gestern wurden in venedig die löwen verliehen. oft ein erstes stimmungsbarometer und ein wegweiser richtung oscar. und wieder mal heißt der große gewinner ang lee (schon 2005 mit brokeback mountain erfolgreich). sein neuer film lust, caution erinnert in seiner ästhetik im ersten moment ein bisschen an wong kar wai.
auch richard gere machte in venedig wieder mal mit einem film auf sich aufmerksam. the hunting party hat eine ausgesprochen gute imdb-bewertung und ist gleichzeitig ein hochpolitisches werk, in dem gere einen journalisten spielt. in einem interview in venedig meinte gere sinngemäß, er verstehe nicht, wie journalisten (er spielt in the hunting party selbst einen) objektiv bleiben können. wenn man objektiv bliebe – so gere – dann könne man nie die wahrheit vermitteln.
äh, ja. gere ist sicherlich unverdächtig, die öffentlichkeit in großen stil manipulieren zu wollen, aber herr gere ein, zwei nebensätze seien dazu schon angemerkt. natürlich ist "die wahrheit" keine objektive sache, die man schwarz auf weiß vermitteln kann. genauso wenig aber ist es hilfreich, als journalist seine subjektive sicht der dinge als tatsache zu vermitteln. die wahrheit nämlich muss sich der leser, zuseher, hörer, jedenfalls rezipient selbst bilden, idealerweise nach kenntnis der so gut wie möglich objektiv vermittelten fakten. auch wenn das ergebnis – was ein mensch also für sich selbst als wahrheit über eine sachlage empfindet – herrn gere dann möglicherweise nicht gefällt.
kommentare und lageeinschätzungen können natürlich auch von journalisten subjektiv erläutert werden, allerdings muss dabei klar daraus hervorgehen, dass es sich eben um die persönliche sichtweise eines schreibers oder sprechers handelt.