derzeit lese ich mein michael vom israelischen autor amos oz. grob gesagt, die geschichte einer gescheiterten ehe, erzählt aus der sicht der frau.
ich bin immer etwas skeptisch, wenn männliche schriftsteller aus der ich-perspektive einer frauenfigur erzählen. das ist beispielsweise auch bei middlesex von jeffrey eugenides der fall, wobei dessen hauptfigur ja ein hermaphrodit ist, oder bei nick hornbys how to be good. abgesehen davon, dass männliche autoren manchmal erstaunlich wenig über körperliche vorgänge einer frau bescheid wissen, erscheint mir in solchen fällen eine merkwürdige distanz des autors zu seiner protagonistin augenfällig. vielleicht ist es auch einbildung, weil ich besonders darauf lauere.
oz’ roman erzählt von einer offensichtlich sehr distanzierten partnerschaft – hannah und michael heiraten überstürzt, ohne, dass die motive für die eheschließung wirklich klar werden, bekommen schnell einen sohn, bleiben sich aber auch in den kommenden jahren weitgehend fremd. sie tauschen keine zärtlichkeiten aus, führen kaum gespräche und haben erst recht keinen gemeinsamen mikrokosmos nur für sich, wo die welt außen vor bleibt – wobei die zurückhaltung von hannah ausgeht. wie auch zeruya shalevs romane sehr suggestiv und kaum zur seite zu legen, allerdings spielt bei oz die sexualität beinahe nur durch abwesenheit (abgesehen von hannahs fantasien) eine rolle.