almis personal blog

Ewige Gegenwart

Diese Woche habe ich mir wieder einmal gedacht, dass manche Gespräche einfach aufhören geführt zu werden, wenn das Gegenüber nicht mehr da ist. Viele Gespräche sind bereits nicht mehr geführt worden und es kommen immer noch weitere ungeführte Gespräche dazu.

Es gibt diese Sätze nicht mehr, die ich nur ihm sagen konnte, auf genau diese Art und Weise. Die wie von selbst entstanden sind, weil er so zugehört, so geantwortet hat, wie er das eben getan hat, wie es mir vertraut war. Dass ich einfach in die Dunkelheit hinein sprechen konnte und da war so viel Aufmerksamkeit, Wärme und Geborgenheit.

Es gibt andere Gespräche, gute Gespräche, interessante Gespräche, aber diese eben nicht mehr.

Die Literatur kann helfen, denn manches ist vielleicht verloren, aber nicht alles. Diese Woche habe ich gelesen, dass Stefan Zweig geschrieben hat: “Niemand ist fort, den man liebt. Liebe ist ewige Gegenwart.” Das gefällt mir.

Spotify Charts 2024

Ich habe es eigentlich nicht so mit Big Brother, aber es gibt eine Ausnahme: Die Spotify Charts.

Jedes Jahr Anfang Dezember berichtet einem der Musikdienst über die eigenen Hörgewohnheiten. Bei mir ist eigentlich immer nur die Frage: Schafft es ein Song außerhalb des ESC in meine Top 5 oder nicht? Diese Frage kann heuer mit ja beantwortet werden, es ist nämlich auch was aus San Remo dabei.

Nämlich Mahmood (der allerdings auch schon zweimal beim ESC war, harhar). Ihn habe ich nun auch schon zum dritten Mal in meinen Charts, ich glaub, ich muss ein anderes mal mehr über ihn schreiben, da gibts nämlich einiges zu sagen.

Sonst Business as usual, mit leichter Europop-Schlagseite. Aber ich schäme mich nicht, auf X hat jemand fünf Songs aus dem Film Wonka (da singt unter anderem Hugh Grant) unter den Top 5 und jemand anderer beglückwünschte ihn dazu, sich getraut zu haben, das auch noch zu posten, harhar.

Zu meinem Sieger muss man sagen: Er hat es leider – trotzdem er anfänglich zum erweiteren Favoritenkreis zählte – nicht ins Grand Finale in Malmö geschafft. Und, das muss man leider auch sagen, nicht ganz grundlos. Er war offenbar massiv mit der Bühnensituation überfordert und hatte danach auch eine Krise, weil er eben “gescheitert” ist. Ach, ich auch schon, Mustii, ich auch. Dabei geht es im Song eh schon um innere Kämpfe, schön-traurige Songzeile: “I can see all the pain, in the way that you move”. Ich hoffe, es geht ihm mittlerweile besser. Ich höre den Song immer noch gerne.

ESC: San Remo 2025

Auch das italienische Musikfestival San Remo, das immer in einer Woche im Februar über die Bühne geht, hat seine Teilnehmer bekannt gegeben.

Ich würde aber nicht so weit gehen, San Remo einen Songcontest Vorentscheid zu nennen, denn San Remo ist für Italienerinnen und Italiener immer wesentlich wichtiger gewesen, dort feiern sie ihre Musikszene und der ESC ist ihnen immer auch ein bisschen wurscht, kommt einem vor. Dass der Sieger angeboten bekommt, dann beim ESC anzutreten, ist halt ein nettes Zuckerl. Trotzdem (oder auch deswegen) zählt Italien zu den erfolgreichsten Nationen, nicht unbedingt was Siege betrifft – obwohl sie immerhin auch schon dreimal gewonnen haben, bei 13 Jahren, in dem sie auf eine Teilnahmer verzichtet haben- aber sie schaffen es fast immer in die Top zehn und sie haben auch immer super Songs, quer durch allen möglichen Genres.

Nächstes Jahr treten auch hier gleich drei ex ESC-Kandidaten an. Zum einen Achille Lauro, der von der Bubble als bizarrer Performance Künstler geschätzt wird. Ich gebe zu, ich kenne sein Gesamtwerk nicht so wirklich, aber er ist auf jeden Fall als Person interessant. Achille Lauro, eigentlich Lauro de Marinis, hat seinen Künstlernamen von einem 1994 gesunkenen Schiff. Nachdem er bei San Remo 2022 nicht siegreich war, trat er beim Vorentschein in San Marino an und gewann diesen mit dem Song Stripper. Selbst seine Fans war nicht so wirklich überzeugt von gerade diesem Lied und er kam damit auch nicht ins Finale. Mal sehen, wie es nächstes Jahr läuft.

Der zweite Wiederkehrer ist Francesco Gabbani. Gabbani war 2017 als sicherer Sieger mit dem sehr witzigen und coolen Song Occidentalis Karma nach Kiew gekommen. Er ist dort an mehreren Faktoren gescheitert. 1. Der Song musste auf drei Minuten runtergekürzt werden, und das wurde ziemlich stümpferhaft durchgeführt 2. Die Bühnenshow war eine Katastrophe 3. Laut Andi Knoll und anderen Insider hat er im Laufe der Zeit in Kiew seine Lockerheit verloren, vielleicht auch weil 4. plötzlich da ein junger Portugiese war, der kurz vor einer sehr gefährlichen Herzoperation stand und dessen Schwester ein wahnsinnig schönes, tieftrauriges Lied für ihn geschrieben hatte. Sie vertrat ihn auch in den Proben. Er stand beim Finale einfach nur da und sang seinen Song. Dieser Mann hieß Salvador Sobral und er gewann den Bewerb letztendlich mit Amar pelos dois, und wer kann es ihm verübeln. In der Reprise interpretierte er das Lied dann gemeinsam mit seiner Schwester. Ach ja und die Herz OP war erfolgreich. Gabbani wurde Sechster.

Die Dritte ist Francesca Michielin, die 2016 beim ESC dabei war. Sie hatte San Remo zwar nicht gewonnen, nachdem die Sieger aber damals nicht fahren wollten, trat sie in Stockholm an und belegte mit No Degree of Separation den, besondern für italienische Verhältnisse, recht enttäuschenden 16. Platz. Mehr kann ich dazu nicht sagen, ich habe diesen ESC tatsächlich nicht gesehen, weil ich auf einer Hochzeit war.

Jedenfalls kann man sich auf San Remo immer freuen und ich finde sicher wieder den einen oder anderen Song für meine persönliche Playlist.

The Perks of Being a Wallflower

Nachdem ich die Englisch-Literaturliste vom Kind gesehen habe, war ich begeistert. Normal People von Sally Rooney??! Das Kind: Ich hab mir was anderes ausgesucht. Ich: Waaaaas? Harhar. Aber es hat den Vorteil, dass ich jetzt eben auch was lese, was ich noch nicht kenne, denn ich lese die Bücher dann nach ihm, in diesem Fall The Perks of Being a Wallflower von Stephen Chbosky, ein recht kultiger Coming of Age Roman.

Ist das auch wieder so ein Miseryporn, wie es Chucks war? Zunächst hat es den Anschein, denn es passieren auch hier extrem viele unangenehme bis traumatische Dinge von Suizid über Missbrauch, Drogenerfahrungen und psychische Krisen etcetera. Aber ich sag wie es ist: Dieses Buch ist erstens trotzdem viel lebensbejahender und hoffnungsfroher und zweitens auch um einiges besser geschrieben, nämlich sehr poetisch. Es hat mir richtig gut gefallen und es lässt einem, trotz der schweren Themen, mit einem guten Gefühl zurück.

Der Protagonist ist Charlie, der im Roman 15 Jahre alt ist und – so wie ich – 1976 geboren. Er wird als Wallflower bezeichnen, oder Mauerblümchen, weil er gewisse Schwierigkeiten hat, mit anderen in Kontakt zu kommen. Es gibt die üblichen Streiteren in der Familie, aber seine Eltern und Geschwister sind auch sehr unterstützend. Charlie befreundet sich mit Patrick und Sam, die schon in die Abschlussklase besuchen, er liest gerne und schaut Filme und denkt dann über das nach, was er gelesen und gesehen hat. Und das ist sehr interessant.

Das Buch ist als Briefroman aufgebaut, wobei man nicht weiß, an wen Charlie schreibt, der Adressat wird immer nur “Dear friend” genannt und schreibt anscheinend nicht zurück, zumindest erfahren wir von den Anworten nicht. Es gibt viele schöne Sätze, die man zitieren kann. Einmal sieht sich Charlie einen Film mit seiner Freundin an und meint: “The movie itself was very interesting, but I didn’t think it was very good because I didn’t really feel different when it was over.” Ein anderes Mal sagt Sam zu ihm: “You can’t just sit there and put everybody’s lives ahead of yours and think that counts as love”. Sätze, über die ich länger nachgedacht habe.

Charlie liest Bücher von William S. Burroughs und J.D Salinger und – tataa, einmal auch The Fountainhead (dieses Buch verfolgt mich) und sein Professor gibt ihm den Rat bei diesem Buch: “It’s a great book. But try to be a filter, not a sponge.” Ein toller Ratschlag, ein lesenswertes Buch.

Emilia Pérez

Am Donnerstag habe ich mir zum zweiten Mal Emilia Pérez angeschaut. Das Kind danach: Und, schaust ihn nochmal? Ich: Vielleicht. Ich finde denn Film sooo schön. Trotzdem traue ich mich nicht, ihn wirklich jemanden zu empfehlen, weil er schon auch sehr schräg ist und mir jemand auf meine Empfehlung hin danach auch sagen könnte: WTF? Ja, es ist diese Art von Film. Es ist quasi das Gegenteil von Crowdpleaser Konklave, wo ich mir denke, dass den alle irgendwie mögen. Ich werde aber versuchen, meine Eindrücke darzulegen

Emilia Perez ist das neue Werk des französischen Regisseurs Jacques Audiard. Es geht darum, dass der mexikanische Kartellboss Manitas del Monte (Karla Sofía Gascón) schon seit jeher den Wunsch hat, eine Frau zu werden. Er wendet sich an die ambitionierte Anwältin Rita Moro Castro (Zoe Saldana), die sich auch durch erzwunge Kooperation mit dem System nur halbwegs über Wasser halten kann. Rita soll ihm gegen sehr gute Bezahlung helfen, eine passende Klinik im Ausland zu finden und sich danach um seine Frau Jessi (Selena Gomez) und die beiden kleinen Söhne zu kümmern. Denn er hat nicht vor, seiner Familie von seinen Plänen zu erzählen und muss sie deshalb hinter sich lassen. Rita macht sich auf die Suche nach einem geeigneten Arzt…

ACHTUNG MILDE SPOILER

Wie ich schon kurz während der Viennale erörtert habe: Dieser Film “geht” eigentlich nicht. Er ist in einem korrupten, umbarmherzigen Mexiko angesiedelt, er handelt von Transition eines “Capos”, es wird gesungen und getanzt als gäbe es kein Morgen und ein bisschen ist er auch ein Märchen, würde ich sagen. Zielgruppe: Nicht unbedingt vorhanden.

Dem Film wird außerdem gleichzeitig vorgeworfen Trans-Propaganda zu betreiben und transfeindlich zu sein. Ich würde sagen: Alles richtig gemacht. Tatsächlich stimmen m.E. beide Befunde nicht. Denn hier geht es nicht um irgendwelche Pronomen, dieser Film hat keine Agenda oder Ideologie und will das Publikum von nichts überzeugen, aber er geht sehr empathisch mit seiner Protagonistin um; und: er will einfach nur eine Geschichte erzählen. Und wie angenehm ist das! Einfach eine Geschichte ohne Belehrungen. Eine individuelle Erfahrung, ohne Anspruch auf Zwang irgendein gesellschaftspolitisches Statement zu generieren. Oder wie Christian Fuchs im fm4 Filmpodcast sehr zutreffend sagte (noch ohne den Film zu kennen): “Audiard ist jemand, der immer ein bisschen am Zeitgeist dran ist, aber so seinen eigenen Blick auf manche Dinge hat.” Genau das.

In der kommenden Oscar Season wird noch darüber diskutiert werden, wieso Karla Sofia Gascón als Hauptdarstellerin ins Rennen geht, und Zoe Saldana als Nebendarstellerin. Saldana hat sogar fünf Minuten mehr Sceentime. Als ich Emilia Perez das erste mal gesehen habe, bin ich gefühlsmäßig eher bei Saldana, also der Anwältin, gewesen, diesmal bei Gascon als Manitas/Emilia. Das ist ein interessantes Phänomen, das ich so noch nicht erlebt habe. Aber hier haben wir es tatsächlich mit zwei “Leads” zu tun, Selena Gomez ist ganz eindeutig die Nebendarstellerin. Alle drei sind so unterschiedlich, aber jede für sich absolut überzeugend.

Vor allem aber fasziniert mich Emilia Perez, weil dieser Film für mich ein bizarres audiovisuelles Kunstwerk ist. Ich liebe die Musik, die oft melancholisch-rezitativ und aber auch catchy ist. Es gibt Szenen, da kann man lachen und weinen gleichzeitig. Hier wird das Laden von Maschinengewehren zu einer Art choreografisch durchkomponierten Tanz. Noch nie sah Mexiko City so schön aus. Es geht um Selbstermächtigung, Empathie und Buße. Ich liebe das wirklich sehr, deshalb sind mir die Dinge, die man vielleicht hier und da beanstanden könnte, egal. Ich werde vermutlich noch öfter was dazu schreiben, bis zu den Oscars. Sorry. Harhar.

Autofiktion

Ich denke schon länger darüber nach, weshalb ich praktisch nie bei Schreibwettbewerben mitmache oder bei irgendwelchen Workshops oder Kursen und warum mich das so wenig interessiert.

Meistens gibt es da ja ein vorgegebenes Thema oder Übungen oder ähnliches und dazu muss man einen Text verfassen, das ist ja gut so und auch interessant, aber ich glaube, deshalb schreibe ich halt nicht. Ich schreibe praktisch immer über Dinge, die schon in mir drinnen sind, über die ich schreiben muss, weil ich etwas festhalten, ergründen oder aufarbeiten will. Ich weiß nicht, ob das gut oder schlecht ist und zu welcher Art von “Schriftstellerin” mich das macht, aber es ist so.

Vorher zum Beispiel bin ich spazieren gegangen, es hat gerade gedämmert, es war kühl und doch irgendwie auch behaglich und da denke ich mir oft, das ist nicht nur meine Luft und mein Licht und mein November, meine Verletzlichkeit und mein Gedanke, Unterschlupf zu finden oder Unterschlupf zu geben, vor der Welt. Da ist immer jemand bei mir, an den ich dabei denke, und deshalb muss ich schreiben, um es festzuhalten, damit etwas bleibt, damit ich es verstehe.

Seinfeld, zwei

Die nächste Folge von Seinfeld, die ich hier besprechen möchte, ist die 49., betitelt The Opera. Jetzt wird es etwas kompliziert.

Kramer hat Karten für die Oper Pagliacci (auf deutsch: Der Bajazzo, was eigentlich “Clown” heißt) mit Luciano Pavarotti und möchte, dass alle ihn begleiten. Obwohl Jerry nicht so der Opernfan ist sagt er zu, sowie auch Elaine und ihr neuer Freund, den noch niemand kennengelernt hat. Es handelt sich (was niemand weiß) um “crazy Joe Davola”, der in psychiatrischer Behandlung ist und Jerry schon seit längerem immer wieder bedroht. Kurz vor Beginn der Oper, findet Elaine heraus, dass Joe wahnsinnig ist und lädt ihn wieder aus. Joe vermutet aufgrund ihres dann distanzierten Verhaltens, dass sie einen anderen hat und nennt sie “Nedda”.

Die Arie Vesti la Guibba (“Zieh das Kostüm an”) ertönt in dieser Folge immer wieder im Hintergrund und die Handlung von Seinfeld parodiert die der Oper. Denn dort gibt es das Zirkusehepaar Canio, der den weißen Clown verkörpert, und eben Nedda. Canio findet heraus, dass Nedda ihn mit Silvio betrügt und verlassen will, muss aber an diesem Abend auftreten. Im Laufe der Vorstellung ersticht er sowohl Nedda als auch Silvio (was in Seinfeld quasi Elaine und Jerry wären).

Am Abend der Vorführung warten Jerry und Elaine in der Schlange, George und Kramer versuchen noch, ein paar Karten schwarz zu verkaufen, während sich Joe in einem weißen Clownskostüm nähert. Kurz bevor sie ihm begegnen, kommt Jerry natürlich darauf, wer der Freund von Elaine ist, sie sehen ihn in seinem Kostüm, und beide flüchten geradezu panisch ins Gebäude. Erleichtert, ihn abgeschüttelt zu haben, fragt Jerry nachdem alle sitzen, wem Kramer seine überzählige Karte verkauft hat und Kramer antwortet: “Some nut in a clown suit.”

Wenn man die Oper gut kennt (was ich nicht tat, harhar), hat die Folge diese tolle Metaebene. Wenn man damit nicht vertraut ist, fängt man an zu recherchieren (wie ich). Tatsächlich kennt man nach The Opera die Handlung von Paggliaci von Ruggero Leoncavallo, eine “veritistische” Oper und das liebe ich so an Seinfeld, das Verweben einer Comedy Handlung mit vielen Bezügen zur “Hochkultur”. Und Clowns sind sowieso immer gut als Horrorelement.

Am Ende der Folge wird nicht das Seinfeld-Motiv gespielt, sondern eben Vesti la Guibba, das wohl jeder kennt ohne zu wissen, woher. Queen haben das Motiv von Vesti la Guibba im Intro zu It’s a Hard Life verarbeitet.

ESC: Melfest 2025

“Dr. Eurovision” Irving Volter sagte einmal über Schweden als ESC Teilnehmer: “Die Schweden haben es einfach drauf, seelenlosen Massenpop so zu verpacken, dass man ihn gut findet.” In diesem Sinne News von, wenn man so will, Bayern München des ESC, und zwar vom Melodifestivalen, dem berühmten schwedischen Vorentscheid. Es werden nächstes Jahr gleich zwei ehemalige ESC-Stars erneut teilnehmen. Und in der Bubble alle so: Nicht schon wieder ein schwedischer Sieg.

Es handelt sich um Måns Zelmerlöw und John Lundvik. Ganz ehrlich: Ich hatte (und habe bis heute) keine Liebe für Too Late For Love, dem Song, mit dem Lundvik 2019 antrat. Ich mag solchen Soul-Gospel Schmalz ja überhaupt nicht und das Lied war so unfassbar generisch und altbacken, dass es für mich schwer auszuhalten war. Aber Gott sei Dank sind Geschmäcker ja verschieden und so wurde Lundvik trotz meines Unverständnisses Fünfter.

Zelmerlöw habe ich 2015 beim ESC in Wien live gesehen, wir erinnern uns ja alle, dass er diesen mit seinem Song Heroes auch gewann. Ich hatte andere Lieblinge, wie zum Beispiel das wunderschöne Goodbye to Yesterday aus Estland (7. Platz) das zu meinen all time ESC Favorits gehört oder den Disco Knaller Golden Boy aus Israel (9. Platz) mit den unsterblichen Zeilen: “And before I leave, let me show you Tel Aviv” Aber an Heroes fand ich zumindest den echt dunklen und beklemmenden Text super, harhar. Und Zelmerlöw war ja seitdem bei fast jedem ESC im Einsatz als Moderator, Sidekick und auch als Intervall Act. Irgendwie kann er nicht so richtig ohne Songcontest, aber die Fallhöhe ist halt enorm, wenn man schon einmal gewonnen hat.

Ich bin neugierig, ob wirklich einer von den beiden das Melodienfestivalen gewinnt und hoffe trotzdem auf eine halbwegs spannende ESC Saison.

Conklave, zwei

Der Regisseur von Conklave ist übrigens der deutsch-österreichisch-schweizerische (die Quelle sagen unterschiedliches) Edward Berger, der vor zwei Jahren Im Westen nichts Neues gedreht hat und damit sehr erfolgreich war. Ich habe den Film nicht gesehen, weil ich eine gewisse Scheu vor Kriegsfilmen habe.

Mit Conklave bringt er wieder einen Film über eine Gruppe von Männern heraus, die auch irgendwie Krieg führen, was auch im Film ausgesprochen wird. Lawrence sagt während einer Diskussion zu Bertini einmal, das sei ja eine Papstwahl und kein Krieg und Bertini daraufhin: “It is a war!!! And you have to commit to one side”.

Mein allerliebstes Zitat aus diesem Film (es kommt auch im Trailer vor, also nicht wirklich ein Spoiler) ist etwas, was Kardinal Lawrence in seiner Ansprache vor Beginn der Papstwahl sagt:

There is one sin, which I come to fear above all others. Certainty. If there was only certainty and no doubt, there will be no mystery and therefore no need for faith.

Das gefällt mir sehr gut, weil es irgendwie zum Leben passt, auch wenn man kein Kardinal ist. Es ist nicht alles immer so klar wie es vielleicht scheint. Und die Ambition von Menschen anderen permanent ihre Sichtweise aufdrängen zu müssen und nichts anderes gelten zu lassen, das ist ja ein Grundübel der Gesellschaft in der letzten Zeit. Ich finde, das verengt unnötig den Blick auf ja, eigentlich alles und es nimmt nicht nur das Geheimnis, sondern auch die Freiheit, die man hat.

Wenn man also Lust hat auf gute Schauspieler, Spannung, feine Dialoge und schöne Bilder hat – der Vatikan ist schon sehr fotogen und es sieht toll aus, wenn zum Beispiel alle Kardinäle im Regen mit weißen Schirmen über den Innenhof laufen – dann anschauen. Es wird übrigens auch gevapt und am Smartphone herumgewischt. Und es gibt tatsächlich eine Frau im Vatikan: Isabella Rossellini in einer Schlüssel-(Neben)rolle.