almis personal blog

Manchester by the Sea

Als nächsten Oscar-Kandidaten habe ich mir den Film Manchester by the Sea angesehen. Und nachdem ich erst kürzlich geschrieben habe, dass mir eigentlich alle Filme mehr oder weniger gefallen, die ich mir im Kino ansehe, weil ich doch eine für mich passende Auslese treffe, muss ich gestehen, bei Manchester by the Sea habe ich danebengelegen. Nach Filmende hab ich den Saal verlassen und fühlte mich wie nach einer durchwachten Nacht: total verkatert und deprimiert, mit einem schalen Geschmack im Mund.

Kleine Spoiler möglich

Doch worum geht es eigentlich? Schon der Trailer verrät, dass Lee Chandler (Casey Affleck), alleinstehend, um die 40, als Hausmeister in Boston beschäftigt, den Anruf erhält, dass sein Bruder -nicht ganz unerwartet – verstorben ist. Er muss zurück in seine Heimatstadt Manchester by the Sea, um die Formalitäten zu regeln und sich um seinen noch minderjährigen Neffen Patrick zu kümmern. Bei der Testamentseröffnung erfährt er, dass er die Vormundschaft über seinen Neffen übernehmen soll und gerät in Panik. Er fühlt sich erdrückt und mit dieser Aufgabe, obwohl er Patrick mag und dieser bereits 16 Jahre alt und damit fast erwachsen ist, vollkommen überfordert.

Warum, das werde ich nicht verraten. Nur soviel sei gesagt: der Tod von Lees Bruder ist fast sowas wie der Comic Relief des ganzen Filmes, denn alles andere ist, im Vergleich dazu, dunkelgrau-düster bis tiefschwarz. Dieser Film ist Hoffnungslosigkeit und Tristesse pur, wer also darauf steht, dem kann ich einen Besuch nur empfehlen. Alle anderen sollten sich das lieber zweimal überlegen. Denn Manchester by the Sea ist kein Werk geworden, dass irgendeine Art von Strohhalm zum festklammern, oder um in der Methapernsprache des Filmes zu bleiben, keinen noch so kleinen Rettungsring bereithält.

Manchester by the Sea sagt: manche Dinge, die im Leben passieren, sind so schlimm und schmerzhaft, dass nichts und niemand sie jemals wieder gutmachen kann. Das ist eine sensationell deprimierende Botschaft für ein fiktionales Werk. Nicht, dass ich pathetische hollywood-eske Enden in Filmen mag (im Gegenteil), aber Kino bedeutet für mich auch, sowas wie einen Silberstreifen am Horizont zu zeigen, irgendetwas, woraus man einen Erkenntnisgewinn zieht, und sei er noch so unscheinbar.

Stattdessen entwickelt sich Lee Chandler den ganzen Film über eigentlich absolut gar nicht weiter. Ist er ein Opfer seiner Umstände, der einfach nicht anders kann als der zu bleiben, der er ist, oder ist er ein verantwortungsloser Ignorant, dessen Charakter zwangsläufig zu diesem oder einem ähnlichen Punkt in seinem Leben hatte führen müssen? Muss man ihn betrauern oder sollte man ihn verachten? Sein Umfeld tut ersteres, ganz Manchester by the Sea ist wie ein Vormund für ihn, der eigentlich er sein sollte. Ob das richtig ist, man weiß es nicht. Jedenfalls will Lee nichts wie weg. Casey Affleck lässt nicht mehr Information raus, als unbedingt notwenig. Man kann es starkes, reduziertes Charakterspiel nennen, aber auch als stumme Ratlosigkeit des Schauspielers der eigenen Rolle gegenüber bezeichnen. Eine einzige Szene, als Lee auf seine Ex-Frau Randi (Michelle Williams) trifft, ist von solcher Emotionalität – ausgelöst durch Williams, die sehr beeindruckend agiert – dass man hofft, jetzt endlich würde Lee das Steuerrad noch herumreißen können. Aber dann versinkt wieder alles im grauen Nebel von Manchester im Winter.

Davon abgesehen weist der Film ein paar handwerkliche Schnitzer auf, die Werken von solchem Kaliber eigentlich nicht unterlaufen dürften, etwa, als in einer Szene Nacht ist und nach einem Schnitt schon heller Tag; der Plot verrät allerdings, dass höchstens ein paar Minuten vergangen sein dürften.

Manchester by The Sea ist ein Film, der mich verstört und ratlos zurücklässt, und bei dem mir fast lieber gewesen wäre – und das sage ich nicht oft – ihn nie gesehen zu haben.

Beyonce

Diese Woche hat Beyonce das Internet kaputt gemacht mit ihrer Meldung, dass sie Zwillinge erwartet.

Also nicht mit der Meldung alleine, sondern mit dem dazupassenden Foto, das sie auf Instagram geteilt hat. Nachdem es bei ihrer letzten Schwangerschaft Spekulationen gab, sie hätte das Kind gar nicht selber ausgetragen, dachte sie wohl diesmal lieber keine Missverständnisse aufkommen lassen. Die Präsentation ihres Bauches stieß auf, nun ja, geteilte Reaktionen. Der grüne Schleier, die farblich nicht direkt aufeinander abgestimmte Unterwäsche, die möglicherweise einen Hinweis auf die Geschlechter der Zwillinge gibt (O-Ton einer Twitter-Userin: Oh super, ich dachte nur bei mir passt das nie zusammen), das Blumenarrangement im Hintergrund.

Was hat das eigentlich alles zu bedeuten? In erster Linie wohl, dass Beyonce gerne im Zentrum der Aufmerksamkeit steht, um es vorsichtig zu sagen. Und wie beim Betrachten eines guten Kunstwerks ist man irritiert und kann irgendwie nicht aufhören, sich das Bild anzusehen und versuchen, es zu deuten. Es ist keine Mater dolorosa Darstellung, keine “heilige Familie” – Jay Z. und die Tochter fehlen. Ein bisschen was hat es von Lana del Rey, durch die Kunstblumen, finde ich. Auch Journalisten haben sich so ihre Gedanken gemacht, es erscheinen tatsächlich Artikel zb im Guardian, die sich aus kunsthistorischer Sicht mit diesem Foto beschäftigten. Das ist ja irgendwie schon sehr schräg, aber auch interessant.

Was noch auffällt, entgegen der Lyrics einer ihrer Songs trägt Beyonce keinen Ring. Und auch sonst keinerlei Schmuck oder Statussymbole. Das ist für jemanden, der den Nimbus “independent woman” vor allem über Kaufkraft definiert, beinahe schon ein antikapitalistsiches Statement. Harhar.

Fragen über Fragen

Heute gab es bei Stad-Land-Mama einen Artikel einer Frühchen-Mutter, die berichtet, wie sehr sie nach der Geburt ihres Kindes unter neugierigen, unsensiblen Fragen aus dem Umfeld gelitten hat.

Sie geht recht streng mit den Fragern um, ich denke, gerade Leute, die einem vielleicht nicht so nahe stehen und/oder die noch nie mit dem Thema Frühgeburt in Berührung gekommen sind, wissen es oft wirklich nicht besser, wenn sie “unpassende” Fragen stellen. Ich habe das, in meinem Fall, oft nicht so eng gesehen, oftmals sind Fragen ja auch nur dazu da, um irgendwie Kontakt herzustellen. Und wer weiß schon im ersten Moment, was er wirklich dazu sagen soll. Da kann ich schon nachvollziehen, dass man mal etwas ungeschickt agiert.

Mich hat damals ein bisschen gestört, dass manche Leute dachten, ich wäre jetzt Fachfrau für Frühgeburten, nur weil ich mein Kind gerade drei Monate zu früh auf die Welt gebracht hatte. Im Laufe der Zeit lernt man natürlich viel und kennt sich nach einer Weile tatsächlich einigermaßen gut aus, aber nicht ein, zwei, drei Tage nach der Geburt. Da ist man erstmal verwirrt, erschöpft, erschlagen, ratlos und vor allem verzweifelt. Vielleicht trifft es noch eher auf Eltern zu, die während der Schwangerschaft bereits Gründe zur Annahme hatten, dass ihr ein Kind ein Frühchen wird, und die sich daher mit dem Thema beschäfigt haben. Aber wenn es überraschend kommt, ist das in der Regel nicht der Fall.

Die Frage nach dem Zeitpunkt der Entlassung – die die Autorin erwähnt – habe ich auch sehr oft gehört. Wobei ich die Frage an sich nicht schlimm finde. Schlimm wird sie dann, wenn sie täglich von derselben Person kommt, obwohl diese weiß, dass das Kind noch voll beatmet wird und in kritischem Allgemeinzustand ist. Sehr verletzend habe ich auch die wiederholte Frage empfunden: Wann kannst du ihn denn endlich halten? Auch hier ist die Frage selbst nicht so schlimm wie die dauernde Wiederholung. Natürlich wünscht man sich als Mutter nichts mehr als sein Kind endlich in den Arm zu nehmen, aber das ist wie beim Gras, das nicht schneller wächst, wenn man dran zieht. Ein Kind, das im Brutkasten gerade so halbwegs gut zurechtkommt, kann man nicht einfach mal jemanden in den Arm drücken, nur damit der sich besser fühlt. Natürlich sind sechs Wochen bis zum “Erstkontakt” (so war es bei uns) lang und natürlich kann man sich das als Außenstehender nicht so vorstellen, zumal man vielleicht selbst ein Kind hat, das man direkt nach der Geburt auf die Brust gelegt bekommen hat.

Generell muss man als Frühchen Mama – wie im Artikel beschrieben – sehr früh lernen, sein Kind absolut gar nicht mit anderen Babys und Kleinkindern zu vergleichen. Außer, man will monate- bis jahrelang frustriert sein, weil das Kind logischerweise entwicklungsmäßig sehr hinterher hinkt. Es gibt auch Leute, die bereits in der Phase der Intensivstation fragen, warum das Nachbarbaby xy bereits entlassen wird, obwohl es ja nach dem eigenen geboren wurde. Tja, weil das Nachbarbaby xy zwar ein Frühchen ist, aber aus der 35. Woche. Und man kann 25 Wochen-Frühchen schwerlich mit einem 35 Wochen-Frühchen vergleichen. Bei Frühchen machen zwei Wochen Unterschied bei der Schwangerschaftswoche schon sehr viel aus.

Generell gilt, was uns der Arzt auf der Neonatologie gesagt hat, sowohl für Eltern eines Frühchens als auch für das ganze Umfeld: “Ihr werdet Geduld brauchen.” Und wenn man Frühchen-Eltern unterstützen will und nicht weiß wie, ist es sicher am besten, wenn man nicht drängt und stresst und die eigene Neugierde etwas hintenanstellt. Wenn man unbedingt etwas fragen möchte, dann kann ich aber folgende Frage uneingeschränkt empfehlen: “Brauchst du jemand zum reden?”

Oscar Noms 17

Ich wollte noch was zu den Oscar Nominierungen schreiben.

Ein Filmkritik-Kollege von mir, den ich öfters in Pressevorstellungen getroffen habe, und der meinen La La Land Enthusiasmus teilt, hat mutigerweise 13 Nominierungen vorausgesagt, unter anderem zwei Songnominierungen. Und was soll ich sagen? Mit den Songs hatte er recht – sowohl City of Stars wie auch Audition (The Fools who dream) sind nominiert worden – sonst hat er den Film tatsächlich unterschätzt, weil er sogar 14 Nominierungen bekommen hat und damit mit Titanic und Alles über Eva gleichgezogen hat. Man kann aber jetzt schon sagen, dass La La Land natürlich nicht 14 Oscars erhalten wird, denn in der Songkategorie kann er ja nur maximal einen gewinnen. Harhar.

Außerdem schwächelt der Film auf alle Fälle in den Schauspielerkategorien. Nicht, weil Gosling und Stone nicht großartig wären, sondern weil die Konkurrenz so groß ist. Bei den Männer ist Casey Affleck (Manchester by the Sea) der hohe Favorit, gefolgt von Denzel Washington (Fences). Bei den Damen würde ich Isabelle Huppert (Elle) als größte Konkurrentin von Stone sehen – ein wirklicher Schocker bei den Nominierungen war ja, dass Amy Adams nicht nominiert wurde, obwohl ihr Film Arrival (und ja, es ist zu großen Teilen wirklich ihr Film, finde ich) mit 8 Noms bedacht worden ist. Dafür hat Meryl Streep ihre 20. Nominierung erhalten.

Hugh Grant, als ihr Partner in Florence Foster Jenkins wurde übrigens nicht bedacht, was daran liegen kann, dass es eine Konfusion über das Ausmaß seiner Rolle gegeben hat (Hauptdarsteller oder Nebendarsteller?). Allerdings wurde Grant schon viermal für den Globe nomniert – einmal hat er ihn auch gewonnen – allerdings noch nie für den Oscar. Und wenn wir dabei sind – Nicole Kidman und Dev Patel sind beide als Nebendarsteller im Film Lion nominiert, aber kein Mensch (=ich) weiß, wer die Hauptdarsteller in diesem Werk sind. Es mag daran liegen, dass es um einen adopierten Jungen geht, der zuerst als Kind gezeigt wird. Wahrscheinlich gibt es in diesem Fall nur Nebendarsteller?

Was gibt es noch zu sagen? Mel Gibson ist zurück, nachdem er ja wegen diversen verbalen Ausfällen von Hollywood eher geschnitten wurde. Ich bin kein Fan und ich mag auch keine (Anti)Kriegsfilme, also wird Hacksaw Ridge an mir vorbeigehen. Toni Erdmann geht – wie erwartet – als bester ausländischer Film ins Rennen ich habe ihn leider immer noch nicht gesehen. Etwas traurig bin ich darüber, dass Almodovars Julieta, den ich im August gesehen und sehr gemochte habe, nicht nominiert wurde. Aber man kann nicht alles haben.

La La Land – mein Review

Manchmal geht man aus dem Kino – verzaubert, ergriffen, gerührt, mit dem Bewusstsein, dass man einen Film gesehen hat, der über sich selbst hinausgewachsen ist. Einen Film, der einen noch lange begleiten wird. An den man immerzu denken muss, als wäre man frisch verliebt und hätte Schmetterlinge im Bauch. Willkommen im La La Land!

Kleine Spoiler können folgen – das Ende wird nicht verraten

Die Ausgangslage: Mia (Emma Stone), eine Schauspiel-Aspirantin, die sich bisher eher erfolglos von Casting zu Casting hantelt und dazwischen als Kellnerin arbeitet und Sebastian (Ryan Gosling), ein Musiker, der von seinem eigenen Jazz-Club träumt, sich aber als Bar-Pianist mehr schlecht als recht über Wasser hält, begegnen sich mehrmals zufällig in der Millionenstadt Los Angeles. Obwohl beide Künstler aus Leidenschaft sind und im Prekariat leben, sie also einiges verbindet, mögen sie sich anfangs ganz und gar nicht. Dabei fühlt Mia sich von Sebastians Musik einmal unbekannterweise förmlich angezogen, wie bei einem Ratterfänger folgt sie dieser einen Melodie, die er spielt als die Großstadt so ruhig ist, dass man eine Stecknadel fallen hören könnte. Doch auch dieser Augenblick bringt sie einander nicht näher, im Gegenteil.

Die Antipathie gipfelt hoch über den Hollywood Hills, wo die beiden eine Party verlassen, auf der sie sich wieder mal unverhofft begegnet sind, und die Sonne gerade untergeht. Mia findet ihren Wagen trotz elektronischem Autoschlüssel nicht, es ist gerade schön absurd, da singt Sebastian in “Lovely Night“, wie verschwendet diese schöne Nacht doch sei, wie poetisch das doch sein könnte, wären jetzt eine Frau und ein Mann zusammen hier, die etwas füreinander empfänden und Mia ergänzt: “Maybe this appeals, to someone not in heels, or to any girl who feels, there’s some chance, for romance, but i am frankly feeling nothing – or it could be less than nothing.” Die beiden müssen sich gegenseitig so vehement versichern, dass sie nicht miteinander können, weil sie natürlich sehr wohl merken, dass sie sich voneinander angezogen fühlen. Diese erotische Spannung, die zwischen ihnen schon im Streit herrscht, würden sich andere Film-Paare unmittelbar vor der ersten gemeinsamen Nacht wünschen.

Genauso wie Mia und Sebastian sich erst auf den 2. Blick verlieben, so geht es vielen auch mit der Stadt Los Angeles. Sie hat nichts pittoresk-verspieltes, wie San Francisco, nichts pulsierendes wie New York, nichts gigantomanisches wie Las Vegas. Los Angeles ist weitläufig, unstrukturiert, besitzt relativ wenige Hochhäuser und kein wirkliches Zentrum, die Stadtviertel unterscheiden sich teilweise enorm voneinander, alles ist sehr heterogen und individualistisch. Der berühmte Walk of fame ist eigentlich ein schmutziger Gehsteig, wenn – ja, WENN man ihn nicht mit Bedeutung erfüllt. Und wo, wenn nicht in Hollywood, darf man mit seiner Phantasie spielen und das in Los Angeles sehen, was es AUCH ist, wenn auch nicht so offensichtlich?

Regisseur Damien Chazelle tut genau das, er porträtiert ein anderes, ein geheimnisvolles, verträumtes, ein lebensfrohes Los Angeles, auf der die Menschen während eines Staus auf dem Highway auf ihren Autos tanzen (“Another day of sun“) und es wirkt so als hätten die Menschen dort noch nie etwas anderes gemacht. Während Baz Luhrmanns Moulin Rouge ein Paris zur Verfügung hatte, das als Stadt der Liebe und Sinnlichkeit etabliert ist, muss Chazelle all sein Können aufbieten, um Los Angeles wie die attraktivste Stadt der Welt erscheinen zu lassen. Und Chazelle kann das.

Wie schon in Whiplash kreiert er einen Film voll von Musik, allerdings standen sich dort zwei Protagonisten gegenüber, die beide auf ihre eigene Art und Weise unsympathisch waren. La La Land kann auf zwei Darsteller zählen, denen man sich beiden verbunden, ja vertraut fühlt. Chazelle erzählt ihre Geschichte mit nicht-linaren Schlenkern, die denkbar unanstrengt sind, mit Variationen und Improvisationen wie in der Jazzmusik, die er so liebt. Er scheint nicht arm zu werden an Ideen, die das Auge und das Ohr umschmeicheln, dabei ist sein Drehbuch streckenweise sehr witzig (ich sage nur “I ran”), dann wieder faszinierend melancholisch, dass man weinen könnte, weil es einfach so schön ist, etwa wenn Mia und Sebastian gemeinsam City of Stars singen und es so wirkt, als wären sie dabei wirklich ganz alleine gewsen und hätten nur für sich gesungen.

Die Botschaft des Filmes lautet: “Here’s to the fools who dream”. Und in Zeiten wie diesen werden die Menschen, die träumen, die sich dafür einsetzen, was sie mit Leidenschaft erfüllt, ganz dringend gebraucht. Genau wie solche Filme.

Oscars coming up

Bald wird es spannend in Sachen Oscar. Am Dienstag gibt es die Nominierungen und ich freue mich schon sehr darauf.

Gestern hab ich mir im Bett einen Podcast dazu angehört, nach einer Stunde bin ich eingeschlafen, und das war noch nicht mal ein Drittel (!) der ganzen Sendung. Es ist sagenhaft, wie lange sich erwachsene Menschen über mögliche Oscarkandidaten auseinandersetzen können, als gäbe es kein Morgen. Ich finde das ja großartig, denn es gibt ja Leute wie mich, die sich das auch sehr gerne anhören.

Ich kann mich noch an die Diskussionen zu “Best foreign” (Toni Erdmann Favorit) und “Best animated” (Zootopia) erinnern, und die waren schon sehr ausufernd. Die Kategorie “Best short” haben sie gleich ganz weggelassen, ich glaube, da wäre die Besprechung davon länger gewesen als der jeweilige Film. Harhar. Interessant wird noch sein, ob sie Martin Scorsese und seinen Film Silence Chancen geben, der bisher fast komplett unter dem Radarf lief, was Filmpreis-Nominerungen betrifft. In sehr vielen Kategorien scheinen heuer oft nur drei der fünf Slots vorhersehbar, der Rest kann für viele Überraschungen offen sein. Ist aber natürlich auch spannender as wenn man schon Wochen vorher weiß, wer jeweils gewinnen wird. Solche Jahre sind seltener geworden.

Heute will ich dann weiterhören und bin speziell neugrierig, was sie zur “Best actress” Kategorie sagen, falls ich nicht vorher bei “Best sound mixing” einschlafe.

Mitte der Woche

Diese Woche ist nicht gerade das bisherige Highlight im Jänner.

Sonntag Abend Zahnschmerzen aus der Hölle. Heute Zahnarzttermin, wo wir eröffnet wird, dass meine unteren Weisheitszähne möglicherweise rausoperiert gehören. Operiert deshalb, weil sie quer im Kiefer stehen und auf die anderen Zähne drücken. Sieht am Röntgenbild ziemlich unschön aus, wenn einem das die Ärztin so unter die Nase hält. Harhar. Dabei war ich ja wegen eines abgebrochenen Zahns dort und nicht deshalb, das habe ich ihr auch gleich gesagt. Darauf die Assistentin: “Das wollten sie jetzt gar nicht hören, oder?” Aber sowas von nicht. Die Weisheitszähne machen mir keine Schmerzen, zumindest noch nicht.

Außerdem ist das Kind ziemlich krank, was selten der Fall ist, und ich versuche irgendwie von der Couch aus zu arbeiten, und dazwischen schnell einkaufen zu gehen und kleine post its an die Wohnungstür zu hängen, an denen ich die Nachbarskinder bitte, nicht um sieben Uhr früh Sturm zu läuten wie sonst.

Highlights erwarte ich diese Woche also nicht mehr, schon gar nicht am 20.1., das Aufregendste für mich wird wohl bleiben, dass UHBK Christian Kern einmal in der Nacht einen Tweet von mir gefavt hat. In dem Tweet ging es zwar um ihn (dass ich “mit ihm” auf dem Muse Konzert war), aber ich hab ihn nicht gementioned, aber er hat meinen Tweet trotzdem gesehen und gelikt. Eigentlich sehr nett¹.

Also doch bisher eine erfolgreiche Woche. Think pink.


¹Unsere Sprache verroht und wird immer mehr von Anglizismen durchzogen.

Automesse

Gestern hatte ich die spontane Idee, mit dem Kind auf die Automesse in Wien zu gehen. Und vorher Pizza essen. Nachdem der Nachbarsjunge bei uns geschlafen hatte und noch da war als wir das besprachen, passierte das, was passieren musste. Und kurz vor halb 12 bin ich mit den beiden los.

Das Mittagessen war sehr lecker und danach gings mit der U2 bis Krieau, direkt zur Location. Angeblich gabs bei der Individualanreise teilweise Stau und längere Wartezeiten. In der Ubahn war jedenfalls einiges los. Das Kind ist ein großer Bugattifan, allerdings nicht der Einzige. Als wir die Ubahn verließen, ging hinter uns ein etwas älterer Bub, dessen einzige Sorge war, ob wohl der neue Bugatti ausgestellt sein würde. Ich sagte meinen beiden Begleitern, dass ich mich besonders auf die neuen Skoda-Modelle freuen würde, was skeptisches Stirnrunzeln zur Folge hatte.

Nach entern des Messe-Zentrums – Kinder bis 10 sind übrigens gratis, Erwachsene zahlen am Wochenende 11 Euro, wenn sie die Karte schon am PC kaufen und ausdrucken oder via Smartphone mitbringen, sonst ein paar Euros mehr – merkte man schon, dass tatsächlich sehr viel Andrang herrschte. Auch deshalb ist es besser, man bringt seine Karte schon mit und muss sich nicht an der Kassa anstellen. Am Anfang war alles uninteressant, außer die Bugattiecke. Und da stand er, der neue Chiron, läppische 2,4 Millionen Euro wert. Direkt hin durfte man auch nicht, nur am Zaun stehen, und ihn von dort aus anschmachten. Chic ist er schon, vorallem die Farbe.

Nachdem das also erledigt war, haben wir uns den Rest der Ausstellung angeschaut (ok, einmal ging es dann auch später noch zum Bugatti), und da gabs auch noch einiges zu sehen und v.a. auch “probezusitzen”. Praktisch alle großen Marken waren vertreten und es gab auch einige interaktive Stationen, zb. die Assistenzsysteme von VW testen.

Besondere Begeisterung löste auch ein Sportwagen von Alfa Romeo aus, ich muss allerdings anmerken, dass man da so tief drinnen sitzt, dass man mit 40 plus ohne fremde Hilfe nicht mehr aussteigen wird können, das bitte beim Kauf zu berücksichtigen.

Insgesamt waren wir drei Stunden dort und wir hätten es auch noch länger ausgehalten, allerdings war es doch ziemlich anstrengend, warm und irgendwann schmerzten auch die Füße etwas. Aber jedenfalls eine Ausstellung, die wir nächstes Jahr wahrscheinlich wieder besuchen werden.

Wunschgeschlecht?

Heute geisterte ein Text über die sozialen Medien, der einiges an Aufsehen erregte. Da hatte eine werdene Mutter geschrieben, wie entäuscht sie war, als sie erfuhr, dass ihr zweites Kind ein Junge werden würde und nicht – wie erhofft – ein Mädchen. Die Mutter äußerte sich sehr negativ über das “Outing” und schrieb, sie empfände jetzt gar keine Freude mehr auf ihr Baby und frage sich, ob sie es so lieben würde können wie ihre Tochter. Gleichzeitig war ihr sehr bewusst, wie problematisch diese Gefühle waren. Sie reflektierte das genau.

Dann erschien ein 2. Text auf einem Mama-Blog, wo quasi über die Worte und Gefühle dieser ersten Mutter gerichtet wurde. Wie könne das sein, sowas über sein Kind zu schreiben und sie solle doch froh sein, dass sie ein gesundes Kind erwartet, andere haben das Glück nicht und sowieso und überhaupt, was, wenn das Kind später mal diesen Text lesen würde, es war insgesamt sehr wertend.

Es ist nicht so, dass mich Text 1 nicht auch irgendwie betroffen gemacht hatte, durch seine drastische Wortwahl. Ich hab mir selber nie einen Buben oder ein Mädchen gewünscht, ich hatte da keine Präferenz. Ich war – schon lange bevor ich schwanger wurde – sehr sicher, dass ich einen Buben bekommen würde, aus der Familienkonstellation (sehr viele männliche Nachkommen) heraus. Insofern fühlte ich mich eigentlich nur bestätigt, als die Ärztin in der 18. Woche auf einen Jungen tippte. Vielleicht hätte ich ein paar Momente gebraucht, mich darauf einzustellen, wenn sie gesagt hätte, es wäre ein Mädchen. Aber letztendlich denke ich bei den meisten Dingen im Leben, auf die man eigentlich keinen Einfluss hat, dass ich sie so nehmen will, wie sie kommen, ich bin damit immer gut gefahren. Selbst wenn es möglich wäre, sich das Geschlecht des Kindes frei zu wählen, würde ich davon nicht Gebrauch machen wollen.

Anyway: ich kenne im echten Leben einige, die sich das jeweils andere Geschlecht für ihr Kind gewünscht und teilweise auch ihre Enttäuschung artikuliert haben haben, und alle diese Mütter (und auch Väter) sind wunderbare Eltern geworden. Nach der Geburt ist es, meiner Beobachtung nach, unerheblich, ob man das “richtige Geschlecht” bekommen hat oder nicht. Das Leben mit einem Neugeborenen bietet soviele Herausforderungen, dass das Thema sowieso bald in den Hintergrund rückt. Und letztlich liebt man sein Kind so wie es ist, das schließt natürlich auch das Geschlecht mit ein. Natürlich mag es Ausnahmen geben, aber nur aufgrund eines einzelnen Blogposts einer Frau, deren Kind noch nicht mal geboren ist, Zeter und Mordio zu schreiten, erscheint mir stark übertrieben.

Ich finde es schade, dass hier bei manchen der Reflex einsetzt, die ehrliche Schilderung einer Schwangeren so abzukanzeln. Ja, vielleicht hatte man diese Gefühle selbst nicht und kann sie auch nicht nachvollziehen, aber ich behaupte mal, jeder hatte schon mal Gefühle, für die er sich geschämt hat, die ihm falsch erschienen, die vielleicht objektiv auch falsch oder ungehörig waren. Und dennoch waren diese Gefühle da. Wir sind alle Menschen und wir machen Fehler. Wir sind nicht auf alles stolz, was wir tun und denken. Im Idealfall reflektieren wir unser Verhalten und lernen dazu. Und deshalb finde ich es schade, Fronten zu errichten, als einfach mehr zu akzeptieren, was nicht bedeutet, dass man alles verstehen oder gutheißen muss.