almis personal blog

Habemus Bundespräsident

Nach dem spannenden Wahlsonntag, wurde es ein fast ebenso aufreibender Wahlmontagnachmittag. Nachdem sie gegen 15 Uhr auf twitter die Gerüchte verdichteten, dass Van der Bellen das Rennen machen könnte, wurde eine Sonder-Zib in Kürze angekündigt.

Normalerweise schalten wir den Fernseher zu der Zeit nicht ein, daher weiß ich auch nicht, ob es da regelmäßig Weißblaue Geschichten spielt, oder ob das nur gestern der Fall war, jedenfalls war das insofern sehr lustig, als wohl hunderttausende Österreicher gestern irgendwelche Uralt-Folgen der beschaulichen bayrischen Serie gesehen haben. Ich brauche wohl nicht zu erwähnen, dass hierzu zahllose Witzchen gemacht wurden, manche interpretierten übermotiviert in die antiken Folgen auch einen aktuellen politischen Bezug. Der beste Tweet hierzu kam vielleicht von Journalist Guido Tartarotti:

 

Was hätte man da alles senden können, im Bewusstsein, soviele Seher aufmerksam vor den Schirmen zu haben, aber ok. War es eben das. Die Firmen, die Werbung zu diesem Zeitpunkt gebucht haben, konnten sich jedenfalls freuen.

Nachdem man erfahren hat, dass Floridsdorf mehrheitlich doch noch auf Van der Bellen umgeschwenkt hat (das war btw. bei der letzten Nationalratswahl auch so, dass die Briefwähler die politische Färbung noch verändert haben) und Simmering damit als einziger Wiener Bezirk (knapp) Hofer vorne hatte, wurde – NACH etlichem Herumreden und Vorlesen des Facbook Postings von Norbert Hofer, in dem er seine Niederlage schon eingestand – auch endlich vom BMI der neue Bundespräsident Alexander van der Bellen bekanntgegeben. Leichte Geburt wars keine, aber sauspannend (oder auch “arschknapp” mit 49,7 zu 50,3 Prozent) allemal.

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Gelassenheit

Gestern war ich mit einem Nachbarn und insgesamt vier Kindern zwischen sieben und acht rollern bei uns an der alten Donau. Die Kinder waren außer Rand und Band (as usual), aber wir hatten sie immer im Blick.

Einmal sind sie allerdings in Richtung Straße um eine Kurve gefahren und damit aus unserem Sichtfeld.

Nachbar: Na ja, sie wissen ja, dass sie bei der Straße stehenbleiben müssen. Und ich hör keine Schreie…

Ich: …und auch keine quietschenden Reifen…

Nachbar: ….niemand weint…

Ich: …und es hat auch kein Auto gehupt….

Nachbar: Also alles bestens.

Hab kürzlich auf Twitter gelesen, im ersten Jahr als Eltern lernt man auf Schlaf zu verzichten, im zweiten auf Freizeit und im dritten auf Kontrolle. Dann kann man alles. Da ist schon was dran. Allerdings kann die spätere Gelassenheit auch mit Erschöpfung verwechselt werden. Harhar.

Still alive

Ja, ich lebe noch, hab aber nach wie vor soviele Projekte, dass ich hier kaum zum schreiben komme. Eine Auftraggeberin mailte mir erst vorgestern: “Heidi, uns wird nie wieder langweilig…” Was natürlich super ist.

Wenn ich nicht arbeite, nehme ich Pakete für die Nachbarn an und kriege dafür Schokolade:

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Bzw. ich springe als Babysitterin ein und kriege dafür Teetassen – und Schokolade. Das wäre zwar nicht notwendig, freut mich aber natürlich:

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Ansonsten gibt es derzeit einige Geburtstagsfeiern (mostly “this is forty”) und das Kind braucht Frühblüher für die Schule, deshalb waren wir gestern im Garten, wo tatsächlich schon die Krokusse und die Maiglöckchen blühen:

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Obwohl es derzeit noch relativ frisch ist, in Wien.

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(W)intermezzo

Heute schwitzt man draußen schon wieder fast (11 Grad), vergangenen Samstag gab es aber – zumindest von den Kinder heißersehnt – wieder ordentlich Schnee.

Am Vormittag begann es zuerst zaghaft zu schneien, bald jedoch wurde der Schneefall dichter und am Nachmittag war Winter-wonderland. Das stellt sich in den letzten Jahren übrigens immer recht zuverlässig genau ein Monat nach Weihnachten ein.

Auf der alten Donau – die aufgrund der tiefen Temperaturen der vergangenen Tage teilweise (!) gefroren war – tummelten sich Eisläufer, Spaziergänge und auch viele Hunde. Teilweise waren am Rand aber auch Schwäne schwimmend unterwegs, was mich etwas misstrauisch stimmte.

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Schön anzusehen war es allemal, auch wenn der Donauturm verstecken spielte:

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Das Kind hat jedenfalls die sicherere Variante gewählt, und ist rodeln gegangen…

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Der Laden brummt

Ich würde gern mehr bloggen, aber mittlerweile bin ich in meiner Selbstständigkeit so weit, wie ich immer kommen wollte: ich habe richtig viel zu tun und zwar mehr, als ich Zeit habe.

Das war am vergangenen Freitag besonders prickelnd, als das Kind ab 4.30 wach war, weil es ihm irgendwie nicht gut ging. Um 6.15 läutete dann der Wecker, als wir gerade wieder eingedöst waren, und ich musste um 8.30 im dritten Bezirk sein, um mir eine dringende Arbeit zu holen, die bis am Abend erledigt sein sollte. Unausgeschlafen machte ich mich um viertel acht auf den Weg – unser Bus fährt dreimal die Stunde und ich hoffte, nach dem Weg zur Arbeit auch gleich bei der Schule vorbeifahren zu können, zwecks Hausübung abholen. Der Mann blieb extra zuhause, bis ich zurückkommen würde, das war bisher arbeitstechnisch bei mir noch nie nötig, wohl auch in Indiz des Erfolgs, zumindest rede ich es mir ein. Harhar.

Jedenfalls war die DVD, die ich holen sollte, dann gerade unauffindbar. Gottseidank nur kurz, gerade noch schaffte ich die Schnellbahn, die ich erreichen wollte und war kurz nach der Schulglocke zur ersten Pause (8.55) in der Schule. Leider war die Hausübung noch nicht vorbereitet. Also schnell nachhause, Mann ablösen, zu arbeiten beginnen, während das Kind etwas spielt, netterweise kam dann die Oma zur weiteren Bespaßung, und brachte Essen mit, dann eben mittagessen, wieder zur Schule und fertigarbeiten bis 17 Uhr.

An so einem Tag wünscht man sich die Nanny und/oder Putze und/oder Köchin von Angelina Jolie. Trotzdem war ich zufrieden, alles irgendwie geschafft zu haben. Zum krönenden Abschluss sah ich mit dem schon wieder relativ fitten Kind Monster AG (erstmals übrigens gesehen in Köln). Und schlief erst um halb elf ein. An einem Freitagabend.

Streifzüge durch die Bezirke

Gestern waren wir mit Freunden im 2. Bezirk essen und danach im Augarten. Es war erst mein zweiter Besuch insgesamt im Augarten (der erste erfolgte im Sommer anlässlich eines Kindertheaterstücks) und ich kenne die Gegend – die als “bobo” gilt und den Beinamen Mazzesinsel trägt, ganz ganz schlecht.

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Das ist schon interessant. Am besten aller Bezirke kenne ich natürlich Favoriten (erst kürzlich geschildert). Dann, glaube ich, den dritten Bezirk, zu dem ich immer viel Bezug hatte, da ich viele Jahre lang dort gearbeitet habe und meine Hauptauftraggeber nach wie vor dort ansässig sind. Früher wollte ich auch gerne mal in den 3. ziehen. Auch den 23. Bezirk kenne ich halbwegs gut, zumindest die Ecke, in der unser Garten liegt. Und natürlich kenn ich die Gegend um “meine Uni” und den ersten Bezirk, plus angrenzende Umgebung (4. Bezirk, 8. und 9. Bezirk).

Kaum Bezug hab ich zu den Bezirken 11 bis 19 gesamt, abgesehen vielleicht von Döbling, weil meine Mama ihr Leben lang dort gearbeitet hat, (aber es ist basically upper class). Im 20. waren wir zumindest immer im Kino, und Transdanubien hab ich früher nicht mal ignoriert – hat sich natürlich geändert, seit ich hier lebe. Harhar.

Generell kann man sagen, wenn man in verschiedenen Bezirken auf Spielplätze geht, dann erfährt man einiges über die jeweilige Gegend. Man braucht sich nur die Kleidung ansehen (Jeans versus Hermes Tücher), die Sprache anhören (“Hearst Oida” ja oder nein) und auf vorbeikommende Polizeiwägen (ja/nein) achten

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Na ja, jedenfalls den 2. kenne ich eben sehr oberflächlich (Dianabad eigentlich nur) und es ist eine komplett andere Welt, die wir da gestern betreten haben, ganz andere Leute, ganz andere “Attitude”. Und Lokale haben beispielsweise den Namen “Pizza Mari” (sic!!) und beschreiben sich “als einzigen Sitz seit 2008”. Tja, irgendwann muss Tradtion ja schließlich beginnen.

Erlebnis der anderen Art

Ich habe hier im Blog schon öfter über Erlebnisse mit (qurilligem) Kind in den öffentlichen Verkehrsmitteln erzählt. Eine zeitlang bin ich ja alle Wege zu Fuß gegangen, weil Kinder in Öffis nicht unbedingt sehr viel Toleranz erfahren, ich mein Kind aber auch nicht anbinden oder knebeln kann, und ich oft schweißgebadet ausstieg.

Jedenfalls hatte ich vorgestern ein Erlebnis der anderen Art. Wir trafen bei “unserem” Bus einen Schulfreund des Kindes, großes Hallo und Herumgehampel. Der Bus war voll (bei unserem Bus selten) und spät dran. Jedenfalls machten wir die Kinder, die quasi an den Stangen hingen, darauf aufmerksam, nicht bei jeder Haltestelle zu drücken.

Ich habe mich mit der Mutter des Freundes unterhalten, die noch zwei Kinder dabei hatte, die auch Aufmerksamkeit wollten. Der Bus hielt bei Station 1 (wo er nie stehenbleibt), wir wiederholten unsere Bitte nicht zu drücken, ohne genau gesehen zu haben, ob sie das überhaupt getan hatten. Nachdem der Bus auch bei Station 2 hielt, drehte sich der Busfahrer um und keppelte unsere Jungs deswegen an.

Und dann geschah etwas, was mir in 8 Jahren Kind noch niemals passiert ist. Eine ältere Fahrgästin sagte laut zu ihrem Sitznachbar: “Ja muss der Bus nicht so und so stehen bleiben, bei den Stationen?” Und der sagte – ganz neutral, ohne den geringsten Grant in der Stimme: “Der Bus ist schon ein bisschen spät dran.”

Und ich freute mich sehr. Ja, es mag sein, dass sie gedrückt haben, ja es mag sein, dass der Busfahrer es eilig hat, ja es mag sein, ja, ich verstehe sogar, dass er sauer war (wenn sie denn gedrückt hatten), alles kein Thema, soll sein – aber von anderen Fahrgästen einfach mal nicht angezickt zu werden, was für eine schlechte/lethergische/unfähige Mutter man ist, und wie furchtbar Kinder im allgemeinen und besonderen sind, das war wirklich sehr wohltuend.

Wie es wirklich ist in Favoriten zu leben

Heute machte ein Text über meinen Heimatbezirk Favoriten die Runde in den sozialen Medien, erschienen im Biber und nennt sich Wie es wirklich ist in Favoriten zu leben.

Ich muss sagen, der Text hat was. Als in Favoriten Sozialisierte kann ich da vieles unterschreiben. Gut, Dönerstände gabs in meiner Jugend noch nicht soviele… Man bekommt aber wirklich immer eindeutige Rückmeldung, wenn man sagt, dass man im zehnten Bezirk wohnt, und diese Rückmeldung schwankt zwischen Mitleid und großem Mitleid. Einmal sagte jemand zu mir, als ich ihn gegenfragte, wo er denn wohne: “Ich wohne in einem schönen Bezirk.” Ziemlich vielsagend, oder?

Finden wir (Ex-)Favoritner unseren Bezirk schön? Nun ja, es kommt darauf an. Im Text heißt es, es sei ein Unterschied, ob man in Oberlaa (Naherholungsgebiet) wohne oder in der Herzgasse, dann muss ich sagen, ich hab fast in der Herzgasse gewohnt, und ich weiß, was die Autorin meint. Ich habe auch mal fast am Reumannplatz gelebt, und zwar acht Jahre lang und ich fand das damals gar nicht schlimm. Denn vom Reumannplatz aus bist du zb. in acht Minuten am Stephansplatz. Interessant aber, dass ich es gut fand, wie schnell ich von dort woanders hinkomme. Ein krasser Unterschied zu zb. Floridsdorf. Hier dauert es gefühlt ewig, bis man aus dem Grätzel draußen ist, man (oder ich) hat aber auch nicht den Drang danach. Schön, im Sinne von pittoresk, ist der zehnte Bezirk an manchen Orten vielleicht, sicherlich weniger an seinen Hotspots, aber er dennoch hat er seine Qualitäten.

Zu diesen zählen, dass man sehr man selbst sein kann. In Favoriten ist man ziemlich anonym und es gibt sehr viele skurille Menschen (einfach weil es soviele Bewohner dort gibt), da fällt die eigene Skurillität nicht auf. Außerdem leben viele Kulturen zusammen, und das geht nicht ohne Clashes ab, die – wie im Text dargestellt – auch von einer bemerkenswerten Direktheit sein können. Von elitärem Verhalten ist so und so keine Spur, es gibt keine wie immer geartete Upper Class in Favoriten, auf der Favoritenstraße prominiert man nicht, und es gibt kein Sehen und Gesehen werden, keine Dresscode, insofern ist man im Zehnten schon auch sehr relaxt unterwegs.

Was ich mit den Jahren immer weniger mochte waren die vielen Menschen überall, der ganze Trubel auf den Straßen. Mit einem Kind, das den Drang zu laufen hat, den Drang die Welt zu erobern, ist es mitunter mühsam in Favoriten zu leben, weil es einfach  anstrengend ist, weil man – zumindest subjektiv – dem Kind nicht das bieten kann, was man eigentlich möchte an Freiflächen, Selbstständigkeit, an Natur und ja, auch ein bisschen an Feingefühl. Wobei das Kind heute noch sagt, dass es ihm auch dort gefallen hat und, dass er auch gerne in Favoriten gelebt hat.

Es ist schon interessant, was Wahrnehmung ausmacht und wie sich die Wahrnehmung mit der Zeit auch ändern kann. Und natürlich ändert sich der Bezirk auch als solches in einem Zeitraum von 30 Jahren. Aber es mag schon stimmen, was die Autor in Biber am Ende ihres Artikels schreibt:

Du kriegst vielleicht dich aus Favoriten aber Favoriten nie aus dir.