Drei Wochen Strohwitwenzeit sind vorbei und jetzt wohnt ein kleiner Pinguin aus Patagonien bei uns:
Die natuerliche Familie
Letztens gabs auf Twitter eine Diskussion über eine neue Sexualaufklärungsbroschüre des Ministeriums für Unterricht und Kunst. Und zwar, weil in den Ganz schön Intim genannten Materalien das klassische österreichische Familienbild diskreditiert wird.
Öhm ja. Da sind also Personen zu sehen, deren Geschlecht nicht exakt definiert zu sein scheint (m.E. mit Absicht) und die sich küssen oder miteinander im Bett liegen. Und dann gibts wirklich Menschen, die finden, das bilde die Realität nicht ab, weil es nicht 60 Prozent lesbische und schwule Paare gäbe (das Geschlecht der Personen sind, wie gesagt, nicht exakt definiert). Und das ist…äh wieso genau schlimm? Ich dachte ja naiverweise, es ginge in der Broschüre um Beziehungen, Liebe und Sexualität und nicht um Normen. Sondern um Gleichberechtigung. Aber andererseits wundert es mich auch wieder nicht, wenn man bei Diskussionen in diversen Foren über zb. das Familienbild liest, dass bereits 1-Kind Familien gar keine “richtigen” Familien seien.
Meiner Ansicht nach ist das ein Anachronismus in einer Zeit, wo es nicht nur homosexuellen Menschen endlich möglich wird, ihre Beziehungen offen zu leben, sondern es auch immer mehr Alleinerziehende, Patchworkfamilien, Singles und andere Lebensformen gibt. Und auch immer mehr Menschen mit Empfängnisproblemen. Menschen, die adoptieren oder Pflegeeltern werden. Die gesellschaftliche “Normfamilie” gibt es so nicht mehr, dafür Vielfältigkeit und Buntheit und Platz für neue Realitäten.
Daher ist diese Broschüre für mich kein Angriff auf die “herkömmlichen” Familien und ihre Werte, sondern einfach eine Erweiterung des Spektrums in einer offenen Gesellschaft.
Heidi@Home: Downton Abbey
Meine neue Kolumne beschäftigt sich mit der – eben auf ATV Österreich – angelaufenen Serie Downton Abbey:
Die Serie hat eine gewisse ähnlichkeit mit Upstairs/Downstairs (Das Haus am Eaton Place), die ich geliebt habe. Mr. Almi und ich waren 1994 sogar am Eaton Sqaure, um “das Haus” zu finden. Passend gekleidet in Mod-Jacke und Doc Martens. Also passend für England, nicht für das Haus am Eaton Place.
Auch wenn ich nicht sicher bin, ob wir wirklich das richtige Haus fotografiert haben, es gehört zu meinen kultigsten London-Erinnerungen.
Weltfrühgeborenentag
Heute ist der internationale Weltfrühgeborenentag und ich teile gerne folgenden Banner, der auf die Problematik Frühgeburt aufmerksam machen soll:
Gerne wäre ich heute in Bozen gewesen, wo ein Aktionstag für Frühchen veranstaltet wurde, und 500 Luftballons (für 500 Frühchen jährlich in Südtirol) aufgestiegen sind.
Das Still-Dogma
Ach ja, das leidige Thema Stillen. Eigentlich müsste es das nicht sein, denn manche Frauen stillen und andere nicht – so denkt man. Doch wir leben in Zeiten, in denen nicht-stillen als freie Wahl in vielen Gesellschaften nicht vorgesehen ist, drastisch zeigt sich das gerade in Schweden, wo Mütter ziemlich unter Druck gesetzt werden, zu stillen. Werbung und Rabattaktionen für Ersatznahrung soll verboten, der Zugang zu Babymilch in Spitälern eingeschränkt werden und generell werden dort Frauen, die nicht stillen wollen oder können, oft geringschätzig behandelt. Manchmal kann man kaum glauben, dass man sich tatsächlich im 21. Jahrhundert befindet.
Meine Sicht ist folgende: ja, ich hätte persönlich gerne gestillt. Ich habe mehrere Wochen Muttermilch abgepumpt, da mein Baby bekanntlich auf der Intensivstation lag und nicht alleine atmen konnte, von trinken ganz zu schweigen. Danach hatte ich eine postpartale Operation und der Milchfluss versiegte ziemlich. Ich bin froh, dass ich es schaffte fünf, sechs Mal zumindest Stillversuche zu unternehmen, weil ich es unbedingt probieren wollte, aber es war klar, dass Stillen in meiner Situation keine große Zukunft hatte. Da waren sich auch die Stillberaterinnen im Krankenhaus einig. Ich war darüber schon etwas traurig, arrangierte mich aber dann schnell mit der Ersatznahrung, da Adrian von der Mischung zwischen Muttermilch und Pre-Milch ziemlich fiese Koliken bekam. Wir stiegen dann also nach vier Monaten ganz auf Pre um.
Würde ich ein zweites Kind bekommen, würde ich wieder versuchen zu stillen, aber ich würde mich nicht verrückt machen lassen. Denn ja, auch mir wurde damals von manchen gesagt, was ich dem Kind vorenthalte, wenn ich nicht stille (Stichwort bonding). Das ist besonders toll, wenn man eh schon ein schlechtes Gewissen bis unter die Ohrläppchen hat, weil sein Kind die ersten Monate seines Lebens “alleine” im Spital verbringen musste und in den ersten zwei Monaten kaum im Arm gehalten werden konnte. Auf der anderen Seite denke ich heute so, dass Muttermilch zwar die beste Nahrungsform für einen Säugling darstellt, wichtiger als die Milch ist aber die Beziehung zu seiner Mutter. Deshalb muss die Mutter eine Entscheidung treffen, die für sie in Ordnung ist, die sie gerade in den ersten Wochen mit Baby zu einer entspannten (soweit möglich) und ausgeglichenen Frau macht. Denn genau das braucht das Baby: eine Mutter, die sich völlig auf es einlassen kann. Klappt das Stillen, ist das wunderbar und wenn dem nicht so ist, dann gibt es gottlob Alternativen.
Ich bin überzeugt davon, dass man eine ebenso nahe und innige Beziehung zu seinem Kind aufbauen kann, wenn man es nicht stillt. Genauso wie man das schaffen kann, wenn das Kind vier Monate im Krankenhaus liegt. Ja, ich glaube, das habe ich geschafft.
What’s it all about, eins
Michael Caine war vor kurzem aus Anlaß der Viennale erstmals (!) in Wien und fiel aus einem Taxi. Das geschah aufgrund von einigen Mißverständlssen. Ich hoffe, das hat den Eindruck nicht getrübt. Jedenfalls waren die Journalisten begeistert über sein Auftreten, seine sympathsiche Art und seine Eloquenz.
Ich hab mir daraufhin (und weil ich ihn immer schon gern mochte) seine erste Biographie What’s it all about bestellt – einen zweiten Teil gibt es nämlich auch schon – und bin erstaunt, welches ereignisreiche Leben Caine geführt hat. Und dabei bin ich noch nicht mal bei dem Punkt, wo er tatsächlich Karriere machte. Caine wuchs in eher ärmlichen Verhältnissen in London auf, hatte aber eine schöne und behütete Kindheit. Während des Kriegs zog er mit Mutter und Bruder aufs Land, um vor den Bombardements geschützt zu sein. Es folgte der verhasste Kriegsdienst in Korea, eine fast tödliche Malariainfektion und seine ersten Gehversuche im lokalen Theater, wo er zunächst mal einen Betrunkenen spielen sollte. Was er völlig falsch gemacht hatte, denn er lallte und torkelte über die Bühne. Worauf sein Regisseur meinte, er solle sich einmal einen Betrunkenen genau anschauen, der versuche nämlich immer, besonders korrekt zu sprechen und gerade zu laufen.
Nach einem Spitalsaufenthalt kehrt Caine zurück zu diesem Theater und findet das Haus geschlossen. Er sieht und hört nichts mehr von seinem ersten Mentor. Bis zu dem Zeitpunkt viele Jahre später – Caine lebt inzwischen in Beverly Hills – als er ein Telegramm aus einem Londoner Hospiz erhält: hier wäre ein Patient, der angebe, Michael Caine (eigentlich Maurice Micklewhite) entdeckt zu haben. Ob das stimme und falls ja, ob Caine nicht eine kleine Summe überweise können, um den Mann seine letzten Tage angenehmer zu gestalten. Caine schreibt sofort zurück, das die Angaben stimmen und schickt einen Scheck über 5.000 Dollar. Der kommt postwended uneingelöst zurück, der Direktor schreibt Caine, dass der Patient überglücklich über Caines Brief gewesen sei und stolz jedem zeigte, dass er tatsächlich dem Oscarpreisträger Starthilfe gegeben hatte. Dann sei er zu Bett gegangen und in derselben Nacht gestorben.
Meet Miss Jones
Heute hab ich gelesen, dass Bridget Jones-Autorin Helen Fielding ein drittes Buch über ihre (natürlich leicht antifeministische) Kultfigur Bridget Jones plant. Auch ein weiterer Kinofilm ist angedacht.
Und ich freue mich, fand ich Bridget Jones doch eine sehr sympathische und witzige Protagnoistin, mit der ich mich vor zehn Jahren gut identifizieren konnte. Zwar hatte ich nicht das Problem, auf der Suche nach Mr. Right zu sein, doch ihr leichtes Übergewicht, ihre tolpatschige Art und ihre Versuch, das Leben etwas selbstironisch zu betrachten, teilte sie mit mir. Sehr witzig ist die Trivia zum Film Schokolade zum Frühstück: Dass Renee Zellweger gecastet wurde, war fast ein Skandal, denn weder war sie Engländerin (sie wuchs in Texas auf), noch hatte sie Gewichtsprobleme. Wie man im Film aber sehen und hören konnte, war es ihr möglich, beide Mankos auszugleichen.
Das Auftreten von Colin Firth wiederum ist doppelbödig. Helen Fielding war ein großer Fan der BBC-Verfilmung von Pride and Prejudice, in der Firth den Mr. Darcy verkörperte (und der in einen See fiel und mit nassem Hemd wieder rauskam, eine ganz wichtige Sache in Schokolade zum Frühstück, denn Fielding fand Firth offenbar ziemlich sexy). Aufgrunddessen nannte Fielding ein Love-interest von Bridget Mark Darcy. Und Colin Firth verkörperte diesen dann auch im Jones-Film. Soweit noch verständlich? Im Buch gibt es eine Szene, in der Bridget den echten Colin Firth zu seiner Rolle als Mr. Darcy interviewt (was Helen Fielding tatsächlich gemacht hat) und ihn auch auf das nasse Hemd anspricht. Diese Szene, obwohl sehr witzig, gibt es im Film natürlich nicht, wer hätte Colin Firth spielen sollen? Hugh Grant wiederum, Bridgets zweiter Schwarm, spielt in Schokolade zum Frühstück einmal nicht den verhuschten Schüchti, sondern ein na ja… Arschloch (wenn auch mit ein paar menschlichen Zügen). Und das ganz schön überzeugend.
Leider wurde Bridget Jones 2 – am Rande des Wahnsinns von einem anderen Regisseur gedreht und hat nicht den Indie-Charme seines Vorgängers. Hier regiert der grobe Klamauk und Slapstick. Bridget wird als Figur eher der Lächerlichkeit preisgegeben und nicht liebevoll mit ihren Eigenheiten begleitet.Der zum Anbeißen zurückhaltende Colin Firth spielt nur eine untergeordnete Rolle. Es findet ein wilder Locationwechsel statt, der aber den oberflächlichen Eindruck noch verstärkt.
Ich bin jedenfalls gespannt auf Buch Nummer drei, vor allem als ich gelesen habe, dass es diesmal weniger Einträge zu verlorene Kilos und grauchte Zigaretten geben soll, sondern eher sowas wie: Follower on twitter – 0.
Better the devil you know
Nach Obamas Wahlsieg outete sich Helene von Damm (frühere österreichische Botschafterin in den USA und enge Mitarbeiterin von Ronald Reagan) als Obama-Wählerin. Die Republikanerin war ja bis vor kurzem noch zwischen Obama und Romney geschwankt. Sie wollte eigentlich schon weiß-wählen, da hätte ihr ein Freund folgenden Rat gegeben, wenn man sich zwischen zwei Alternativen nicht entscheiden könnte: “Better the devil you know.”
Seitdem ich das gehört habe, denke ich über diese Aussage nach. Ist das wirklich so? Ist altbekanntes wirklich im Zweifelsfall die bessere Alternative? Es würde immerhin erklären, warum Menschen in Beziehungen verharren, obwohl die dem Partner nichts mehr zu sagen haben, warum sie bei Jobs bleiben, die sie nicht glücklich machen. Warum man sich mitunter sovieles gefallen lässt, was man sich nicht gefallen lassen müsste oder gewisse Verhaltensweisen nicht mehr hinterfragt. Aber sind das wirklich Entscheidungen? Oder ist das die Flucht vor dem Entscheiden? Menschen sind Gewohnheitstiere, schon Kinder liebe Rituale, weil sie Sicherheit in einer komplexen Welt geben. Andererseits kann man sich nicht nicht-entscheiden.
Wenn man diesen Gedanken weiterspinnt, dann lässt sich damit sogar das Stockholm-Syndrom erklären, wo Opfer von Geiselnehmern sich ihre Situation schönreden und sich schließlich mit den Tätern solidarisieren. Sogar Songs sind über die Thematik geschrieben wurden, u.a. von Kylie Minogue (Better the devil you know) und Muse (Stockholm Syndrome). Problematisch könnte es allerdings werden, wenn man Elvis hört, der von einem devil in disguise singt. Vertraut man dann doch dem falschen Teufel?
Vielleicht ist doch eine andere Redensart empfehlenswerter: Love it, change it oder leave it. Wobei ich natürlich schon froh bin, dass von Damm Obama gewählt hat.
Selbst und ständig, zwei
Da ich derzeit Strohwitwe bin – das Kind also morgens in den Kindergarten bringe und meist nach dem Mittagessen hole – habe ich Alternativen zur Heimarbeit gesucht und teste nun die Arbeit in Bibliotheken.
Bisher habe ich zwei ausprobiert (davon eine in Fußgeh-Nähe zum Kiga) und bin begeistert. Es hat zwar einige Vorteile, zuhause zu arbeiten, allerdings auch Fallstricke. In der Bibliothek passiert es eher nicht, dass ich nebenbei in Versuchung komme zu bügeln, staubzusaugen oder mal eben zum Supermarkt zu gehen. Ich kann konzentrierter arbeiten. Coworking Spaces wären natürlich auch eine feine Sache, allerdings ist mir das zu teuer, dafür dass ich es fast immer nur einen halben Tag nutzen kann, eine Mietgebuehr von 150 Euro aufwärts zu zahlen.
Dh morgens kommt in meine riesengroße Tasche – zusätzlich zu Ausweisen/Geldbörse, Smartphone und Ladegerät, 5-8 Matchboxautos, einem Kindergetränk, einem Kindersnack, 1-2 Stoffobst/gemüsesorten (täglich wechselnd) und Regenschirm – nun auch noch das Netbook. Damit ist die Kapazität der Tasche aber auch ziemlich ausgeschöpft.
Auch einige Schattenseiten der Selbstständigkeit habe ich nun kennengelernt, u.a. zum ersten Mal einen zahlungsunwilligen Kunden gehabt, der sich sechs Wochen nach Rechnungslegung über die (zuvor nach eigenen Angaben gute) Qualität meiner Arbeit beschwert hat und nur die Hälfte zahlen wollte. Um es kurz zu machen: damit hatte er keinen Erfolg. Trotzdem war es nervig.
Nervig ist auch, wenn man sich um ein Projekt bewirbt, das Projekt dann auch bekommt, der Start sich aber immer wieder verzögert, ohne, dass man darüber informiert wird. Das ist ärgerlich, da man als Selbstständige so und so das Problem hat, sein Arbeitsaufkommen relativ schlecht planen zu könne und davor zurückscheut, andere, möglicherweise arbeitsintensive Projekte anzunehmen, wenn man einen Auftrag übernommen hat. Aber wenn der sich verzögert… siehe oben.
Auf der Plussseite der letzten Monate stehen dafür sehr abwechslungsreiche Projekte, die meinen Horizont erweiterten.
Wie Zauberei
Mit der kalten Jahreszeit beginnt auch wieder der mühsamer werdende Prozess des Anziehens. Heute früh zum Beispiel…
Ich: “Du, entweder du hörst auf zu hampeln und ich helf dir beim Anziehen oder du hampelst weiter und ziehst dich ganz alleine an. Das sind die zwei Möglichkeiten, die es gibt.”
Adrian: “Nein, es gibt noch eine dritte Möglichkeit.”
Ich: “Ach ja und welche?”
Adrian: “Ein Zauberer kommt und zaubert mich ins Gewand…”
Ich muss sagen, ich finde diese Idee hat was.