libro bietet jetzt doch tatsächlich linienspiegel zum download an. irgendwie total bizarr.
linienspiegel sind etwas völlig altmodisches. so altmodisch eigentlich, dass ich bis zu diesem moment, als ich die neue webversion davon sah, schon ganz vergessen hatte, das sie überhaupt existieren. dabei waren manche schulkollegen so stolz darauf, dass sie sogar ihren namen oben vermerkten. in der volksschule hatte ich zu jahresanfang immer zehn oder fünfzehn stück davon, aber mit den monaten, die vergingen, verschwand einer nach dem anderen. ähnlich wie socken in der waschmaschine. manche wurden verborgt, andere in irgendeinem heft vergessen oder im bankfach liegen gelassen. die kümmerlichen reste, die am tag der zeugnisverleihung noch existierten, waren meist ganz verknittert und relativ unschön anzusehen.
aber es gab nicht nur linienspiegel, es gab auch füllfedern statt kugelschreiber, deren patrone man toll mit einer schere aufstechen konnte und deren tinte dann das edle löschpapier durchtränkte. und die tintenkiller, mit denen man fehler ausbessern konnte, die allerdings den so bearbeiteten aufsätzen einen eher schlampigen touch gaben. dann verkaufte so ein kleines papiergeschäft an der ecke besondere bleistifte (alle mädchen liebten sie), die ganz bunt bemalt waren und die gut rochen. sie enthielten manchmal so kleine plastik pseudofrüchte oben beim verschluß oder bärchen. ich konnte sie stundenlang betrachten und daran schnuppern. und schließlich gab es noch die radetzkys. ich nehme an, die nennt man nur in wien so? die radiergummis jedenfalls, mit denen manche die schulbänke bearbeiteten und die dann lauter fussel hinterließen.
ich bin ja immer noch sehr papiergeschäft-affin. und ich schnuppere jetzt zwar nicht mehr an bleistiften, doch sehr wohl an neuen kalendern, notizblöcken oder an druckfrischen büchern.