Am Wochenende mit dem Kind über meine Top 10 ESC Gewinner diskutiert, darüber könnte ich ja stundenlang reden.
Das Kind outete seine Vorliebe für Heroes von Mans Zelmerlöw. Finde ich ok, aber kein Top 10 Material. Am meisten mag ich den Text, der hat irgendwie so was leicht abseitiges, wenn Mans von seinen inneren Dämonen singt – was mittlerweile ja auch ein bisschen traurige Aktualität in seinem tatsächlichen Leben erlangt hat – oder gleich am Anfang, wenn es heißt: “Don’t tell the gods I left a mess. I can’t undo what has been done. Let’s run for cover.” Das hat irgendwie etwas bedrohliches, aber auch interessantes.
Apropos bedrohlich, das führt direkt zu 1944, dem Siegersong der Urkraine von 2016, performt von Jamala. Dieser beginnt mit den Zeilen: “When strangers are coming, they come to your house, they kill you all, and say we’re not guilty” oder wie ein Freund damals meinte, ein richtiger Feelgood Song, harhar. Hier versagte jedenfalls die vielzitierte politische Neutralität des ESC auf ganzer Linie. Ich mag 1944 unter anderem deshalb überhaupt nicht, genausowenig wie die anderen beiden ukranischen Siegersongs. Was komisch ist, weil die Ukraine sonst oft wirklich sehr gute Songs geschickt hat. Aber Wild Dances von 2005 ist belanglos und das Kalush Orchestra mit Stefania? Don’t get me started.
UK und Irland sind mittlerweile hochgradige “Problemkandidaten” des ESC, was den Erfolg betrifft, eigentlich seit 1999 alle Nationen in englischer Sprache singen dürfen. Früher waren sie eine Bank. Irland hat in den 1990er Jahren viermal gewonnen, davon ein Hattrick, der letzte Sieg von UK war 1997 mit Katrina and the Waves, die gefühlt zwei Hits insgesamt hatten, Walking on Sunshine und eben Love Shine a Light, über den Grissemann damals meinte, “Jetzt kommt der Geheimtipp. Oder wie heißt das, wenn alle sagen, das wird Erster?” Harhar.
Es wurden auch Weltkarrieren mithilfe eines ESC Sieges gestartet, berühmtestes Beispiel natürlich ABBA Waterloo 1974), aber auch Celine Dion, 1987 für die Schweiz und zuletzt die italienische Rockband Maneskin (2021 mit Zitti e buoni) auf deren Konzert in der Stadthalle ich 2023 war. Dann gibt es aber auch die Beispiele von Siegern, von denen man nachher nie wieder hört. Duncan Laurence zum Beispiel, der 2019 mit Arcade gewonnen hat, war für mich immer so ein Michael Tschugnall von Starmania Moment. Tschugnall, der damals vor Christina Stürmer siegte, weil er uns an unsere Wunden erinnert hat. In dem einen Moment haben wir es alle gefühlt, wie auch bei Duncan, aber tatsächlich wäre der Zweite Mahmood vielleicht die nachhaltigere Wahl gewesen.
Gerne habe ich mich auch wieder an Aserbaidschans Running Scared von Ell & Nikki erinnert. Wir hatten damals eine ESC Party und ein Freund meinte, als die beiden ziemlich überzeugend performten, leider kommt Österreich in der Startreihenfolge genau danach, harhar. Und auch die “Männer in den Wechseljahren” (Grissemann), die Olsen Brothers mag ich mit Fly on the Wings of Love, auch wenn ich weiß, dass es ur schlagerig ist und generell ziemlich guilty pleasure.
Naja, wie ich gesagt habe, ich könnte ewig über den ESC reden, aber für heute reicht es dann auch.




