucht und etwas Fernblick, etwas Abschalten. Deshalb waren wir auf der Habsburgwarte.

Die Habsburgwarte, per Wendeltreppe zu besteigen, zum Glück hat sie nicht so viele Stiegen wie der Stephansdom

Von oben hat man einen schönen Blick auf Wien – auch wenn es heute ziemlich windig war.

Und beim Runtergehen sieht man Esel und Pferde grasen… wenn das nicht beruhigend ist!

Wo sich Fuchs und Hase, äh Esel und Haflinger gute Nacht sagen

The Fountainhead – Review

So jetzt bin ich endlich fertig mit The Fountainhead von Ayn Rand, erschienen 1943.

Boah der Roman ist…viel. Also einerseits, weil er eben über 700 Seiten dick ist, aber auch so. Die russische Autorin und Philosophin Ayn Rand, hat quasi all ihre Ideen und Thesen in die Protagonisten gesteckt und derer gibt es viele. Ich behaupte mal, dass keiner der Dialoge in diesem Buch in der wirklichen Welt geführt werden würde, die Gespräche sprudeln über vor Weltsicht und Theorie und Selbstreflexion, niemand redet übers Wetter oder das letzte Wochenende.

Meine tolle englische Ausgabe, mit einem Werk von Tamara de Lempicka auf dem Cover. In der deutschen Übersetzung kostet The Fountainhead oder “Der Ursprung” oft an die 70 Euro.

Die Hauptfigur ist Howard Roarke, ein junger Architekt, der von der Uni geflogen ist, weil er sich weigerte, den konventionellen Standards zu entsprechen und sich an die vorherrschende Lehre anzupassen. Auch als er sich um Auftraggeber bemüht, ist er nicht bereit Kompromisse einzugehen. Er baut das, was er will, wie er es will und wenn das jemanden nicht passt, hat der eben Pech gehabt. Verständlicherweise hat Roarke unter diesen Voraussetzungen Schwierigkeiten, in der Branche Fuß zu fassen. Aber selbst seine Gegner müssen zugeben, dass er genial ist. Weitere Protagonisten sind sein überangepasster Studienkollege, ein führender Architekturtheoretiker, ein Zeitungsmogul und Dominique Francon, die Frau, die mit Roarke eine sehr seltsame und bizarr-toxische on/off Beziehung unterhält.

The Fountainhead wird vermutlich deshalb als “Bibel des Kapitalismus” beschrieben, weil Rand die Bedeutung von mutigen Einzelkämpfer herausstreicht, denen es nur um die Erschaffung eines Werkes geht, gegen alle Widerstände und ohne altruistische Gedanken dazu. Gleichzeitig verweigert sich Roarke aber auch dem Kapitalismus, weil er lieber Aufträge ablehnt und teilweise fast mittellos lebt, als “irgendetwas” bauen zu müssen, auch wenn es Geld bringt. Irgendwie geht das im meinem Kopf nicht ganz zusammen.

KURZER SPOILER !!! Howard Roarke entwirft gegen Ende des Romans ein soziales Wohnbauprojekt, das allerdings in seiner Abwesenheit von anderen Architekten geringfügig verändert wird. Was bleibt ihm also über, als die ganze Siedlung zu sprengen? Harhar. Was aber im doppelten Sinn gesellschaftlich unakzeptabel ist (es war ja noch dazu ein Sozialbau) Und im darauffolgenden Prozess dann seine (im wahrsten Sinn des Wortes) Brandrede darüber zu halten, warum er das getan hat und was ihm wichtig ist.

Der Roman besteht wirklich ausschließlich aus großen Themenkomplexen: Architektur als Metapher für alles mögliche, unter anderem menschlichen Charakter, Lob des Individualismus, Ablehnung des Kollektivismus und vor allem einer willentlich angestrebten Mittelmäßigkeit, Kritik an dem Einfluss und der Korrumpierbarkeit der Medien (der Roman ist von 1943!), letztendlich geht es sogar um Masochismus und Sadismus, sowie um Liebe. Aber um Liebe nur ein bisschen.

Pfuh.

Aufregung

Gibt es im Film Alles steht Kopf eigentlich auch das Gefühl Nervosität? Ich glaube, es gibt nur Angst, was etwas anderes ist.

Wenn man Angst hat, freut man sich nicht gleichzeitig auch, was bei Nervosität schon möglich ist. So geht es mir nämlich gerade.

Macht das Zugeben von Nervosität diese besser oder wird es im Gegenteil dadurch noch schlimmer? Da ich sowieso nicht wirklich cool sein kann, tendiere ich dazu, einfach authentisch aufgeregt zu sein. Aufregung ist übrigens ein schöneres Wort dafür, weil es die dazugehörige Freude auch irgendwie transportiert.

Generell mag ich es nicht, nervös oder aufgeregt zu sein, weil ich mich dann besonders verletzlich fühle und auch das Gefühl habe, nicht gleichzeitig mein bestes Selbst sein zu können. Aber genau das möchte ich gerade sein und deshalb haben wir hier einen 1A Teufelskreis.

Folgt mir gerne für weitere Selbstgespräche zu diesem Dilemma, harhar.

Alternativlos

Jeden Abend höre ich Podcasts über Filme im Bett. Dann schlafe ich irgendwann ein und manchmal endet der Podcast und es ist Ruhe und manchmal springt Spotify zu irgendeinem anderen Podcast weiter, der dann vor sich hin murmelt.

Letztens bin ich aufgewacht und habe etwas über Politik gehört. Es war – wie ich dann festgestellt habe – der Ganz offen gesagt Podcast mit Fabio Polly, zum Thema “Demokratie in Gefahr”. Da hat u.a. Florian Scheuba geredet und einen Begriff verwendet, den ich vor der Coronazeit nicht gekannt habe, der da aber gang und gäbe war, nämlich das Wort “alternativlos”. Ich hasse dieses Wort seitdem und empfinde es als richtiges Unwort. Denn bei Corona waren ganz viele Dinge plötzlich “alternativlos”. Tatsächlich sind aber nur sehr wenige Dinge im Leben wirklich alternativlos oder wie mein Opa früher gesagt hat, wenn ich gemeint habe, ich muss dieses und jenes tun: “Müssen tut man sterben”.

Ja, der Tod ist tatsächlich alternativlos, aber praktisch alles andere ist es nicht. Und vor allem ist der Begriff ein absoluter Diskursstopper. Wenn ich ihn verwende, bedeutet das so viel wie: Da brauchen wir gar nicht weiter zu reden, da brauchen wir uns keine andere Perspektive anzuschauen, das ist so, weil ich das so sage. Scheuba hat auf die Frage Pollys, ob es politisch klug wäre, jemand anderem als der FPÖ den Regierungsbildungsauftrag zu geben gemeint, es wäre alternativlos.

Ich bin dann eine Stunde wachgelegen, weil ich mich über diese Haltung geärgert habe. Ich glaube nicht, dass sie uns als Menschen oder auch als Gesellschaft irgendwie weiterbringt.

Go with the flow

In den letzten beiden Jahren ist im Gartrnumfeld immer wieder mal etwas vorgefallen, über das ich mich aufgeregt habe. Einmal war ich sogar richtig “mad” deswegen, wie das Kind sagen würde, inklusive hitziger Diskussion.

Am Wochenende hat mich jemand darauf hingewiesen, dass das wohl aktuell wieder der Fall wäre. Und ich habe geantwortet: Ja, ok.

Danach hab ich mir überlegt, ob es mir so geht wie in dem LCD Soundsystem Song namens Losing my edge. Dass ich jetzt einfach Dinge hinnehme, die mich früher sehr gestört haben. Aber tatsächlich bin ich im Garten gesessen und habe mir gedacht, jetzt ist halt eben einfach gerade wirklich ok. Davor war die Situation anders, ich war erschöpft und unzufrieden und ich musste es wohl über diese Sache “ausagieren”, wie der Laienpsychologe sagen würde. Jetzt denke ich mir lediglich: Vielleicht werde ich einmal ein ruhiges Gespräch darüber führen, wenn es sich ergibt.

Ich denke mir: Go with the flow. Es gibt viele Dinge, die gerade schön sind, schreiben und Kino, vorher ein Crossaint essen; The Fountainhead lesen (Seite 150, harhar) und Frühstücken gehen, Podcasts hören, hin und wieder Nachrichten von jemandem bekommen, bei dessen Name ich lächeln muss. Ich brauch gerade nicht mehr diskutieren.

Fields of Gold

Um Mitternacht habe ich mit dem Kind diskutiert, ob er jetzt schon 17 Jahre alt ist oder es erst um kurz nach 15 Uhr wird.

Ich musste daran denken, dass damals um ungefähr 14 Uhr – es war zu diesem Zeitpunkt, wie soll ich sagen, schon recht unangenehm und es waren unglaublich viele Leute da, Hebammen, Ärzte, Schwestern – gegen 14 Uhr jedenfalls säuselte Sting Fields of Gold aus dem CD-Player-Lautsprecher im Kreißsaal. Ich konnte mir nicht verkneifen zu bemerken: “Wie gut, dass ich Sting ohnehin schon hasse.” Irgendwer von den Anwesenden hat dann dankenswerterweise den CD-Player ausgeschaltet. Harhar.

Jetzt ist das Kind jedenfalls 17 und freut sich des Lebens.

Vertrauen

Am Mittwoch hat das Kind Geburtstag. Sein letzter Geburtstag als Kind, nächstes Jahr ist er erwachsen.

Das ging jetzt irgendwie schnell und außerdem frage ich mich: War es das schon mit der Pubertät? Kommt da noch was? Bisher war das erstaunlich unspektakulär. Mir ist klar, das ist nicht überall so und ich weiß das auch sehr zu schätzen.

Natürlich ist er gern unterwegs. Er fährt am Wochenende um Mitternacht mit seinem Freund per Scooter auf den Kahlenberg und schickt Fotos davon. Eine Freundin hat mich daraufhin gefragt, ob ich mir da nicht Sorgen mache. Ich weiß ehrlich gesagt gar nicht so genau, wie ich das beantworten soll. Ich weiß, dass er geschickt und vorsichtig ist, das war er schon als kleines Kind mit seinem ersten Tretroller, obwohl er sonst in dieser Zeit ein Berserker war, harhar. Und ich weiß auch, dass trotzdem immer etwas passieren kann.

Ich habe Vertrauen. Das habe ich vielleicht auch ein bisschen auf der Intensivstation gelernt, vor 17 Jahren, da ging es gar nicht anders.

Der Raum

Manchmal muss nur eine Kleinigkeit passieren, man bekommt eine Nachricht und schon fühlt man sich zurück versetzt, an einen Samstagabend.

In ein kleines Zimmer, in diesen heimeligen, physisch und zugleich nicht-physischen Raum, wo wir uns alles erzählt haben, der geborgen und gleichzeitig aufregend war, wo ich auf eine gewisse Art ganz zuhause war. In dem ich von mir und meinem Leben sprechen konnte, mich verstanden gefühlt und wo ich so gerne zugehört, ganz neue Eindrücke bekommen habe. Das waren die besten Gespräche, die da im Dunkeln geführt wurden und die meiste Nähe, die man erleben konnte und das waren Stunden, die ich nicht vergessen werde.

Gerade an so einem kalt-grauen Tag immer wieder so schön, daran zu denken.

Versprechen?

Jetzt hat sich ein Personenkomitee bemüßigt gefühlt, von den Nationalratsabgeordneten ein “Versprechen für die Republik” einzufordern, in der der jeweilige Adressat aufgefordert wird, nach der Wahl Ende September eine Koalition mit der FPÖ im Bund zu verhindern. Originellerweise warnt der Brief schon in den erste Zeilen vor “einer Phase nie dagewesener Polarisierungen”. Ja, dagegen hilft so ein Schreiben sicher enorm.

Ich finde, man muss kein FPÖ-Fan oder Wähler sein, um das bedenklich zu finden. Dazu muss man bei dieser Forderung nur die FPÖ durch eine andere Partei ersetzen. Wäre das dann auch legitim, wenn das jemand fordern würde? Oder würden nicht gerade die Menschen, die den vorliegenden Brief unterschrieben haben, darin einen gefährlichen und höchst undemokratischen Vorgang vermuten?

Harald Schmidt hat kürzlich nach einer Wahl in Deutschland gesagt: “Das sind Ergebnisse von freien, gleichen und geheimen Wahlen. Wenn ich das nicht will: Wahlen abschaffen oder Ergebnis vorher festlegen.“ So ist es.