almis personal blog

Seinfeld, sechs

Es gibt viele jüdische Elemente in Seinfeld, weil ja der Protagonist Jerry Jude ist. Er praktiziert seinen Glauben zwar nicht besonders intensiv, er lebt auch nicht koscher. Aber es fließen natürlich gewisse kulturelle Aspekte ein.

Der größte “jüdische Handlungsstrang”, wenn man so will, ist dass Jerrys Zahnarzt Whatley (übrigens verkörpert von Bryan Cranston, den viele später durch Breaking Bad kennenlernten, ich ja nicht, weil ich die Serie nie gesehen habe) vom Christen- zum Judentum konvertiert. Jerry regt das furchtbar auf, weil er der Meinung ist, dass Whatley nur die Religion gewechselt hat, um jüdische Witze machen zu können. Als er einen katholischen Priester trifft, spricht Jerry mit ihm über dieses Thema und der Priester fragt: “And this offends you as a jewish person?” Und Jerry daraufhin: “No, it offends me as a comedian.” Und weiter: “He has total joke telling immunity. He’s already got the two big religions covered, if he ever gets Polish citizenship there’ll be no stopping him.” Harhar. Einige Monate später fragt ihn Elaine, ob Whatley immer noch Jude sei und Jerry darauf: “Sure, without the parents, it’s a breeze.”

Apropos Eltern – Jerrys Eltern sind an sich eh ziemlich locker, aber als Schindlers Liste in die Kinos kommt, ist es ihnen sehr wichtig, dass Jerry sich den Film ansieht. Jerry tut das auch, allerdings mit seinem neuen Date und die beiden knutschen während Schindlers Liste, was sein Nachbar Newman beobachtet und Seinfelds Eltern in gehässiger Art verrät. Da sind die Eltern kurz entrüstet, aber fünf Minuten später ist es ihnen eh wieder egal. Hier trifft sich auch wieder Fiktion mit Realität. Seinfeld hatte nämlich erfahren, dass Steven Spielberg während des Drehs von Schindlers Liste immer wieder Seinfeld geschaut hat, um sich von diesem schweren Stoff abzulenken und hat deshalb eine Episode gemacht, die sich auf diesen Film bezieht.

Interessant ist, dass alle Hauptdarsteller der Serie, abgesehen vom Darsteller des Kramer, jüdisch sind, aber es in der Serie nur Jerry ist. Das liegt daran, dass schon so anfangs kritisiert wurde, die Show sei “too New York, too jewish”, weshalb sich viele nicht damit identifizieren würden. Na gut, ich glaube, dieses Vorurteil wurde dann doch eindrucksvoll widerlegt.

Seinfeld, fuenf

Sehr oft gibt es bei Seinfeld Referenzen auf Europa – auf die Psychoanalyse (ok, da geht es immer um Wien) die Kultur, die Kulinarik.

Jerry und Elaine besuchen George einmal im Krankenhaus, wo ihm die Mandeln entfernt werden sollen. Sie sprechen mit einem dortigen Arzt über die Sinnhaftigkeit des Eingriffs und Elaine flirtet mit dem Arzt und erzählt, bei ihnen in der Familie hat sich nie jemand die Mandeln operieren lassen und sie durften auch niemand treffen, der operiert war. Daraufhin kontert der Arzt, in seiner Familie hätte niemand seine Mandeln und sie wiederum durften sich mit niemand anfreunden, der noch Mandeln hatte. Jerry daraufhin sarkastisch: “Well, it’s like the Capulets and the Montagues.” Das fand ich so lustig, dass ich laut gelacht habe, am Sofa.

Ein anderes mal bestellt George Pesto im Lokal und merkt aber an, dass es ihm gar nicht schmeckt. Er hat aber das Gefühl, dass es ihm schmecken sollte, weil gefühlt jeder jetzt Pesto mag, weil es gerade angesagt ist. George fragt sich: “Where was Pesto 10 years ago?” Etwas später sprechen sie dann darüber, dass derzeit alle nach Seattle ziehen und dauernd davon die Rede wäre. George: “It’s the Pesto of cities.” Und das stimmt irgendwie, zu der Zeit erschien auch Sleepless in Seattle und später war der Schauplatz von Grey’s Anatomy auch Seattle.

lrgendwann sind alle zu einer Wohnungseinweihungsparty eingeladen. Elaine möchte noch Wein als Mitbringsel dafür kaufen und der immer um sein Geld besorgte George hält eine flammende Rede dafür, warum das überhaupt nicht notwendig ist. Bzw. könnte man ja einfach Pepsi und Kekse mitbringen, das würde alle wesentlich mehr freuen. Sein Fazit: “What are we? Europeans with the Beaujolais and Chardonnay?” Das hat mich daran erinnert, dass ich in Las Vegas in unserem Hotel im Lift ein Schild gelesen habe, auf dem stand, dass im Stock so und so “European Sunbathing” angeboten wird und ich habe mich als Europäerin gefragt, was das sein soll. Habe dann erfahren, dass es eine Umschreibung für topless ist, harhar.

Frohes Fest, drei

Das Kind hat dann gemeint, als Little Drummer Boy von Bing Cosby und David Bowie lief, das sei so ein Song, der auch bei Opa gelaufen wäre. Ich finde es ja schön, dass er zumindest ein paar Erinnerungen an meinen Papa hat, den er selten gesehen hat, vornehmlich eben zu Weihnachten. Und da weiß er eben noch, dass der Opa Backhendel gemacht hat und welche Musik gespielt wurde. Das Kind nimmt die Dinge so wie sie sind, bewahrt sich die schönen Erinnerungen, hadert mit nichts, das bewundere ich an ihm.

Früher, in meinen eigenen Kindheitsweihnachten, habe ich meine Eltern dafür bewundert, wie sie den heiligen Abend “geschafft” haben. Meine Mutter musste immer bis Mittag arbeiten, dann gingen sie auf den Friedhof und dennoch gab es um 17 Uhr Bescherung mit großem geschmückten Baum und perfektem Essen. Den 24. selbst habe ich bei meinen Großeltern verbracht, wie sowieso den Großteil meiner Kindheit. Ich habe mit meinem Opa ferngesehen, alte Märchen und sonstiges heilig-Abend Programm und wir haben Karten mit Oma gespielt und es war immer sehr lustig. Als wir uns anzogen, um zu meinen Eltern zu gehen, habe ich jedes Jahr gehofft, dass das nicht das letzte Jahr sein wird, wo wir alle drei zusammen losgehen können. Einmal, als wir das Haus verließen, hat es wirklich viel geschneit und die Straße blieb schneebedeckt, weil keine Autos fuhren, das ist die beste Erinnerung. Die Stadt war ganz leise und nur wir drei waren auf der Straße, um zur Bescherung zu gehen. Ich hatte das Glück, dass ich längst erwachsen war, als es wirklich nicht mehr so war, dass wir zu dritt waren. In einem Jahr war ich bei meiner Oma im Spital, die zu mir meinte, sie hätte immer gedacht, es wäre furchtbar, zu Weihnachten im Krankenhaus zu sein, aber es sei irgendwie doch gar nicht so übel. Ein paar Jahre später war ich zu Weihnachten auf der Neugeborenen Intensivstation.

Letztendlich hatte meine Oma recht, auch wenn die Voraussetzungen nicht die besten sind, wenn man nicht in der Stimmung für Weihnachten ist, auch wenn einem das Herz gerade zu den Feiertagen manchmal schwer ist. Auch wenn man jemand sehr vermisst, kann man doch immer etwas schönes, gemütliches und tröstliches finden. Eine liebe Whatsapp-Weihachtnachricht von dem, an den man eh immer denkt oder wenn das Kind ins Zimmer kommt, um einem irgendwas auf TikTok zu zeigen oder etwas zu erzählen. Oder einfach nur stundenlang am Sofa Wer wird Millionär schauen als perfekter Eskapismus nach einem langem Abendspaziergang.

Wieder mal eine perfekte Frage für mich

Das Beste aus der Schweiz

Der Merci Cherie Podcast führte wieder eines seiner allseits beliebten Rankings durch. Wie jedes Jahr um diese Zeit sollen wir Hörer unsere Top 10 des diesjährig siegreichen Landes abgeben, was 2024 ja bekanntlich die Schweiz war. Marco Schreuder hat mich persönlich angeschrieben, ob ich nicht wieder mitmachen will. Also habe ich mich durch alle Schweizer Songs seit 1956 gehört, im Schnelldurchlauf.

Natürlich ist mir das näher, was ab den 1980er Jahren stattgefunden hat und die sehr aktuellen Songs hat man auch noch mehr im Ohr, aber irgendeinen Bias hat sowieso jeder. Außerdem neige ich nicht zu prätentiösen Listen, ich nehme einfach was mir gefällt, auch wenns uncool ist.

In diesem Sinne habe ich Celine Dion nach reiflicher Überlegung 12 Punkte gegeben für ihr Siegerlied von 1988 Ne partez pas sans moi. Sorry Marco, ich hab meine Wertung nicht eingesprochen, weil ich kann nicht französisch und es würde sicher furchtbar klingen, wenn diesen Titel ausspreche. Jedenfalls finde ich, dass dieser Song einen großen Empowermentfaktor hat und auch super gealtert ist. Trotzdem werden wir Celine Dion wohl nächstes Jahr nicht in Basel sehen, da sie mit dem ESC nicht mehr allzuviel zu tun haben will und angeblich angeblich immer erzählt, sie hätte irgendwann einmal einen “europäischen Gesangswettbewerb” gewonnen, um nicht das böse Wort “Song Contest” aussprechen zu müssen, harhar.

Knapp dahinter ist etwas recht aktuelles, nämlich Gjion’s Tears mit Tout L’Univers aus dem Jahr 2021. Ich verstehe zwar auch hier den Text nicht, aber trotzdem hat mich dieser Song von Anfang an berührt. Gjon’s Tears hat ja seinen Namen, weil sein Großvater immer geweint hat, wenn er gesungen hat, wieso also nicht auch ich. Sein Bühnenauftritt war dagegen aber richtig edgy und avangardistisch, was ein gutes Gegengewicht zum Pathos bildet. Ich habe übrigens auch den “Lost Song” von Gjon’s Tears aus 2020 in meiner Wertung, nämlich Répondez-moi, der ist ein bisschen sperriger, aber für mich auch sehr schön. Ach ja, Tout L’Univers hat damals die Jurywertung gewonnen und wurde insgesamt Dritter.

Auf Platz 3 in meinem Ranking ein wirkliches Guilty Pleasure Stück, nämlich She Got Me von Luca Hänni aus dem Jahr 2019. Das hat so irgendwie was Vorstadtcasanova-haftes, sowohl Hänni, als auch das Lied. Marco Schreuder meinte damals im Podcast, das wäre so ein richtiger Reißbrettsong, aber ein gut gemachter, und dem kann ich mich nur anschließen. Total catchy und lustig, kam auch live super an, weil das so ein richtiger Partyknaller ist. Hänni wurde Vierter.

Wenn man wissen will, wie die Podcast-Wertung insgesamt so ausgegangen ist, kann bzw sollte man sich die neue Folge von Merci Cherie anhören. Aber ich sage einmal so: ganz überraschend ist der Sieger oder vielleicht doch die Siegerin jetzt nicht. Harhar.

Seinfeld, vier

In der Folge The Pitch wird Jerry gefragt, ob er nicht eine TV-Serie mit sich selbst als Hauptperson entwickeln will (Achtung Metaebene). Jerry sagt erfreut zu, ihm fällt aber nichts ein, worum es in dieser Serie gehen soll.

Er spricht mit George darüber, der ihm vorschlägt, einfach eine Serie über seinen Freundeskreis zu machen. Mit einer Figur wie ihm selbst, Elaine und Kramer (noch mehr Metaebene). Und in der Serie soll es einfach um gar nichts gehen, wie im echten Leben. “It’s a show about nothing!”)

Als die beiden dann bei NBC sind, den Sendungsverantwortlichen diese Idee pitchen und immer wieder gefragt werden, worum es denn jetzt wirklich gehen würde, bleibt George dabei. Es geht um nichts, es passiert nichts und er wird an diesem Konzept nichts ändern, das verstoßt gegen seine künstlerische Integrität.

Jerry sieht seine Chancen schwinden und ist sauer.

Er hält einen kleinen, sehr witzigen Monolog, in dem es auch um Wien geht, Jerry sagt zu George: “You know you really need some help. A regular psychiatrist couldn’t even help you. You need to go to like Vienna or something. You know what I mean? You need to get involved at the University level. Like where Freud studied and have all those people looking at you and checking up on you. That’s the kind of help you need. Not the once a week for eighty bucks. No. You need a team.”

Im Endeffekt wird dann doch ein Pilot über die “Show über nichts” gedreht, und das Casting der Darsteller ist sehr lustig. Außerdem wird auf die (damals tatsächliche) Kritik an Seinfeld selbst Bezug genommen, dass er, Jerry, der ja Stand Up Comedian ist, schlecht schauspielt. Da hat sich Jerry quasi selbst verarscht.

Obwohl ich mag das, ich mag Jerry und seine Art des “nicht-schauspielens”. Und je mehr Seasons vergehen (Seinfeld hat insgesamt neun) umso weniger versucht Jerry sein eigenes Amüsement über die Dialoge und seine Kollegen verborgen zu halten, er grinst wirklich sehr oft, und das finde ich total sympathisch. Später habe ich mal gelesen, dass viele der Meinung sind, dass die eigentliche Hauptperson der Serie George wäre. Auch eine Theorie.

Seinfeld, drei

Eine meiner Lieblingsfolgen von Seinfeld ist die Folge The Limo, Staffel 3, Folge 19. Aus der Rubrik: Sowas könnte man heute wohl (leider) nicht mehr drehen.

George holt Jerry vom Flughafen ab, unterwegs geht aber sein Auto ein. Die beiden müssten sich also ein Taxi für die Heimfahrt organisieren. Da sehen sie einen Chaffeur beim Empfang stehen, der ein Schild mit dem Namen “O’Brien” hochhält. Jerry erzählt George, dass dieser O’Brien noch in Chicago sei, weil der Flug überbucht war und er sich lautstark beschwert hätte, er müsse aber dringend zum Madison Square Garden. Jerry und George beschließen, die Gelegenheit zu nutzen. George gibt sich als O’Brien aus, Jerry wird zu “Dylan Murphy” (“Well if you’re gonna be O’Brien, why can’t I be somebody?”) und sie steigen in die Limousine.

Das ist wieder mal ein gutes Beispiel, wie ein kleiner Streich nach dem Motto: “Was soll schon passieren?” komplett außer Kontrolle gerät, ein sehr oft genutztes Motiv in Seinfeld; etwas irgendwie nicht ganz korrektes zu tun, nur eine Kleinigkeit, das normalerweise keine Konsequenzen hat, in der Serie aber natürlich immer die schlimmstmöglichen. Denn obwohl Jerry nach einem Gespräch mit dem Chaffeur über Eintrittskarten meint, sie wären unterwegs zu einem Basketballspiel im Madison Square Garden, zu dem er mittels Autotelefon auch noch Elaine und Kramer einlädt, stellt sich bald heraus, dass O’ Brien in einem Theater daneben eine Rede halten soll, denn er ist “the leader of the midwestern regional chapter of the Aryan Union.” Also ein glühender Antisemit.

Das erfahren sie von einer gewissen Eva, die bald noch in der Limo zusteigt. Eva (!) ist sehr begeistert von George, der noch nie öffentlich aufgetreten ist und von dem niemand weiß, wie er aussieht. Sie himmelt ihn an, was George offensichtlich enorm schmeichelt. Jerry entsetzt, als sie kurz alleine sind: “But she is a Nazi, George! A Nazi!” Und George daraufhin: “A cute Nazi though”.

Harhar, es ist so politisch unkorrekt, aber auch so lustig. Gut, sowas hätte auch im Jahr 1992 nur ein Mensch von jüdischer Herkunft bringen können, aber heute ginge das wohl gar nicht mehr, es gäbe vermutlich einen Shitstorm. Dabei ist das etwas, was Humor dürfen sollte, böse sein, unkorrekt sein, über Grenzen des guten Geschmacks hinausgehen.

Es ist nicht der einzige Witz über Judentum/Nazis/drittes Reich in der Serie. Jerry macht sich auch darüber lustig, dass sein Onkel jeden Affront als antisemitisisch motiviert deutet, sogar wenn sein Hamburger falsch zubereitet wird und sagt einmal zu ihm: “Anyway, the point I was making before Goebbels made your hamburger (…)” Seinfeld hatte immer sehr viel Spaß an der Kontroverse.

ESC: San Remo 2025

Auch das italienische Musikfestival San Remo, das immer in einer Woche im Februar über die Bühne geht, hat seine Teilnehmer bekannt gegeben.

Ich würde aber nicht so weit gehen, San Remo einen Songcontest Vorentscheid zu nennen, denn San Remo ist für Italienerinnen und Italiener immer wesentlich wichtiger gewesen, dort feiern sie ihre Musikszene und der ESC ist ihnen immer auch ein bisschen wurscht, kommt einem vor. Dass der Sieger angeboten bekommt, dann beim ESC anzutreten, ist halt ein nettes Zuckerl. Trotzdem (oder auch deswegen) zählt Italien zu den erfolgreichsten Nationen, nicht unbedingt was Siege betrifft – obwohl sie immerhin auch schon dreimal gewonnen haben, bei 13 Jahren, in dem sie auf eine Teilnahmer verzichtet haben- aber sie schaffen es fast immer in die Top zehn und sie haben auch immer super Songs, quer durch allen möglichen Genres.

Nächstes Jahr treten auch hier gleich drei ex ESC-Kandidaten an. Zum einen Achille Lauro, der von der Bubble als bizarrer Performance Künstler geschätzt wird. Ich gebe zu, ich kenne sein Gesamtwerk nicht so wirklich, aber er ist auf jeden Fall als Person interessant. Achille Lauro, eigentlich Lauro de Marinis, hat seinen Künstlernamen von einem 1994 gesunkenen Schiff. Nachdem er bei San Remo 2022 nicht siegreich war, trat er beim Vorentschein in San Marino an und gewann diesen mit dem Song Stripper. Selbst seine Fans war nicht so wirklich überzeugt von gerade diesem Lied und er kam damit auch nicht ins Finale. Mal sehen, wie es nächstes Jahr läuft.

Der zweite Wiederkehrer ist Francesco Gabbani. Gabbani war 2017 als sicherer Sieger mit dem sehr witzigen und coolen Song Occidentalis Karma nach Kiew gekommen. Er ist dort an mehreren Faktoren gescheitert. 1. Der Song musste auf drei Minuten runtergekürzt werden, und das wurde ziemlich stümpferhaft durchgeführt 2. Die Bühnenshow war eine Katastrophe 3. Laut Andi Knoll und anderen Insider hat er im Laufe der Zeit in Kiew seine Lockerheit verloren, vielleicht auch weil 4. plötzlich da ein junger Portugiese war, der kurz vor einer sehr gefährlichen Herzoperation stand und dessen Schwester ein wahnsinnig schönes, tieftrauriges Lied für ihn geschrieben hatte. Sie vertrat ihn auch in den Proben. Er stand beim Finale einfach nur da und sang seinen Song. Dieser Mann hieß Salvador Sobral und er gewann den Bewerb letztendlich mit Amar pelos dois, und wer kann es ihm verübeln. In der Reprise interpretierte er das Lied dann gemeinsam mit seiner Schwester. Ach ja und die Herz OP war erfolgreich. Gabbani wurde Sechster.

Die Dritte ist Francesca Michielin, die 2016 beim ESC dabei war. Sie hatte San Remo zwar nicht gewonnen, nachdem die Sieger aber damals nicht fahren wollten, trat sie in Stockholm an und belegte mit No Degree of Separation den, besondern für italienische Verhältnisse, recht enttäuschenden 16. Platz. Mehr kann ich dazu nicht sagen, ich habe diesen ESC tatsächlich nicht gesehen, weil ich auf einer Hochzeit war.

Jedenfalls kann man sich auf San Remo immer freuen und ich finde sicher wieder den einen oder anderen Song für meine persönliche Playlist.

Seinfeld, zwei

Die nächste Folge von Seinfeld, die ich hier besprechen möchte, ist die 49., betitelt The Opera. Jetzt wird es etwas kompliziert.

Kramer hat Karten für die Oper Pagliacci (auf deutsch: Der Bajazzo, was eigentlich “Clown” heißt) mit Luciano Pavarotti und möchte, dass alle ihn begleiten. Obwohl Jerry nicht so der Opernfan ist sagt er zu, sowie auch Elaine und ihr neuer Freund, den noch niemand kennengelernt hat. Es handelt sich (was niemand weiß) um “crazy Joe Davola”, der in psychiatrischer Behandlung ist und Jerry schon seit längerem immer wieder bedroht. Kurz vor Beginn der Oper, findet Elaine heraus, dass Joe wahnsinnig ist und lädt ihn wieder aus. Joe vermutet aufgrund ihres dann distanzierten Verhaltens, dass sie einen anderen hat und nennt sie “Nedda”.

Die Arie Vesti la Guibba (“Zieh das Kostüm an”) ertönt in dieser Folge immer wieder im Hintergrund und die Handlung von Seinfeld parodiert die der Oper. Denn dort gibt es das Zirkusehepaar Canio, der den weißen Clown verkörpert, und eben Nedda. Canio findet heraus, dass Nedda ihn mit Silvio betrügt und verlassen will, muss aber an diesem Abend auftreten. Im Laufe der Vorstellung ersticht er sowohl Nedda als auch Silvio (was in Seinfeld quasi Elaine und Jerry wären).

Am Abend der Vorführung warten Jerry und Elaine in der Schlange, George und Kramer versuchen noch, ein paar Karten schwarz zu verkaufen, während sich Joe in einem weißen Clownskostüm nähert. Kurz bevor sie ihm begegnen, kommt Jerry natürlich darauf, wer der Freund von Elaine ist, sie sehen ihn in seinem Kostüm, und beide flüchten geradezu panisch ins Gebäude. Erleichtert, ihn abgeschüttelt zu haben, fragt Jerry nachdem alle sitzen, wem Kramer seine überzählige Karte verkauft hat und Kramer antwortet: “Some nut in a clown suit.”

Wenn man die Oper gut kennt (was ich nicht tat, harhar), hat die Folge diese tolle Metaebene. Wenn man damit nicht vertraut ist, fängt man an zu recherchieren (wie ich). Tatsächlich kennt man nach The Opera die Handlung von Paggliaci von Ruggero Leoncavallo, eine “veritistische” Oper und das liebe ich so an Seinfeld, das Verweben einer Comedy Handlung mit vielen Bezügen zur “Hochkultur”. Und Clowns sind sowieso immer gut als Horrorelement.

Am Ende der Folge wird nicht das Seinfeld-Motiv gespielt, sondern eben Vesti la Guibba, das wohl jeder kennt ohne zu wissen, woher. Queen haben das Motiv von Vesti la Guibba im Intro zu It’s a Hard Life verarbeitet.

ESC: Melfest 2025

“Dr. Eurovision” Irving Volter sagte einmal über Schweden als ESC Teilnehmer: “Die Schweden haben es einfach drauf, seelenlosen Massenpop so zu verpacken, dass man ihn gut findet.” In diesem Sinne News von, wenn man so will, Bayern München des ESC, und zwar vom Melodifestivalen, dem berühmten schwedischen Vorentscheid. Es werden nächstes Jahr gleich zwei ehemalige ESC-Stars erneut teilnehmen. Und in der Bubble alle so: Nicht schon wieder ein schwedischer Sieg.

Es handelt sich um Måns Zelmerlöw und John Lundvik. Ganz ehrlich: Ich hatte (und habe bis heute) keine Liebe für Too Late For Love, dem Song, mit dem Lundvik 2019 antrat. Ich mag solchen Soul-Gospel Schmalz ja überhaupt nicht und das Lied war so unfassbar generisch und altbacken, dass es für mich schwer auszuhalten war. Aber Gott sei Dank sind Geschmäcker ja verschieden und so wurde Lundvik trotz meines Unverständnisses Fünfter.

Zelmerlöw habe ich 2015 beim ESC in Wien live gesehen, wir erinnern uns ja alle, dass er diesen mit seinem Song Heroes auch gewann. Ich hatte andere Lieblinge, wie zum Beispiel das wunderschöne Goodbye to Yesterday aus Estland (7. Platz) das zu meinen all time ESC Favorits gehört oder den Disco Knaller Golden Boy aus Israel (9. Platz) mit den unsterblichen Zeilen: “And before I leave, let me show you Tel Aviv” Aber an Heroes fand ich zumindest den echt dunklen und beklemmenden Text super, harhar. Und Zelmerlöw war ja seitdem bei fast jedem ESC im Einsatz als Moderator, Sidekick und auch als Intervall Act. Irgendwie kann er nicht so richtig ohne Songcontest, aber die Fallhöhe ist halt enorm, wenn man schon einmal gewonnen hat.

Ich bin neugierig, ob wirklich einer von den beiden das Melodienfestivalen gewinnt und hoffe trotzdem auf eine halbwegs spannende ESC Saison.

Seinfeld, eins

Unlängst habe ich einen Artikel über die 100 besten Episoden aus Serien gelesen und nicht, dass ich jetzt deswegen eine Serie schaue, die ich noch nicht kenne, nein, ich schaue jetzt wieder mal Seinfeld. Wobei ich Seinfeld sicher erst zweimal wirklich komplett gesehen habe. Und im Moment tut es mir einfach gut.

Jeder, der Seinfeld kennt weiß: es ist die sprichwörtliche Serie über nichts. Sie lief von 1989 bis 1998. Es geht um den Freundeskreis des Stand Up Comedians Jerry Seinfeld (als quasi er selbst) – Kramer (Michael Richards), Elaine (Julia Louis-Dreyfus) und George (Jason Alexander). Und das wars. Die vier treffen sich und reden über irgendwas. Das ist im großen und ganzen die Handlung. Es ist schrullig und oft sehr witzig, mit einer Menge an Kultepisoden, sie meistens nur an einem Ort stattfinden. Auf die werde ich sicher noch zu sprechen kommen.

Ich habe mir gedacht, ich werde immer wieder punktuell über einzelne Momente in der Serie berichten, wenn mir etwas auffällt, auch wenn es nicht weltbewegend ist. Beginnen möchte ich in diesem Sinn mit der Folge 3 aus der zweiten Staffel: The Jacket. In dieser Folge singt George dauernd “Master of the House” aus Les Miserables. Er erzählt Jerry, dass er das zwanghaft überall tut, im Lift, im Bus, sogar bei seinen Kunden.

Ich schaue die Folgen immer im Original mit Untertiteln

Jerry: You know, Schumann went mad from that.

George: Artie Schumann? From Camp Hatchapee?

Jerry: No, you idiot. (…) You don’t know Robert Schumann? The composer?

George: Oh, SchuMANN. Of course.

Das fand ich bemerkenswert. Wie bekannt ist jemand wie Robert Schumann in den USA? Seinfeld ist sicher ein Intellektueller, aber, dass George ihn dann noch ausbessert und Schumann deutsch ausspricht, während Jerry ihn englisch ausgesprochen hat, das hat mir schon sehr gut gefallen.

Und wen es interessiert, noch die längere Erklärung dazu, von Jerry: “He went crazy from one note. He couldn’t get it out of his head. I think it was an A. He kept repeating it over and over again. He had to be institutionalized.”