almis personal blog

Coldplay, dann doch

Zu Coldplay kann ich mehr sagen als zu Taylor Swift, weil ich tatsächlich ein früher Fan war, so bis zum Album X&Y von 2005. Danach habe ich die Band nur noch oberflächlich verfolgt.

In der Harald Schmidt Newsgroup, wo ich vorm Web 2.0 viel unterwegs war, wurde Clocks (Coldplay war mal in der Harald Schmidt Show) als “Klavieretüdenmüll” bezeichnet, was witzig und auch irgendwie nachvollziehbar war, dennoch war das mein erstes Lieblingslied der Band und ich mag es immer noch sehr gern. Ich habe die Zeile: “Am I a part of the cure or am I a part of the disease?” meiner Doktorarbeit vorangestellt. Böse Zungen behaupten, das wäre die geistreichste Frage der ganzen Arbeit gewesen, harhar. Nein, das hab ich jetzt erfunden, aber es ist eine geniale Zeile, weil so viel drinnensteckt – Psychosomatik, Krankheitsgewinn, Selbstreflexion.

Um die Psyche ging es auch in dem Song What If, dessen Text für mich verfasst zu sein schien, zumindest die Zeile: “Every step that you take, could be your biggest mistake.” Es gab echt eine Phase in meinem Leben, da habe ich mich dabei total angesprochen gefühlt, da war ich so voller Angstzustände, dass ich dachte, wenn ich so weitermache, kann ich irgendwann die Wohnung nicht mehr verlassen und seitdem – na ja, kämpfe ich dagegen an, ist zu viel gesagt, nach einer Therapie vor etlichen Jahren muss ich da nicht mehr kämpfen, mittlerweile lodert die Angst nicht mal mehr, sie ist höchstens noch ein Glutnest irgendwo und das finde ich sehr angenehm.

Sehr gern habe ich den Song A Message, weil er so klein und bescheiden und eigentlich komplett unspektakulär ist. Und ich mag, was Coldplay da mit den Lyrics macht, denn da heißt es: “And I’m not gonna take it back. And I’m not gonna say I don’t mean that” und bei solchen Sätzen geht man ja davon aus, dass jemand irgendwie ungut oder übergriffig oder verletztend war, aber darauf besteht, nichts vom Gesagten zurückzunehmen. Tatsächlich geht es hier aber darum, dass jemand einem anderen irgendeine Form von Liebe und Hochachtung gesteht und davon genau nichts zurücknehmen wird. Diese komplette Umdrehung der Erwartungshaltung finde ich interessant und reizvoll.

Coldplay, beinahe

Heute wollte ich was zu Coldplay schreiben, jetzt schreibe ich aber zuerst etwas, das indirekt dazu passt. Denn Coldplay – bzw. ihr Konzert in Wien – hat mir heute ein sehr schönes Treffen ermöglicht.

K., die Freundin aus “meinem” Kärntner Dorf, das Nachbarsmädchen dort damals, war nämlich deshalb in Wien. Ich kenne seit sie ein Baby war (ich war damals vier). Wir haben uns jetzt aber schon viele Jahre nicht mehr gesehen. Sie war mit ihrem Mann hier, der einer meiner Chefs ist (keine weiteren Details, wegen Anonymität harhar). Wir haben drei Stunden unter schattigen Bäumen bei Kaffee und Co. über “unser” Dorf geredet, über Filme, gemeinsame Bekannte, Kindheitserlebnisse, wieder Filme, harhar.

Irgendwann haben wir dann auch über meine Großeltern gesprochen, weil ich ja immer sieben Wochen im Sommer mit ihnen im Rosental war, da meinte K.: “Die waren immer sehr nett, der Opa war so lustig.”

Das fand ich richtig schön, dass sie das gesagt hat, dass es Leute gibt, die sich noch an sie erinnern, obwohl sie jetzt schon 25 Jahre nicht mehr leben.

All clear

Gestern wurde bekanntgegeben, dass die Ermittlungen gegen Joost Klein, der mit Europapa beim ESC für die Niederlande angetreten wäre, eingestellt worden sind.

Es gab ja Vorwürfe, er hätte beim ESC eine “angsteinflößende Bewegung” gegenüber einer Kamerafrau gemacht und die Polizei wurde eingeschaltet. In Malmö hat das ein absolutes Chaos im eh schon mehr als chaotischen diesjährigen Songcontest ausgelöst. Die EBU hat ewig lange überlegt was sie machen soll, der ganze Zeitplan wurde über den Haufen geworfen, mit einem Wort: alles war Orsch und letztendlich wurde Klein, obwohl auf Platz 2 in seinem Semifinale gelandet, disqualifiziert.

Klein gehörte zu den Favoriten auf zumindest eine Top 5 Platzierung – ich hätte nichts dagegen gehabt, wenn er statt dem Franzosen Vierter geworden wäre (harhar, sorry). Bei den 16-jährigen war Klein jedenfalls irrsinnig beliebt, wie ich aus eigener Erfahrung weiß, und so löste die Disqualifikation natürlich großen Frust aus. Ich fands irgendwie auch tragisch, wegen der ganzen Backstory von Klein – sein früh verstorbener Vater war ESC-Fan, Klein wollte deshalb immer schon die Niederlande vertreten etcetera. Europapa als Song selbst war reizvoll widersprüchlich: Sehr eingängiger Technopop mit erschütterndem Text.

Vor ein paar Tagen haben das Kind und sein schon seit-der-Volksschule-Freund im Garten laut Europapa gehört als sie in den Pool gesprungen sind. Und dann nochmal beim Pizza essen. Vielleicht tritt Klein ja bald nochmal an. Die Jugend hat er sicher auf seiner Seite.

Eras

Eigentlich wollte ich anlässlich der Taylor Swift Konzerte in Wien über meine persönliche Vergangenheit mit Swift schreiben.

Da wäre es darum gegangen, dass ich 2016/17 einen Modern (Dance) Kurs mit L. gemacht habe, wo der Altersdurchschnitt – wegen uns – bei circa 23 Jahren gelegen ist, harhar. Jedenfalls spielte unser Trainer Flo, ein lustiger Franzose, der mit uns Englisch sprach, immer recht nette Songs, die ich aber überhaupt nicht kannte. Ich hab mir dann ein paar Texte gemerkt und sagte nach der Stunde zu L. das eine sei Style von Taylor Swift, da meinte eine Kursteilnehmerin zu mir quasi, die Songs wären alle von Swift. Habe mich damals sehr ahnungslos gefühlt. Harhar. Für mich sind die Songs bis heute immer mit irgendwelchen Kommandos wie “and left and right and again” versehen.

Jetzt gab es ja am Samstag das Konzert von Swift zu sehen und nachdem mich im Garten die Gelsen überfallen haben, hab ich mich in mein Wohnzimmer gesetzt und hab mir gedacht, ich schau nebenbei das Konzert, bis ich irgendeinen Song wiedererkenne. Der Konzertfilm begann um 21.45 und um 23.10 kannte ich immer noch nichts.

Dann habe ich mir die Setlist angeschaut und festgestellt, dass der erste mir bekannte Song vom Album 1989 wäre und wohl erst nach Mitternacht am Programm stehen würde. Immerhin wusste ich dann warum die Tour Eras heißt, ich mein, wie viele Lieder hat diese Frau geschrieben bitte?

Jedenfalls das ist das, was ich zu Taylor Swift beizutragen habe. Ah ja und The Tortured Poets Department finde ich einen sehr guten Albumtitel.

Call me by your name

Das Setting von Call me by your name ist folgendes: Die Familie Perlman besteht aus dem Vater, einem Archäologieprofessor (Michael Stuhlbarg), der Mutter (Amira Casar), einer Übersetzerin, und dem 17 jährigen Sohn Elio (Timothee Chalamet). Die Mutter sagt, sie seien “Jews of discretion”; jedenfalls ist die Familie sehr gebildet, offen und mehrsprachig. Sie verbringt den Sommer in ihrer Villa “irgendwo in Norditalien” mit Hausangestellten und vielen Freunden, die auf Besuch kommen. Und wie jeden Sommer nimmt Prof. Perlman einen Doktoranden bei sich auf, der ihm bei Forschungsarbeiten assistiert. In diesem Jahr ist es der 24-jährige Amerikaner Oliver (Armie Hammer), der ein bisschen so aussieht wie die Statuen, über die Prof. Perlmann forscht und die, wie er sagt, so wirken “as they are daring you to desire them.” Elio findet Oliver anfangs sehr arrogant; bald muss er sich aber eingestehen, dass er Gefühle für ihn entwickelt…

Milde Spoiler möglich

Regisseur Luca Guadagnino gelingt es hervorragend, uns den Italo-Vibe der 1980er Jahre zu vermitteln. Wir schwitzen förmlich im klimatisierten Kinosaal, wenn wir die menschenleeren Piazze sehen, wo die Luft dampft, die alten Sommerhäuser, die Pinienwälder, die Seen, die Erfrischung versprechen. Es wird über den Tod von Luis Bunuel gesprochen, über die Regierung Craxi und wir hören Songs wie Words und Lady Lady Lady aus dem kleinen Radio von Elio kommen. Wir hören Elio aber auch Klavier und Gitarre spielen. Als Oliver ihn fragt, was er hier an diesem trägen Ort macht, “Read books, transcribe music, swim at the river, go out at night”. “Sounds fun”, sagt Oliver, und dann “Later” und verschwindet, wann immer er will. Das bringt Elio auf die Palme und er trifft sich häufiger mit Marzia, die in ihn verliebt ist. Eines Tages liest seine Mutter ihm eine deutsche Fabel vor, in dem es darum geht, ob man sagen soll, was man fühlt, auch wenn es gefährlich ist oder ob man lieber sterben will (ohne etwas gesagt zu haben).

Der Film hat sehr witzige Szenen, etwa wenn Professor Perlman Oliver auf die Probe stellt, indem er über die Wortherkunft von Aprikose (falsch) doziert und wartet, wie Oliver darauf reagiert. Oder wenn italienische Freunde zu Besuch sind, die sich über alles echauffieren und dann Oliver in die Diskussion über italienische Politik einbeziehen wollen. Der Mann wendet ein, Oliver sei Amerikaner, worauf seine Frau sagt: “Americano non vuol dire stupido” (das bedeutet nicht, dass er dumm sein muss.) Der Film hat sehr traurige Szenen, die ich nicht verraten will. Der Film hat einen irrsinnig guten, vielleicht den besten Vater-Sohn Dialog, den ich jemals in einem Film gesehen habe, und alleine dafür hätte Michael Stuhlbarg eine Nominierung für den Nebenrollenoscar verdient, weil er so sensibel, warmherzig und lebensklug, dabei aber auch verletzlich mit seinem Sohn spricht.

Einige Oscarnominierungen hat der Film dennoch bekommen wie bester Film, bester Hauptdarsteller (Chalamet, der seitdem eine beeindruckende Karriere hingelegt hat) und bester Song – Mystery of love von Sufjan Stevens, das 2018 tatsächlich mein meistgehörtes Lied war, weil es so schön traurig und meditativ ist. Für das Drehbuch von James Ivory – nach einer Romanvorlage von André Aciman – wurde Call me by your name dann auch ausgezeichnet.

Was Elio und Oliver erleben, erzählt von der Liebe selbst, nicht der homo- oder heterosexuellen, sondern von der Liebe an sich. Natürlich waren wir in den 1980er Jahren noch nicht dort, wo wir jetzt sind, Homosexualität wurde nicht so offen ausgelebt, noch nicht so akzeptiert. Vor allem Oliver hat diesbezüglich Skrupel. Die Analogie besteht aber darin, dass man, egal wen man liebt, immer zurückgewiesen werden kann, dass man sich einem anderen auch immer irgendwie ausliefert; dass das eigene Glück plötzlich so sehr mit einem anderen Menschen verknüpft ist, aber wie lange man letztendlich das Leben miteinander teilt weiß man nicht, man ahnt wie schlimm der Schmerz ist, wenn es einmal endet, dennoch riskiert man es. Diese Ambivalenz bildet der Film hervorragend ab.

Ham kummst

Letztens habe ich mal wieder den Song Non succederà più von Claudia Mori (feat. Adriano Celentano) aus dem Jahr 1982 gehört und mir gedacht, das ist eigentlich die geheime Vorlage zu Ham kummst von Seiler und Speer.

Claudia Mori singt immer wieder monoton das gleiche, eine Anklage an ihren Ehemann, der nie da ist wenn sie schlafen geht und dann erst um drei Uhr nachts heimkommt, aber das wird nicht mehr passieren, wenn es nach ihr geht. Sie kündigt zwar keine so konkreten Maßnahmen an wie die Protagonistin bei Seiler und Speer, die ja direkt von Scheidung spricht, aber verklausuliert will Claudia Mori sicher dasselbe sagen, nur etwas poetischer. Am Ende singt dann noch Adriano Celentano, der tatsächliche Ehemann von Mori, sehr gelangweilt und auch ein bisschen genervt (wenn man mich fragt), dass er sie so liebt und sie eh die Einzige ist, während Mori im Vordergrund weiter jammert. Das Ganze könnte auch als Parodie empfunden werden, so wie ja auch Ham kummst ziemlich (schwarz)humorig ist.

Ich habe dann im sehr guten Buch Azurro von Eric Pfeil nachgelesen, in dem er sich 100 italienische Songs mit Backstory und Analyse widmet. Pfeil schreibt über Non succederà più als “unverwüstlichen Musica-leggera Hit” und “biografische Verarbeitung einer Ehekrise”; dass Mori und Celentano tatsächlich einmal getrennt waren, angeblich wegen Ornella Muti, die dann mit 70 oder so, als diese Gerüchte wieder aufkamen meinte, aber Mori hätte ja zuerst selbst einen anderen gehabt, echt italienischer Gossip.

Und auch wenn es vielleicht nach meiner Beschreibung nicht so klang, Non succederà più ist tatsächlich ein sehr schöner Song. Und Mori und Celentano sind noch oder wieder zusammen.

ESC 24 – das war’s

Der heurige ESC war zum Ende hin für mich traurig und anstrengend, ein Tiefschlag nach dem anderen, wo sich die EBU nicht mit Ruhm bekleckert hat; und dann noch die Meldungen von Menschen, die den ESC eh nie mochten (fair enough) zu lesen, welcher Mist die ganze Veranstaltung doch generell ist. Es gibt aber viele Menschen, mich eingeschlossen, denen der Song Contest etwas bedeutet und schon großer Trost in echten Krisen war. Ich würde nie auf was hinhauen, was anderen wichtig ist, selbst wenn ich damit nichts anfangen kann. Insofern war ich dann gestern Abend irgendwie in sehr ambivalenter Stimmung.

Aber dann ging es los, ich hatte Aperol, das Sofa und die ESC WhatsApp Gruppe und die Stimmung hob sich. Zum einen sicher, weil das Niveau heuer wirklich recht hoch war, viele gute Beiträge und sehr kurzweilig, zum anderen, weil die Anspannung, das was passieren könnte in der Halle, langsam in den Hintergrund getreten ist. In der Gruppe wars lustig. Und wir haben einen würdigen Sieger, finde ich. Die Schweiz gewinnt zum dritten Mal, der letzte Sieg war im Jahr 1988 – Celine Dion!

Nemo, kurz bevor er seine Trophäe zerstört hat, harhar

Zusammenfassend kann ich sagen:

  • Wettquoten am Arsch. Ich weiß nicht, warum die Community so auf die Quoten schaut (mich eingeschlossen), wenn sie dann oft doch sehr danebenliegen. Kroatien hatte am Schluss eine 50 Prozent Quote zu gewinnen. Gut, sie wurden Zweiter, aber trotzdem. Österreich war am Ende auf Platz 10. Leider nur in den Quoten.

  • In den Top 10 sind dieses Mal gleich sieben Songs, die in Landessprache gesungen wurden.

  • Israel hat erstaunlich wenig Jurypunkte bekommen dafür, dass der Song eigentlich ein typisches Jurylied war (Verschwörungstheorien bitte hier einfügen). Dafür hat Irland erstaunlich viele Jurypunkte bekommen, was mir aufgrund der gesanglichen Leistung (eher Schreierei) relativ unerklärlich ist. No offense, aber so hohe Punkte von Jurys, die oft einen Gesangsfetisch haben?

  • Deutschland wird endlich seinen letzter-Platz-Fluch los und wird guter 12. Italien bleibt auf die Top 10 abonniert (diesmal Platz sieben), auch Schweden wieder ordentlicher Platz (9).

  • Es gibt kein Land mit null Punkten ingesamt, es gab aber bei der Publikumswertung einmal null Punkte und das ausgerechnet für UK, die mit Olly Alexander gewissermaßen einen Star am Start hatten.

Ich bin froh, dass die Schweiz gewonnen hat. Weil der Song gut ist, weil er auch super performt war und weil Nemo, soweit ich es mitbekommen habe, ein fairer Kandidat seinen Konkurrenten gegenüber war. Die Schweiz ist neutrales Land, wo der ESC auch tatsächlich stattfinden kann (wenn es auch sehr teuer wird harhar); wäre in der Ukraine und wahrscheinlich auch in Israel nicht möglich gewesen. Der Fokus liegt auf dem Gesamtpaket Song/Performance.

Erstaunt war ich, wie gerührt ich von der Inszenierung der Ukraine war. Der Song hat mir immer schon gefallen, aber das Staging war so hervorragend, am Ende hatte ich Tränen in den Augen, bei der letzten Einstellung, wo sich Alyona Alyona und Jerry Heil zu den anderen (hinprojizierten) Frauen legen.

Ich kann mir nicht erklären warum, aber es war so.

Tja und jetzt ist es 2 Uhr, das Kind ist schon schlafen gegangen (!) und ich bin aufgekratzt, werde aber wohl doch auch ins Bett gehen. Letztendlich hat es der ESC doch wieder geschafft, mich froh zu machen. Was nicht heißt, dass die EBU sich zurücklehnen kann; es wäre Zeit für etwas Selbstreflexion.

Schatten überm ESC

Ich könnte jetzt viel über das gestrige Semifinale schreiben, weil es wirklich unterhaltsam und voller starker Auftritte war, aber heute schon überlagert soviel anderes den Bewerb, dass ich zwischen doch auch Traurigkeit und Galgenhumor schwanke.

Auf ORF.on war heute eine Analyse über den diesjährigen ESC zu lesen und ein Absatz hat mich besonders angesprochen:

Aus dem Artikel: Israel-Eskalation überfordert Songcontest

Da fühl ich mich zumindest heute schon sehr angesprochen und mittlerweile gibts ja auch noch “Nebenskandale”. Andererseits flüchte ich mich dann wieder in den Humor, wo auf Twitter folgendes zu lesen war:

Damit spielt Brent darauf an, dass Lettland gestern ins Finale gekommen ist, obwohl es seit Wochen bei den Wettquoten ganz am Schluss, wirklich teilweise auf dem letzten Platz kam. Und das wäre in einem normalen Jahr wirklich ausführlichst besprochen worden, aber heute ist es tatsächlich nur mehr eine Fußnote.


Ich hoffe aber trotzdem immer noch, dass wir morgen doch so etwas wie United by Music-Gefühl bekommen und das nicht nur eine schale Phrase bleibt.

ESC – Semi 2

So, das erste Halbfinale ist geschlagen und war sehr kurzweilig. Petra Mede, die zum dritten Mal den ESC moderiert, meinte gleich zu Beginn: “We are back in Sweden. Well don’t blame me, even I voted for Finland” Harhar. Ja voriges Jahr war es ein Zweikampf, heuer ist das Rennen viel offener.

Heute wird die andere Hälfte der Big Five auftreten. Italien hat ja immer qualitativ sehr hochwertige Songs, obwohl La Noia jetzt nicht mein Lieblingslied von San Remo war. Spanien schickt heuer einmal, statt dem sonst oft üblichen aggressive Fröhlichkeit ausstrahlenden Plastikpop, die leicht überwuzelt-desolate Band Nebulossa, was immerhin eine Abwechslung ist. Und Frankreich, da muss ich leider sagen, dass ich mit Slimanes Mon Amour wirklich gar nichts anfangen kann. Ja, er kann natürlich super singen, aber musikalisch ist das ein Liebeslied, dem jegliche Ambivalenz und jede Ecke und Kante fehlt, und es bleibt nur das Gestelzte und Süssliche über und das ist einfach überhaupt nicht meines; oder wie Johannes Floer in den Reactions sagte: “Ich glaub dem das nicht. Ich fühl mich da als Hörer verarscht.”

Ganz anders Marina Zatti aus Griechenland, die mit Zari einen Song schickt, der extrem sonderbar ist. Ein seltsam-cooles Video, musikalisch unheimlich sperrig und nicht leicht zugänglich, textlich aber ein Liebeslied, dass (zumindest mir) unter die Haut geht, mit Zeilen wie (Übersetzung): “I pretend to forget your name and everything changes around me abruptly (…) I pretend to forget your scent and everything is changing around me (…) I die alone if you are not here and let whatever happens happen.” Das nimmt mich voll mit, im Gegensatz zum vorher angesprochenen Gesäusel.

Estland ist ähnlich sperrig wie Griechenland und ich mag es schon sehr, auch wenn ich jeden verstehen kann, der mit (nendest) narkootikumidest ei tea me (küll) midagi gar nichts anfangen kann und ich glaube, das werden auch viele sein harhar. Die beiden beteiligten Bands Bands 5miinust und Puuluup werden den Auftritt vermutlich als Konfrontation miteinander inszenieren und dann werden sie tanzen und es wird sehr absurd werden, oder wie Broder in den Reactions sagte: “Es ist so falsch, es ist alles falsch daran, dass alles genau richtig ist.”

Naja und dann kommen natürlich die eindrucksvollen Beiträge aus der Schweiz The Code, aus Israel Hurricane (hoffentlich ohne Eklat), aus den Niederlanden, Europapa. Und natürlich Belgien, der es hoffentlich ins Finale schafft, genauso wie Österreich, aber heute wirds, so denke ich, schon eine ziemlich Zitterpartie werden, weil da wird wirklich einiges geboten.

Happy second Semi!