almis personal blog

Selbst und ständig, zwei

Da ich derzeit Strohwitwe bin – das Kind also morgens in den Kindergarten bringe und meist nach dem Mittagessen hole – habe ich Alternativen zur Heimarbeit gesucht und teste nun die Arbeit in Bibliotheken.

Bisher habe ich zwei ausprobiert (davon eine in Fußgeh-Nähe zum Kiga) und bin begeistert. Es hat zwar einige Vorteile, zuhause zu arbeiten, allerdings auch Fallstricke. In der Bibliothek passiert es eher nicht, dass ich nebenbei in Versuchung komme zu bügeln, staubzusaugen oder mal eben zum Supermarkt zu gehen. Ich kann konzentrierter arbeiten. Coworking Spaces wären natürlich auch eine feine Sache, allerdings ist mir das zu teuer, dafür dass ich es fast immer nur einen halben Tag nutzen kann, eine Mietgebuehr von 150 Euro aufwärts zu zahlen.

Dh morgens kommt in meine riesengroße Tasche – zusätzlich zu Ausweisen/Geldbörse, Smartphone und Ladegerät, 5-8 Matchboxautos, einem Kindergetränk, einem Kindersnack, 1-2 Stoffobst/gemüsesorten (täglich wechselnd) und Regenschirm –  nun auch noch das Netbook. Damit ist die Kapazität der Tasche aber auch ziemlich ausgeschöpft.

Auch einige Schattenseiten der Selbstständigkeit habe ich nun kennengelernt, u.a. zum ersten Mal einen zahlungsunwilligen Kunden gehabt, der sich sechs Wochen nach Rechnungslegung über die (zuvor nach eigenen Angaben gute) Qualität meiner Arbeit beschwert hat und nur die Hälfte zahlen wollte. Um es kurz zu machen: damit hatte er keinen Erfolg. Trotzdem war es nervig.

Nervig ist auch, wenn man sich um ein Projekt bewirbt, das Projekt dann auch bekommt, der Start sich aber immer wieder verzögert, ohne, dass man darüber informiert wird. Das ist ärgerlich, da man als Selbstständige so und so das Problem hat, sein Arbeitsaufkommen relativ schlecht planen zu könne und davor zurückscheut, andere, möglicherweise arbeitsintensive Projekte anzunehmen, wenn man einen Auftrag übernommen hat. Aber wenn der sich verzögert… siehe oben.

Auf der Plussseite der letzten Monate stehen dafür sehr abwechslungsreiche Projekte, die meinen Horizont erweiterten.

selbst und ständig

ich wollte ja – nach einem knappen halben jahr selbstständigkeit – hier mal ein kleines resümee ziehen. vielleicht ist der zeitpunkt gerade ungünstig gewählt. gab es diese woche doch ein unglückseliges aufeinandertreffen von kindlicher krankheit und drei relativ großen aufträgen mit knappen deadlines.

also wenn sowas passiert, dann ist die selbstständigkeit nicht so toll. man arbeitet um sein kränkliches kind herum und später, das ist noch schwieriger, um das langsam wieder fitter werdende, das sich austoben will, aber noch nicht raus soll. man nutzt jede minute und sitzt dann trotzdem bis nachts um halb eins, wenn das kind um zehn endlich ins bett geht. man kommt nicht mehr dazu, auch nur eine einzige EURO-minute zu sehen, auf twitter zu lesen oder auf sms zu antworten. tja. schwamm drüber.

ansonsten mag ich die selbstständigkeit. es gefällt mir, dass ich mich morgens, sobald mann und kind aus dem haus sind, im nachthemd zum pc setzen und loslegen kann. dass ich im park oder garten oder in einer bibliothek arbeiten kann. morgens und abends, werktags und wochenends, wie ich möchte.

mir gefällt es auch, dass ich meine arbeit nicht auf wochen voraus planen kann. manchmal wartet man ungeduldig auf einen anschlußauftrag und er kommt nicht, dann kommen wieder drei sachen gleichzeitig und man muss planen und organsieren. dann fülle ich meinen kalender und schreibe listen und rechne das gehalt aus und schreibe honorarnoten und kommuniziere mit den kunden.

erfreulich war bisher, dass mir kunden auch eine art trinkgeld verrechnen und mir mehr zahlen als nötig, weil sie das service gut und schnell erachten. weniger erfreulich sind die versicherungszahlungen für 2 quartale, aber das geht ja jedem arbeitnehmer so.

mein bisheriges fazit also sehr positiv und das erste halbe jahr ist ertragreicher verlaufen als vorher gedacht. und jetzt würde ich gerne schlafen gehen.