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RIP Hannes Haas

Am Wochenende musste ich etwas furchtbares im Online-Standard lesen. Mein Lieblingsprofessor vom Publizistik-Institut, der Zweitbetreuer meiner Diplomarbeit, Hannes Haas, ist mit nur 56 Jahren völlig überraschend verstorben. Das war ein ziemlich Schock. Und nicht nur für mich: auf Twitter, Facebook und über private Kanäle meldeten sich Freunde, Bekannte, aber auch mir unbekannte Ex-Studenten und Weggefährten, die ebenso bestürzt waren wie ich.

Warum? Hannes Haas war ein Phänomen im Uni-Betrieb und gerade auch auf der Publizistik. Denn: man startet mit tausend anderen Studierenden in dieses Fach, man bekommt im Audi Max gerade so einen Platz bei den Einführungsvorlesungen und selbst bei den (Pro)Seminaren sitzt man nicht – wie auf der Germanistik – mit einer Handvoll Leute zusammen, sondern mit 60 oder 70. Das alles ist oft sehr frustrierend. Denn man ist nichts besonderes. Wie soll man auf sich aufmerksam machen oder sich hervortun, ist man überhaupt erwünscht?

Hannes Haas hat es geschafft – und ich habe keine Ahnung wie – uns, seine Studenten zu erkennen, wenn er uns anderswo sah, also zum Beispiel auf der Hauptuni. Da liefen wir ihm einmal über den Weg und er sprach uns an. Einmal haben meine Kolleginnen fast keinen Platz in einem Seminar bekommen und als ich mit ihm telefoniert habe, meinte er, er wäre durchaus ein Anhänger davon, auch andere Lehrende auszuprobieren. Aber das wollten wir auf keinen Fall, wenn es nicht sein musste, nicht in den Seminaren. Wir bekamen einen Platz.

Er hat uns niemals (wie andere Professoren) demotiviert, hat uns niemals gesagt, dass wir hier falsch sind, dass wir keine Berufschancen haben oder ähnliches. Im Gegenteil: er hat uns in den Seminaren Aufgaben gestellt, die herausfordernd waren, die Spaß gemacht haben, denen wir uns mit Begeisterung gewidmet haben. Und wenn er in der nächsten Stunde diese Hausarbeiten im Seminar besprach, dann immer – wie man heute sagen würde – absolut wertschätzend. Er hätte nie jemand bloßgestellt oder sich auf die Schwächen konzentriert. Stattdessen hob er hervor, was gut und gelungen war. Es machte ihm Freude, unser Potential zu erkennen und zu betonen.

Und er war eloquent, er war witzig, hatte einen trockenen, treffenden Humor. Der Studienführer, der alle Lehrenden in ein paar Zeilen vorstellte, bezeichnete ihn als “Scherzkeks”. Aber er war dabei feinsinnig und sanft pointiert, kein Clown. Er war fachlich immer am Puls der Zeit, gleichzeitig verständlich und auch am aktuellen Geschehen immer interessiert. Als eine Kollegin referierte und dabei die damals äußerst berühmten Spice Girls zur Sprache kamen und die anderen pikiert die Nase rümpften, da war er es, der sagte, er möchte jetzt aber schon gerne wissen, was es neues von den Spice Girls zu berichten gäbe. Er hatte keinerlei Berührungsängste.

Jede seiner Stunden war ein Genuß, so etwas, was man sich auf der Uni erwartet und leider selten findet; und das sage ich nicht, weil ich bei jeder seiner Lehrveranstaltungen mit einer guten Note nachhause ging. Als er mein Zweitbetreuer war, da kam er in den Prüfungsraum und hat mit seiner lockeren und witzigen Art sofort diese angespannte Situation aufgelockert und den Vorsitzenden und meine Diplommutter merkbar entspannt.

Es tut mir unendlich leid, dass er nicht mehr da ist, für seine Familie und seine Freunde, aber auch für die neuen Studenten am Institut, die ihn nicht mehr kennenlernen werden, er hinterlässt dort eine große Lücke. Wie auch als Medienbeobachter und Kommentator. Und ich werde noch diese Woche das (neue und mir unbekannte) Publizistik-Institut besuchen, um mich ins Kondolenzbuch einzutragen. Ich hoffe ich finde, so wie er immer, die richtigen Worte.

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