bozen, 26. september 2007
ich stehe auf wackeligen beinen am fenster. erstmals nach einer woche absoluter bettruhe. ich habe die ganze nacht auf dem bauch geschlafen, ein seltsames gefühl. es ist kühl für september und es regnet. was am vortag passiert ist, ist unfassbar, was die zukunft bringt, erscheint so ungewiss wie nie zuvor. trotzdem ist dieser moment um halb acht uhr früh friedvoll. wie die ruhe zwischen zwei stürmen. ich habe noch keine ahnung was auf uns zukommt. auf dem gang schieben die frauen ihre neugeborenen babys vorbei. ich habe gestern auch ein baby bekommen. aber ich habe das gefühl, dass ich nichts mit diesen jungen müttern gemeinsam habe.
wien, 16. jänner 2008
ich stehe mit meinem zweiten häferl starken kaffee am fenster. erstmals nach dreieinhalb monaten habe ich die nacht bei meinem sohn verbracht. ich war die meiste zeit wach und habe seinen atemzügen gelauscht und bin an seinem bettchen gestanden. ich habe ihn gefüttert und ihn beruhigt. das fühlt sich unheimlich gut an. es ist mild für jänner und die sonne scheint. die zukunft hat konturen bekommen. ich bin die nächste, die entlassen wird. ich bin die nächste, die mit ihrem kind nachhause gehen darf. unsere geschichte wird von anderen immer noch mit "unfassbar" beschrieben. aber für mich wird sie langsam normal.