almis personal blog

Cool?

Diese Woche waren, wie erwähnt, öfters Freunde vom Kind auf Besuch im Garten. Ich hörte dann einige Male von anderen Menschen: “Du bist eine coole Mama, wenn die Jugendlichen zu dir kommen wollen.” Naja, ich würde eher sagen, es war heiß und ich habe einen Pool. Harhar.

Mit dem Freund vom Kind W. habe ich mich um die widerspenstigte Pool Pumpe gekümmert, die immer wieder streikte. Bzw. hat dieser mit mir Kabel und Anschlüsse und Strom gecheckt, da er sich technisch wesentlich besser auskennt als ich. Er hat mir dabei einiges erklärt, es war fast nicht peinlich.

Und J., unser früheres Nachbarskind, hat auch schon so manche Sternstunde meiner Mutterschaft miterlebt. Etwa vor sieben, acht Jahren, als das Kind die Phase hatte, sich unmotiviert eine halbe Stunde lang im Bad einzusperren und sich zu weigern, wieder hinaus zu kommen. Vorzugsweise dann, wenn gerade die halbe Nachbarschaft auf Besuch war. Da standen dann drei, vier Kinder um mich herum und schauten mich ganz erwartungsvoll an: Was wird sie jetzt machen? Und ich stand auch da, erwartungsvoll, was ich wohl machen würde. Harhar.

Also von Coolness wenig Spur, aber es war lustig und am Ende sagte J. dann sogar: “Bis zum nächsten Mal!”

Regression

Letztens wollte das Kind mit seinem Scooter vom Garten in die Wohnung zurückzufahren, hat sich dann aber doch entschlossen, irgendwann in meinen Bus zuzusteigen, um bis Bahnhof Floridsdorf Öffis zu fahren.

Kind steigt also ein, erste Frage: Hast du was zu trinken?

Ich: Du, ich freu mich sehr, wenn du mit mir fahrst, aber bitte nicht “Ich hab Durst, ich hab Hunger, ich muss aufs Klo, wie lange dauert es noch?” (lacht)

Kind: Der Moment, in dem man die Einzige ist, die lacht.

Also ich fand es ja schon witzig.

Schienenersatzverkehr

Mein schönstes Ferienerlebnis oder so harhar.

Diese Woche wollte das Kind bei der Fahrt in den Garten den Schienenersatzverkehr testen. Es gibt nämlich jetzt einen Bus, der zwischen Floridsdorf und Praterstern hin und her fährt.

Als wir am Vormittag einstiegen, war nicht viel los und der Bus fuhr mehr als zügig über die Donauuferautobahn, er schnitt dabei ohne Rücksicht auf Verluste über drei Spuren und schoß beinahe ein unschuldig vor sich hinfahrendes Auto ab. Der Autofahrer überholte etwas später den Bus mit lautem Hupen und sicher auch ein paar dementsprecheneden Gesten. Die Fahrt war dadurch aber kurzweilig und dauerte auch nur nur knapp zehn Minuten harhar. Dann ist man am Praterstern, nur ist dort leider tote Hose. Die S-Bahn fährt zwar Richtung Süden, nur mit viel weniger Zügen als normalerweise. Auf den nächsten Zug nach Hetzendorf mussten wir also 14 Minuten warten.

Bei der Rückfahrt – wieder lange auf die S-Bahn gewartet – stiegen wir gegen 20.20 in einen komplett überfüllten Bus Richtung Floridsdorf. Super, dachten wir, da schaffen wir noch die Anschlussverbindung. Tja, hätten wir, wenn es ein Direktbus gewesen wäre. Das ist aber nur jeder zweite. Dieser Bus hielt bei der Jägerstraße und am Handelskai und brauchte so fast 20 Minuten. Anschlussverbindung natürlich weg. Ingesamt Fahrzeit vom Garten fast zwei (!) Stunden.

Während der ganzen Fahrt informiert die ÖBB über diverse alternative Routen, es gibt aber auch eine kleine, vorwitzige Durchsage, die ein bisschen als Hinweis interpretiert werden kann, auf den eigenen PKW zurückzugreifen. Ich hab ja mit dem Autofahren abgeschlossen, aber ich glaube, für manche ist das derzeit durchaus reizvoll.

Maus

Letztens ging das Kind in der Früh vor mir aus dem Haus. Er ist in die Firma gefahren, ich in mein Garten-Büro. Überraschend treffe ich ihn eine halbe Stunde später vorm Ströck am Bahnhof, essend.

Ich: Hey Mauus, was machst du da?

Note to self: Man begrüßt einen bald 17-jährigen, der einen Kopf größer ist als man selbst, nicht mit “Maus” in der Öffentlichkeit Harhar.

Aber er hat es mir nicht übel genommen. Und er hat auf seinen Freund gewartet, der in der Nebenabteilung seinen Ferialjob macht.

Heute sind beide zu mir gekommen und zum Arbeitsabschluss in den Pool gesprungen.

Vorbei

Heute hat mich jemand in der Gartenanlage angesprochen mit dem ich kaum zu tun habe, und hat mich gefragt wie es denn “dem Kleinen” gehe. Ich habe geantwortet: “Gut, aber er ist schon größer als ich.” “Ja”, sagt der Mann, “ich frage, weil er ein Frühchen war.”

Da war ich erstaunt, dass er das überhaupt weiß und auch noch weiß, ich mein, das ist fast 17 Jahre her. Der Mann ist 90 Jahre alt. Fand es aber sehr lieb von ihm.

Dass das Kind ein Frühchen war, hat mich einige Jahre natürlich unmittelbar betroffen und einige weitere Jahre so beschäftigt, dass ich darüber geschrieben habe. Aber heute kommt es mir oft vor, als wäre das in einem anderen Leben gewesen.

Unlängst habe ich sogar überlegt wie der Arzt im Preyer’schen Kinderspital hieß, der mir – als das Kind ca. acht Monate alt war – prophezeit hat, dass er wahrscheinlich kaum gehen lernen und keine normale Schule besuchen werde können. Ich hatte nicht den Eindruck, dass er sich wirklich mit dem Kind beschäftigt hat, er wollte vielmehr nur seine apokalyptische Prophezeiung loswerden. Das hab ich ihm dann auch gesagt, wenn ich hypothetische Schreckensszenarien wissen will, dann kann ich auch googlen. Harhar. Ich war so wütend auf diesen Arzt und jetzt weiß ich seinen Namen nicht mehr, ich glaube damit ist die Vergangenheitsbewältigung abgeschlossen.

Chaostag

Gestern war dann also die U6 teilweise gesperrt, weil in der Nacht ein Kran auf die Gleise gefallen ist.

Ok, also die S-Bahn ist den ganzen Sommer teilweise gesperrt, ebenso die U4 und jetzt auch noch die U6, man bekommt das Gefühl, dass das ein perfider Versuch ist, Transdanubien vom Rest Wiens abzuschneiden. Es hieß, man solle “großräumig” ausweichen, also bin ich 20 Minuten bei praller Sonne nach Kagran gegangen, um dann die völlig überfüllte U1 zu betreten, später in die U4 umzusteigen und dann noch mit dem Bus nach Atzgersdorf zu fahren. Jetzt bleib ich erstmal hier.

Gleichzeitig zu diesem Verkehrschaos, erzeugte der Stramer “IShowSpeed” ein weiteres, unter anderem auf dem Ring. Nachdem er im Prater war, wurde er von Fanmassen erst durch die Innenstadt gejagt, später ist er nach Favoriten geflüchtet und hat Döner gegessen. Das Kind schreibt mir aus der Firma, ich solle den Livestream dazu schauen, wie 150.000 andere auch. Dem Kind ist es immer wichtig, dass ich auf dem laufendem bleibe bei Dingen, die ihn interessieren. Auf meine naive Nachfrage, warum der so viele Fans hätte, antwortete er, das sei eben eine Celebrity. Celebrity weswegen? Na er streamt halt. Und die Jugend liebt ihn offenbar. Ich freu mich, dass das Kind sich freut.

Über Bozen

Unlängst hat mich eine Freundin nach Tipps zu einem Tag in Bozen gefragt. Und obwohl ich 2007 über zwei Monate täglich in Bozen war, obwohl das Kind dort geboren wurde und ich ein Buch geschrieben habe, das Geboren in Bozen heißt (Werbung in eigener Sache), kann ich zu der Stadt erstaunlich wenig sagen, außer, dass sie hübsch ist und wirklich malerisch zwischen Weinbergen gelegen ist.

Bevor das Kind geboren wurde, wollte man mich ja eigentlich nach Innsbruck ausfliegen. Nachdem der ÖAMTC aber zu lange überlegte (unbezahlte Werbung harhar), beschloss der Arzt in Brixen, dass ich nach Bozen kommen würde mit den Worten: Wenn sie in Afrika wären, müssten sie das Kind ja auch in Afrika bekommen. Interessante Analogie.

Jedenfalls wurde das Kind dann dort geboren und ich fuhr täglich mit dem Zug von Brixen nach Bozen, und während dieser vielleicht halbstündigen Fahrt, ändert sich die Sprache, die vornehmlich gesprochen wurde, auf wundersame Weise. Bei der Bushaltestelle am Bahnhof Bozen gab es ein Schild, auf dem stand, dass man keine Fahrräder anlehnen sollte. Das Schild konnte man damals kaum lesen, weil so viele Räder davor lehnten. Es gab dort Pizzaschnitten, die so schmeckten, als wäre es das einfachste der Welt, Pizzaschnitten zu backen. Die Menschen froren bei neun Grad plus im Dezember (“E molto freddo!”) trotz dicker Daunenjacken. Ein Stadtteil klang wie ein Kinderreim (Zwölfmalgreien). Ich musste oft laufen, um meinen Zug zu erwischen und dabei meine Schwangerschafthose festhalten, die mir da schon etwas zu groß war. Einmal war der Zug verspätet und ich hatte Zeit dazu, am Bahnsteig zu weinen (nicht wegen der Verspätung). Das sind im großen und ganzen die Dinge, die mir über Bozen in Erinnerung sind und sie sind, fürchte ich, nicht touristisch verwertbar.

Oder wie ich in meinem Buch geschrieben habe:

“Für Andrea (meine Zimmernachbarin, Anm.) war Bozen so fremd wie für mich. Oder vielleicht noch fremder. Anders fremd. Sie kannte es und hatte festgestellt, dass es fremd war. Für mich war Bozen fremd im Sinne von unbekannt. Ich hatte es dadurch trotzdem leichter, denn ich hatte keine Vorurteile und Erwartungen.

Geboren in Bozen, Seite 61

Letztendlich hätte Bozen die Kulisse der größten Tragödie meines Lebens werden können, so ist es nur eine Stadt, die ich kaum kenne.

Good Bye School

Heute ist schon wieder ein Schulschluss. Das Kind hat einen Notendurchschnitt von 1,6 – das hat er übrigens auch nicht von mir harhar. Nach dem Zeugnis ging es für ihn direkt nach Spielberg, wo sich die Formel 1 Verantwortlichen offenbar gedacht haben, es reicht nicht nur ein Schulschluss-Verkehrskollaps, wir machen an dem Wochenende gleich auch noch das Rennen in Österreich.

Botschaft vorm Gymnasium zum Ferienbeginn

Schulschluss, auch immer so ein Tag für Reminiszenzen; ich denke an einen besonderen Menschen und die erst kürzlich erwähnten Wochenenden, wie aber eh immer. Helle, schöne Gedanken.

Ich habe noch ein bisschen gearbeitet und dann fahre ich übers Wochenende in den Garten, wo ich schreiben will und nebenbei natürlich Formel 1 schauen, ob ich das Kind vielleicht sehe und ich werde den Bachmannpreis weiterverfolgen. Humor ist auch gut für die hellen Gedanken, gestern hat Klaus Kastberger, der neue Jury-Chef gesagt: “Ich kann Texte, in denen Gegenstände sprechen, nicht ausstehen! Ich hasse den kleinen Prinzen, ich hasse Harry Potter.” Das ist natürlich keine literarische Kategorie, aber für solche Aussagen lieben wir die Jurydiskussionen ja.

Hier das beliebte Bullshit-Bingo für das heurige Jahr:

Ein paar Dinge konnten schon angekreuzt werden

Klaus Kastberger trug noch kein Fußballtrikot, aber heute dafür ein Poor Things Shirt, das ist nicht mal ergooglen konnte, ein Unikat? Wow jedenfalls.

Slingshot

Das Kind verbringt die letzten Schultage unter anderem mit seiner Klasse im Prater, wo er ein Video davon schickt, wie er mit einem Teufelsgerät namens Slingshot fährt.

Praktisch jeder, dem ich das Video zeige, kommentiert es mit: “Na das hat er aber nicht von dir.”

Sehr freundich, wie ihr den Begriff “Angsthase” umschrieben habt. Harhar. Aber mein Trost ist, dass er selbst unter Gleichaltrigen nur einen gefunden hat, der da mit ihm fahren wollte.

Europapa

Ich war heute wieder mal in einer Pressevorstellung und der Film war so (für mich eigentlich unerwartet) gut – Kinds of Kindness, das neue Werk von Yorgos Lanthimos. Mehr dazu bald, ich muss mich erst noch sammeln.

Als ich dann jedenfalls heimgekommen bin, entspann sich folgender Dialog.

Ich: Rat mal, welches Lied es heute im Kino gespielt hat, nachdem ich aus dem Saal gegangen bin?

Kind: Kroatien?

Ich: Wieso denkst du immer, dass es ein Songcontest Lied sein muss?

Kind: Weil du du bist.

Ich: Pfff.

Kind: Also was wars?

Ich: Niederlande.

Harhar.