almis personal blog

Oscars so shocking 2

Nach dem Oscar Eklat rund um Will Smith und Chris Rock haben viele Menschen an Ricky Gervais gedacht. Gervais hat die Golden Globes mehrfach gehostet (und wahrscheinlich ganz bewusst die Oscars noch nie) und er war teilweise soo arg. Irgendjemand hat dann geschrieben: Wenn der Witz von Chris Rock eine Ohrfeige wert war, müsste man Gervais schon lange erschossen haben. Harhar.

Viele fragen sich: Was hätte Gervais in der Situation getan? Was wäre bei ihm passiert? Gervais hat das dieser Tage bei einem seiner Auftritte selbst beantwortet. Was bei ihm passiert wäre, sinngemäß: nichts. Denn er hätte keinen Witz über die Haare von Jada Pinkett Smith gemacht. Er hätte einen Witz über ihren Freund gemacht. Das hätte ich allerdings auch gerne gesehen!

P.S. Die Ehefrau von Will Smith hatte eine Affäre mit einem Freund ihres Sohnes. Smith und sie labeln seitdem ihre Ehe als “offen”.

Vergleich

Ich habe mir die Andrè Heller Doku Wer war Andrè Heller angeschaut, die mit diesem Bild beginnt:

Da hab ich mir gedacht, das erinnert mich an was, und bin draufgekommen – an das da:

Das Starlight Video von Muse.

Weit hergeholt? Vielleicht. Aber ich bin doch ziemlich sicher, dass Muse die Doku auch gesehen haben. Harhar.

Die wahren Abenteuer des Andrè Heller, zwei

Was ich so wunderbar im Andre Heller Porträt finde – dass er so schön spricht und erzählen kann. Ich könnte ihm wirklich stundenlang zuhören und oft ist er auch sehr witzig. Beispielsweise wird in der Doku ein Filmausschnitt aus den 1970er Jahren gezeigt, in dem er fordert, dass der Wiener Dialekt an Unis und Schulen gelehrt werden sollte, statt Latein und Griechisch (“völlig überflüssig”), und er kommentiert dabei aber vor allem sein damaliges Outfit: “Was ich da anhabe! Ein Duschvorhang, der eine Liasion mit einem Nachtkastl hatte, hat ein Oberteil für Herren geboren – so schaut das aus.”

Er erzählt auch, dass immer, egal was er tut, bis zum heutigen Tag Menschen aufstehen und sagen: So nicht! Auch in seiner Familie wurde er darauf hingewiesen: “Du, wenn das, was du da gerade vorhast, irgendjemand brauchen würde, dann gäbe es das schon!” Seinen vielleicht größten Dämpfer hat er bei der Premiere seines Theaterstückes King-Kong-King-Mayer-Mayer-Ling erfahren. Ein Stück, in dem seine damalige Frau Erika Pluhar und Herwig Seeböck spielten, im Publikum, laut Heller, das “stänkernde Wien”, ein “Pöbel an KünstlerInnen”. Curd Jürgens saß ebenfalls im Publikum und animierte die anderen zum Tumult und Buh-Rufen. Heller sagt, die Kunstszene hätte sich gedacht: “Also wenn er schon singt, das können wir jetzt nicht mehr verhindern, dass er Säle füllt, aber ein Theaterschriftsteller wird uns der nicht!” Die Kritik hat ihn derart entmutigt, dass er lange tatsächlich nichts mehr geschrieben hat.

Dann erzählt er auch, dass er oft unter schweren Angstzuständen leidet und die Ärzte ratlos sind. Eventuell wären da “Walk In’s” – die von ihm quasi Besitz ergreifen. Das war interessant, dass er das gesagt hat, denn von “Walk In’s” ist vornehmlich in Access Conciousness (TM) die Rede, mit dem ich mich beruflich und auch privat ein wenig beschäftige. Er meint außerdem, dass das Künstlertum vor allem zu einem gut sei, nämlich ein Schutzmantel zu sein, dass man sich einige Verrücktheiten erlauben könnte, die dem Durchschnittsmenschen nicht so leicht verziehen werden. Bei ihm hingegen heiße es: “Na ja, ist halt ein Künstler, dann soll er halt sein Geld anzünden und damit riesige Skulpturen aus Feuer machen und dazu Musik von Händel spielen”.

Die wahren Abenteuer des André Heller, eins

Ich bin gegenüber der Hellerfabrik aufgewachsen. Bis 1971 wurden dort Schokolade und Zuckerl produziert. Ich bin erst 1976 geboren, es roch also nicht mehr permanent nach Süßem, als ich dort gelebt habe, aber die Fabrik stand trotzdem noch ganz schön imposant da. Erst Jahre nachdem ich ausgezogen bin, wurde sie zu einem Pflegeheim umgebaut. Es hat ziemlich lange gedauert, bis ich draufgekommen bin, dass die Heller Zuckerl etwas mit André Heller zu tun haben. Sein Großvater war nämlich einer der beiden Gründer der Fabrik.

Wie komme ich da jetzt drauf? Am Wochenende lief auf ORF anlässlich von Hellers baldigem 75. Geburtstag eine Doku mit dem Titel Die wahren Abenteuer des Andre Heller. Meine Mama hat mir davon vorgeschwärmt und so habe ich sie mir gestern angesehen und diese Doku und natürlich der Mensch André Heller ist wirklich, wirklich faszinierend und interessant. Ich hatte ja sehr lange ein falsches Bild von André Heller oder ein Bild, das veraltet war. Ich dachte, er sei sehr arrogant und abgehoben. Das war er auch junger Mensch, er war eine “Rotzpippn” wie er selbst sagt, und auch: “Ich habe eine so grandiose Eitelkeit gehabt, jahrzehntelang, weil ich so ein armseliges Selbstwertgefühl gehabt habe.” Und die Eitelkeit, so Heller, habe das nie ausgleichen können. Man fresse, sagt er, Anerkennung und scheide sie quasi unverdaut wieder aus. Das ist natürlich auch das spannende bei Heller, wie er sich pemanent selbst hinterfragt und analysiert.

Er ist jemand, der polarisiert. Unglücklich aufgewachsen in einem Schweizer Internat, ein strenger Vater, zu dem er im Grunde keine Beziehung hatte und dessen früher Tod ihn erleichterte, eine Mutter, mit der er permanent aneinandergerät, wurde dann ein überheblicher Radiokommentator, ein Künstler, der aber auch nicht in den Wiener Kunstbetrieb passte, der austeilt und selbst auch stark angefeindet wurde – was er so umschrieb: “In Wien musst erst sterben, damit dich die Leute Leben lassen, aber dann lebst lang.” Er sagt über sich selbst, er war eine “Primadonna der Exzentrik” und wenn Leute in seine Vorstellungen kamen, dann wusste er nicht, ob sie ihn verstehen oder nur sehen wollen, wie es ihn auf die “Pappn” haut.

Man weiß ja oft gar nicht, was ist André Heller eigentlich, wofür ist er tatsächlich bekannt? Er hat eine Universalbegabung. Er ist Sänger und Liedermacher, ebenso wie Moderator, Poet und Schriftsteller, Schauspieler, Filme und Zirkusmacher (im wahrsten Sinn des Wortes), Kulturmanager – obwohl das Wort für ihn total unpassend ist, Visionär, Createur – obwohl er so stark aneckt, ist er andererseits kommerziell auch extrem erfolgreich. Wie er selbst sagt, gibt es in Europa wohl niemanden, der mehr Ticktes für Shows verkauft hat als ihn; aber Shows interessieren ihn nicht mehr, die Shows hat er ausgereizt. Ihn interessieren Preise genauso wenig wie – wie gesagt – die Aufnahme in elitäre Künstlerkreise. Eigentlich, so denke ich, nachdem ich die Doku gesehen habe, geht es ihm darum, dass das Gefühl stimmt, dass er mit sich selbst glücklich ist. Und ich denke, das ist er.

Last Night

Nach über zehn Jahren hab ich mir mal wieder Last Night angesehen, ein Film, der mich schon beim ersten Mal ziemlich erwischt hat. Oft ist es ja so, dass man Filme dann in einer anderen Lebensphase sieht und sie wirken ganz anders auf einen. Last Night gehört nicht dazu, er hat mich auch diesmal ganz genauso erwischt.

Maybe SPOILER

Worum geht es also? Joanna (Keira Knightley) und Michael (Sam Worthington) sind seit drei Jahren verheiratet. An diesem Abend begleitet sie ihn zu einer Firmenfeier, wo sie seine attraktive Kollegin Laura (Eva Mendes) kennenlernt. Joanna wird sofort klar, dass Laura ihren Mann auf nicht gerade subtile Art und Weise anbaggert, und dass ihm das zu gefallen scheint. Wieder zuhause angekommen macht Joanna ihm eine dementsprechende Szene. Er behauptet allerdings, Laura wäre ihm nur sympathisch, sonst nichts. Am nächsten Tag bricht Michael mit Laura und einem Kollegen zu einer Geschäftsreise auf. Joanna wiederum trifft beim Gang zum Bäcker ihre alte Liebe Alex (Guillaume Canet) wieder, einem Franzosen, von dem sie Michael nie erzählt hat, der abends mit ihr ausgehen will.

Beide Ehepartner verbringen die Nacht also mit anderen und werden dabei auf unterschiedliche Art und Weise in Versuchung geführt. Als Zuseherin sitzt man nun davor und denkt sich: wer wird hier wen betrügen und – weitergedacht – wo fängt Betrug eigentlich an? Michael und Laura trinken zusammen in einer Bar, im Hotel, am Pool und sprechen über das, was vielleicht zwischen ihnen passieren wird. Jedem Zuseher ist klar: das ist ein Spiel mit dem Feuer. Joanna und Alex treffen ein mit Alex befreundetes Ehepaar zum Abendessen – eine der besten Szenen des Films – und Alex’ Freund durchschaut sofort alles. Er stellt Joanna indiskrete, dabei aber auch sehr richtige Fragen zu ihrem Gefühlsleben. Nach ein paar Minuten hat er ihren inneren Kampf mit sich erfasst – und der Zuseher mit ihm.

Meine Sympthie gilt immer noch der Paarung Joanna/Alex. Die beiden sind Schriftsteller – mehr oder weniger erfolgreich, jedenfalls sind sie beide auf die gemeinsamen Wellenlänge, sehr künstlerisch-bohmemianhaft. Ich bin sehr dankbar, dass man Alex keinen unerträglichen französzischen Akzent in der deutschen Fassung gegeben hat (so wie das letztens bei Untreu der Fall war). Und ich frage mich immer noch, was Joanna und Michael eigentlich verbindet – er wirkt sehr sachlich und distanziert, etwas unterkühlt sogar. Die beiden scheinen gar nichts gemeinsam zu haben. Die offensive Art von Laura stößt mich persönlich sogar regelrecht ab und macht mich wütend. Was vielleicht ein bisschen unfair ist, weil man dasselbe Alex auf einer anderen Ebene genauso vorwerfen könnte. Aber ich gehe die Wette ein, dass sich jeder Zuschauer auf die Seite eines Paares schlägt. Und ohne den “Response” des jeweilgen Partners würden das Eindringen in eine bestehende Ehe sowieso nicht funktionieren, das ist auch klar. Und sobald so ein EIndringen möglich ist, ist in der Ehe selbst schon etwas oder vieles nicht mehr in Ordnung. Banale Erkenntnis? Ja, aber doch zutreffend.

Jedenfalls ein atmosphärisch dichtes und sehr spannendes Kammerspiel, zu sehen derzeit auf Sky. Hier der Trailer:

Brividi

Also folgendes. Gestern war das Finale von San Remo und wir wissen ja: Die SiegerInnen von diesem 5 tägigen italienischen Musikfestival, das viele, viele Stunden dauert, fahren in der Regel zum Song Contest (außer sie wollen das explizit nicht). Das musikalische Niveau auf diesem Festival ist immens hoch, was ja auch das Abschneiden von Italien beim ESC belegt. In den letzten zehn Jahren war Italien beim ESC acht Mal unter den Top 10, fünfmal davon sogar unter den Top 5, ein Sieg, voriges Jahr.

Mahmood war der Sieger von San Remo 2019 mit Soldi, meiner Meinung nach einem der besten ESC Songs der jüngeren Geschichte. Er wurde letztendlich Zweiter, m.E vor allem deshalb, weil Soldi zwar ein ungeheuer toller Song ist, aber nicht unbedingt ein optimaler Song für eine Bühne. Schwer rüberzubringen, ist ihm auch leider nicht ganz gelungen beim ESC. Heuer ist Mahmood wieder in San Remo angetreten, diesmal mit einem 19jährigen Sänger namens Blanco und dem Song Brividi. Und was soll ich sagen? Ich habe das Lied vor drei, vier Tagen das erste Mal gehört – gleich “Live” also auf der San Remo Bühne und war echt begeistert. Er ist nicht unbedingt so hip wie Soldi das war, aber so ein richtiger Cantautore Song, ich finde ihn wunderschön, und er ist defiintiv ein Song für eine große Bühne. Ach ja, und sie haben gewonnen.

Jetzt ist es so, dass Mahmood im Mai eine Italientour hat. Huch. Aber interessanterweise gibt er einen Tag vorm Grand Finale in Turin ein Konzert in …. Turin. Ganz schön praktisch.

Ach ja, Brividi heißt übrigens Schüttelfrost. Ich gebe aber zu, dass mein Italienisch nicht gut genug ist, um das zu wissen, ich hab das auch googlen müssen. Ging es bei Soldi um die schlechte Beziehung Mahmoods zu seinem arabischen Vater (zumindest semi-autobiografisch) handelt Brividi von jemanden, der lieben möchte, aber das irgendwie nicht schafft: “E ti vorrei amare, ma sbaglio sempre” – ziemlich undurchsichtig ingesamt, die Lyrics, aber soo poetisch, zumindest so weit ich das verstehe – die deutschen Übersetzungen, die ich bisher gefunden habe, tun sich auch ziemlich schwer. Oder es ist halt einfach ein Text, der sehr viel Spielraum für Interpretationen lässt.

Gewinnen wird das wohl nicht – und ich glaube auch, dass Italien nicht scharf darauf ist, den ESC zweimal hintereinander auszutragen, aber in die Top 5 sollte das schon kommen. Und selbst wenn nicht, ist es (wiedereinmal) ein wunderbarer italienischer Song.

Jänner!

Der Jänner ist fast noch ereignisärmer als der November und schier endlos. Auf Twitter hat vor Jahren mal jemand geschrieben: Genießt den Jänner, er dauert so lange wie dann gefühlt das restliche Jahr harhar. Ich mag ihn aber gerne.

Donaufeld im Morgengrauen

Mein Samstagsritual ist einkaufen bei Billa plus – ich glaube, noch niemals hat ein Rebranding bei mir so gut funktioniert – damit verbunden ein langer Spaziergang im Donaufeld, danach bisschen Bürokram, Badewanne, interessante Youtube Videos schauen.

Dabei sah ich was Gutes von der Politikwissenschafterin Ulrike Guérot, zum doch relativ aktuellen Thema, mit wem darf man demonstrieren gehen. Guérot sagt: ” Enzensberger hat schon in den 80er-Jahren gesagt, Beifall von der falschen Seite ist nicht nur das falsche Argument, es ist das totalitäre Argument. Warum? Wenn ich nichts sagen darf, was die AfD sagt, oder etwas sage, was die AfD auch sagt, dann sozusagen unter dem Verdacht steht, dass man gleich AfD ist. Dann lässt man sich von anderen aufzwingen, was man zu denken hat.” Guérot sagt für mich oft sehr nachvollziehbare Dinge.

Am Abend dann zum wiederholten Mal vom Schottentor ausgehend die ganze Innenstadt mit M. durchquert, bis zum Rochusmarkt. Einen Swing Kitchen Burger gegessen, der tatsächlich vegan ist, aber zumindest beim ersten Mal wie ein “echter” Burger schmeckt, fast ist mir die Tomate wie Speck vorgekommen, was man sich alles einreden kann harhar, und dann noch beim DO&CO einen Kaiserschmarren to go erstanden und einen Capuccino getrunken. Am Kohlmarkt ist alles noch ganz golden und die rote Zone in der Rotenturmstraße ist ebenfalls noch aktuell, obwohl Weihnachten vorbei ist. Ich finde das gut, schließlich ist Jänner auch der (zumindest gefühlt) dunkelste Monat.

Time for Gold am Kohlmarkt
Time for Red auf der Rotenturmstraße

Weil ab heute ja wieder Schule ist, was tägliches Aufstehen um halb sieben bedeutet, sind wir am Sonntag extra lang im Bett geblieben. Danach war ich Zeitungen holen (auch so ein Ritual), während er das Frühstück macht und ab 14 Uhr wurde dann eben gefrühstückt – oder eher gebruncht. Mit Lachs und Ei und Kaffee und Saft und Marmelade. Und mit meinem Weihnachtsgeschenk, um noch ein kleines bisschen stilvoller Obst zu essen.

Und dann nochmal ein Bummel durch die Stadt.

New years day

Der gestrige Neujahrstag gestaltete sich als sehr guter Start ins neue Jahr.

Um 0.30 bin ich mit der S-Bahn von Floridsdorf losgefahren und nachdem ich dasselbe auch die Jahre zuvor gemacht habe kann ich sagen: Im Jahr 2020 war soviel los beim Praterstern, dass es mir fast nicht mehr gelungen ist, in Wien Mitte auszusteigen. Im Jahr 2021 war ich alleine im Zug, ich glaube, es war damals die Gastro komplett geschlossen. Und heuer sind am Praterstern zumindest eine Handvoll Menschen zugestiegen. Aber nicht weiter der Rede wert. Von Wien Mitte aus sind wir dann in die Herrengasse weitergefahren und durch die Innenstadt wieder zurück nach Wien Mitte gebummelt. Auch in der Stadt war für eine Silvesternacht nicht wahnsinnig viel los, gerade vorm Stephansdom etwas mehr, aber in den Seitengassen war man ganz alleine.

Nach dem Ausschlafen gab es dann einen späten Brunch mit selbstgemachten Brötchen, sogar die Mayo war selbst hergestellt und es war soo gut. Dazu noch etwas Sekt.

Am Abend, als ich wieder in Flodo war, hab ich mir The Lost Daughter angeschaut. Das dazugehörige Buch von Elena Ferrante hab ich bereits gelesen, als ich gehört hatte, dass Maggie Gyllenhaal die Regie zu der Verfilmung geführt hat und, dass diese auf Netflix laufen wird. Das ist ja immer heikel bei Literaturverfilmungen, wenn man zuerst das Buch liest, aber umgekehrt ist es auch doof, aber nun behaupte ich mal kühn, dass es bei diesem Werk tatsächlich egal ist. Die Verfilmung ist ausgesprochen gut, sehr nah am Buch, aber gleichzeitig sehr eigenständig. Vielleicht liegt es aber auch daran, dass auch das Buch nicht unbeding sehr viele Antworten gibt.

Mehr dazu dann bald in meiner Jänner Kolumne für Uncut.

Aber eines möchte ich dem Presse Rezensenten Andrey Arnold schon jetzt ausrichten: Leda, die Protagonistin, ist 48 Jahre alt. Er bezeichnet ihre Krise als “Selbstfindung im Alter“. Vielleicht liegt es daran, dass ich nur etwas mehr als zwei Jahre jünger bin, aber lieber Herr Arnold: WTF?!

Verstörende Videos, fünf

Wenn man Nikita von Elton John hört, fühlt man sich direkt wieder in die 80ziger Jahre zurückversetzt. Was für ein Kultsong! Wenn man sich im Jahr 2021 das Video von 1985 ansieht, traut man allerdings seinen Augen kaum.

Elton John als der Protagonist fährt zur Berliner Mauer und bittet um Einlass. An der Grenze quasi laufend im Einsatz: eine russische Soldatin namens Nikita. Schon alleine in der Anfangsequenz kommt man aus dem Staunen nicht heraus. Russische SoldatInnen laufen mit dicken Mänteln und Pelzmütze herum (und ich gehe mal davon aus, dass die Kälte gewöhnt sind), während Herr Elton John bestenfalls für einen milden Oktobertag entsprechend gekleidet ist. Dazu trägt er Strohhut. Ach ja und er sitzt in einem Cabrio, während es schneit. Ja, ja, das ist alles eine Metapher, das ist mir schon klar, aber trotzdem.

Dazu macht er unentwegt Fotos von besagter Soldatin Nikita. Einerseits heikel, weil ich denke nicht, dass man an einem Grenzposten einfach so Fotos machen darf, anderseits: Übelstes Stalking inklusive Verletzung des Rechts am eigenen Bild Das ging also auch schon im prä-Smartphone Zeitalter und zwar mit einer Nikon Kamera (Product Placement!) Da fällt es kaum mehr ins Gewicht, dass Elton John ein Foto in seinem Pass hat, dass nicht einmal 1985 als regelkonform durchgegangen wäre.

Auf der Metaebene ist zu sagen: Nikita ist eigentlich ein russischer Männername. Und nachdem wir alle um die sexuelle Orientierung von Elton John wissen, ist das jetzt auch nicht so überraschend. Der Regisseur des Videos wusste das nicht – oder es war ihm zu heikel – weswegen er aus Nikita eine Frau machte. Tatsächlich besingt Elton John in diesem Lied einen DDR-Grenzsoldaten, in den er verliebt gewesen sein soll. Und das ist dann schon wieder cool, das alles so zu verklausulieren.

Königsdramen

Gestern hat mir meine Mama mitgeteiilt, sie schaut jetzt The Social Network, da habe ich mal wieder mitgezogen und – statt Arbeiten – auch geschaut.

Irgendwie gelingt mit der Zugang zur Fincher Story über Mark Zuckerberg und Facebook immer noch nicht so wirklich, auch wenn ich Jesse Eisenberg ganz großartig in der Rolle finde und auch Andrew Garfield als den Mitgründer, ja sogar Justin Timberlake ist toll besetzt. Aber irgendwas fehlt mir an dem Film, Worte sind es eher nicht, ich glaub das Drehbuch ist doppelt so dick wie Drehbücher für so eine Filmlänge normalerweise sind. Aber irgendwie ist alles so steril und keimfrei. Ich kann mich auch noch sehr gut erinnern, dass der Falter beim Erscheinen schrieb, dass sich The Social Network “etwas über Gebühr als Königsdrama aufbläht”, das fand ich toll formuliert und zutreffend. Vor allem, wenn man bedenkt, dass Zuckerberg in dem Film zu den Gerichstterminen immer mit Badeschlapfen erschien.

Während des Filmschauens wurde bekannt, dass nach Kurz auch Gernot Blümel der Politik den Rücken kehrt, aber das war noch nicht der letzte Rücktritt, auch der Bildungsminister tritt zurück, das ist die vorläufige (!) Bilanz und ja, jetzt weiß ich auch nicht. Ist das vielleicht ein Königsdrama?