almis personal blog

Von den Schattierungen

Ich lese ja immer noch den Falter (sogar im Abo).

Dafür gibt es einige Gründe. Natürlich auch wieder sentimentale, man kennt mich (harhar). Ein Grund ist aber auch, dass ich die Kulturberichterstattung und die Interviews oft sehr schätze. Mit der politischen Komponente kann ich weniger anfangen, trotzdem denke ich mir gut, man sollte ja auch Texte lesen, wo man jedesmal den Kopf schüttelt, harhar, einfach auch um sich immer wieder mal selbst zu reflektieren und in Frage zu stellen.

Die Kolumnistin Doris Knecht ist für mich ein bisschen dazwischen, denn sie schreibt ja keine politische Kolumne. Als ihre Kinder klein waren, habe ich die Kolumne geliebt, weil ich mich, auch mit Kleinkind und in der Zeit oft verzweifelt weil einfach total überfordert, so wiedergefunden habe. Dass sie Weihnachtsmärkte mit kleinen Kindern als “Winterpurgatorium” bezeichnet hat, brilliant. Oder die Beschreibung, wie sie an jedem Morgen, nach dem Morgenwahnsinn (sie hatte Zwillinge), wenn alle abgefrühstückt, angezogen waren, ausgetrotzt und ausgeschrien haben bzw. sich die Schreie langsam mit ihrem Mann aus dem Wohnbereich entfernten, den dieser mitsamt dem Nachwuchs immer vor ihr verlassen hat, dann “langsam an der Tür hinuntertropft”, fand ich super formuliert. Und ihr letzter Roman Eine vollständige Liste aller Dinge, die ich vergessen habe fand ich wunderschön.

Mittlerweile finde ich ihre Kolumnen aber oft schwierig, weil sie mir ein bisschen zu bestimmend sind, im Sinne von, das ist jetzt meine Meinung und praktisch alternativlos (überhaupt mein Lieblingswort). Ihr letzter Text hieß zum Beispiel “Frauenstimmen leiser drehen” Sie vergleicht darin den Spielplan des neuen Burgtheaterchefs Stefan Bachmann in der kommenden Saison, auf dem von Frauen verfasste Werke unterrepräsentiert seien, mit einem Mann, der unlängst einem Mädchen, das sich unter dessen Balkon mit jemand unterhalten hat, mit einem Baseballschläger ins Gesicht geschlagen hat. Die Analogie sei nämlich: “Ihr wollt uns [Frauen] nicht hören. Das ist ein Boykott von Frauen. (…) Seid endlich still. Genau das sagt auch der Mann mit dem Baseballschläger.”

Also mal abgesehen davon, dass niemand weiß, ob der Gewalttäter nicht einfach x-beliebig jedem, der ihm nicht passt, ins Gesicht geschlagen hätte – ich kann doch diese beide Dinge nicht ernsthaft miteinander vergleichen. Auch nicht, wenn ich gerade grantig bin. Ich hätte gut gefunden, wenn Knecht sich mit Bachmann an einen Tisch gesetzt und ihn nach seinen Motiven gefragt hätte. Da hätte sie ihre kritischen Anmerkungen richtig adressiert, er hätte sich erklären können und wir wären obendrein jetzt alle schlauer. So aber gehts, sorry, irgendwie nur darum, billige Polemik zu erzeugen.

Das Leben an sich ist so komplex, jeder einzelne Mensch ist das, mit seiner individuellen Geschichte, seinen Erfahrungen, alles hat so viele Dimensionen, dass wir einfach nicht drum herum kommen, differenziert zu denken und diese ganz vielen Schattierungen zu sehen, die es eben gibt. Auch wenns manchmal richtig anstrengend ist. Was anderes bringt uns nicht weiter.

Das war jetzt meine Meinung, die ich aber niemand in missionarischer Absicht aufs Aug drücken möchte harhar.

In other news

Die letzte Schularbeit (Mathe!) ist gut vorbeigegangen. Das Kind wollte schon 20 Minuten vor dem Ende als Erster dabgeben. Ok ja, das habe ich auch manchmal gemacht, aber aus anderen Gründen harhar. Der Professor meinte dann aber so: Nein, das liest du dir jetzt nochmal durch, auch wenn du dir schon eine Pizzaschnitte kaufen gehen willst. Harhar, das finde ich sehr amüsant.

Damit ist das Schuljahr so gut wie vorbei und ich bin froh, auch das hat mich jetzt schon zunehmend geschlaucht. Nicht, dass man in der Oberstufe noch soo viel damit zu tun hat, aber es ist halt trotzdem dauernd was. Man versucht, das Kind vor Mitternacht ins Bett zu stampern, in der Früh wieder aus selbigem heraus zu bekommen und an dieses und jenes zu erinnern.

Nun steht aber etwas ganz neues an, nämlich der Führerschein. Die Motivation ist enorm, im Juli ist der Intensivkurs, da hat er auch schon etliche Fahrstunden, bevor er auf Urlaub fliegt. Wenn er erstmal den Führerschein hat, wird er mich dann überall hinbringen, sagt er. Ich so: Ur lieb, ich habe aber eh eine Jahreskarte. Und wer weiß, ob dir das Autofahren überhaupt liegt? Er: Ich werde super fahren.

So kenne ich ihn, harhar.

Die Geschichten in uns, zwei

Diesen Sommer möchte ich ja endlich meinen Langtext fertigschreiben/redigieren; derzeit hat er 274 Seiten und 75.000 Wörter. Auch deshalb habe ich mir das, hier bereits kurz vorgestellte, Buch Die Geschichten in uns von Benedict Wells gekauft. Ich möchte hier immer wieder, quasi auch als Vorbereitung für mich, ein bisschen davon erzählen, wozu Wells Autoren rät und welche Tipps er für sie hat.

Ich bin ja schon auf Wells’ schwierige Familienverhältnisse eingegangen und die Art, wie er damit umgeht. Er erzählt davon, was ihm immer ein Trost ist: Telefonate bis tief in die Nacht (gut, das verstehe ich nicht harhar), Seinfeld (!) und Musik. Er zitiert Judith Holofernes von Wir sind Helden und den Song Kaputt – so fühlt Wells sich und so fühlt sich auch sein Leben an: “So viel kaputt, aber so vieles nicht, jede der Scherben spiegelt das Licht”. Erinnert auch ein bisschen an Leonard Cohen, der sang: “There’s a crack in everything, that’s how the light gets in.” Da ist dieses bewusste Wahrnehmen des Schönen (auch in Zerbrochenem), das es nun mal auch gibt; und deshalb hört Wells auch nicht auf zu schreiben.

Im Kapitel Werkzeuge bringt er uns alle mögliche Hilfsmittel näher, zunächst einmal die richtige Sprache zu wählen. Da musste ich irgendwie sofort an die Serie Braunschlag denken, die ich, als eine der wenigen Zuseherinnen, gar nicht mochte. Auch und vielleicht vor allem wegen ihrer Sprache. Weil in dieser Serie spricht jede Person, unabhängig von Background, Charakter und Bildungsniveau, absolut gleich in diesem strizzihaftem Pseudo-Niederösterreichisch. Ich habe ja die Vermutung, dass Schalko das so geschrieben hat, um der Serie einen hippen Sound zu geben, mich hat es aber komplett abgestoßen.

Wells bemerkt da etwas wichtiges, nämlich “(…) dass die Wahl der Sprache nicht uns und unserer Eitelkeit dienen soll, sondern der Geschichte und den Charakteren.” (S. 153) Er selbst schreibt mit Hard Land einen Roman über einen 17-jährigen, der auch so sprechen muss. Natürlich macht es Wells da ab und zu selbst Probleme, dass er sehr eloquente Gedanken streichen muss, weil ein Jugendlicher sich eben anders artikuliert. Das gelte auch für Situationsbeschreibungen – wenn etwas trauriges passiert, sollte man es sprachlich anders beschreiben, als wenn etwa eine Feier geschildert wird. Wells: “Im Idealfall klingen jede Figur und jede Geschichte verschieden – und nach sich selbst.” (S.153)

Noch schnell ein zweites Werkzeug, das “Schneiden” eines Textes. Wells lässt sich da vom Medium Film inspiriereny was mir ja sehr sympathisch ist. Er nennt es “nach vorne erzählen, nicht in die Breite.” (S.163) Das heißt, man sollte sich überlegen, ob jede Szene tatsächlich die Geschichte irgendwie voranbringt, oder ob man auch mal raffen kann, um Tempo hineinzubringen. Er hat selbst auch schon mal ganze 200 Seiten gestrichen und quasi in einem Satz zusammengefasst harhar, wobei mich das nicht so wundert, weil seine Romane sind generell ziemlich umfangreich.

Obwohl ich mich persönlich, denke ich, beim Schreiben eher “kurz fasse”, ist mir auch schon aufgefallen, dass manche Szenen einfach nicht funktionieren. Sie enthalten zwar Informationen, die wichtig sind, aber die Form stimmt nicht. Manchmal muss man dann wirklich gnadenlos streichen, zusammenfassen, einen zeitlichen Sprung einbauen etcetera. Aber das ist ja auch das, was das Schreiben für einen selbst so spannend und herausfordernd macht.

Im Wechsel

Heute mal etwas zu den Wechseljahren harhar, meine Leserinnen und Leser warten bestimmt gespannt darauf.

Also mir ist natürlich klar, dass viele Frauen in dieser Zeit unter allem möglichen leiden, vor allem an Hitzezuständen, doch das habe ich persönlich überhaupt nicht. Im Gegenteil. Ich friere mehr als je zuvor. Am Wochenende habe ich in der Nacht zwei Pullover angehabt und habe immer noch gefröstelt. Daraufhin hab ich gegoogelt, ob das vielleicht irgendein Anzeichen für eine schwere Krankheit ist, aber es sind nur irgendwelche diffusen psychischen Ursachen genannt worden.

Was ich aber schon habe, und was eventuell mit den Wechseljahren zusammenhängt, obwohl man es natürlich nie wirklich sagen kann und es im Grunde auch wurscht ist, ich schlafe unheimlich schlecht. Seit ein paar Monaten habe ich eine Fitnessuhr (ausgeborgt) und messe dort meine Schlafqualität. Der Topwert wäre 100, was ich natürlich noch nie erreicht habe. Allerdings kann ich auch an einer Hand abzählen, wie oft ich einen Wert über 50 hatte. *hust* Die allermeiste Zeit liege ich so zwischen 20 und 40. Jemand hat zu mir gesagt: “Ist ja egal, was der Wert ist, Hauptsache du fühlst dich ausgeruht!” Ja, nur ist das ja eben nicht der Fall.

Ich bin schon sehr oft geschlaucht, beim Arbeiten (Korrekturlesen) fallen mir manchmal fast die Augen zu und wenn ich so durch die Welt schlendere fühle ich mich auch mitunter sehr “tramhapert.” Den Ausdruck habe ich für das Kind in Jugendsprache übersetzt und da heißt es dann “off”. Ich schlafe schlecht ein, ich wache nachts auf und liege wach und wenn ich schlafe, habe ich das Gefühl, ich würde mir selbst beim Schlafen zuschauen und feststellen, dass ich nicht gut schlafe. Aber ist halt eben so, es wird schon wieder vergehen, vielleicht von meiner Ärztin ein paar Kräuter verschreiben lassen, das nächste Mal.

Anyway. Samstagnacht wälze ich mich wieder mal hin und her, gegen vier Uhr früh, schaue eher zufällig aufs Handy, sehe eine Nachricht und fühle mich sofort besser. Ich lese sie nicht gleich, der Absender reicht mir und es ist einfach nur gut und schön, dass sie da ist und quasi neben mir liegt. Ich bin zwar trotzdem noch müde, fühle mich aber augenblicklich auch geborgen und zufrieden. Alles ist gut.

Pointe hat dieser Text jetzt leider keine, außer, dass das persönliche Wohlbefinden durch solche feinen Dingen extrem gesteigert werden kann. Gerade, doch noch eine dramaturgische Klammer, in den Wechseljahren, wo man, so gesamt gesehen, vielleicht ab und zu ein bisschen fragil ist.

ESC – aftermath

Ich wollte ja nichts mehr zum ESC schreiben, aber was bleibt mir über? Wir hatten vier glückliche Tage, bis das ganze Elend über uns hereingebrochen ist.

Auch in unserer WhatsApp Gruppe wurde die Aussage von JJ zu Israel diskutiert und ich habe geschrieben: Si tacuisses, philosophus mansisses.

Das muss man aber auch erklären. Natürlich kann JJ sagen was er möchte, immerhin haben wir Meinungsfreiheit. Und ich halte ihn wegen dieser einen Aussage nicht für einen Antisemiten, weil man darf natürlich Israels Politik und Vorgehen kritisieren. Aber ich finde gleichzeitig auch, dass man den Nahostkonflikt nicht auf ein, zwei Sätze in einem verwackelten Zoom Call herunterbrechen kann, weil das schnell unterkomplex wird. Und die Trennung von Künstlerin/Künstler und der Politik ihres Landes ist nochmal was anderes.

Aber, above all: Bitte können wir endlich wieder beim ESC über Musik reden und nicht nur andauernd über Politik? Ich habe nämlich ein bisschen Angst, dass wir, wenn es so weitergeht, in zwei, drei Jahren keinen Songcontest mehr haben werden. Weil die einen wollen ein Land (oder in weiterer Folge vielleicht auch andere Länder, wer weiß, was noch passiert) ausschließen und drohen damit, nicht teilzunehmen, wenn das nicht geschieht. Die anderen wiederum wollen nicht mehr mitmachen, wenn eben das geschieht.

Ich habe in meinem Leben schon manches loslassen müssen, das ich sehr geliebt habe, der ESC war mir da oft ein Trost. Andererseits, wie sang ausgerechnet die israelische Teilnehmerin Yuval Raphael dieses Jahr so wirklich schön: “Darkness will fade, all the pain will go by, but we will stay, even if you say goodbye….a new day will rise. New day will rise.” Da interpretiert jeder etwas anderes hinein und assoziert es mit dem, was ihn am allermeisten schmerzt. Und trotzdem geht es irgendwie weiter. Ich hatte Tränen in den Augen.

Zurück zum ESC: Das Motto ist bekanntlich United by Music. Eine schöne Phrase, die super klingt, wenns um nichts geht oder wollen wir sie doch lieber mit Bedeutung füllen?

Casual Thursday

Gestern hatte ich ein bisschen einen ruhigeren Tag, weil das Wochenende wieder etwas arbeitsintensiver wird mit Skripten-Monatsdeadline, Review zu The Phoenician Scheme fertigschreiben und einem weiteren kurzfristig aufgetauchten Projekt.

Jedenfalls war ich mit L. im Hidden Kitchen (unbezahlte Werbung), diesmal zum Mittagessen und gegen eins ist dort richtig viel los. Und es war mit Abstand mein gesündestes Mittagessen dieser Woche. Es gab Zuchini Quiche mit Kichererbsen und Cashews, sowie dazu griechischen Salat und Karotten Tricolore mit Bröseltopfen, Minze und Multiseeds. Crazy diese Zusammenstellung, aber sehr schmackhaft.

Als Nachspeise habe ich mich für den Vanilla Buttermilk Cake mit Himbeeren und Jasmin Frosting entschieden, mhmm. Dazu Cappucino. Wir haben über den ESC, Bill und Tom Kaulitz, den Schulendspurt und noch vieles anderes gesprochen, danach sind wir wieder bis Wien Mitte zu Fuß gegangen, so nett!

Zuhause habe ich mit dem Kind geredet, der am Montag seine letzte Schularbeit in diesem Semester hat. Endlich, die 7. Klasse ist schon etwas zach. Ich so zu ihm, es wäre gut, würde er Note x kriegen, dann hätte er im Zeugnis xy (ich wahre die Privatsphäre harhar), er hat mich dann erinnert, dass ich selbst die 7. Klasse wiederholt habe, ich wusste, dass mir das irgendwann auf den Kopf fällt harhar. Ich so: “Wenn du so schlecht in der Schule wärst, wie ich es gewesen bin, würde ich auch überhaupt nicht auf diese Idee kommen” Harhar. Tatsächlich ist mir das Zeugnis eh egal, es geht mir nur ums Prinzip.

Am Abend habe ich dann wieder guilty pleasure-mäßig Germany’s Next Topmodell angeschaut, was gestern sehr amüsant war. Es gab nämlich ein Nacktshooting, für das die Modells Fake Tattoos bekommen haben. Und der Tattoo Artist meinte, sie müssten sich rasieren und zwar alles weg “vom Kinn abwärts”. Die Blicke der jungen Männer, göttlich, ich musste so lachen, allein am Sofa. Hab dann meiner Mama, die auch schaut, eine Whatsapp geschickt, weil ich so amüsiert war. Der Wiener Pierre meinte dann: “Wie kann es sein, dass ich am Arsch mehr Haarwuchs habe als im Gesicht”, harhar.

Mit diesen nachdenklichen Worte wünsche ich schon mal ein schönes Wochenende.

Black Bag

Vorige Woche habe ich mir den neuen Film von Steven Soderbergh im de France angesehen. Er heißt Black Bag und der deutsche Titel ist Gott sei Dank nicht “Schwarze Tasche”, sondern Doppeltes Spiel.

In diesem Film geht es um das Agentenpaar George (Michael Fassbender) und Kathryn (Cate Blanchett), die für die gleiche Organisation, aber in unterschiedlichen Einheiten arbeiten, grundsätzlich geht es aber um Cyberkriminalität. Eines Tages wird Kathryn verdächtigt, eine Verräterin zu sein und George auf sie angesetzt. Wird er seine Ehe oder die Interessen seines Landes priorisieren…?

Kleine Spoiler möglich

Jetzt werden sich natürlich viele fragen: Ein Agentenfilm, wirklich? Ich würde sagen, das ist ein Genre, das ich schon ganz gerne mag, obwohl ich der Handlung oft nicht komplett folgen kann. Oder sagen wir so: Wäre ich eine Agentin, ich glaube, ich würde bei dem Versuch zu überlegen, was ich jetzt machen oder sagen muss, dreimal erschossen werden. Harhar.

Hier haben mich tatsächlich zwei Dinge gereizt: 1) Die sehr stimmungsvollen Bilder und 2) Der Regisseur. Soderbergh ist ja jemand, den man nicht so leicht (zusammen)fassen kann, wenn man sein umfangreiches Euvre beschreiben will. Ich habe gestern den neuen Wes Anderson Film in der Pressevorführung gesehen und da schreit wirklich jede einzelne Szene von Anfang bis zum Ende Anderson. Das ist bei Soderbergh überhaupt nicht der Fall. Er hat mit dem low key Indie Film Sex, Lügen und Video die goldene Palme gewonnen (das ist auch mein Lieblingsfilm von ihm), er hat die slicke Oceans Reihe gedreht, den formal experimentellen Drogenthriller Traffic, die Actionkomödie Out of Sight etcetera. Und diese Filme haben irgendwie recht wenig miteinander gemeinsam, weder thematisch, noch vom Look – obwohl Soderbergh seine Filme oft selbst filmt und schneidet.

Was Black Bag betrifft, bin ich etwas zwiegespalten. Der Titel ist interessant. Wenn George oder Kathryn beispielsweise zu irgendeinem Einsatz verreisen müssen und der jeweils andere fragt näher nach, sagt die betroffene Person: “Black Bag” und das Thema ist vom Tisch. Ziemlich praktisch, harhar. Das hat mir gut gefallen, wie auch andere Aspekte. Beispielsweise gibt es eine Szene bei einem gemeinsamen Abendessen, wo George versucht, ein paar befreundete Agenten sowie die Unternehmenspsychologin mithilfe eines Wahrheitsserums zu befragen, mit dem Ziel, seine eigene Frau zu entlasten. Und diese Szene eskaliert sehr schön, weil die Gäste plötzlich sehr private Dinge von sich verraten (quasi Sex, Lügen ohne Video harhar) und auch die Konventionen beiseite lassen. Das ist ein hübsches Kammerspiel innerhalb des Filmes, da hätte ich gerne länger zugesehen. Die Schauspieler sind alle gut besetzt, auch Pierce Brosnan als skrupelloser, spleeniger Oberboss, obwohl Pia Reiser im fm4 Filmpodcast meinte, sie fände, er wäre in der Spar Gourmet Werbung besser aufgehoben, harhar böse.

Was in diesem Film für mich nicht so optimal funktioniert hat, ist tatsächlich der Agentenplot an sich, also auch abgesehen davon, dass ich mich wieder nicht ganz ausgekannt habe. Ich habe mal ein Video gesehen, da baut jemand ein tolles Feuerwerk auf, zündet es voller Aufregung, und dann erscheint aber nur ein kurzes kleines Licht und ein “pffft” und das war das Feuerwerk. So ähnlich habe ich Black Bag auch empfunden. Es wird eine ausgeklügelte, detailreiche, auch unterhaltsame Vorgeschichte erzählt, aber die Lösung ist dann irgendwie unspannend und enttäuschend, ein richtiger Antiklimax. Es mag sein, dass Soderbergh die Agentengeschichte hier tatsächlich weniger interessiert hat als die zwischenmenschliche Komponente, aber dann hätte er den Fokus, m.E. gleich ganz verschieben müssen. So ist es insgesamt eine etwas halbgare Angelegenheit.

ESC 25 – unfassbar, drei

So, ein paar abschließende Betrachtungen, obwohl ich noch wochenlang über die ESC schreiben könnte, aber dann hab ich irgendwann keine Leser mehr harhar.

Wir sind voll in der ESC Depression angekommen, also nicht in Österreich, da wird diskutiert, ob der ESC in Wels, Oberwart oder auch Innsbruck realistisch ist, aber sonst stimmt alles, was so in den Tagen nach dem ESC, laut “Kalender” passiert:

  • Will Austrialia participate next year?
  • Many countries are displeased about the results: “We might not take part next year”
  • Voting scandals and conspiracy theories emerge

Vor allem das israelische Ergebnis des Televotings schlägt hohe Wellen. Und natürlich die üblichen Proteste gegen die Teilnahme des Landes.

Es wäre ja jetzt super, wenn man einen EBU Chef hätte, der mal auf den Tisch klopft und eine Ansage macht, so oder so. Aber leider haben wir Martin Österdahl, der sich nicht mal mehr beim ESC live sprechen traut, aus Angst ausgebuht zu werden. Menschlich verständlich, ich bin auch nicht zur Führungskraft geboren, aber wenn ich den Job mache, dann sollte ich irgendwas tun. Ich persönlich war sowieso generell immer dagegen irgendein Land auszuschließen, weil wir dann genau in diese Situation kommen, dass “wir” dann jedesmal diskutieren müssen, wer dabei sein “darf” und wer nicht. Da kommt dann die “Moral” und das Virtue Signaling und alles, was die öffentlichen Debatten oft unerträglich machen. Und ich finde auch, dass Musikerinnen und Musiker nicht für die Politik ihres Landes verantwortlich gemacht werden sollten. Es heißt ja schließlich “United by Music” nicht umsonst. Na schau, ich kann mehr Klartext reden als Österdahl. harhar.

Und: Langsam wächst Schwedens Beitrag Bara Bada Bastu bei mir, jetzt wo er nicht gewonnen hat. Noch 20 Mal hören und ich mag es wirklich harhar.

Ich stehe heute in der Küche und singe: ” (….) Ohhhhhohhoohhho Bada Bastu jåå”

Das Kind: “Sauna.”

Harhar, ich glaube, wir haben jetzt den Vibe, als sehr Spätadopter.

ESC 25 – unfassbar, zwei

Heute zwar früh ‘wach’ gewesen, aber nicht ausgeschlafen. Zuviel Adrenalin.

Ich wollte mir gestern Notizen zum Abend machen, habe aber nur genau eine Sache aufgeschrieben, nämlich, dass bei unserem ESC Event jemand gesagt hat, dass der italienische Song nach Urlaub klingt und jemand anderer drauf: Ja, aber wie der letzte Urlaubstag bevor man wieder heimfährt, harhar. Das war übrigens, glaub ich, die einzige Prognose, mit der ich letztendlich richtig gelegen bin, nämlich dass Italien besser sein wird als die Quoten vorhersagten, sogar am Ende Platz 5 für eine supersympathische, “kleine” Performance.

Na gut, was war sonst noch los? Hunziker war endlich da – eine Wohltat, nicht nur visuell (die Kleider meine ich!!). Sie hat im Greenroom mit dem italienischen Kandidaten gesprochen und die Deutschen interviewt. “Hallo Stefan” (Raab) hat sie gesagt, der saß neben Arbor und Tynna. Und dann so auf die Art, sie darf nicht zu parteiisch sein harhar. Celine Dion war hingegen nicht anwesend, obwohl am Nachmittag sehr viele Gerüchte gestreut wurden, sie wäre in Basel gelandet. Wer allerdings da war, war Nemo. Erstens, um seinen Siegersong vom vorigen Jahr noch einmal zu singen, fair enough, dann aber auch, um seinen neuen Song zu promoten, und sorry aber, das hat ja die Loreen Performance ihres Nachfolgesongs von Tattoo voriges Jahr noch um Längen getoppt an Skurrilität und Dings, wirklich extrem verstörend. Und warum Nemo in diesem Outfit auf die Bühne “darf”, während andere Künstlerinnen wegen Familienfreundlichkeit der Show ihre Kostüme ändern mussten, ist mir auch nicht vollends klar.

Dafür waren die Showacts sonst wirklich super – einerseits einige Schweizer ESC Kandidaten der letzten ja, 60 Jahre (Paola Felix, Luca Hänni etc), anderseits, besonders beliebt bei der Unter-25 Fraktion der Zuseher, zumindest in meinem Wohnzimmer, ein Mash Up der beiden Zweitplatzierten Kärija (Zweiter aus Finnland im Jahr 2023) und Baby Lasagna (Zweiter aus Kroatien im Jahr 2024). Sie haben, in einer Art Kampfring als Boxer stehend, ihre beiden Banger Cha Cha Cha bzw. Rim Tim Taga Tim performt, einzeln, dann durcheinander, das war schon sehr amüsant und mitreißend, ein richtiger ESC Moment, der wieder mal die Nationen schön geeint hat.

Bei den Kandidaten selbst entstand bei mir zumindest heuer der Eindruck, dass es wirklich sehr kurzweilig war. Recht wenig schiefe Töne, interessante Bühnenshows, “Comedy Acts” neben kleineren Indie Nummern, große Balladen neben Radiohits, quasi für jeden etwas dabei. Wie immer gabs Performances, die in den Semis besser gezündet haben als im großen Finale – bei Österreich wars Gott sei Dank umgekehrt. Natürlich spielt auch die Auftrittsreihenfolge eine gewisse Rolle. Und, wie auch immer, versteht man manches überhaupt nicht. Die Schweiz wurde zum Beispiel Jury-Zweiter, bekam vom Publikum aber exakt null Punkte. Schweden, bei den Wettquoten hochfavorisiert, wurde nur Publikums-Dritter. Und wieso bei Polen beim Schnelldurchlauf, wo alle Länder nochmal in einem kurzen Einspieler präsentiert werden, eine Stelle im Song gezeigt wird, in dem die Sängerin gar nicht singt, sondern nur an Ringen hängt, also das verstehe auch wer will.

Am Ende wars ein großer, verdienter Sieg von JJ. Oder wie das Kind sagte: Ganz objektiv gesprochen, er war der Beste. Harhar. Schön war, wie Conchita sich ehrlich gefreut hat (sah zumindest so aus harhar) wie die anderen Teilnehmer ihm gratuliert haben, es sind da schon Freundschaften entstanden, und dann bei seiner Performance mitgetanzt, das ist der Spirit von Eurovision. Und auch, dass jeder ESC Fan auch irgendwie alle Songs feiert, seine ganz persönlichen Favoriten hat, das hat immer schon etwas sehr verbindendes und das liebe ich an dem Bewerb.

P.S. Respekt für Marco Schreuder, der praktisch jedes Jahr den Sieger vorhersagt, so auch heuer.

P.P.S. Ich wurde gestern mit meinem obergescheiten Insiderwissen als “Heinz Prüller des Song Contests” bezeichnet und ich lasse das mal als Kompliment gelten, harhar.