almis personal blog

The Fountainhead – Review

So jetzt bin ich endlich fertig mit The Fountainhead von Ayn Rand, erschienen 1943.

Boah der Roman ist…viel. Also einerseits, weil er eben über 700 Seiten dick ist, aber auch so. Die russische Autorin und Philosophin Ayn Rand, hat quasi all ihre Ideen und Thesen in die Protagonisten gesteckt und derer gibt es viele. Ich behaupte mal, dass keiner der Dialoge in diesem Buch in der wirklichen Welt geführt werden würde, die Gespräche sprudeln über vor Weltsicht und Theorie und Selbstreflexion, niemand redet übers Wetter oder das letzte Wochenende.

Meine tolle englische Ausgabe, mit einem Werk von Tamara de Lempicka auf dem Cover. In der deutschen Übersetzung kostet The Fountainhead oder “Der Ursprung” oft an die 70 Euro.

Die Hauptfigur ist Howard Roarke, ein junger Architekt, der von der Uni geflogen ist, weil er sich weigerte, den konventionellen Standards zu entsprechen und sich an die vorherrschende Lehre anzupassen. Auch als er sich um Auftraggeber bemüht, ist er nicht bereit Kompromisse einzugehen. Er baut das, was er will, wie er es will und wenn das jemanden nicht passt, hat der eben Pech gehabt. Verständlicherweise hat Roarke unter diesen Voraussetzungen Schwierigkeiten, in der Branche Fuß zu fassen. Aber selbst seine Gegner müssen zugeben, dass er genial ist. Weitere Protagonisten sind sein überangepasster Studienkollege, ein führender Architekturtheoretiker, ein Zeitungsmogul und Dominique Francon, die Frau, die mit Roarke eine sehr seltsame und bizarr-toxische on/off Beziehung unterhält.

The Fountainhead wird vermutlich deshalb als “Bibel des Kapitalismus” beschrieben, weil Rand die Bedeutung von mutigen Einzelkämpfer herausstreicht, denen es nur um die Erschaffung eines Werkes geht, gegen alle Widerstände und ohne altruistische Gedanken dazu. Gleichzeitig verweigert sich Roarke aber auch dem Kapitalismus, weil er lieber Aufträge ablehnt und teilweise fast mittellos lebt, als “irgendetwas” bauen zu müssen, auch wenn es Geld bringt. Irgendwie geht das im meinem Kopf nicht ganz zusammen.

KURZER SPOILER !!! Howard Roarke entwirft gegen Ende des Romans ein soziales Wohnbauprojekt, das allerdings in seiner Abwesenheit von anderen Architekten geringfügig verändert wird. Was bleibt ihm also über, als die ganze Siedlung zu sprengen? Harhar. Was aber im doppelten Sinn gesellschaftlich unakzeptabel ist (es war ja noch dazu ein Sozialbau) Und im darauffolgenden Prozess dann seine (im wahrsten Sinn des Wortes) Brandrede darüber zu halten, warum er das getan hat und was ihm wichtig ist.

Der Roman besteht wirklich ausschließlich aus großen Themenkomplexen: Architektur als Metapher für alles mögliche, unter anderem menschlichen Charakter, Lob des Individualismus, Ablehnung des Kollektivismus und vor allem einer willentlich angestrebten Mittelmäßigkeit, Kritik an dem Einfluss und der Korrumpierbarkeit der Medien (der Roman ist von 1943!), letztendlich geht es sogar um Masochismus und Sadismus, sowie um Liebe. Aber um Liebe nur ein bisschen.

Pfuh.

Aufregung

Gibt es im Film Alles steht Kopf eigentlich auch das Gefühl Nervosität? Ich glaube, es gibt nur Angst, was etwas anderes ist.

Wenn man Angst hat, freut man sich nicht gleichzeitig auch, was bei Nervosität schon möglich ist. So geht es mir nämlich gerade.

Macht das Zugeben von Nervosität diese besser oder wird es im Gegenteil dadurch noch schlimmer? Da ich sowieso nicht wirklich cool sein kann, tendiere ich dazu, einfach authentisch aufgeregt zu sein. Aufregung ist übrigens ein schöneres Wort dafür, weil es die dazugehörige Freude auch irgendwie transportiert.

Generell mag ich es nicht, nervös oder aufgeregt zu sein, weil ich mich dann besonders verletzlich fühle und auch das Gefühl habe, nicht gleichzeitig mein bestes Selbst sein zu können. Aber genau das möchte ich gerade sein und deshalb haben wir hier einen 1A Teufelskreis.

Folgt mir gerne für weitere Selbstgespräche zu diesem Dilemma, harhar.

8 1/2

Im Rahmen der Metrokino Reihe Marcello Magnifico habe ich einen meiner Lieblingsfilm, 8 1/2 oder Otto e mezzo, endlich auch mal im Kino gesehen. Das ist keine Werbung, weil das Metro Kino hat meine Reservierung verschmissen, die ich am 17. August gemacht habe (harhar), aber ich bin letztendlich trotzdem reingekommen und habe auch gleich als Entschuldigung zwei Gutscheine bekommen.

8 1/2 handelt von der Schaffens- und Lebenskrise des Regisseurs Guido Anselmi (Marcello Mastroianni). Er plant einen Film, der schon kostenintensiv vorbereitet wird, die Schauspieler warten auf ihren Einsatz, doch nun weiß er nicht mehr, was er überhaupt erzählen will und vor allem wie. Er sagt, er wollte einen “ehrlichen Film machen, der jedem hilft, das was tot in ihm ist, zu Grabe zu tragen”, aber er scheitert an der Handlung und gerade auch an seinem Leben. Nach einem kleinen Nervenzusammenbruch befindet er sich auf Kur nahe Rom, wo ihm aber sowohl seine Frau (Annouk Aimee) als auch seine Geliebte (Sandra Milo) nachreisen, einige seiner Schauspieler und auch sein Assistent. Guido flüchtet daraufhin immer öfter in Tagträume…

Der Kritikerpapst Roger Ebert schrieb in seiner brilliant formulierten Kritik über den Film: “8 1/2 is the best film ever made about filmmaking”. 8 1/2 hat sehr viele surreale und nicht ganz fassbare Szenen, die man aber, so finde ich, nicht unbedingt komplett verstehen muss, um von ihnen fasziniert zu sein. Guidos Assistent erörert einmal mit ihm das Drehbuch und sagt ihm dabei quasi: Du machst keinen Avantgarde Film, aber dein Film hat alle Schwächen eines Avantgardefilmes, harhar. Das ist genial: damit hat Fellini nämlich schon die kritischen Repliken auf seinen eigenen Film quasi vorweggenommen, denn einige Kritiker stoßen sich bei 8 1/2 genau an dessen Konfusion und scheinbarer “Ziellosigkeit”.

8 1/2 ist sehr italienisch, mit vielen schönen italienischen Menschen und hat wieder praktisch alle Fellini Markenzeichen vereint: Zirkusversatzstücke (Zauberer, Wahrsagerin), das Meer, die eigenwillige Dorfprostituierte, die katholische Kirche, hier in Gestalt eines Kardinals, die dekadente Gesellschaft, Tanz und generell die Musik, als Leitmotiv. Ich finde, dass Nino Rotas Soundtrack hier fast noch prägnanter ist als in Der Pate. Er akzentuiert Guidos Verwirrung und changiert zwischen Lebensfreude und Verzweiflung. Er wirkt auch oft als ironischer Unterton. 8 1/2 ist zumindest semi-autobiografisch – Fellini verarbeitet hier seine eigene Krise.

Der Film ist ein Fundus für viele nachfolgende Filme und andere popkulturelle Werke geworden. Die Szene in Pulp Fiction habe ich ja schon beschrieben. Aber auch die Anfangssequenz, als Guido sich aus seinem Auto befreit und über dem Stau schwebt, wurde später im REM Everybody hurts aufgegriffen, Michael Stipe ist da sogar ganz ähnlich gekleidet wie Mastroianni, inklusive Hut. Woody Allens Stardust Memories referenzieren ebenso auf 8 1/2 wie Charlie Kaufmanns Synechdoche New York – der mich persönlich aber eher genervt hat. Das (ur arge) Video von Aphex Twins Windowlicker erinnert mich von der Dymanik und von der Stimmung komischerweise total an manche Szenen in 8 1/2. Aber nachdem ich dazu nichts ergoogelt habe, bin ich da wohl die einzige, der das so geht.

Fazit: Ich glaube, der Film kann einem auch gar nicht gefallen, ich würde es verstehen. Aber ich liebe ihn auch nach wiederholter Sichtung immer noch sehr, auch weil er – trotz aller Krise – sehr positiv und lebensbejahend ist, und das gefällt mir immer viel besser als wenn Regisseure mit sich selbst und der Welt eh schon abgeschlossen haben.

Frühstück La Plume

Heute stand wieder ein neues Frühstückslokal auf dem Programm, wie immer unbezahlte Werbung. Ich war mit L. im La Plume im 3. Bezirk, gleich neben der Ubahnstation Kardinal Nagl Platz. Ich kenne die Gegend gut aus verschiedenen Gründen und mag sie sehr, auch aus verschiedenen Gründen.

Das La Plume

Das La Plume ist ein kleines Cafe mit französischem Einschlag und beliebt bei Lehrern der Umgebung, wie L. erzählt. Es gibt toll aussehende Croissants – wir haben diesmal aber keines probiert) und ein paar Torte und Kuchenkreationen.

Zum Frühstück gibt es im Prinzip die Klassiker, wir haben uns diesmal für Rührei mit Schinken entschieden…

Locker flockiges Rührei

…und haben uns dann noch ein Porrigde mit Früchten geteilt:

Porridge

Es war sehr gut. Nachher waren wir noch spazieren und L. hat mir das neue Buch von Sally Rooney geschenkt, ur lieb! Jetzt muss ich sehr schnell The Fountainhead auslesen (S.320 harhar).

C’est La Vie

Heute habe ich 8 1/2 im Metrokino gesehen. Herrlich.

Bevor ich näher darauf eingehe, möchte ich in Erinnerung rufen, dass die absolut geniale und legendäre Tanzszene aus Pulp Fiction vermutlich auf 8 1/2 zurückgeht. Zumindest meiner Meinung nach. Wir erinnern uns: Mia Wallace (Uma Thurmann) und Vincent Vega (John Travolta) befinden sich in einem 50-Jahre-StyleCafe, wo ein Tanzwettbewerb ausgerufen wird. Mia will unbedingt die Trophäe gewinnen. Da ihr Ehemann Vincents’ Boss ist und ihm aufgetragen hat, alles zu tun was sie will, muss er tanzen – er sieht aber eh nicht unglücklich darüber aus.

Das war damals schon vorab die am meisten gehypte Szene von Pulp Fiction, weil John Travolta wieder aus der Versenkung auftauchte, der mit Saturday Night Fever und Grease bekannt geworden ist und hier quasi metamäßig eine kleine Reminszenz an seine Paraderollen liefert. Wobei er in Pulp Fiction einen Gangster spielt, was die Tanzeinlage noch interessanter macht. Das mag ich so an Tarantino, dass er so komplett absurde Momente in seine Filme einbaut und gegen das Klischee – welche Vorstellung haben wir von einem Gangster – arbeitet.

Travolta ist genial in dieser Rolle, genau wie Thurmann (und auch Samuel L. Jackson), die auch alle für den Oscar nominiert waren, den aber nur Tarantino (gemeinsam mit Roger Avery) für das Drehbuch bekommen hat.

Tanzszene aus “Pulp Fiction”

Sie tanzen jedenfalls zu C’est La Vie von Chuck Berry, da geht es um eine “teenage wedding” und das Leben danach, das sich die jungen Leute an Mittelklasse Wohlstand erarbeiten, zum Beispiel kaufen sie einen Kühlschrank und kleines, getuntes Auto. Lustig ist, dass es im Text heißt “the old folks wish them well”. So alt können die ja nicht sein, wenn das Ehepaar noch Teenager sind, harhar.

Jedenfalls ist die Inspiration für diesen Tanz, der ja total “original” aussieht, meiner Meinung nach ein Tanz aus 8 1/2, wo sich das Paar wirklich total ähnlich bewegt und einen verwandten Vibe vermittelt. Sogar die Frisur der Frauen ist gleich.

Tanzszene aus “8 1/2”

Ich war ganz geflasht als ich die Szene zum ersten mal gesehen habe und heute musste ich grinsen.

Alternativlos

Jeden Abend höre ich Podcasts über Filme im Bett. Dann schlafe ich irgendwann ein und manchmal endet der Podcast und es ist Ruhe und manchmal springt Spotify zu irgendeinem anderen Podcast weiter, der dann vor sich hin murmelt.

Letztens bin ich aufgewacht und habe etwas über Politik gehört. Es war – wie ich dann festgestellt habe – der Ganz offen gesagt Podcast mit Fabio Polly, zum Thema “Demokratie in Gefahr”. Da hat u.a. Florian Scheuba geredet und einen Begriff verwendet, den ich vor der Coronazeit nicht gekannt habe, der da aber gang und gäbe war, nämlich das Wort “alternativlos”. Ich hasse dieses Wort seitdem und empfinde es als richtiges Unwort. Denn bei Corona waren ganz viele Dinge plötzlich “alternativlos”. Tatsächlich sind aber nur sehr wenige Dinge im Leben wirklich alternativlos oder wie mein Opa früher gesagt hat, wenn ich gemeint habe, ich muss dieses und jenes tun: “Müssen tut man sterben”.

Ja, der Tod ist tatsächlich alternativlos, aber praktisch alles andere ist es nicht. Und vor allem ist der Begriff ein absoluter Diskursstopper. Wenn ich ihn verwende, bedeutet das so viel wie: Da brauchen wir gar nicht weiter zu reden, da brauchen wir uns keine andere Perspektive anzuschauen, das ist so, weil ich das so sage. Scheuba hat auf die Frage Pollys, ob es politisch klug wäre, jemand anderem als der FPÖ den Regierungsbildungsauftrag zu geben gemeint, es wäre alternativlos.

Ich bin dann eine Stunde wachgelegen, weil ich mich über diese Haltung geärgert habe. Ich glaube nicht, dass sie uns als Menschen oder auch als Gesellschaft irgendwie weiterbringt.

Zum Nachdenken

Die renommierte US-Filmkritikerin und Oscar-Beobachterin Sasha Stone hat heute auf X folgendes postuliert:

Den Zusehern das geben, was sie wollen, anstelle dem, was sie wollen sollen. Da hatte Goethe eine andere Meinung, er hat in Wilhelm Meisters Lehrjahre geschrieben:

Es ist eine falsche Nachgiebigkeit gegen die Menge, wenn man in ihnen die Empfindungen erregt, die sie haben wollen und nicht die, die sie haben sollen.

Wilhelm Meisters Lehrjahre – Johann Wolfgang von Goethe

Man kann das auf verschiedene Arten interpretieren. Spannend, darüber nachzudenken.

Leihhund

Heute war ich mit dem Kind bei der Oma, die gerade für eine Woche einen sehr kleinen Hund sittet

Großes Kind, kleiner Hund

Es war sehr lustig und auch in der Pizzeria entspannt. Der Hund hat nie gebellt, es muss einem aber halt wurscht sein, wenn man permanent neidvoll beim Essen beobachtet wird, harhar. Oder als Tischnachbarin auch mal dezent mit den Pfoten am Arm dazu aufgefordert wird, vielleicht ein bisschen Thunfisch von der Pizza abzugeben.

Der Hund in der Tasche

Danach haben wir noch ein bisschen mit ihm im Garten gespielt. Das Kind fand jedenfalls, es war ein sehr schöner Tag und das fand ich auch.