almis personal blog

jules and jim

kleinere spoiler möglich

jim sagt zu katherine:

du hast versucht, dir ein neues leben aufzubauen,
ohne verlogenheit und heuchelei,
du hast versucht, die liebe zu befreien,
aber wer soetwas wagt, muss selbst ohne egoismus sein

katherine (jeanne moreau) ist in jim (henri serre) verliebt. und auch in jules (oskar werner). jim und jules sind intellektuelle, schöngeister, literaten – und beste freunde. und jims bemerkung sagt eigentlich alles, was man über dreiecksbeziehung bzw. polyamory wissen muss. es ist möglich, aber nur unter bestimmten bedingungen und, wenn sich alle beteiligten zu dieser liebesform bekennen können. ironischerweise ist katherine – eigentlich die treibende kraft dahinter – diejenige, die damit am schlechtesten zurecht kommt.

wir schreiben 1912: katherine, jim und jules sind jung, gut situiert, haben keine zukunftssorgen. wenn es in paris regnet, dann fahren sie einfach ans meer und verbringen dort den sommer. das problem ist, dass sie am alltag scheitern und immer wieder, um jeden preis versuchen, die leichtigkeit der sommertage zurückzuholen.

das erinnert mich an scenes from an italian restaurant von billy joel bzw. an das, was joel über die menschen in dem song, brenda und eddy sagt: “they’re typically people who peak too early. if you’re too popular in high school you’re probably going to go downhill from there.” nun sind jules und co. keine amerikanischen jugendlichen, aber wie brenda und eddy entwickeln sie sich nicht weiter, stagnieren, klammern sich an ihre jugend und deren fantasien, die sich nicht in die realität umsetzen lassen.

jules und jim ist sehr frisch, sehr modern erzählt, in schnellen schnittfolgen, mit hilfe einer flotten erzählerstimme. truffaut benutzt in manchen szenen einen freeze frame, um eine stimmung festzuhalten und tatsächlich eignet sich praktisch jede einstellung dazu, sie in einem standbild einzufrieren, so ästhetisch sind die einzelnen augenblicke inszeniert. dabei spielt nicht nur liebe zu dritt eine rolle, sondern auch homoerotik und cross-dressing.

zu den schauspielern braucht man nicht viel zu sagen: oskar werner ist immer großartig und jeanne moreau gelingt es hier, den schwierigen charakter ihrer filmfigur sehr differenziert zu porträtieren. als zuseher schüttelt man vielleicht den kopf über sie, aber gleichzeitig zieht sie einen in ihren bann.

fazit: ich wollte diesen film seit gut 20 jahren sehen und trotz der aufgebauten hohen erwartungen hat er mich nicht enttäuscht. übrigens auch einer der great movies-filme von roger ebert.

rope

weiter gehts mit der hitchcock collection und da haben wir diese woche rope (cocktail für eine leiche) und vertigo gesehen.

hitchcock nannte rope: “an experiment that didn’t work out”. mit experiment war gemeint, ein theaterstück in filmsprache zu übersetzen, dh. so gut wie keine schnitte (außer beim wechsel der filmrollen, ca. alle 10 minuten damals), einheit von zeit und ort. eigentlich sehr untypisch für hitchcock, der die möglichkeiten des films sehr schätze und lieber mit bildern erzählte als mit worten.

zum plot: zwei studenten ermordnen einen kommilitionen – david – (das ist kein spoiler, der film eröffnet damit) verstecken ihn in einer truhe und geben anschließend eine party, zu der sie sowohl davids eltern wie auch dessen ex-freundin und deren ex-freund, sowie ihren früheren kollege professor cadell (james stewart) einladen, der immer behauptet hat, ein perfekter mord sei eine kunst. und es wäre erlaubt, minderwertiges leben zu beseitigen. natürlich eine gefährliche nazi-diktion (der film wurde 1948 gedreht!)

das experiment mag schief gegangen sein, dennoch ist der film nicht uninteressant, in vielen details. als ich 1994 pulp fiction um kino gesehen habe, dachte ich, wie innovativ tarantino nicht ist und seine protagonisten miteinander reden lässt, während die kamera etwas ganz anderes filmt; mir kam das damals extrem mutig und modern vor. nun ja, hitch macht das in rope auch schon. außerdem nett: zwei protagonisten unterhalten sich über den neuen film von cary grant und ingrid bergmann, in dem beide so beeindruckend sind; leider fällt ihnen der titel nicht ein – es handelt sich um den 1946 gedrehten hitchcock film notorious. und hitchcock wollte cary grant ursprünglich auch als professor cadell besetzen, was dieser allerdings abgelehnt¹ hatte.

davon abgesehen bezieht rope die spannung aus der frage, ob man den beiden täter auf die schliche kommen kann und durch die erzählweise entsteht der eindruck der “unentrinnbarkeit”. das ist straff und anregend erzählt, in knappen 80 minuten.

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¹ grant wollte die rolle aufgrund ihrer homosexuellen untertöne nicht annehmen, da es zu der zeit gerüchte gab, grant selbst wäre homosexuell.

the birds, zwei

bei den opening credits von the birds betont hitchock eine schauspielerin besonders: “introducing tippi hedren” – seine entdeckung. hedren war eigentlich modell und wirkte in einem werbespot mit, als hitchcock auf sie aufmerksam wurde. sie war gerade mit ihrer vierjährgen tochter (hierbei handelt es sich um melanie griffith) nach los angeles gezogen. und hitch hatte seine lieblingsblondine grace kelly an fürst rainier von monaco “verloren”.

hitchcock band hedren mittels eines sieben-jahres vertrags an sich. er wollte einen großen star aus ihr machen, sie nach seinen vorstellungen formen. das ging soweit, dass er sich von privatdetektiven beschatten ließ und ihr vorschreiben wollte, wen sie in ihrer freizeit treffen sollte und wen nicht. es wäre untertrieben, würde man sagen, der mehr als dreißig jahre ältere hitchcock war in sie verliebt – er verfolgte sie mit obsession und quälte sie gleichzeitig auf sadistische art und weise. die szene in the birds, in denen sie mit den vögeln kämpft, wurde eine woche lang aufgenommen und erst beendet, als sie auf dem set zusammenbrach. kollegin jessica tandy¹ sagte damals, keine etablierte schauspielerin hätte das mit sich machen lassen, was hitch seiner newcomerin zumutete.

im nachfolgefilm marnie ging er noch einen schritt weiter und machte ihr einen sexuellen antrag. sie wies ihn ab, worauf er androhte, ihre karriere zu zerstören; was ihm auch gelang. sie bekam von ihm keine rollen mehr, anfragen von anderen regisseuren (u.a. truffaut) lehnte er ab. nachdem der vertrag auslief, hatte das interesse an ihrer person nachgelassen. hedren engagierte sich danach sehr für den tierschutz und fand darin eine neue aufgabe.

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¹ auch jessica tandy machte eine eher untypische filmkarriere: sie war ein star am broadway und gewann auch emmy und tony; ihren durchbruch in hollywood schaffte sie erst als achtzigjährige mit driving miss daisy, für den sie einen oscar erhielt. sie war damit die älteste schauspielerin, die mit einem oscar ausgezeichnet wurde (und hatte den vorteil, dass ihr der oscar-fluch nicht mehr soviel anhaben konnte). zwei jahre später wurde sie als nebendarstellerin für green fried tomatoes nochmals nominiert.

 

the birds

achtung minimale spoiler

gestern ging es weiter mit hitchcock und zwar mit the birds. im gegensatz zu unserer kubrick-, jarmusch- und almodovar-box arbeiten wir uns hier nicht in chronologischer reihefolge durch.

the birds handelt von der jungen millionärstochter melanie (tippi hedren), heute würde man sie als it-girl bezeichnen und eine gewisse verwandtschaft zu paris hilton orten; melanie reist nach einem flirt in einer tierhandlung dem gutaussehenden anwalt mitch (rod taylor) in ein verschlafenes dorf an der kalifornischen westküste, bodega bay, nach. tja und in bodega bay tun sich merkwürdige dinge, die alle mit vögeln zu tun haben: vögel fressen nicht mehr, vögel rotten sich zusammen, vögel greifen menschen an. und das alles, seit melanie auf der bildfläche erschienen ist…

the birds ist ein wirklich beklemmender und angsteinflößender film. er balanciert geschickt zwischen charakterstudie und, so komisch das klingt, splattermovie; die protagonisten sind nicht ausschließlich dazu da, sich in einer ausnahmesituation zu beweisen, es bleibt auch zeit, ihren background zu beleuchten und das geschieht glaubwürdig. melanie ist nur auf den ersten blick eine chice societylady ohne tiefgang – mitch fragt sie einmal ganz erstaunt: “sie arbeiten irgendwo?”; mitch nicht nur der straighte jurist. das macht den film auch abseits seiner ausseinandersetzung mit der bedrohung spannend.

sehenswert ist auch, wie sich menschen, ein ganzer ort damit beschäftigt, einem naturphänomen ausgesetzt zu sein, dass sich nicht erklären und nicht planen lässt. es ist auch eine betrachtung zum thema gruppendynamik: skeptiker stehen neben hysterikern, pragmatiker neben optimisten. ein großes thema des films ist (vermeintliche) stärke und schwäche, geschlossene und gebrochene allianzen. man kann das unerklärliche verhalten der vögel und den umgang damit auch als parabel lesen.

ziemlich witzig finde ich – aus heutiger sicht – den umgang mit privatsphäre im film. alleine in den ersten fünfzehn filmminuten finden sich 5 oder 6 grobe verstöße gegen das, was wir heute datenschutzgesetz nennen, da werden personalien über die autonummerntafel herausgegeben, da werden fremden ohne rücksprache familienverhältnisse erklärt und wege beschrieben, sehr amüsant.

interessant ist bei the birds auch der hintergrund des filmes, das casting, die dreharbeiten. darüber morgen mehr.

blue valentine

achtung minimale spoiler

es gibt filme, die kriegen mich sofort mit filmtitel oder plakat. auf blue valentine trifft sogar beides zu. der titel stammt von einem tom waits album (und song), das poster sieht so aus:

blue valentine ist die geschichte einer scheiternden ehe. cindy (michelle williams) fragt sich – trotz aktivem sexuallebens – seit jugendtagen, was liebe bedeutet und woran man sie erkennt; dean (ryan gosling) dagegen hat eine sehr klare vorstellung von seiner traumfrau und einer beziehung, und als die beiden erstmals zusammentreffen, sieht es so aus, als entstünde genau die magie, die verliebte umgibt und die eine gemeinsame zukunft verspricht. sechs jahre später, verheiratet und als eltern einer kleinen tochter, hat sie der alltag voll erfasst und die karten werden neu gemischt…

die ästhetik von blue valentine steht im krassen gegensatz beispielsweise zum look von last night, wo die konflikte und versuchungen eines ehepaares in einer sehr cleanen, fast schon sterilen umgebung beleuchtet werden. in blue valentine dagegen sehen häuser von familien so aus wie häuser von familien häufig aussehen, wenn kein besuch erwartet wird, außerdem gibt es unordentliche haare und schweiß und augenringe und blaue flecken und rotz. dennoch gelingt es dem film auch, romantische momente in einer oft ausweglos und deprimierend erscheinenden gegenwart zu generieren.

als zuschauer wird man unweigerlich darüber diskutieren, warum diese ehe schlecht funktioniert und wer daran die schuld hat. und wenn auch die sympathien eher cindy oder eher dean gehören mögen – eine antwort zu finden ist schwierig. beide spielen die psychisch wie physisch extrem herausfordernden rollen großartig; besonders williams’ aufgabe ist eine gratwanderung, da ihre motive auf den ersten blick schwerer kommunizierbar sind als die von gosling.

michelle williams  – die talentierteste darstellerin aus dawson’s creek – ist drauf und dran eine wirkliche hollywood größe zu werden. ich bin schon sehr gespannt auf ihre nächste rolle im gelobten my week with marilyn.

 

filmtechnisches

auf uncut gibt es einen kleinen rückblick auf die viennale. sehr pointiert verfasst, am besten gefällt mir die beobachtung, dass man nach le havre wieder an das gute im menschen glaubt und dass margin call die hoffnungen sofort zunichte macht.

ach ja und einen neuen (alten) oscar host gibt es auch – nachdem eddie murphy seinem produzenten gefolgt ist, und sein engagement abgesagt hat: billy crystal.

das ist definitiv nicht der versuch, die oscarverleihung neu zu erfinden, aber wenn wir glück haben, beschert es uns einen kurzweiligen und witzigen abend.

the man who knew too much

es ist eigentlich äußerst peinlich, aber ich bin ziemlich unbeleckt vom hitchcock-euvre. mag daran liegen, dass ich keine besondere schwäche für krimis habe. um die bildungslücke zu füllen, habe ich ihm eine hitchcock-sammlerbox geschenkt und die arbeiten wir jetzt ab. wobei man natürlich nicht wirklich von arbeit sprechen kann.

the man who knew too much von 1956 ist jedenfalls mitreißend. es beginnt relativ gediegen, fast spießig, wenn eine familie – doris day, james stewart und ihr kleiner sohn christopher olsen – eine urlaubsreise nach marokko unternehmen, die schnell zum albtraum wird.

die schilderung der menschen und kultur dort, kann man heute als leicht rassistisch gezeichnet empfinden, aber man darf nicht vergessen, dass man alles durch die augen dieser us-familie sieht, und ihre haltung eigentlich mehr über sie verrät, als über die marrokaner. ebenso wie das bild der familie selbst sehr traditionell ist – auf den ersten blick. betrachtet man die beziehung näher, merkt man, dass gerade die klassische rollenverteilung ein streitpunkt zwischen den eheleuten war und ist, da mrs. mckenna (day) vor ihrer ehe eine sehr berühmte sängerin war, ihren beruf aber aufgegeben hat, um ihren mann nach indianapolis zu folgen, wo er als arzt arbeitet.

die geschichte ist typisch: “normalo wird gegen seinen willen und sein zutun in verbrechen hineingezogen”. und ja, es gibt einige gröbere plotholes bzw. unplausibilitäten. kann man darüber hinwegsehen, sind die entwicklungen sehr spannend, man rutscht eigentlich permanent hin und her und will wissen, wie das nun alles weiter- und ausgeht.

doris day wurde von hitchcock nicht unbedingt gegen den typ, aber quasi gegen das genre besetzt -sie war zu diesem zeitpunkt vor allem als sängerin und als darstellerin in komödien bekannt und beliebt. und hatte (laut donald spotos hitchcock-bio) auch während der dreharbeiten angst, hitchcocks ansprüchen nicht gerecht zu werden – weil er nie mit ihr sprach. aus diesem grund bot sie ihm eines tages sogar an, von der rolle zurückzutreten; nur um zu erfahren, dass hitchcock sehr zufrieden war, und deshalb nichts sagte.

ach ja und che sara, sara wurde zum welthit und bekam einen oscar als bester filmsong.

how many holes to fill the albert hall

gestern haben wir mit unserer hitchcock-collection angefangen. es gab the man who knew too much. das war, denke ich, ein ganz guter einstieg.

eine szene spielt in der royal albert hall und immer, wenn ich etwas von dieser geschichtsträchtigen konzerthalle höre, muss ich an den beatles song a day in the life denken, wo es heißt:

i heard the news today, oh boy.
four thousand holes in blackburn lancashire.
and though the holes were rather small,
they had to count them all.
now they know how many holes it takes to fill the albert hall…

ich hab mich immer gefragt, was das eigentlich bedeuten soll und heute ein bisschen recherchiert, eine mögliche interpretation ist, dass die englische regierung ein vermögen dafür ausgab, löcher in den straßen – genauer in den straßen von blackburn lancashire – zählen zu lassen. lennon fand das absurd, könnte man das geld doch besser in das sanieren der straßen stecken.

einmal clooney bitte

nach ausführlicher lektüre der gestern vorgestellten oscar-prediction page, habe ich mir wieder gedacht, was für ein phänomen george clooney doch ist.

begonnen als serienstar in einer kleinstrolle in der serie roseanne hat er sich zum kult-kinderarzt doug ross in E.R. hinaufgearbeitet. über diesen erfolg wären sehr viele darsteller mit recht schon zufrieden gewesen, doch das war für clooney erst der anfang, er stieg aus E.R. aus, um eine filmkarriere zu starten. und jeder weiß, wie schwierig, manchmal aussichtslos das für einen seriendarsteller ist. clooney gelang es, mit interessanter rollenauswahl, sich auch am big screen zu etablieren: in schrägen streifen wie from dusk till dawn oder oh brother where are thou, in schwer verdaulicher sci-fi kost wie solaris ebenso wie als gangsterboss in oceans eleven. da war er dann auch im kino eine fixe größe, aber auch da endet die story nicht.

clooney kauft sich ein haus in italien und kurvt dort mit seinem motorrad umher. wie ein chicer südländer. in den medien gibt er sich liberal, witzig, politisch engagiert und ist dabei auch noch authentisch. dann wird er – en passant – regisseur, produzent und drehbuchautor und erlangt im jahr 2006 drei oscarnominierungen: für good night an good luck (regie und drehbuch) und für syriana (nebenrolle). er erhält den oscar für syriana und sagt mit gespielt verdrehten augen: “so i am not gonna win director.” der mann ist einfach cool. mehrere nespresso spots und weitere tolle rollen (up in the air, michael clayton) und oscarnominierungen folgen. doch hat man bei ihm das gefühl, dass das alles irgendwie ein kinderspiel für ihn war.

und heuer? hat er wieder mehrere heiße eisen im feuer: einen eigenen film – the ides of march – und eine hauptrolle in the descendants. wenn man den gerüchten glauben darf, ist er hochfavorisiert als bester darsteller (“so im am not gonna win director – again…”). er quittiert alles mit einem lächeln. sein einziger schwachpunkt: sein “unklares” privatleben. doch das ist – wenn man es genau betrachtet – genau der punkt, der ihn noch unwiderstehlicher macht, nämlich neben allem anderen auch ein bisschen geheimnisvoll.

chapeau!

rope of silicon

wenn ich sowas entdecke (oder dankenswerter weise von rogert ebert darauf via facebook hingewiesen werde), kriege ich immer vor aufregung zitternde hände und mein herz klopf bis zum hals:

eine – für mich – neue oscar contenders and prediction seite, rope of silicon.

so und jetzt muss ich erstmal ordentlich dort stöbern…oh christoph waltz erscheint dort als contender für best actor, vielversprechend!