almis personal blog

Little Women

Am Mittwoch habe ich dann noch zum Abschluss Little Women gesehen, den zweiten Film, bei dem Gerwig Regie geführt hat. Little Women ist ein amerikanischer Klassiker, eine Coming of Age Geschichte, vielleicht so bekannt wie Heidi im deutschsprachigen Raum.

Bei Friends motiviert Rachel einmal Joey, der normalerweise Bücher meidet, Little Women zu lesen und er will mehr darüber wissen und fragt sie: “These little women, how little are they? I mean, are they like scary little?” Nun, es handelt sich dabei um vier Schwestern, die von ihrem Vater so genannt werden, obwohl sie mittlerweile schon praktisch alle die Pubertät hinter sich haben.

Die Geschichte wird von Jo March, einer der Schwestern erzählt, die Schriftstellerin werden will und ihre Texte an Zeitungen und Verlage verkauft, sie arbeitet eben an ihrem ersten Roman, über sich und ihre drei Schwestern. Alle vier sind sehr künstlerisch begabt, eine schauspielert, eine malt, eine spielt Klavier und Jo eben schreibt. Aber zu dieser Zeit, wir befinden uns im 19. Jahrhundert, geht es im Prinzip nur darum gut zu heiraten, um versorgt zu sein, weil ja Frauen kaum arbeiten durften, und wenn dann sicher nichts brotloses.

Jo (Saorise Ronan) hasst das und sie rebelliert dagegen. Sie lehnt den Heiratsantrag von Laurie (Timothee Chalamet) ab, und klagt ihrer Mutter ihr Leid und liefert damit, wie ich finde, ein wesentlich eindringlicheres femistisisches Statement als das in Barbie der Fall ist, aber vielleicht bin ich persönlich auch mehr der 19.Jahrhundert-Feminismus Typ, sie sagt:

Women, they have minds and they have souls, as well as just hearts. And they have got ambition and they have got talent, as well as just beauty. I am so sick of people saying that love is just all a woman is fit for. I`m so sick of it!

Jo March in Little Women

Der FIlm ist generell so jung und frisch, obwohl er eben in der Zeit des amerikanischen Bürgerkriegs spielt. Aber Greta Gerwig gelingt das Kunststück, den Film total heutig erscheinen zu lassen, ohne ihn seiner Zeit zu entreißen und mit Gewalt modernisieren, einfach um der Modernisierungs-Willen. Und die SchauspielerInnen sind großartig vor allem Ronan und Florence Pugh spielen so gut.

Hier noch der Trailer:

Die Stelle bei der ich diesmal am meisten gelacht habe (und erstaunlich wenige andere im Publikum) als Amy zu Laurie sagt: “Well, I believe we have some power over who we love, it isn’t something that just happens to a person.” Und Laurie daraufhin: “I think the poets might disagree.”

Btw. der große Saal im Votiv war bis auf den letzten Platz besetzt.

Oscars 2020, zwei

Was ist noch zu den Nominierten zu sagen: Also Tom Hanks ist wieder mal an der Reihe, der auch eine durchaus wechselvolle Oscar-Historie hat. Er ist zum sechsten Mal nominiert und hat 1994/95 back-to-back Oscars gewonnen – für Philadelphia und Forrest Gump. Seit 2001 aber völlige Ebbe, obwohl er ja die letzten 19 Jahre nicht untätig war. Relativ ungewöhnlich, für jemanden, der quasi ein Kritiker-Darling war. Wie auch immer: 2020 ist es wieder soweit, er ist als Nebendarsteller nominiert, für seinen Film A beautiful day in the neighbourhood.

Das erste Mal nominiert ist Antonio Banderas – und ich freue mich sehr darüber, weil ich ihn unbeschreiblich gut fand, in Leid und Herrlichkeit. Auch wenn ich den Almodovar Vorgänger Julieta noch eine Spur intensiver empfunden habe, es ist einfach der Film von Banderas, auch wenn er gegen Phoenix keine Chance haben wird.

Bereits zum vierten mal ist Saoirse Ronan nominiert und das im zarten Alter von 25. Wer wissen will, wie man ihren Namen richtig ausspricht, ich habe schon mal darüber gebloggt, merke es mir aber trotzdem auch nie. Sie selbst sagt, ihre Name sei “ridiculous”. Und, auch spektakulär: Scarlett Johansson ist erstmals nominiert, und das gleich zweimal, sowohl als beste Hauptdarstellerin für Marriage Story, wie auch als beste Nebendarstellerin für Jojo Rabbit.

Eine interessante Doppelnominierung der anderen Art gibt es in der Kategorie bester männlicher Nebendarsteller. Da sind sowohl Al Pacino wie auch Joe Pesci für The Irishman nominiert. In dieser Kategorie haben übrigens alle Nominierten bereits einen Oscar zuhause stehen, Brad Pitt allerdings als Produzent (12 years a slave)

Lady Bird

Gestern hab ich Lady Bird im Wiener Admiral Kino gesehen, das Regie-Debut von Greta Gerwig, das für fünf Oscars nominiert war – für den besten Film, beste Hauptdarstellerin/Nebendarstellerin, Regie und Drehbuch und leider nichts gewonnen hat. Dafür zwei Globes.

Ich mag Greta Gerwig sehr gern, wie könnte man nicht, sie lebt quasi den Traum. Sie hat diese nerdig-hippe Aura, ist eine großartige Komikerin, sie schreibt schräge Drehbücher und jetzt ist sie auch noch Regisseurin. Dabei wirkt sie so bescheiden und bodenständig, fast ein bisschen zurückhaltend, wenn man sie auf solchen Großveranstaltungen wie den Oscars oder den Golden Globes sieht. Dabei ist sie erst die fünfte Frau überhaupt, die für einen Regie-Oscar nominiert wurde.

Lady Bird ist so was wie ein semi-autobiografische Coming of Age Geschichte. Im Mittelpunkt der Handlung steht die 17-jährige Christine “Lady Bird” Mc Pherson (Saoirse Ronan), die eine katholische High School im kalifornischen Sacramento besucht. Als sie im Rahmen einer Audition für ein Musical vom Pfarrer gefragt wird, ob Lady Bird ihr “given name” ist, sagt sie: “Yes, I gave it to myself, it’s given to me, by me”, was schon recht viel über ihre Persönlichkeit aussagt. Lady Bird fühlt sich als Künstlerin, sie möchte nach dem Abschluß auf ein College an der Ostküste gehen, was aufgrund der finanziell mehr als prekären Situation ihrer Familie quasi ein Ding der Unmöglichkeit zu sein scheint. In diesen turbulenten Zeiten macht sie auch ihre ersten Erfahrungen mit Liebe und Sex…

 

Lady Bird hätte nun ein lakonischer, etwas flapsiger Film übers Erwachsenwerden einer jungen Frau werden können, wie man solche Filme ja durchaus kennt. Ein paar Witzchen hier, etwas harmloses Drama da, quasi auf dem Reißbrett. So leicht hat es sich Greta Gerwig allerdings nicht gemacht, denn an der Oberfläche zu bleiben ist ihre Sache nicht. Lady Bird ist deshalb eine authentische, differenzierte Betrachtung eines Erwachsenwerdens in einer Familie geworden, in der jeder seinen eigenen Kampf führt, der – so hart er auch manchmal sein mag –  niemanden bitter oder ungerecht macht; höchstens etwas zynisch.

Laurie Metcalf, bekannt als Schwester von Roseanne in der gleichnamigen Sitcom, spielt hier als Mutter im Dauerkonflikt mit ihrer Tochter quasi die Rolle ihres Lebens; was überrascht ist, dass die anderen Darsteller ihr gegenüber nicht abfallen, die Ensambleleistung ist erstaunlich, wobei mein heimlicher Liebling Lady Birds Vater (Tracy Letts) ist, ein sehr ruhiger, besonnener Mensch, von ihrer Mutter dafür kritisiert, immer “der Nette” sein zu wollen, während sie, die Mutter, den “Bad cop” spielen muss. Einmal fährt er Lady Bird zur Schule und sie hören Hand in my Pocket und Lady Bird fragt “Do you know, Alanis Morissette wrote this song in only ten minutes”, und er antwortet recht trocken: “I belive it.”

Wenn man solche Dialoge mag und sich für kleine, warmherzige Geschichten, die vor allem vom menschlich-sein erzählen, interessiert, dann sollte man diesen Film unbedingt in Betracht ziehen. Und man sollte Greta Gerwig wohl im Auge behalten. Das Hollywood-Kino braucht einen weiblichen Blickwinkel, das hat es sich selbst im Zuge von #metoo und Co attestiert, und Gerwigs Debütfilm ist ein vielversprechender Anfang einer vielleicht großen Karriere.

Pronunciation Guide

Im Zuge der Oscar-Nominierungen hab ich einen interessanten Artikel darüber gelesen, wie man die schwierigen Namen von gewissen Nominees denn richtig ausspricht.

Allen voran natürlich der Namen der irischen Hauptdarstellerin von Lady Bird, Saoirse Ronan. Ich gebe zu, ich hab jetzt schon öfters gehört, wie man diesen Namen richtig ausspricht, aber sich das zu merken ist wirklich nicht ganz einfach. In einem Gespräch mit Ellen de Generes wird nochmal genau erklärt, wie das richtig geht.

Das Gespräch ist überhaupt sehenswert, weil Miss Ronan beschreibt, wie in einem Dubliner Nagelstudio von ihrer Golden Globe Nominierung erfahren hat und gar nicht mitbekommen hat, wie falsch Dennis Quaid ihren Namen ausgesprochen hat:

Wie Ellen richtig sagt, “The spelling makes no sense.” Na ja, vielleicht so ein Irland-Ding, wobei “Saoirse” (ich muss sogar jetzt jedesmal wieder nachschauen, wie man den Namen schreibt) anscheinend gar nicht so häufig in Dublin zu hören ist. Vielleicht kann ja meine Freundin Irene in Irland darüber Auskunft geben, wieviele Saoirses sie kennt.

In dem Artikel werden noch einige wertvolle Aussprache-Hinweise zu Namen wie Daniel Kaluuya oder Timothee Chalamet gegeben. Obwohl ich ja (halbwegs) Italienisch kann, find ich den Namen des Call me by your name Regisseures Luca Guadagnino auch nicht ganz einfach auszusprechen, ehrlich gesagt.

Es gibt aber auch Fälle – so bei den Oscars 2014 – wo John Travolta die Sängerin Idina Menzel hätte ankündigen sollen, der Teleprompter den Namen allerdings in Lautschrift verschriftlicht hat und das Travolta offensichtlich so überfordert hat, dass er die “wickedly talented Adele Dazeeem” ankündigte. Wer auch immer das sein soll. Dieser Moment wird Travolta wohl ewig verfolgen, das wurde ein Kult-Moment in der Oscargeschichte, aber er hat es eh mit Humor genommen.

Golden Globes

Heute wurden die Golden Globe Nominierungen bekannt gegeben und anders als in den letzten Jahren ist noch kaum einer der nominierten Film hier gelaufen. Abgesehen von Dunkirk, über den ich mich nicht drüber getraut habe. Weshalb ich da jetzt wenig dazu sagen kann.

Aber ich freue mich speziell auf Greta Gerwigs Lady Bird. Der erste Film, bei dem sie nicht nur das Drehbuch verfasst, sondern erstmals auch Regie geführt hat, da bin ich sehr neugierig. Ich find sie einfach so genial, als Schauspielerin, aber auch als Drehbuchautorin. In Lady Bird spielt sie selber allerdings nicht mit. Gerwig lebt in New York, schreibt nerdige Dialoge, spielt schräge Rollen, ist dabei sehr uneitel und ziemlich komisch und sympathisch. Bisschen entäuschenderweise ist sie nicht als beste Regisseurin nominiert worden, stattdessen wieder nur Männer, aber eventuell/hoffentlich ändert sich das bei den Oscars. Wer nominiert wurde, ist ihr Film, ihr Drehbuch und ihre Darstellerinnen wobei ich vorher schon mit mir selbst gewettet habe, dass Saoirse Ronan wieder falsch ausgesprochen wird und ich hab gewonnen.

Meryl Streep ist übrigens auch nominiert worden, das ist nicht so überraschend, denn jedes Jahr wenn sie in einem oscar-worthy Film mitspielt, wird sie auch nominiert, diesmal für The Post an der Seite von Tom Hanks. Der deutsche Titel des Filmes ist übrigens Die Verlegerin, bisschen sperrig, wenn man mich fragt. Wer auch nominiert wurde, und das ist deutlich überraschender: Christopher Plummer. Wir erinnern uns, der wurde erst im November dazu auserkoren, Kevin Spacey in All the money in the world zu ersetzen, hat dann in ein paar Tagen die Szenen neu eingespielt und ist nun ein GG Kandidat. Da hat sich das (auch finanzielle) Risiko für Regisseur Ridley Scott wohl ausgezahlt.

Richtigerweise bemerkt ein US-Filmkritiker:

Der Globe für den besten Animationsfilm wird Coco wohl nicht zu nehmen sein, wir haben ihn vorige Woche gesehen und es ist wirklich ein außergewöhnlicher Kinderfilm. Ich glaube, ich habe noch nie einen Animationsfilm mit so schönen und ästhetischen Bildern gesehen und der Plot ist auch intelligent, witzig und zugleich auch rührend.

Als Favorit geht übrigens The Shape of Water von Guillermo del Toro ins Rennen mit 7 Nominierungen. Die Verleihung findet am 7. Jänner statt, also bei uns ist es dann schon der 8.