almis personal blog

EM live, zwei

Na gut, das wars also wieder mit unserer EM-Teilnahme. Aus in der Vorrunde.

Der gestrige Tag ist schon holprig gestartet. Das Kind hat Ganztagsausflug, am Vortrag waren wir allerdings mit einem Freund im Donaupark, wo die Kids mit Vorliebe durch die verbliebenen Regenpfützen gerollert sind. Am Ende waren die Sneakers so nass, dass ich mir vorgenommen habe, sie zuhause gleich mit Zeitungspapier auszustopfen. Das Schuljahr ist aber schon lang und wir haben alle ziemliche Ermüdungserscheinungen und nachdem ich den Rucksack für den Ausflug gepackt habe, habe ich auf die Schuhe vergessen. Mit dem Erfolg, dass mir zwei Minuten vorm Aufbruch aufgefallen ist, dass die Sneakers – in Ermangelung von Zeitungspaper – immer noch klitschnass sind. Gottseidank haben wir noch ein zweites Paar elegantere Schuhe (für die Festivitäten), die dann auf den Ausflug angezogen wurden.

Am Nachmittag dann hab ich eine Nachbarin mit ihren zwei Jungs getroffen, mit Österreich T-Shirts. Als ich das kommentiert habe, meinte die Nachbarin: “Na ja, ein letztes Mal halt”. Wir haben gelacht und ich hab mir gedacht, ist das jetzt pessimistisch oder realistisch gedacht? Der weitere Verlauf des Abends würde das zeigen.

Wir waren bei Freunden zum Public Viewing eingeladen, allerdings musste das Kind noch vom Ausflug zurückkommen. Das hätte es um 17.30 tun sollen, allerdings bog der (erste) Bus erst gegen 17.50 in die Straße zur Schule. Und richtig, im ersten Bus war das Kind nicht. Auch nicht im zweiten. Sondern, klar, im dritten und letzten. Dafür durften die anwesenden Eltern die Wende-Manöver der jeweiligen Busfahrer in der engen Gasse bestaunen.

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Es wurde niemand verletzt!

Als wir dann um 18.15 endlich bei unseren Freunden waren, hatten wir das erste Tor schon verpasst. Leider nicht das erste Tor für Österreich. Ähem. Die Stimmung war etwas gedrückt. Aber gottseidank gab es bald darauf einen Elfmeter für unser Team. Nun muss man Elfmeter aber natürlich auch verwandeln… das könnte zum Problem werden. Und das wurde es auch.

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Stand zur Pause: 1:0 für Island. Nach der Pause wachte unsere Mannschaft dann allerdings auf und erzielte bald das 1:1. In der zweiten Hälfte spielten sie wirklich nicht schlecht, dennoch wollte einfach kein zweites Tor gelingen. Bzw. am Ende, als alles riskiert werden musste, gelang Island sogar noch das 2:1. Im ORF wurden anschließend Fans aus Österreich, die live im Frankreich vor Ort waren, zur Leitungs des Teams befragt, und eine Stimme des Volkes meinte: “Die zweite Hoibzeit woar gut, sunst woar olles gschiss’n” Tja, was will man noch groß analysieren, damit ist wohl alles gesagt. Harhar.

EM live

Gestern der erste Italien-Einsatz bei dieser EM, das mussten wir uns natürlich ansehen. Auch das Kind, ein großer Buffon-Fan, durfte die erste Halbzeit sehen. Leider nicht mehr, da ja heute wieder Schule ist.

Zuerst eine Stunde Vorberichterstattung, in der die beiden Manschaften Italien und Belgien ausführlich vorgestellt wurden. Ich weiß jetzt alles über das belgische Team, obwohl ich nie etwas über sie wissen wollte, harhar. Aber Belgien ist derzeit auf Platz 2 der Fußball-Weltrangliste und ging als solcher auch als klarer Favorit in das gestrige Match oder wie ORF-Moderator Stöhr es ausdrückte: “Superstar Buffon und zehn mittelmäßige Italiener”. Damit sollte er nicht unbedingt recht behalten.

Ex-Tormann Helge Payer schwärmte von seinem Idol Buffon, der so sympathsich und am Boden geblieben sei, bei einem Spiel gegen ihn habe er ihn sogar freundlich mit Namen begrüßt und sich bei ihm bedankt. Worauf der andere ORF-Experte (und Ex-Fußballer) Roman Mählich trocken kommentierte: “No ihr hobts domois a vier zu nui valurn, klor bedonkt er si” (=ihr habt vier zu null verloren, ist ja klar, dass er sich bedankt). Wie dann eine Freundin von mir auf Facebook schrieb: “Der Wein dürfte Mählich ausgezeichnet munden”.

Leider fehlte Italien-Fan Herbert Prohaska gestern, aber immerhin berichteten Mählich und Payer, dass er jeden Tag die “Gazetta” lese und festgestellt habe, dass Italien heuer wenig Druck aus dem eigenen Land bekommt, da niemand damit rechnet, dass diese Mannschaft tatsächlich Chancen auf den Titel hat. Was Italien zugute kommen könnte. Zumindest was den Auftakt betraf, kann man Prohaska recht geben.

Habemus Bundespräsident

Nach dem spannenden Wahlsonntag, wurde es ein fast ebenso aufreibender Wahlmontagnachmittag. Nachdem sie gegen 15 Uhr auf twitter die Gerüchte verdichteten, dass Van der Bellen das Rennen machen könnte, wurde eine Sonder-Zib in Kürze angekündigt.

Normalerweise schalten wir den Fernseher zu der Zeit nicht ein, daher weiß ich auch nicht, ob es da regelmäßig Weißblaue Geschichten spielt, oder ob das nur gestern der Fall war, jedenfalls war das insofern sehr lustig, als wohl hunderttausende Österreicher gestern irgendwelche Uralt-Folgen der beschaulichen bayrischen Serie gesehen haben. Ich brauche wohl nicht zu erwähnen, dass hierzu zahllose Witzchen gemacht wurden, manche interpretierten übermotiviert in die antiken Folgen auch einen aktuellen politischen Bezug. Der beste Tweet hierzu kam vielleicht von Journalist Guido Tartarotti:

 

Was hätte man da alles senden können, im Bewusstsein, soviele Seher aufmerksam vor den Schirmen zu haben, aber ok. War es eben das. Die Firmen, die Werbung zu diesem Zeitpunkt gebucht haben, konnten sich jedenfalls freuen.

Nachdem man erfahren hat, dass Floridsdorf mehrheitlich doch noch auf Van der Bellen umgeschwenkt hat (das war btw. bei der letzten Nationalratswahl auch so, dass die Briefwähler die politische Färbung noch verändert haben) und Simmering damit als einziger Wiener Bezirk (knapp) Hofer vorne hatte, wurde – NACH etlichem Herumreden und Vorlesen des Facbook Postings von Norbert Hofer, in dem er seine Niederlage schon eingestand – auch endlich vom BMI der neue Bundespräsident Alexander van der Bellen bekanntgegeben. Leichte Geburt wars keine, aber sauspannend (oder auch “arschknapp” mit 49,7 zu 50,3 Prozent) allemal.

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Wahlfahrt

In zwei Wochen wählen wir in Österreich unseren neuen Bundespräsidenten. Das heißt nein, so kann man das nicht sagen, in zwei Wochen entscheiden wir, wer in die Stichwahl Ende Mai kommt. Denn diesmal gibt es besonders viele Bewerber und es ist noch nicht mal ganz klar, wer davon es in die nächste Runde schaffen wird.

Ich liebe Diskussionen der Kandidaten und schaue das wirklich gerne im Fernsehen an, obwohl ich sonst kaum mehr fernsehe. Ich mag weniger, dass Richard Lugner (obwohl er keine Chance auf das Amt hat und man ihm gegenüber durchaus Vorbehalte haben kann), vom ORF nicht besonders fair behandelt wird. Einerseits ist er in den Zweier-Diskussionsrunden vom ORF nicht vorgesehen, andererseits hat Armin Wolf es in der ZIB2 meines Erachtens nicht geschafft, ihn objektiv und sachlich zu interviewen, was ich schade fand.

Der Wahlfahrt – ein hübsches ORF-Format, in dem die Kandidaten mit dem Journalisten Hanno Settele im Retro-Mercedes zu Wahlauftritten chauffiert werden, ein paar Aufgaben bewältigen müssen und sich unterhalten, dazu gibts gute Musik – ist es besser gelungen, Lugner objektiv zu behandeln. Und siehe da: Lugner kann ganz normal antworten, wenn er normal gefragt wird. Überhaupt war spannend, wie die Kandidaten mit diesem Format umgehen. Nachdem es sich mehr um ein Gespräch, denn eine hartes Interview handelt, befindet sich der jeweilige Kandidat in einer Art halböffentlichem Raum, in dem er manchmal schon fast vergisst, von Kameras beobachtet zu werden.

Die Kandidaten können unterschiedlich gut mit dieser Situation und Settele umgehen, diesmal von relativ schlecht, nach eigener Aussage (Irmgard Griss), bis erstaunlich souverän (Andreas Khol). Das bedeutet m.E. nicht, dass man deshalb seine Wahlentscheidung trifft oder ändert, aber es ist doch spannend, die Kandidaten von einer anderen Seite kennenzulernen. Van der Bellen erzählt einen jüdischen Witz, Lugner spricht über seinen im Krieg gefallenen Vater, Hundstorfer über seine Anzüge, Hofer kommt gleich mit dem falschen (nämlich flimmernden) Sakko. Und wer hätte gedacht, dass Khols Sohn dieselbe Vorliebe für Kuh-Augen mit langen Wimpern hat wie ich? Dass das ein bisschen strange ist, steht auf einem anderen Blatt….

Nächste Woche, am 14. April, freue ich mich auf Zwei im Gespräch mit jeweils (Nomen est Omen) zwei Kandidaten in Diskussion. Wie gesagt ohne Richard Lugner – aus organisatorischen Gründen…

Was wir von den Globes lernen können

Gestern wurden die Golden Globes vergeben. Sie werden immer wieder als Indikator für die Oscars bezeichnet, obwohl die Geschmäcker der Jurys oft doch deutlich differieren. Was stimmt ist, dass es eine (weitere) der vielen Auszeichnungen während der Awardseason ist, die man in Oscar-Überlegungen miteinfließen lassen sollte

So ist es zumindest bemerkenswert, dass The Revenant die Verleihung doch deutlich dominierte. Denn dieses Jahr gibt es praktisch keine wirklich Oscarfavoriten, abgesehen von Leo, das Rennen um den besten Film ist praktisch vollkommen offen. Nachdem zuerst The Martian dominierte, zwischenzeitlich Carol, spielte sich in der letzten Zeit der Film Spotlight, über die Arbeit eines Teams von Investigativ-Journalisten über einen Kirchenskandal in Boston, in den Vordergrund. Dieser ging allerdings gestern völlig leer aus.

Man darf also gespannt sein, was am Donnerstag – bei den Oscarnoms – passiert. Man darf jetzt aber wohl davon ausgehen, dass The Revenant eine bester Film Nominierung kassieren wird¹, neben den oben genannten Filmen und (mein persönlicher heißer Tipp) Mad Max und Big Short. Der neue Tarantino The Hateful Eight dürfte in dieser Kategorie nicht reüssieren können. Die Kritiken sind auch relativ durchwachsen.

Was die Schauspieler betrifft, so dürfte Leo diesmal seinen ersten Oscar bekommen, ob Sly Stallone nach dem Globe auch einen Nebenrollen-Oscar für Creed bekommt und ob Kate Winslet für Steve Jobs ausgezeichnet wird, bleibt abzuwarten – obwohl Twitter die Traumpaarung di Capro/Winslet auch sehr gerne Ende Februar sehen würde. Brie Larson hat derzeit das Momentum als beste Hauptdarstellerin.

Wie hat sich Moderator Ricky Gervais als Host (bereits zum 4. Mal) geschlagen? Ich persönlich mochte Tina und Amy mehr, muss aber zugeben, dass sein Stand Up nicht schlecht war. So hat er sich zum heißen Thema gleiche Bezahlung für Frauen Hollywood folgendermaßen geäußert:

Of course woman should be paid the same as men for doing the same job. And I’d like to say now, I’m being paid exactly the same as them [Fey and Poehler] last year. No, I know there were two of them, but it’s not my fault if they want to share the money, is it? That’s their stupid fault.

Und nachdem die Leute darüber gelacht haben:

It’s funny because it’s true.

Auch nahm er auf topaktuelle Ereignisse Bezug, in dem er sagte, er würde beim Stand Up die Sau rauslassen und danach verschwinden: “Not even Sean Penn will find me.” Aber generell sei er nicht mehr so böse wie früher, er habe sich geändert:

I’ve changed — not as much as Bruce Jenner. Obviously. Now Caitlyn Jenner, of course. What a year she’s had! She became a role model for trans-people everywhere, showing great bravery in breaking down barriers and destroying stereotypes. She didn’t do a lot for women drivers. But you can’t have everything, can ya? Not at the same time.

¹Würde Innaritu bester Regisseur werden, wäre es (nach Birdman letztes Jahr), der erste back to back Oscar seit 1940/41 für beste Regie.