almis personal blog

Bozen, damals und heute

In ein paar Tagen hat das Kind Geburtstag und heute ist genau so ein Tag, wie er damals vor acht Jahren in Bozen auch war. Sonnig, blauer Himmel, in der Sonne fast noch ein bisschen heiß. Deshalb sehr viele ambivalente Gefühle bei mir. Manchmal bilde ich mir ein, dass es da und dort ein wenig so wie im Krankenhaus riechen würde, was immer irgendwie Beklemmung auslöst.

Mich macht dieser Geburtstagscountdown und das Wetter dazu irgendwie immer schon tagelang vorher unruhig (- und das nicht nur, weil ich eine Kinderparty mit 12-en vor mir habe, harhar)

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Mein Schwager hat ein Foto von Bozen (mit Blick auf den Rosengarten) geschickt, und genau so erinnere ich mich auch an die Stadt. So wars, als ich ein oder zwei Tage nach Adrians Geburt das erste Mal vorm Krankenhaus gestanden bin und in die (wenn auch andere) Weinberge geschaut habe. Irgendwie war der Anblick damals tröstlich, bei all den verzweifelten Gefühlen.

Maternita

Die Schwangerschafts- und Babyinfoseite Maternita hat sich in ihrem neuesten Blogbeitrag mit Büchern zum Thema Frühgeburt beschäftigt. Ich freue mich sehr, dass auch Geboren in Bozen dabei vorkommt:

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Inga Sarrazin, selbst Mutter von Zwillingsfrühchen, hat mein Buch gelesen, und natürlich interessiert mich sehr, was andere Menschen, die unsere Erfahrungen teilen, zu meiner Aufarbeitung sagen. Denn ich habe auch schon einige Frühchen-Mamas getroffen, die mir gesagt haben, dass sie mein Buch bewusst nicht lesen, weil sie ihre eigene Geschichte noch nicht verarbeitet haben, und Angst davor haben, dass die eigenen Gefühle von damals wieder hochkommen.

Das verstehe ich sehr gut. Ich habe selbst Themen, denen ich aus dem Weg gehe, und wo ich die Konfrontation scheue. Umso mehr freut es mich aber, wenn ich Feedback von Frühchen-Eltern bekomme. Inga Sarrazin schreibt:

Mich selbst hat dieses Buch sehr berührt, viele fast vergessene Situationen wieder aufleben lassen und mir gezeigt wie viel Frühcheneltern doch gemein haben.

Mein Fazit:

Ein ungeschönter Erfahrungsbericht aus dem realen Leben, der einem das Verständnis für eine außergewöhnliche Erfahrung nahe bringt. Für Eltern und Fachpersonal rund um die Geburt lesenswert.

Herzlichen Dank für diese Worte!

Kännchen und Fratzen

Wieder einmal kann ich über Berichte in Medien über Geboren in Bozen erzählen. Zum einen war ich sehr überrascht, vor einigen Woche eine Rezension von jemand zu lesen, den ich überhaupt nicht kenne und bei dem bzw. derjenigen ich gar nicht weiß, wie sie auf mein Buch gekommen ist. Wie auch immer, die Rezension läuft unter “Winterlektüre” und mein Roman kommt eigentlich ganz gut weg (vier von fünf Sterne! Besser als Gone Girl von Gillian Flynn)!

Dann hatte ich vor kurzem noch das Vergnügen, für das österreichische Magazin Fratz und Co. etwas über Frühgeburten schreiben zu dürfen. Mein Buch wurde  im Zuge dessen auch empfohlen. Darüber habe ich mich sehr gefreut.

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Das Heft kann man auch online durchblättern.

Sprechtag

Gestern war also der erste Elternsprechtag in der Volksschule. Bei solchen Gelegenheiten hat man immer wieder ein Aha-Erlebnis nämlich: “Aha, ich stehe jetzt auf der anderen Seite. Ich bin der Erziehungsberechtigte.” Man sollte meinen, dass man sich daran nach sieben Jahren Elternschaft langsam gewöhnt hat, aber es ist immer wieder ein bisschen überraschend.

Ich hatte insofern das Glück, dass gestern die Förderlehrerin der Klasse dabei war und die Klassenlehrerin mich fragte, ob es ok sei, wenn sie zuhört, denn “es ist ihr erster Elternsprechtag”. Darauf ich in einem Anflug von ungeheurer Witzigkeit: “Kein Problem, es ist auch mein erster Elternsprechtag”. Aber irgendwie hat das doch die Stimmung aufgelockert.

Allerdings gabs da eh nicht viel zum Auflockern. Denn der Arzt, der in Wien die Entwicklungskontrollen bei Adrian durchgeführt hat (er wird in letzter Zeit oft Schluckauf haben, weil ich wirklich sehr häufig an ihn denke), tja, der Arzt, der meinte, Adrian würde große Probleme in der Volksschule bekommen, dem Unterricht nicht folgen und nicht stillsitzen können. Tja, der hatte Unrecht.

FF- das Südtiroler Wochenmagazin

Ich habe schon wieder Glück, Geboren in Bozen wird diese Woche auch in FF- das Südtiroler Wochenmagazin gefeatured. Ich wurde dazu von der Chefredakteurin persönlich interviewt, die mein Buch auch gelesen hat und es vorstellt.

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Besonders schön und interessant finde ich, dass sie unseren behandelnden Arzt auch gleich interviewt hat und nachdem der nun in diesem Artikel geoutet wird, verrate ich da jetzt nicht zuviel. Das Interview mit ihm ist quasi in den Bericht eingearbeitet. Und es werden die Themen angesprochen, die ich für essentiell in diesem Zusammenhang halte. Zb. mütterliche Schuldgefühle, der Graubereich “wie früh ist zu früh” oder den Überlebenswillen von Frühchen.

Ein sehr detaillierter und tiefgehender Artikel. Freue mich sehr darüber.

Welt-Frühchentag

Heute ist Welt-Frühchentag. Diesen Tag gibt es noch gar nicht so lange. Er wurde 2011 erstmals begangen.

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Ich hatte das Glück, dass der Stern diesen Tag heute zum Anlass genommen hat, mein Buch vorzustellen. Und zwar hier. Ich finde es (logischerweise) sehr interessant Besprechungen des eigenen Textes zu lesen, wo die Rezensenten die Schwerpunkte legen und was sie aus dem Buch besonders herauslesen.

Susanne Baller vom Familienressort des Stern bezeichnet es als “Tagebuch Krimi”, das ist neu. Spannend hab ich schon öfters gelesen, aber Krimi fällt als Begriff zum ersten Mal. Sehr schön finde ich auch folgenden Satz, der Geboren in Bozen beschreibt:

“Die Schwierigkeiten bei der Geburt, sie hatte einen Vorbereitungskurs erst nach der Rückkehr aus dem Urlaub geplant, schildert sie ebenso eindringlich wie die Tatsache, dass die exakte Wortwahl der Ärzte für sie zum Barometer ihrer Gefühlswelt werden.”

Heute ist für mich – auch davon abgesehen – ein emotionaler Tag. Und ich denke besonders an die Eltern, deren Kinder gerade jetzt kämpfen. Es wird für sie eine Erfahrung sein, die ihr Leben prägt, das kann ich gewiss sagen. Und hoffentlich mit gutem Ausgang.

Schuleinschreibung

Derzeit läuft in Wien die Einschreibung für neuen Volksschüler und jetzt ist es auch für uns soweit. Schulstart 2014!

Wir hatten das Aufnahmegespräch und den Test über die Schulreife gleich am ersten Tag, dem Montag. Was soll ich sagen? Es lief wirklich gut.

Adrian hat sich in den letzten Wochen und Monaten immer mehr zum Vorschüler entwickelt, er will selbst lesen, also Buchstaben aneinander reihen, er will rechnen, er will Aufgaben gestellt bekommen – ohne, dass ich das extra anregen muss. Insofern hab ich mir bezüglich des Tests keine Sorgen gemacht, aber ein bisschen aufgeregt ist man vorher dann natürlich trotzdem. Also ich, er nicht.

War aber unbegründet, zum einen waren sowohl die Direktorin und die Lehrerin, die den Test durchführte sehr herzlich und kinderorientiert, zum anderen hat er alles geschafft, Takt nachklatschen, Sachen ausschneiden, sich selbst zeichnen, mehrere Dinge auf einem Bild finden, Sachen ordnen und so weiter. Ich habe inzwischen gefühlt 20 verschiedene Formulare ausgefüllt. Und im Hintergrund hörte ich: “Was, das kannst du auch schon?”.

Und das gab mir doch einige Genugtuung. Denn es ist gut 5 Jahre her, dass wir zur Entwicklungskontrolle im Krankenhaus waren und der Arzt mir dort prophezeite, dass es für ihn schwer werden würde, eine normale Schule zu besuchen. Kognitiv und aus motorischen Gründen, er würde nicht stillsitzen können, und überhaupt.

Ich sage nicht, dass man sich keine anderen Meinungen anhören und Ratschläge annehmen sollte, gar nicht. Und mir wurden in dieser Zeit öfters unangenehme Dinge mitgeteilt, die ich akzeptierte, weil sie fundiert begründet waren. Aber dieses Urteil nach fünf Minuten Kind ansehen war das nicht. Ich wusste natürlich um Adrians Bewegungsdrang und die Defizite, die er damals hatte, ich wusste aber auch, dass er anders sein konnte, sehr konzentriert und ehrgeizig nämlich.  Und ich war wütend, dass der Arzt sich nicht die Mühe gab, das auch zu erkennen und, dass er mich verunsicherte. Und auch, dass ich mich verunsichern ließ.

Das ist alles lange her. Und für viele andere ist die Feststellung der Schuleignung nur eine Formalität. Für mich aber ist sie ein Beweis, dass mich mein Gefühl damals nicht getäuscht hat.

Out now

Pünktlich zum Weltfrühgeborenentag habe ich Geboren in Bozen nun via Epubli veröffentlicht.

Wer Interesse hat, hier der Link zum Buch.

Und jetzt brauche ich einen Schnaps.

P.S. In ungefähr zwei Wochen sollte das Buch dann auch auf anderen Plattformen wie Amazon, Google, Apple usw. erhältlich sein. Ich setze die Links dann hier herein.

About writing the book, zwei

So das Buch ist jetzt als epub Datei umgewandelt, die letzten Vorbereitungen für die Veröffentlichung werden getroffen. Und jetzt hab ich hab Bammel!

Um meinen Mann zu zitieren, der mir heute den klugen Baz Luhrmann (Wear sunscreen) zitierte: “Do one thing everyday that scares you”.

Aber es ist so unwirklich. Natürlich: ich schreibe für Leser. Auch hier am Blog. Ich möchte ein Publikum erreichen und etwas von mir, meinen Gedanken weitergeben. Und ich kann mich schreibend besser ausdrücken, denke ich. Gleichzeitig mache ich mich damit aber verwundbar. Der Text kann Missfallen erregen, das auch artikuliert wird.

Ein Text, der ein solches Thema behandelt, beinhaltet aber gerade auch sehr viel persönliches und sehr intimes. Sehr viel körperliches. Man kann so ein Thema nicht aus einer distanzierten und nüchternen Perspektive schreiben. Zumindest ich kann das nicht. Wenn auch natürlich etwas künstlerische Freiheit dabei ist. Man exponiert sich. Und ich mag es nicht sehr, irgendwo im Mittelpunkt des Interesses zu stehen.

Aber doch ja, ich habe eine Geschichte erzählt und ich habe mein Bestes gegeben, in den drei Jahren der Entstehung. Also…

About writing the book

Warum habe ich Geboren in Bozen also geschrieben?

Zum einen, weil ich immer schon geschrieben habe und immer schon einen “Roman” schreiben wollte oder sagen wir einen Langtext. Roman klingt so groß und erhaben. Ich habe einen “Jugendroman” geschrieben, den meine Freundinnen und deren Mütter gelesen und für nett befunden haben (allerdings hat mich eine Mutter gebeten, den nächsten Roman nicht mehr mit einem Bleistift zu schreiben, das wäre so schwer zu lesen). Ich habe ein paar andere Langtexte geschrieben, mit denen ich nicht vollständig zufrieden war. Dann passierte, was passierte, und ich wusste, das ist nun quasi das Buch meines Lebens, das ich schreiben muss.

Zum anderen, weil es mir natürlich half, diese Geschichte “wegzuschreiben”. Es ist ja nicht so, dass man das Krankenhaus mit seinem Baby verlässt und alles, was geschehen ist, ist vergessen. Nein. Alleine schon deshalb, weil eine Frühgeburt weiterreichende (und ungewisse) Folgen hat. Denn auch wenn das Kind überlebt hat, bestimmen Untersuchungen, Therapien, Entwicklungsgespräche und Diagnosen den weiteren Alltag auf gut drei Jahre intensiv. Als Elter ist man immer wieder mit diesem Ereignis und den Folgen beschäftigt. Das Kind ist möglicherweise (so war es bei uns) das am wenigsten gehandicapte im Zentrum für Frühförderung, aber das am meisten gehandicapte im Kinderturnen um die Ecke. Man steht irgendwo zwischen “für seinen Start super entwickelt” und “Anschluß finden an den Regelkindergarten”.

Ein weiterer Punkt war es, anderen Eltern in dieser Situation hilfreich zu sein. Als wir mit dem Thema Frühgeburt konfrontiert waren, haben wir alles recherchiert, was zu diesem Thema zu finden war, denn wir waren ja absolute Laien. Abseits der Informationsbeschaffung hat es mir immer geholfen, mich mit anderen Betroffenen auszutauschen und ihre Erfahrungen zu hören. Es gibt abgesehen von der Fachliteratur aber wenig Literatur von Betroffenen, die die gleichen Sorgen, Ängste und Hoffnungen haben. Und wenn auch jede Frühchengeschichte anders ist, so denke ich doch, dass es auch viele Parallelen gibt, gerade was die emotionale Seite dieser Erfahrung angeht.