almis personal blog

LIZVC 51

Derzeit herrscht kalter, schiacher Herbst. Regen im Herbst ist schon cool, aber eigentlich nur dann, wenn man im Bett liegen kann.

Ich habe einen neuen großen Auftrag, also sitze ich viel am Computer. Außerdem war ich heute beim Friseur, nachdem sich die kryptischen Anspielungen auf einen “weichen Lockdown” (whatever that means) sogar in die ZIB 1 fortpflanzen. Außerdem versuche ich mich wieder backend, aber nicht (!) wegen des Lockdowns, sondern wegen eines bevorstehenden Geburtstags. Ich habe erstmals im Leben eine Topfentorte gebacken, und sie sah nicht schön aus, schmeckte aber gut. Als nächstes möchte ich – na ja, das schreibe ich nächste Woche, weil vielleicht liest jemand hier mit, was ich als nächstes backen will.

Außerdem sah ich eine John Lennon Doku in diesen Tage, über seine Ermordung, genauer gesagt – er wäre jetzt 80 geworden und einen Tag bevor mein Papa im Dezember 79 wird, wird sich sein Todestag zum 40. Mal jähren. Und ich habe dabei gelernt, dass John Lennon erwartete, gewaltsam zu sterben, einen Bodyguard aber ablehnte, weil er meinte, wenn ihn jemand wirklich umbringen will, dann erschießt er einfach vorher den Bodyguard.

Was noch? Ich lerne mit dem Kind für die Englischschularbeit. Fast jeden Tag gibt es jetzt schriftliche Wiederholungen in fast jedem Fach. Letzte Woche sogar drei an einem Tag. Gottlob tut sich das Kind beim Lernen leicht.

Ah so und Wahl war auch. Ich war sogar “live” in einem Wahllokal mit Wahlkarte, MNS und eigenem Kugelschreiber. War nicht sonderlich spektakulär und viel los war auch nicht.

Alles gut

Heute vor 13 Jahren war der letzte Tag, an dem ich nicht Mama war.

Jahrelang hab ich den ganzen September ambivalente Gefühle gehabt. Wurde von der Spätsommerluft und dem Stand der Sonne getriggert. Das hörte mit jedem Jahr mehr auf und heuer hab ich kaum was gefühlt. Weil auch viele andere Themen das gerade heuer überlagern.

Bis ich heute in aller Frühe, um halb sieben, die Fotos von meiner damaligen Bettnachbarin im Krankenhaus Bozen sah. Ihr Sohn M. wurde heute vor 13 Jahren geboren. Auf ihrem Whatsapp Status hat sie ein Bild gepostet, in dem sie mit M. die Marsupio (Känguruhtherapie) macht. Sie sitzt da in dem weißen Kittel, den wir auf der Intensivstation immer angezogen haben, vor der Wand mit den braunen Fliesen, auf der Brust ihr winziges Baby. Und sie hat diesen Gesichtsausdruck zwischen Babyblues und Glücklich-sein und der Frage: wie bin ich bloß hierher geraten. Und das war dann doch wieder ein ziemlich emotionaler Flashback für mich.

Aber M. geht es wunderbar. Es ist alles gut.

Fall Guys

Ich bin ja nicht so die Zockerin. Achtung Euphemismus.

Natürlich weiß ich, dank dem Kind, dass seit einigen Wochen das Videospiel Fall Guys der letzte Schrei ist. Der letzte Schrei würde das Kind das natürlich nicht nennen, aber mir fällt gerade kein hipperer Begriff dafür ein.

Jedenfalls fand ich das Spiel 1. sehr süß – mal nichts mit Autos und Waffen usw. 2. schön bunt animiert, 3. hat lustige Musik, macht gute Laune.

Natürlich hab ich mir trotzdem nicht erträumt, dass ich es einmal selbst spielen werde. Ich glaube, das letzte Spiel, das ich – damals noch auf meinem Personal Computer – gespielt habe war Simon the Sorcerer. Ja, das ist aus dem Jahr 1993. Aber na ja, das Kind wollte, dass ich es mal ausprobiere. Am Anfang hab ich null gecheckt. Aber dann ging es etwas besser und ich habe die eine oder andere Runde gewonnen. Und dann war ich voll drauf angefixt.

Ich bin immer noch schlecht. Ich habe es gestern zwar bis zur dritten Runde geschafft, doch gerade in dem Moment als diese begann, klingelte das Kind an der Wohnungstüre und ich musste aufmachen. Man kann im Spiel aber nicht pausieren Als ich zurückkam, hatte mein Team (es gibt vereinzelt auch Teamspiele) die Runde einfach so gewonnen, ohne, dass ich was dazu getan hätte. Scheint (m)ein Erfolgsrezept zu sein.

Also vielleicht was für den langen socially distant Winter.

LIZVC 49

Die Schule läuft jetzt seit 7 Tagen. Abgesehen von dem Maskendings und den beschränkten Buffettöffnungszeiten (je nach Klasse), geht es halbwegs normal ab. Und das, obwohl Wien ja jetzt – laut Ampel – orange wird, aber die Schule bleibt dann doch gelb, weil ab orange wäre ja schon wieder Homeschool angesagt, zunächst einmal für die Oberstufenschüler. Was die Tagespresse zu einem sehr witzigen Artikel inspiriert hat. Irgendwie musste ich an meinen Vater denken, der früher gerne sagte: “Farben sind Zeichen einfachen Geistes.”

Vor der Schule wird immer noch bzw. mehr denn je die coole Straße gebaut, weshalb sich die Leute- es gibt dort vier Schulen, einen Kindergarten und ein Hallenband – super auf den schmalen Wegen drängeln können und dauernd von einer Straßenseite auf die andere geleitet werden. Es ist normalerweise mein fast täglicher Weg, zum Bahnhof(sviertel) und zurück. Irgendwie bin ich “fed up” mit dieser coolen Straße bzw. dem Speißroutenlauf.

Was war noch los? Nachdem ein Arbeitsprojekt vom Herbst ins neue Jahr verschoben wurde (Hello Corona my old friend) habe ich mich bei einem anderen beworben, viel Arbeit bekommen und jetzt gibts doch noch was in dem ursprünglichen Projekt zu tun und eine andere Anfrage ist auch herein geflattert. Herrje, und dann rennt einem doch wieder die Zeit davon. Aber besser so als anders.

Dann noch ein nettes Business-Meeting im Türkenschanzpark gehabt. Mit Entenbegleitung.

Und nachts um halb 12 war ich mal auf der Mariahilferstraße, nicht viel los, aber doch mehr als im Lockdown.

Komisch, dass man nach wie vor vieles in Bezug zu Corona/Lockdown setzt.

LIZVC 47

Heute vor sechs Jahren, am allerersten Schultag vom Kind, hat es so geschüttet, dass wir mit dem Auto hinfahren musste, sonst wären wir komplett durchnässt angekommen. So stellt man sich das eigentlich nicht vor.

Sechs Jahre später und mit Beginn der dritten Klasse Gymnasium, hörte der Regen früher auf. In der Früh schrieb ich Denk-an-dich Grüße an alle meine Freundinnen, die Mamas mit Kindern sind, und heute in eine (neue) Schule kamen, oder in den Kindergarten, und an meine Freundin, die erstmals als Klassenvorständin eine Klasse übernimmt.

Jeder Schul(neu)anfang wird von einer gewissen Melancholie begleitet, auch schon ohne Corona, wie schnell die Jahre vergehen, wenn auch die Tage manchmal dahinschleichen. Ich habe heute einen Papa getroffen, den ich seit besagtem ersten Schultag kenne, weil sein Kind mit meinem in die Klasse ging. Er hat sich getrennt und als ich ihn frage, wie es ihm geht, sagt er: “Geht schon.” Und die Leichtigkeit ist weg, die er früher immer ausgestrahlt hat, ganz oft haben wir uns am Schulweg getroffen, als wir die Kinder gebracht haben und abgeholt, ganz oft haben wir geplaudert, und es war immer nett, er war voller Lebensfreude. Die Lebensfreude, sie ist verschwunden, aber ich hoffe, das war nur eine Momentaufnahme. Mir geht das sehr nahe, wieso frag ich mich, geht mir alles viel näher seit dem ersten Schultag, vor sechs Jahren? Auch in meinem Lebens ist viel passiert.

Das Kind jedenfalls, das Kind ist zufrieden, abgesehen von den Kleinkram-Motzereien, er kommt mir strahlend entgegen.

LIZVC 46

Eine “weltweite Pandemie”, wie ich es hier öfters geschrieben habe, ist strenggenommen ein Pleonasmus. Auch wenn Menschen in der ZIB ebenso gesagt haben, wie ich gestern hörte.

Heute ist der letzte Ferientag, ab Montag ist wieder “normal” Schule. Das Kind wäre ja für Homeschooling mit höchstens ein, zwei Präsenztagen in der Woche, zur Sicherheit harhar. Na ja, es war nicht alles schlecht im Homeschooling muss ich zugeben. Nicht so früh aufstehen, weniger Stress, deutlich mehr Entspannung allgemein – mal sehen wie der Schulherbst dann tatsächlich wird, ich habe keine Vorstellungskraft mehr, was wie noch alles passieren wird.

Vor allem, nachdem ich gestern die wohl absurdeste Meldung seit Beginn der Krise gelesen habe – und das ist gar nicht einfach. Die “oberste Medizininer Kanadas” (alleine dieses Prädikat, wer sagt das, sie selbst über sich?), rät zum Sex mit MNS (sic!) und das Küssen sollte man überhaupt am besten weglassen (sic!). Oder auch gleich den Partner. Ähm…

Gestern war ich mit dem Kind in Niederösterreich, wo wir nochmal seine Freunde getroffen haben, ein bisschen was von “this used to be my playground” hatte das.

Ein sonniger Spätsommertag, mit dem schönsten blauen Himmel und den stimmungsvollsten Wolken.

Stadtwanderweg 1

Mein Kind wollte wandern gehen. Weil ein anderes Kind auch wandern wollte. Also waren wir zu fünft: zwei Mamas, drei Teenies, den Stadtwanderweg 1 abgehen. Das heißt von Nußdorf auf den Kahlenberg hinauf und wieder hinunter. Der Wetter war ideal, nicht kalt, nicht heiß, der Himmel strahlend blau…

Los gehts am Beethovengang, ab in die Weinberge…

Der Weg geht oft durch den Wald, also relativ viel Schatten, dazu leichte Steigungen, alles zusammen mäßig anstregend, aber doch einigermaßen, oder sagen wir so, nach guten eineinhalb Stunden setzte ein leichtes Jammern ein…da waren wir dann aber schon fast oben.

Skyporn:

Nach einer kurzen Rast- und Essenspause ging es dann wieder abwärts, über den Nussberg, auch sehr viele Weingärten, auch einfach wunderschön. Aber langsam setzten dann auch Ermüdungserscheinungen ein….die man zb damit bekämpft, dass man mit der Freundin des Kindes drüber philosophiert, wie Gilmore Girls weitergehen könnte und sie fand meine Vision sehr plausibel, aber keine Spoiler hier.

Fazit: wir waren von 10.40 Uhr bis 15.20 unterwegs – vom Start bis zum Endpunkt, mit vielen kleinen und größeren Pausen, Spielplatz, Pokemon fangen usw.

Daheim waren wir beide erstmal groggy, aber nach einer kurzen Rast waren wir schon wieder fähig zum Abendspaziergang. Also durchaus eine schaffbare Halbtagestour.

LIZVC 45

Heute war ich mit dem Kind und Freunden vom Kind und Mutter der FreundInnen im böhmischen Prater.

Der böhmische Prater ist etwas ganz anderes als der große Prater. Zunächst einmal befindet er sich in Favoriten, wo ich ja immerhin 37 Jahre meines Lebens gewohnt habe. Als Kind war ich trotzdem nie dort, weil ich Vergnüngsparks nie leiden konnte. Mein Kind ist da anderer Meinung. Aber wenn ich – nach 7 Jahren in Transdanubien – in den 10 Bezirk zurückkomme, werde ich fast ein bisschen nostalgisch. Wobei Nostalgie und Favoriten nicht zusammengeht. Zum 10. Bezirk kann man viele Gefühle haben, aber Sentimentalität gehört üblicherweise nicht dazu.

Deshalb passenderweise die Überlegung: wird der böhmische Prater nur noch künstlich am Leben gehalten, weil die Vitalfunktionen noch einigermaßen intakt sind? Eine kleine Welt, die mit dem übrigen Wien, und auch mit anderen Vergnüngsparks gar nichts mehr zu tun hat?

Na ja, es ist schon ein stimmungsvolles Retro-Erlebnis, wenn man sich darauf einlässt, dass die Fahrgeschäfte a) teilweise geschlossen sind, b) nicht gerade der letzte heiße Scheiß sind c) man die VerkäuferInnen der Jetons teilweise suchen gehen muss, weil sie gerade anderswo im Einsatz sind. Den ruppigen Charme, den man auch vom Wiener Wurstelprater kennt, den findet man allerdings auch im böhmischen Prater und tatsächlich wird an neuen Attraktionen und auch Lokalitäten gearbeitet. Und: Hier wird nichts kommerzialisiert, marketing-mäßig aufgeblasen oder sonst irgendwie versucht, großspruig Gewinne zu lukrieren. Und das ist sympathisch.

Bezug zu Corona: viel los ist nicht – außer vielleicht Donnerstag Nachmittag, wo es Ferienspiel Ermäßigungen gibt. Desinfiziert wird auch. Man ist im Freien und kann gut Abstand halten.

Langsam langsam, nicht so schnell

Doris Knecht, das ist ja vielen vermutlich bekannt, ist Kolumnistin des Falter. Und Buchautorin. Ich liebe ihre Schreibstil, aber ich mag ihre Kolumnen viel lieber als die Belletristik. Weil ich denke, dass ihr die kurze, “alltägliche” Form mehr liegt als “the great austrian novel”.

In der Bücherei hab ich mir ihre Kolumnensammlung Langsam langsam, nicht so schnell, vom Leben unter Teenager, ausgeborgt. Wieder einmal geht es um ihre Zwillingstöchter, die Mimis, die langsam die Volksschule abschließen, und ins Gymnasium kommen und die Zeit danach. Das passt ja gut für mich, hab ich schließlich auch einen (fast) Teenie zuhause.

Als Mama erkennt man sich wieder, zum Beispiel in dieser Passage:

“Längst hat sich das familiäre Gute-Nacht-Kuss-Ritual umgedreht: Abends kommt der Nachwuchs ins Schlafzimmer und küsst die schon halbschlafende alte Mutter zur Nacht, um danach munter weiterzuteenagern bis ich weiß nicht wann. Keine Ahnung. Ich schlafe da schon längst”

Es ist sooo wahr. Ich mein, da gewöhnt man sich als Jung-Mama mühsam an, früh schlafen zu gehen, weil a) die Nacht eh dauernd unterbrochen wird und b) man mitunter dann trotzdem vor sechs aufstehen muss und dann plötzlich findet der Nachwuchs es unzumutbar, vor Mitternacht ins Bett zu müssen und ist am Morgen nicht aus selbigem zu bekommen.

Knecht schreibt aber nicht nur über die pubertierenden Mädels, sondern auch über sich selbst in einer neuen Rolle. Der Mann ist abhandengekommen, dafür gibt es jetzt ein Haus im Waldviertel, wo man die Wochenenden verbringt, selbst Gemüse anbaut und in den Himmel schaut. Sich fragt, was kommt noch alles und was kommt nicht mehr. Und was ist ok, wenn es nicht mehr kommt. Wie es einem halt so geht mit 40 plusplus.

Die Kolumnensammlung ist also wirklich empfehlenswert, etwas genauer hätte man vielleicht beim Lektorat sein können, und ein paar Dinge (wie zb. “wie letzte Woche hier im Falter zu lesen war” streichen). Aber sonst ideal für heißere und auch weniger heiße Sommertage.

LIZVC 40

Jetzt haben wir ihn also, den “Coronasommer”, der sich als ein Sommer wie damals entpuppt, als 27, 28 Grad schon Möderhitze war und 30 Grad die Ausnahme, die Abenden und Morgen frisch, dazwischen viele Gewitter. Keine Tropenhitze auf Tage bis Wochen, wo man schon schweißgebadet aufsteht. Das ist gut – zumindest untertags. Abends – sonst die beste Zeit des Sommers – ist es oft zu frisch zum länger draußensitzen.

Früher, als es noch kaum 30 Grad bekam, standen an stickigen Nachmittagen junge Mädchen alleine an Bushaltestellen. Ich hatte immer das Gefühl, sie warten auf den Bus in ihre Zukunft. Ich erinnere mich, dass ich mit meiner Mutter am Balkon saß, an den Tagen, an denen sie nicht arbeitete und sie mir aus dem “Bussi Bär” vorlas. Sie rauchte dabei Zigarette und ich aß Schokolade und ich glaube, dass seitdem Schokolade tröstlich für mich ist. Ich erinnere mich, dass ich einmal mit meinen Großeltern ausging – auch meine Großmutter, die kaum Ubahn fahren wollte – und wir Vormittags in einem Schanigarten im 9. Bezirk saßen und ich mir ein Cola bestellen durfte. Ich erinnere mich an Eskimo-Eis kaufen im Garten mit meiner Freundin, manchmal auch dreimal am Tag. An einen Gastgarten bei der Ruprechtskirche, der für mich lange der schönste war.

Ich erinnere mich auch an heftige Sommergewitter im Rosental, als dann immer ein alter Bettler aus dem Postbus ausstieg, um irgendwo zu jausnen, den meine Freundinnen “Teoša” nannten und der angeblich “böse war. Ich glaube, sie wollten mich nur ärgern, denn der Bettler bekam bei ihnen immer eine Jause. Ich versteckte mich trotzdem in meinem Zimmer. Ach ja und einmal lag eine Katze dort in meinem Bett, ich weiß nicht wie sie ins Haus gekommen war, und die Stiegen hinauf und in mein Zimmer, weil es waren ein paar Türen dazwischen, die eigentlich immer verschlossen waren und die Katze gehörte gar nicht zu dem Bauernhof. Ich erinnere mich, dass ich mir die Knie aufgeschlagen und Arnika auf die blutigen Stellen gerieben bekommen habe und dass das ganz arg brannte. Aber nie so schlimm wie später manchmal die Seele. Und ich erinnere mich an Sommertouristen aus Deutschland, einer sah aus wie “Derrick”.

Das waren Sommer damals – ohne weltweite Pandemie.