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Für den Rest des Lebens

Eine meiner Lieblingsautorinnen, Zeruya Shalev, hat einen neuen Roman geschrieben, er heißt Für den Rest des Lebens.

Shalev ist eine Autorin, die dorthin greift, wo es wehtut. Sie schreckt nicht davor zurück, unangenehme Wahrheiten anzusprechen. Sie liebt ihre Figuren, aber sie fordert sie heraus, keiner ist es vergönnt, ein ruhiges und ausgeglichenes Leben zu führen, es geht vielmehr über Stock und Stein. Auch der Leser wird nicht geschont. Katharsis ist ein großes Thema in Shalevs Werken.

Für den Rest des Lebens ist da keine Ausnahme, wenngleich Shalev das Tempo rausnimmt. Sie erzählt nicht mehr so gehetzt und atemlos wie das bei den Vorgängerbüchern Liebesleben, Mann und Frau und Späte Familie der Fall war. Dem Grundthema menschliche Beziehungen und Familienkonstellationen bleibt sie allerdings treu. Es geht um alte Frau, die sich dem Tod nähert und auf ihr Leben zurückblickt und um ihre beiden Kinder – eine Frau und ein Mann – die den Tod ihrer Mutter für eine Zäsur im eigenen Leben nutzen.

Es werden also drei Geschichten parallel erzählt, und wahrscheinlich wird jeder Leser einen anderen Lieblingsprotagonisten, eine andere Lieblingsgeschichte habe. Meine war die der Tochter, die sich mit Mitte 40 und einer fast erwachsenen Tochter entschließt, noch ein Kind zu adoptieren. Sie geht durch alle Phasen der Überlegungen, dem Abwiegen des Für und Widers und muss sich mit dem Widerstand vor allem ihres Ehemanns, der noch um einiges älter ist als sie, auseinanderzusetzen. Irgendwann findet sie heraus, dass es nur einen Weg gibt, wirklich ja zu einem Adoptivkind zu sagen. Oder eine ganz neue Zukunft zu entwerfen. Wie sie sich entscheidet, wird hier natürlich nicht verraten.

Generell beginnt Für den Rest des Lebens sehr bitter und resignativ, entwickelt sich aber im Laufe der Erzählung zu dem vielleicht bis dato optimistischsten Werk der Autorin. Kein leichtes Lesevergnügen, aber die Anschaffung (wie immer) absolut wert.

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