Apropos willkürlicher Ausschnitt der Leseproben. Also genau genommen war ich in erster Linie auf der Buch Wien, weil ich einmal Doris Knecht hören wollte, deren letzte beide Bücher mich wirklich sehr begeistert haben. Das allerletzte heißt Ja, Nein, Vielleicht und dreht sich um das Leben einer Frau von Mitte 50, Single, deren Kinder kürzlich ausgezogen sind und die mit ihrem Leben gerade sehr zufrieden ist und sich nun mit der Frage konfrontiert sieht, will sie jetzt – nach einigen Enttäuschungen – noch einmal so etwas wie eine feste Beziehung.
Ich mochte sehr vieles an diesem Buch, auch die Art und Weise wie Doris Knecht ihre Figur zwar “diese Sache” für sich entscheiden lässt, aber diese Entscheidung nicht als Ultima ratio betrachtet. Und ich fand den Ton, mit einer gewissen ironischen (aber nie zynischen oder bitteren) Note super. Knecht sagte gestern auf der Messe, sie habe bewusst einen Ton gewählt, der dem ihren Kolumen nicht ganz unähnlich ist. Überraschend war, dass, als sie dann aus dem Buch vorgelesen hatte, dieser Ton gar nicht so richtig getroffen wurde. Zumindest nicht so, wie ich es in meinem Kopf hatte.
Und ja apropos Leseprobe. Knecht hat sich als erstes für eine Passage entschieden, in der sie über einen Zahnarztbesuch schreibt und es war echt lustig zu beobachten, dass an dieser Stelle wirklich viele Leute aufgestanden und gegangen sind, harhar. Würde ich den Roman nicht kennen, würde ich mir auch denken, naja, ob ich das lesen will. Also war vielleicht nicht die allerbeste Stelle, aber wie gesagt, sonst ist das Buch sehr super.
Letztendlich sah ich noch Florian Illies, der sein neues Buch Wenn die Sonne untergeht über einen Sommer der Familie Mann in Sanary vorstellte. Sanary war eigentlich ein Urlaubsort, wo aber während des Aufenthalts klar wurde: die Manns können in diesem Jahr 1933 kaum mehr zurück nach Deutschland. Es war so interessant, was Illies über die Familie Mann mit ihren zahlreichen Dysfunktionalitäten, wie sie ja eh jede Familie auch hat, erzählte. Nachdem alle irgendwie (auch immer sich gegenseitig be-) schrieben, und man von Katia Mann (der Ehefrau von Thomas) aber nur quasi über die Texte der anderen hörte, wurde sie einmal gefragt, ob sie nicht auch ihre Sicht darstellen wolle und sie antwortete darauf: “Es muss in dieser Familie auch jemanden geben, der nicht schreibt.” Harhar, super Antwort.
Illies meinte, ihn interessiert die Gleichzeitigkeit, das normale Leben, das einerseits geführt wird oder geführt werden muss, während einem die eigene Vergangenheit und Heimat zu entgleiten droht.
Ein paar Worte noch generell zur Buch Wien: Ja, ich weiß auch nicht wie ich es mir vorgestellt habe, aber irgendwie haben mich viele der Stände ein bisschen enttäuscht. Die Auswahl an Büchern war jetzt nicht soo extrem groß, in Anbetracht dessen, dass ich schon auch mal eine Stunde in einer herkömmlichen Buchhandlung verbringen kann. Aber vielleicht kann eine Buchmesse eben auch nicht mehr leisten. Insofern ja, die “Events” interessant, der Rest eher mau. Den herkömmlichen Ticketpreis von 21 Euro (ohne Ermäßigung) finde ich schon eher hoch. Dafür gabs auch zu wenig “Giveaways” oder sonstige kleine Dinge, die man mit nachhause nehmen kann.
Ich bin trotzdem froh, dass ich es mir einmal angesehen habe.







