almis personal blog

Don’t look up

Gestern hab ich begonnen, mir auf Netflix die halbgare Satire Don’t look up von Adam McKay (bekannt für u.a. The Big Short) anzusehen. Zwei kurze Beobachtungen dazu.

Es spielen u.a. Leonardo di Caprio und Jonah Hill – was mich an Scorseses The Wolf of Wall Street erinnert (den ich nicht mag). Und in dem die beiden vornehmlich mit Koksen, Saufen und Vögeln beschäftigt waren (sehr redundant insgesamt, man könnte locker um eine Stunde kürzen), was mich wiederum an das Golden Globe Intro mit Tina Fey und Amy Poehler erinnert, wo Amy Poehler sagte: “If I wanted to see Jonah Hill masturbate at a pool party, I’d go to one of Jonah Hill’s pool parties.”

Meryl Streep spielt in Don’t look up die Präsidentin der Vereinigten Staaten und di Caprio eröffnet ihr, dass ein Astroid im Begriff ist, die Erde zu zerstören. Da musste ich wiederum an das Opening der Oscars 2008 denken, in dem Jon Stewart sagte: “Hillary Clinton vs. Barack Obama. Normally, when you see a black man or a woman president, an asteroid is about to hit the Statue of Liberty.”

Ob ich noch mehr und tatsächlich etwas über Don’t look up schreiben werde, weiß ich nicht. Er war bisher doch ziemlich anstrengend, aber nicht in einem guten SInn.

P.S. Aber interessant war die Szene, in der ein Veteran in einem Tarnanzug bei der Pressekonferenz der Präsidentin erscheinen soll, um zu zeigen, dass sich das Volk quasi im Krieg (gegen den Asteroiden) befindet. Diese Politik der Gefühle erinnert mich auch an etwas.

Weihnachtsreflexionen

Im Zuge der Feiertage und der Unterhaltungen mit anderen bin ich draufgekommen, dass Weihnachten wirklich sehr individuell gefeiert wird.

Manchen ist es wichtig, dass die Kinder den Weihnachtsbaum vorher nicht sehen, andere lassen ihre Kinder den Baum aussuchen und/ oder mitschmücken. Bei manchen wird gesungen, bei anderen nicht. Manche essen vor der Bescherung, andere danach und was gegessen wird, ist auch so eine Sache Fisch oder Würstel, Schinkenrollen oder Gans. Manche Speisen gehen für manche Menschen zu Weihnachten offenbar überhaupt nicht. Tatsächlich gibt es auch Menschen, die explizit keine Geschenke haben möchten und verletzt sind, dass der (Nicht-) Wunsch nicht respektiert wird. Anderen sind wiederum große Geschenke ziemlich wichtig. Manche (oder gar alle?) sind froh, wenn Weihnachten dann auch wieder vorbei ist. Obwohl sie es schon mögen.

Ich selbst hab schon alles gehabt: tradtionelle Weihnachten mit Gesang und Kirche. Versteckte Bäume, gar keine Bäume und solche, die ich aus dem Baumarkt rausgeschleppt habe bzw. Bäume von denen wir uns bewusst verabschiedet haben – “Bis nächstes Jahr” *wink* *wink* ja, das Kind war damals vier. Viele Geschenke und auch gar keine Geschenke, Gans, Fisch, Steak, Braten. Zweimal Weihnachten im Krankenhaus im Jahr 2000 bei meiner Oma (die am 2. 1. 2001 gestorben ist), und 2007 im SMZ Ost auf der Intensivstation beim Kind. Mir ist alles recht, nur im Spital muss ich Weihnachten eher nicht mehr haben, wenn ich es mir aussuchen kann.

Verstörende Videos, fünf

Wenn man Nikita von Elton John hört, fühlt man sich direkt wieder in die 80ziger Jahre zurückversetzt. Was für ein Kultsong! Wenn man sich im Jahr 2021 das Video von 1985 ansieht, traut man allerdings seinen Augen kaum.

Elton John als der Protagonist fährt zur Berliner Mauer und bittet um Einlass. An der Grenze quasi laufend im Einsatz: eine russische Soldatin namens Nikita. Schon alleine in der Anfangsequenz kommt man aus dem Staunen nicht heraus. Russische SoldatInnen laufen mit dicken Mänteln und Pelzmütze herum (und ich gehe mal davon aus, dass die Kälte gewöhnt sind), während Herr Elton John bestenfalls für einen milden Oktobertag entsprechend gekleidet ist. Dazu trägt er Strohhut. Ach ja und er sitzt in einem Cabrio, während es schneit. Ja, ja, das ist alles eine Metapher, das ist mir schon klar, aber trotzdem.

Dazu macht er unentwegt Fotos von besagter Soldatin Nikita. Einerseits heikel, weil ich denke nicht, dass man an einem Grenzposten einfach so Fotos machen darf, anderseits: Übelstes Stalking inklusive Verletzung des Rechts am eigenen Bild Das ging also auch schon im prä-Smartphone Zeitalter und zwar mit einer Nikon Kamera (Product Placement!) Da fällt es kaum mehr ins Gewicht, dass Elton John ein Foto in seinem Pass hat, dass nicht einmal 1985 als regelkonform durchgegangen wäre.

Auf der Metaebene ist zu sagen: Nikita ist eigentlich ein russischer Männername. Und nachdem wir alle um die sexuelle Orientierung von Elton John wissen, ist das jetzt auch nicht so überraschend. Der Regisseur des Videos wusste das nicht – oder es war ihm zu heikel – weswegen er aus Nikita eine Frau machte. Tatsächlich besingt Elton John in diesem Lied einen DDR-Grenzsoldaten, in den er verliebt gewesen sein soll. Und das ist dann schon wieder cool, das alles so zu verklausulieren.

Altersshaming vs AJLT

Ja, ich hab mich über die Alterswitze in And Just Like That geärgert – übrigens fürs Protokoll: In der ersten Folge gab es noch 15 Witze rund ums Altwerden, und der dritten nur noch fünf, ja ich habe eine Liste gemacht – aber ganz ehrlich, mir entfällt in letzter Zeit auch so einiges.

Gestern schau ich dem Teenie zu, wie er ein Formel 1 Spiel am Gilles Villeneuve Circuit fährt, und sag ich, ja dessen Sohn ist ja auch lange Formel 1 gefahren (zu “meiner” Zeit) und dann ich so, wie hieß der doch gleich, der Sohn, ich schwöre ich habe zehn Minuten gegrübelt. Jacque btw. Und heute fällt mir nicht ein wie der Film mit Lady Gaga und Bradley Cooper heißt, und während ich diese Zeilen schreibe, weiß ich es immer noch nicht – werde aber sofort googlen. Ach ja, A Star is born. Vielleicht hab ich AJLT doch irgendwie unrecht getan…

Jedenfalls ist die dritte And Just Like That Folge wesentlich besser gewesen als die Folgen 1 und 2. Weil man sich darauf konzentriert hat, was bei der Serie damals das Erfolgsrezept war. Einfach vier Frauen, die in einem Cafe sitzen und reden. Ok, es gibt nur noch drei Frauen, aber in Folge 3 war es einfach Stanford als Nummer 4, und es war witzig und unverkrampft und so wie früher. Einiges stimmt immer noch nicht in AJLT, vor allem, was die Themensetzung betrifft und leider auch die neu eingeführten Figuren, die (mich) noch nicht überzeugen. Aber wenn jetzt jede Folge besser wird als die vorhergehende ist, dann gibts Hoffnung.

Namenstag

Heute früh ist was eigenartiges passiert. ShopApotheke (unbezahlte Werbung!) hat mir zum Namenstag gratuliert.

Das ist deshalb komisch, weil ich eigentlich keinen Namenstag habe. Als ich am Standesamt angemeldet wurde, sagte man meinem Papa dort, Heidi sei kann Name und er müsse zum Beispiel Adelheid eintragen lassen. Daraufhin bekam mein Papa einen Wutanfall (diese Eigenschaft hab ich in meinem Blogpost letzte Woche vergessen) und hat gemeint, er lässt sich sicher nicht vorschreiben, wie er sein Kind zu nennen hat. Nachdem ich jetzt also Heidi heiße, weiß man, wer sich in dieser Kontroverse durchgesetzt hat.

Jedenfalls haben mir meine Großeltern am 16. Dezemeber immer zum Namenstag gratuliert, ich bekam auch ein kleines Geschenk und meine Eltern haben immer gesagt, das sei nicht mein Namenstag, denn ich heiße schließlich nicht Adelheid. Das ging jahrelang so als running gag. Irgendwann waren meine Großeltern nicht mehr da und mein Namenstag geriet tatsächlich in Vergessenheit – auch bei mir selbst.

Während ich diese Zeilen schreibe, habe ich auch gegoogelt und festgestellt, dass das Internet tatsächlich sagt, dass ich mittlerweile einen Namenstag habe. Und der ist heute.

Das bin doch nicht ich!

Gestern bin ich zur Buchhandlung am Spitz (unbezahlte Werbung) gegangen, wo ich zwei Bücher bestellt hatte. Vor der Türe erwartete mich diese Dame:

Das läuft unter Insidergag. Als der Teenie noch kein Teenie war, sondern ein dreijähriges Kleinkind hat er immer wenn wir eine Buchhandlung oder ein Papierwarengeschäft betreten haben, auf diese Figur gezeigt und begeistert “Mama!!” gesagt. Ich gebe zu, das hat mich ziemlich irriert und ich hab immer – wie zu meiner eigenen Bestätigung – gesagt: “Das bin doch nicht ich. So schaue ich doch nicht aus.” Was vollkommen wirkungslos war. Jedes Mal wurde die Figur wieder freudig als “Mama” begrüßt. Ich finde immer noch nicht, dass ich das bin, aber richtig unsympathisch ist diese Dame/Zwergin ja gottlob auch nicht.

Nachschau – AJLT

In Harry und Sally unterhalten sich die beiden ProtagonistInnen darüber, wie lange man nach dem Sex noch kuscheln soll. Harry behauptet, Männer möchten das höchstens 30 Sekunden, während Frauen das die ganze Nacht wollen und er sagt zu Sally: “Und genau da, zwischen 30 Sekunden und der ganzen Nacht liegt ein Problem.”

Ich weiß nicht, ob Harry da Recht hat, wenn er für “die Männer” spricht, aber dieser Satz ist mir wieder eingefallen, nachdem ich meine And Just Like That Kolumne fertiggeschrieben hatte. Denn in dieser Kolumne hab ich unabsichtlich sowas ähnliches geschrieben als es darum ging, wann Paare miteinander über Masturbation reden. Nicht unbedingt beim dritten oder vierten Date, so schrieb ich, aber auch nicht nach 20 Jahren – so wie Carrie und Big das in einer wirklich peinlichen Szene der ersten Folge von AJLT tun. Also irgendwo zwischen dem vierten Date und 20 Jahren liegt das Problem.

Ok, weiß nicht, ob verständlich ist was ich sagen will, egal, dann verweise ich halt mal auf eine And Just Like That Rezension die ich gut fand. Sie stammt von Pia Reiser auf FM4, die meinen Befund der die Serie über weiten Strecken teilt, besonders als sie schreibt, die Serie verströme eine„Uff, die Welt ist 2021 ganz schön anstrengend”-Haltung. Stimmigerweise hat sie ihre Betrachtung Woke statt Vogue übertitelt und auf diese Formulierung bin ich ein bisschen neidisch. In der internet Movie Database hat AJLT bisher eine Bewertung von 5,9. Autsch.

His birthday

Heute wird mein Papa 80 Jahre alt. Ich bin um halb fünf Uhr aufgewacht und konnte nicht mehr einschlafen. Seitdem sitze ich am PC und versuche, etwas zu schreiben.

Mein Papa ist seit gut 20 Jahren quasi chronisch krank und vor eineinhalb Jahren hat er Morphium bekommen. Ich habe früher immer gedacht, wenn man mal Morphium bekommt, dann geht nichts mehr, aber er hat sich zwischenzeitlich wieder erholt, war sogar in der Steiermark auf Urlaub. Auf einem Auge ist er fast blind, das kommt von seinen Therapien. Gejammert hat er nie. Mein Papa ist ein Kämpfer und ziemlich ehrgeizig.

Zum letzten Mal gesehen habe ich ihn am 25. 12 2020 und da auch nur ganz kurz, auf seinem Balkon stehen, die Kapuze von seinem Pulli über den Kopf gezogen.Seitdem haben wir ein paarmal telefoniert. Warum wir uns kaum sehen und wenig miteinander reden weiß ich nicht. Ich habe es versucht und dann habe ich aufgehört, es zu versuchen. Wahrscheinlich hätte ich ihm noch viel zu sagen, vielleicht aber auch nichts. Mein Papa ist ein politischer Mensch, ein sehr witziger Mensch, aber auch ein ziemlich zynischer Mensch.

Als Kind bin ich bei den Eltern meines Papas aufgewachsen. Mein Opa hat oft davon erzählt, wie meine Eltern mit mir als Neugeborenes aus dem Krankenhaus zu ihnen gekommen sind, und mich ihm in den Arm gedrückt haben mit den Worten: “Da habt ihr euer Kind.” Mein Papa hat mich jeden Abend von meinen Großeltern abgeholt und dann sind wir nachhause gegangen. Bevor ich in die Schule kam, hat er mir erzählt wie schön es ist zu lesen, welche andere Welt sich dabei eröffnet. Als ich dann lesen konnte, hab ich mich oft in diese andere Welt geflüchtet. Vielleicht habe ich deshalb Literaturwissenschaft studiert. Seitdem ich denken kann, habe ich um seine Anerkennung gekämpft. Mein Papa ist ein kritischer Mensch mit genauen Vorstellungen.

Meine Mama sagt öfters ich habe soviel von ihm, vor allem wenn wir miteinander streiten, aber ich bin da nicht sicher. Der Leberfleck an meinem linken Bein erinnert mich an ihn, weil er an genau dergleichen Stelle genau dengleichen Leberfleck hat. Aber ich weiß nicht was er denkt, schon gar nicht über mich. Ich weiß nicht, ob ich seine Erwartungen erfüllt habe, ob er überhaupt Erwartungen an mich hatte. Mit 45 Jahren ist mein größtes Learning wohl gerade, das Loslassen zu lernen, in jeder Beziehung.

Happy birthday.