almis personal blog

Der RKI Leak

Beweisstück circa 1273 dafür, warum Menschen den klassischen Medien immer weniger vertrauen.

Gestern Vormittag konnte man auf X lesen, dass die RKI Files zu Corona vollständig geleakt wurden. Also die Sitzungsprotokolle des deutschen Robert Koch Institutes während der Pandemie. Der Inhalt ist brisant, wird doch deutlich, dass viele Maßnahmen der deutschen Regierung einfach politische Entscheidungen waren und nicht wissenschaftlich begründet, im Gegenteil: die vielzitierte Wissenschaft hatte ganz andere Schlüsse gezogen. So stellte das RKI beispielsweise fest, dass das Narrativ “Pandemie der Ungeimpften” nicht zutreffend war, ebenso dass Maßnahmen wie 2G nicht gerechtfertig seien etc. Eine echte Bombe, sollte man meinen und wichtig für die Aufarbeitung der Corona-Zeit, zumal die Vorgehensweise bei uns ja ähnlich war.

Auf ORF las man dazu: Nichts. Stundenlang. Am Abend gab es dann die erste Meldung, mit dem Titel “RKI kritisiert die Veröffentlichung ungeschwärzter Protokolle.” Das ist so wie wenn man nach einem Überfall schreibt: “Bankräuber kritisiert seine Festnahme.” Kann man machen, ist nicht falsch, dann vertritt man aber nicht die Interessen der Bevölkerung nach Aufklärung. Warum soll ich öffentlich rechtliche Medien konsumieren, wenn es hier offensichtlich an kritischer Reflexion fehlt? Wenn ich auf X und anderen Plattformen selbst alles recherchieren kann bzw. auch muss, wenn ich informiert sein möchte? Oder kommt da noch mehr, lieber ORF und Konsorten, als ein Interview mit Rudi Anschober? Die Hoffnung stirbt zuletzt.

Bei solchen Gelegenheiten muss ich aber auch immer daran denken, wie ich mit jemand stundenlang über aktuelle Ereignisse gesprochen habe, seine Sichtweise gehört habe und wie bereichernd und horizonterweiternd das für mich war. Bis heute schicken wir uns relevante Links und das finde ich so schön und auch beruhigend, wenn man Gedanken austauschen kann.

Lebowitz bei Fallon

Gestern bin ich in meiner X Timeline zufällig über den Auftritt von Fran Lebowitz bei Jimmy Fallon gestolpert.

Wer Lebowitz nicht kennt, kann zum Beispiel meine Kolumne über die Doku-Serie, die Martin Scorsese über sie gedreht hat, lesen oder die Serie selbst auf Netflix ansehen, sie ist genial und heißt Pretend it’s a city. Sieben Episoden in denen Lebowitz einfach nur ihre Ansichten zu allen möglichen Themen zum besten gibt . Es ist so klug und witzig und – was ich sehr an ihr schätze – sie hat zwar starke Meinungen, aber ist dabei nie dogmatisch und belehrend.

Nun war sie also bei Jimmy Fallon und hat darüber geklagt, dass sie die heißen Temperaturen schwer aushält und deshalb eine Klimaanlage hat.

“I know, it’s bad for the environment. I don’t care. Because I feel I am good for the environment. I have no children. (…) I don’t own an oil company. I don’t have a plane – like some very big environmentalists that we all know.”

Dann erzählt sie, dass sie Kochen hasst. Am schlimmsten während der Pandemie wäre für sie gewesen, dass die Restaurants geschlossen waren.

“During the lockdown, when all restaurants were closed which was – ok I know, that was not the worst thing about Covid; people died, horrible, okay. But the next worst thing was no restaurants.”

Am Ende erwähnt Fallon, dass er vor kurzem den Papst getroffen hätte und Lebowitz hätte darauf gesagt, sie hätte gerne seinen Job und Fallon dachte, sie meinte seinen, Fallons Job. Lebowitz darauf:

“Why would I enjoy your job? Let me put it this way: I could have your job. But even though I wanted to be the pope, I don’t expect to be. I am well aware a jewish woman is not going to be the pope.”

Lebowitz kann man im November live im Gartenbaukino in Wien sehen (unbezahlte Werbung). Ich weiß ja, wieso sie derzeit so oft auftritt, sie hat es Scorsese erzählt. Sie hat eine sehr große Wohnung in New York gekauft, die sie sich eigentlich nicht leisten kann, um alle ihre Bücher unterzubringen und nun muss sie arbeiten. Harhar.

Die Hitze-Landkarte

Gestern beim Lesen eines Artikels auf orf.on musste ich mich wieder einmal sehr wundern.

Vorab gesagt, ich bin wirklich keine Statistikerin und sicher nicht die Person, die man unbedingt zu Rate ziehen sollte, wenn es speziell um Fragen der Logik geht, aber was orf.on gestern zum Thema Österreichs Hitze-Landkarte veröffentlicht hat, ließ mich misstrauisch werden.

Quelle: orf.on

Anscheinend haben “Forschende” eine Karte erstellt, in der angegeben soll, wie belastend Hitze an bestimmten Orten in Österreich ist. Dabei wurden die Parameter vergangene Hitzetage und Anzahl der Menschen über 65 Jahre zusammengeworfen und demzufolge besonders gefährliche und weniger gefährliche Orte definiert. Echt? Die Hitzebelastung an sich wird größer, wenn viele ältere Menschen in der Umgebung wohnen und vice versa? Oder was will mir diese Karte sagen?

Nachdem ich mir bei solchen Themen nicht ganz vertraue, habe ich einen tatächlich mit diesen Dingen kundigen Menschen gefragt, der mir recht gab. Zitat: Das ist so wie wenn ich sage, die Gefahr eines Schwimmbeckens steigt mit der Anzahl der Nichtschwimmer im Bad. Harhar.

Ich weiß schon, dass der orf diese Karte nicht gemacht hat, aber ist es zuviel verlangt, dass Wissenschaftsredakteure sich damit kritisch auseinandersetzen, was hier überhaupt ausgesagt wird bzw. ausgesagt werden soll? Oder fällt das schon unter Wissenschaftsskepsis?

Die “Forschenden” haben übrigens auch festgestellt, dass Grünflächen in Städten die Hitzeauswirkungen verringern. No shit, Sherlock!

Zuviel

Das waren mir gestern echt zu viele Ereignisse. Neben den News zu Trump ist leider Shannen Doherty gestorben, Novak Djokovic hat sich vor Kate Middelton verbeugt, es gab eine Schießerei in Ottakring, Ralf Schumacher hatte sein Coming Out und nicht zuletzt fand das EM Finale statt.

Die diesjährige EM ist komplett an mir vorüber gegangen. Ich hab die ganze Zeit darauf gewartet, dass ich doch noch irgendwie dem allgemeinen Hype verfalle, es ist aber nicht passiert. Habe nur die letzten 30 Minuten des Finalspieles verfolgt. Davor war ich im Kino und habe mir Shiva Baby (mehr demnächst) angeschaut.

Beim Zurückfahren bin ich auf ein lustiges Public Viewing beim Würstelstand nahe der Volksoper gestoßen.

Public Viewing am Würstelstand beim EM Finale am 14. Juli 2004

Fand ich süß.

Hot takes

Eigentlich wollte ich heute – in Anlehnung an meine “redaktionelle Mitarbeit” – davon schreiben, dass ich als Selbstständige zwar kein Urlaubsgeld bekomme, dafür aber immerhin in einer Woche wie der letzten mit permanent nassem Bikini am Laptop sitzen und arbeiten kann. Das sind wiederum die Freuden der Selbstständigkeit. Währendessen ferialjobbt das Kind im heimischen Silicon Valley, aka Wienerberg.

Aber heute bin ich aufgewacht und habe beim Kaffee gleich mal alles über Trump und das Attentat erfahren und eine Stunde lang X leer gelesen und als ich damit fertig war, war X schon wieder voll mit neuen Takes und ich glaube, damit könnte man den Tag heute verbringen, X einfach immer wieder neu zu laden.

Unfassbar, dass sonst “Hass im Netz” auf das Schärfste verurteilt wird, aber wenn es gegen das ideologische Feindbild geht, ist es oft gerade für “Mahner” doch irgendwie ok bzw. wird von diesen sogar selbst praktiziert. Ich will gar nicht wiederholen was da einige (auch bekannte) Menschen schreiben, die sich “auf der richtigen” Seite wähnen. Und das alles schreiben sie auf X, wo Musk ja, ihrer Meinung nach, die freie Meinungsäußerung so drastisch beschränkt. Qed, oder wie?

Unser Reel

Heute habe ich auf Instagram ein Reel vom Lokal Hidden Kitchen gesehen, das möglicherweise wegen L. und mir entstanden ist. Harhar.

Immer dann, wenn wir dort frühstücken gehen, sind wir zu früh dran. Ich sowieso von Natur aus und L. hat sich an mich angepasst und dann stehen wir vor dem noch verschlossenen Lokal, das erst um 8.30 aufmacht. Hungrig, ungeduldig und im Winter auch fröstelig und schauen hinein, so wie die Dame in dem Reel:

(C) Hidden Kitchen Instagram Account

Und drinnen so:

(C) Hidden Kitchen Instagram Account

Dafür mache ich jetzt ein bisschen (unbezahlte) Werbung, für das sehr gemütliche Hidden Kitchen mit schmackhaften Hipster-Frühstücken. Ich empfehle besonders das Pink Egg Florentine, das ist getoastetes Schwarzbrot mit rote Rüben Sauce, darauf Ei und Lachs.

Des Kaisers neue Kleider

Wenn man in den letzten vier Jahren den Glauben an Teile der Medienlandschaft (und der Politik) noch nicht verloren hat, bietet der US-Präsidentschaftswahlkampf jetzt eine neue Chance dazu.

Monatelang wurde vehement negiert, dass Joe Biden zu dement für eine neuerliche Kandidatur sei. Sollte das jemand behaupten, wäre es selbstverständlich “Hatespeech”; Bidens Sprecherin hat noch letzte Woche festgestellt, aktuelle Videos, die Biden verwirrt zeigen, wären Deepfakes, um Biden zu schaden. Nun haben sämtliche Medien und auch viele Demokraten selbst in einer Art konzertierter Aktion ihre Meinung geändert und nach der Debatte mit Trump festgestellt: Biden ist zu dement für eine neuerliche Kandidatur. Was die Vermutung nahelegt, dass zumindest viele in seiner Partei ihn nun doch noch schnell loswerden wollen.

Obwohl natürlich auch vereinzelt wieder Trick 17 zum Einsatz kommt, unter anderem von Barack Obama: Ja, Biden wäre schlecht gewesen, aber alles wäre selbstverständlich besser als Trump. Dass alleine die Behauptung auf der “moralisch guten” Seite zu stehen schon ein Programm darstellen soll, ist ein großer Teil des Problems, nicht nur in den USA.

Interessant sind auch folgende Fragen: Wenn er zu dement für eine neuerliche Kandidatur ist, wer macht seinen Job aktuell? Was sagt diese Vorgehensweise darüber aus, wie glaubwürdig viele Medien insgesamt in der letzten Zeit waren? Und: Ist es wirklich verwunderlich, dass das Vertrauen in Journalismus und Politik immer weiter sinkt?

Safety Issues

Auf Twitter hat ein kanadischer Musikjournalist, dem ich gerne folge, weil er immer interessante Fragen stellt, unlängst dieses von seinen Followern wissen wollen:

Da kamen oft Dinge, die mit Autos zu tun haben – hinten am Pick Up Truck sitzen zum Beispiel, oder ohne Gurt im Auto fahren sowie einiges, was Rauchen betrifft – Rauchen im Büro, im Krankenhaus, aber auch Schokoladenzigaretten für Kinder; sehr oft wurden “Lawn Darts” genannt, was ich erst googlen musste. Aber tatsächlich schrieben die Leute auch sehr häufig sowas wie: Comedy, Fun, Free Speech und Common Sense. Interessant.

Daran musste ich denken, als ich kurz darauf im Kurier ein “Pro und Contra” las, zum Thema: Soll man bei der Fußball WM die Nationalflagge schwenken dürfen. Solche Diskurse führen wir ernsthaft im Jahr 2024? Ich mein: echt jetzt?

Früher war nicht alles besser. Sich als Mensch um mehr Sensibilität und Bewusstsein zu bemühen ist eine gute Idee. Aber irgendwo auf dem Weg haben wir komplett die Verhältnismäßigkeit verloren. Oder wie die Pop-Poeten der 1980er Jahre, Aha, sagten bzw sangen: “It’s not better to be safe than sorry.” Zumindest nicht immer und um jeden Preis.

Die ESC-Woche

Heute beginnt die schönste Woche des Jahres für mich, die ESC-Woche. Eine Woche, in der ich beschäftigt bin mit ESC-Content und Vorfreude und Aufregung und wo man die eigenen “Struggles” mal vergessen kann. Und wie der Slogan so schön sagt: United by Music.

Ich habe jetzt tagelang in den Stories und Posts die Öresundbrücke gesehen, die alle in der Bubble, die vor Ort sind, anscheinend befahren. Es handelt sich um die Brücke zwischen Kopenhagen und Malmö. Die Städte liegen offenbar so nahe, dass manche, die sich das live vor Ort ansehen, in Kopenhagen wohnen.

Die Semifinali finden am Dienstag und Donnerstag statt – Österreich ist am Donnerstag dran. Das Finale am Samstag. Was ist nach den Rehearsals der vergangenen Woche zu sagen? Es wurde ja bereits von jedem Land ein 30-sekündiger Ausschnitt von den Proben veröffentlicht, und wir Nerds haben das natürlich alles angeschaut. Das Staging und die Live-Performance ändert oft den Eindruck, den man von Songs hat – zum besseren oder leider auch umgekehrt. Und auch die Wettquoten ändern sich nun täglich. Am bemerkenswertesten ist, dass Kroatien nun wieder mit doch deutlichem Abstand vor der Schweiz auf Platz 1 liegt; ich war eigentlich bis zu den Proben sicher, dass die Schweiz heuer gewinnen wird.

Zwei Auftritte aus den Proben haben mir eine Gänsehaut gemacht und zwar erstens die Ukraine. Ich mag das Lied sowieso sehr gern, aber live ist es nochmal um einige Klassen stimmungsvoller, weil die Stimme von Jerry Heil, die in der Studioversion brav mit den Backing Vocals mitsingt, hier eindeutig dominiert und großartig ist. Und das Bühnenbild ist auch eindrucksvoll.

Zweite Gänsehaut: UK, wenn auch anders. Ich finde den Song von Olly Alexander ok, wenn auch nicht außergewöhnlich, aber das Staging erinnert so derart an das George Michael Video zu Outside, was ja, wie wir alle wissen, eine tatsächliche Begebenheit in einer öffentlichen Toilette in Los Angeles persifliert. Und was Olly Alexander wiederum hier zitiert, zumindest meines Erachtens. Sehr spannend, diese Szenerie auf eine ESC Bühne zu stellen, dazu passt irgendwie der Begriff “raw”.