almis personal blog

Chaostag

Gestern war dann also die U6 teilweise gesperrt, weil in der Nacht ein Kran auf die Gleise gefallen ist.

Ok, also die S-Bahn ist den ganzen Sommer teilweise gesperrt, ebenso die U4 und jetzt auch noch die U6, man bekommt das Gefühl, dass das ein perfider Versuch ist, Transdanubien vom Rest Wiens abzuschneiden. Es hieß, man solle “großräumig” ausweichen, also bin ich 20 Minuten bei praller Sonne nach Kagran gegangen, um dann die völlig überfüllte U1 zu betreten, später in die U4 umzusteigen und dann noch mit dem Bus nach Atzgersdorf zu fahren. Jetzt bleib ich erstmal hier.

Gleichzeitig zu diesem Verkehrschaos, erzeugte der Stramer “IShowSpeed” ein weiteres, unter anderem auf dem Ring. Nachdem er im Prater war, wurde er von Fanmassen erst durch die Innenstadt gejagt, später ist er nach Favoriten geflüchtet und hat Döner gegessen. Das Kind schreibt mir aus der Firma, ich solle den Livestream dazu schauen, wie 150.000 andere auch. Dem Kind ist es immer wichtig, dass ich auf dem laufendem bleibe bei Dingen, die ihn interessieren. Auf meine naive Nachfrage, warum der so viele Fans hätte, antwortete er, das sei eben eine Celebrity. Celebrity weswegen? Na er streamt halt. Und die Jugend liebt ihn offenbar. Ich freu mich, dass das Kind sich freut.

Danke, noch besser

Am Sonntag kam das Kind im vollen Verstappen-Fan Outfit plus Kappe in den Garten zum Formel 1 schauen.

Ich: Na, heute ist das Vertrauen in den Sieg aber nicht groß. Soll ich dir eine Red Bull Dose auch noch geben?

Harhar. Letztendlich wurde Verstappen mit einem wirklich nicht optimalem Auto in einem erstaunlich spannenden Rennen noch Zweiter und Lewis Hamilton hat gesiegt, was echt überraschend rührend war. Hamilton hat vor ziemlich genau 17 Jahren zum ersten Mal ein Formel 1 Rennen gewonnen. Das Kind wird bald 17 und damals habe ich die F1 gar nicht verfolgt. Jetzt weiß ich mehr darüber, als ich jemals für möglich gehalten hätte und ich weiß natürlich auch, dass Hamilton später Rekord-Weltmeister wurde und manchmal ein “pain in the ass” war; aber oft machen ja schwierige Zeiten einen etwas demütiger, und so wurde Hamilton zumindest mir viel sympathischer in den letzten Jahren. Und das Kind ist auch kein – nach eigener Aussage “toxic Verstappen Fan”, er mag eh praktisch alle Fahrer.

Als wir uns dann von den Emotionen erholt haben und ich aufs Handy schaute, hab ich mich sehr gefreut, wieder von jemanden zu lesen, etwas interessantes geschickt zu bekommen, das macht das Leben gleich viel schöner für mich. Und so ging das Wochenende um einiges besser zuende als es begonnen hatte.

Good Bye School

Heute ist schon wieder ein Schulschluss. Das Kind hat einen Notendurchschnitt von 1,6 – das hat er übrigens auch nicht von mir harhar. Nach dem Zeugnis ging es für ihn direkt nach Spielberg, wo sich die Formel 1 Verantwortlichen offenbar gedacht haben, es reicht nicht nur ein Schulschluss-Verkehrskollaps, wir machen an dem Wochenende gleich auch noch das Rennen in Österreich.

Botschaft vorm Gymnasium zum Ferienbeginn

Schulschluss, auch immer so ein Tag für Reminiszenzen; ich denke an einen besonderen Menschen und die erst kürzlich erwähnten Wochenenden, wie aber eh immer. Helle, schöne Gedanken.

Ich habe noch ein bisschen gearbeitet und dann fahre ich übers Wochenende in den Garten, wo ich schreiben will und nebenbei natürlich Formel 1 schauen, ob ich das Kind vielleicht sehe und ich werde den Bachmannpreis weiterverfolgen. Humor ist auch gut für die hellen Gedanken, gestern hat Klaus Kastberger, der neue Jury-Chef gesagt: “Ich kann Texte, in denen Gegenstände sprechen, nicht ausstehen! Ich hasse den kleinen Prinzen, ich hasse Harry Potter.” Das ist natürlich keine literarische Kategorie, aber für solche Aussagen lieben wir die Jurydiskussionen ja.

Hier das beliebte Bullshit-Bingo für das heurige Jahr:

Ein paar Dinge konnten schon angekreuzt werden

Klaus Kastberger trug noch kein Fußballtrikot, aber heute dafür ein Poor Things Shirt, das ist nicht mal ergooglen konnte, ein Unikat? Wow jedenfalls.

Slingshot

Das Kind verbringt die letzten Schultage unter anderem mit seiner Klasse im Prater, wo er ein Video davon schickt, wie er mit einem Teufelsgerät namens Slingshot fährt.

Praktisch jeder, dem ich das Video zeige, kommentiert es mit: “Na das hat er aber nicht von dir.”

Sehr freundich, wie ihr den Begriff “Angsthase” umschrieben habt. Harhar. Aber mein Trost ist, dass er selbst unter Gleichaltrigen nur einen gefunden hat, der da mit ihm fahren wollte.

Das Wochenende

Die Bedeutung des Wochenendes ist im eigenen Leben einem gewissen Wandel unterworfen.

Als Schulkind habe ich die Wochenenden geliebt, aus den naheliegenden Gründen – ich gehörte wirklich nicht zu denen, die nach der Matura geweint haben (ja, solche gab es auch).

Als ich dann selbst ein kleines Kind hatte, waren die Wochenende ein Elend. Ich habe mir gerade einen Blogeintrag von früher wieder durchgelesen, der sehr lustig war, ich muss mich selbst loben; da schildere ich, wie ich mit dem Kind bei jedem Wetter rausgegangen bin, auch bei strömendem Regen, einfach um ihn auszupowern und dann wollte er auf der Straße “alleine gehen”, trotz Mörderverkehr und Unwetter, und ich vermerkte: “Da musste sein Willen leider gebrochen werden.” Boah, wie böse. Harhar. Also die Kleinkind-Wochenenden waren echt nicht mein Ding. Aber danach wurde es toll, als ich mit ihm essen gehen und dabei länger als fünf Minuten sitzen bleiben und richtige Gespräche führen konnte. Und dann ins Kino oder in eine Ausstellung oder ins Museum oder in den Motorikpark.

Wieder etwas später in meinem Leben gab es wunderschönen Wochenenden mit jemand besonderem, über die ich geschrieben habe, dass da “dieser kleine Raum war, in dem wir alles sagen konnten, uns alles erzählen, der einfach nur uns gehört hat”. An diese Wochenenden werde ich mich sentimental erinnern bis- ach einfach für immer. Irgendwie sind meine Blogeinträge nicht mehr so witzig-böse, dafür immer rührseliger, kommt mir vor, das ist sicher das Alter, harhar.

Und jetzt gerade lasse ich mich oft treiben; das Kind hat natürlich schon lang seinen eigenen Rhythmus und in der Zeit, wo sich unsere Wachphasen überschneiden, treffen wir uns zu Mahlzeiten oder zu Formel 1 Rennen, und dann geht er Scooter fahren und ich gehe ins Kino oder in den Garten. Manchmal sitze ich auch am Wasser, wie gestern, und trinke Holundersaft aus solchen Hipstergläsern und beim Anblick dieses Glases mit Minze und Zitrone und Eiswürfeln, was mir immer gute Laune macht, ist mir die Inspiration zu diesem Blogeintrag gekommen.

Holundersaft an der unteren alten Donau

Europapa

Ich war heute wieder mal in einer Pressevorstellung und der Film war so (für mich eigentlich unerwartet) gut – Kinds of Kindness, das neue Werk von Yorgos Lanthimos. Mehr dazu bald, ich muss mich erst noch sammeln.

Als ich dann jedenfalls heimgekommen bin, entspann sich folgender Dialog.

Ich: Rat mal, welches Lied es heute im Kino gespielt hat, nachdem ich aus dem Saal gegangen bin?

Kind: Kroatien?

Ich: Wieso denkst du immer, dass es ein Songcontest Lied sein muss?

Kind: Weil du du bist.

Ich: Pfff.

Kind: Also was wars?

Ich: Niederlande.

Harhar.

Fall Guy

Das Kind war am Wochenende auf dem ESports Festival im Austria Center und hat mir ein Geschenk mitgebracht.

Ein Maxerl von Fall Guys. Unbezahlte Werbung. Fall Guys ist eine Art Multi Player Geschicklichkeitsspiel.

Das Kind: Das ist das einzige Spiel, das du manchmal spielst!

Ich: Und zwar schlecht. Harhar.

Aber ich mag das Spiel und das Maxerl “Lightning” ist süss und ich habe mich total darüber gefreut.

Ein fader GP

Also das Kind hat sich nicht das Genick gebrochen, er wurde nur etwas nass zwischendurch, bei seiner Fahrt quer durch die Stadt. Am Sonntag haben wir dann Pizza bestellt und den Monaco GP angeschaut.

Monaco ist ja sehr chic und alles, und das Rennen ist legendär, weil es eine sehr schwierige Strecke ist, aber bei dem Stadtkurs kann man quasi nicht überholen und deswegen tut sich oft nicht viel. So auch diesmal. Nach dem Start war gleich Rennabbruch, wegen mehrerer Unfälle. Nachdem das Rennen neu gestartet wurde passierte absolut gar nichts. Ich bin so bei Runde 20 eingenickt und nach weiteren 20 Runden wieder aufgewacht; Reihenfolge der Autos genau diesselbe wie davor. Die Kommentatoren waren schon ein bisschen ratlos, was sie noch erzählen sollen.

Alex Wurz: “Und sonst so bei dir?”

Ernst Hausleiter: “Ja, alles ok und was machen deine Kinder?”

Da musste ich lachen und konnte nicht weiterschlafen und dann ging es noch 30 Runden, mit dem Resultat, dass die Startreihenfolge dann auch das Endresultat war. Aber es war nicht nur den Zuschauern langweilig, sondern auch den Fahrern:

Point of View

Ich sitze im Garten und warte auf das Kind, das erstmals mit dem Scooter (und Navi) vom Norden Wiens in den Süden fahren wollte, trotz wechselhaftem Wetters. Ich habe mir jeglichen Kommentar dazu verkniffen, außer: Brich dir bitte nicht das Genick. Harhar.

Ich lese dabei ein grausiges Jugendbuch aus dem Deutsch-Portfolio des Kindes, damit wir nachher drüber reden können; ein Buch, das eh ziemlich bekannt ist, nämlich “Die Tribute von Panem” und es stößt mich zwar ab, fesselt mich aber gleichzeitig auch irgendwie, jedenfalls liest es sich sehr leicht. Viel leichter als andere im Portfolio, looking at you “Der kleine Hobbit”.

Es ist Wochenende und es ist ein gutes Wochenende, keines dieser unruhigen, wo ich hundert Sachen anfange und nix zu Ende bringe, sondern eines, wo ich ausgeglichen und motiviert bin, wo ich super schlafe und mir sogar ein Frühstücksei mache; weil der Freitag schon gut war, mit aufmerksamen Nachrichten an mich und es ist faszinierend, wie zufrieden einen das machen kann.

Formel 1 Ausstellung

In Wien läuft derzeit noch eine Formel 1 Ausstellung in der Metastadt (unbezahlte Werbung). Bei der Metastadt handelt es sich um ein Ensemble stillgelegte Industriebauten, die vor allem für Veranstaltungen genutzt werden und teilweise unter Denkmalschutz stehen.

Mir wurde die Karte für die Ausstellung zu Weihnachten geschenkt und gestern gab es einen Patchworkamilienausflug dahin. Vorab gesagt: Wir hatten das VIP-Package, und das zahlt sich jetzt nicht unbedingt aus, das Goodie Bag ist eher dürftig. Ok ich habe jetzt einen F1 Kugelschreiber. Aber ich hätte lieber ein Häferl gehabt. Harhar. Dafür muss man sich mit dem VIP Ausweis nicht in die Menschenschlange beim Eingang einstellen, weil man aber sowieso Zeiten buchen muss, ist der Andrang generell überschaubar. Die Veranstalter sorgen schon dafür, dass nicht zu viele Menschen gleichzeitig in der Halle sind, wobei es sicher am besten wäre, wenn man die Ausstellung während eines laufenden F1 Rennen besuchen würde.

Parkplatz in der Metastadt um wohlfreile 10 Euro, harhar

Vorab wird angegeben, dass man circa zwei Stunden für die Ausstellung braucht und so lange dauerte es tatsächlich bei (den meisten von) uns. Es gibt sechs sehr große Räume, man bekommt einen Audioguide und darüber hinaus auch sehr viel Informationen direkt bei den Exponaten zu lesen, dazu noch zahlreiche Videos. Es ist alles recht beeindruckend, mit vielen Exponaten und großflächigen Fotos.

Der Besucher erfährt sowohl etwas über die allgemeine Geschichte der Formel 1, wie auch über die Masterminds hinter den Kulissen, die Teams und die Fahrer, die Ausrüstung, die technischen Aspekte; dann gibt es noch Extraräume, die sich Spielfeld und den österreichischen Protagonisten widmen. Sowie einen ziemlich argen “Katastrophenraum”.

Bei den technischen Aspekten kenne ich mich ja zugegebenermaßen nicht besonders gut aus, ich habe jetzt aber endlich verstanden, was ein Undercut ist, das wird hier unter anderem recht ausführlich erklärt – es geht um Reifen und eine Boxenstopp Strategie, wo man den Gegner quasi nicht auf der Strecke überholt, sondern durch die Wahl der Reifen und das Timing bei den Boxenstopps. Außerdem hab ich erfahren, dass Helmut Marko, derzeit Motorsport-Chef bei Red Bull, seine eigene Karriere wegen eines Steinschlags bei einem Rennen und der daraus resultierenden Erblindung eines Auges aufgeben musste.

Im (von mir so benannten) Katastrophenraum sieht man das “Auto” oder was davon noch vorhanden ist, von Romain Grosjean. Außerdem wird das Video vom November 2020 gezeigt; da kollidierte Romain Grosjean in Bahrain bereits in der ersten Runde mit einem anderen Fahrer und fährt in die Leitplanke, sein Auto wird in zwei Teile zerrissen und geht in Flammen auf. Man sieht dann ewig nur wirklich viel Feuer und keinen Fahrer, man sieht Menschen in der Boxengasse weinen und glaubt eigentlich nicht, dass jemand aus diesem Auto noch lebend aussteigen kann. Tatsächlich konnte Grosjean sich letztendlich nicht nur befreien, er ging sogar zu Fuß zum Rettungswagen. Das damals relativ neue Halo-System in den Autos und der feuerfeste Schutzanzug haben ihm das Leben gerettet.

Was von Romain Grosjeans Auto übrigblieb

Am Ende der Ausstellung kommt man noch in einem Raum, der einen mit Bildmaterial von diversen Formel 1 Rennen reizüberflutet, das steht sogar am Anfang als Warnung auf einem Schild (harhar) und man sieht das, was die Formel 1 Teams im Paddock sehen, wenn sie an ihren Bildschirmen sitzen – Wetterlage, unzählige technische Daten, Details der Rennstrecke etc. Als Laie kennt man sich eh überhaupt nicht aus, aber man gewinnt einen Eindruck. Mit folgendem sehr amüsanten Bild wird man aus der Ausstellung entlassen:

Der immer etwas eigenwillige Kimi Räikkönnen via Funk zu seinem Renningenieur, der ihm berichtete, was vor und hinter ihm auf der Rennstrecke so los ist. Abu Dhabi 2012.

Als peripherer Formel 1 Fan (durch das Kind) kann ich sagen, dass die Ausstellung auch interessant ist, wenn man nicht unbedingt jedes Rennen nägelkauend verfolgt und sich nur rudimentär mit der Formel 1 auskennt, weil alles sehr verständlich und breitenwirksam aufbereitet ist, ohne dabei aber platt oder oberflächlich zu sein. Ein paar Wochen Zeit hat man noch, wenn man die Ausstellung selbst erleben will.