Manche Todesnachrichten kommen einem absurd vor. Weil es Menschen gibt, die eine gewisse Aura der Unsterblichkeit um sich herum haben, die im eigenen Bewusstsein immer jugendlich und unversehrt erscheinen. Als ich also gestern Früh kurz nach acht, von der Schule zurückkommend, orf.on ansurfte, erschien mir die “letzte Meldung”, die mir sofort ins Auge sprang, als vollkommen skurill. David Bowie ist tot?!?? Wie soll das passiert sein?
Schnell erfuhr man mehr, er – der erst vergangene Woche ein neues Album herausgebracht hatte – war seit eineinhalb Jahren an Krebs erkrankt. Da das praktisch niemand wusste, war auch fast niemand vorbereitet. Soweit man darauf überhaupt vorbereitet sein kann. Die kollektive Trauer in den sozialen Medien zeigt Bowies Beliebtheit, ausnahmsweise habe ich in meiner Timeline auch nicht gelesen, wie nervig es wäre, dass nun wieder alle nur eine Thema kennen.
Meine Generation ist mit Bowie und seinen verschiedenen Alter Egos aufgewachsen. Der Mann und ich hatten eine Phase, da haben wir praktisch ununterbrochen Bowie gehört, so mit 19 oder 20. Und mehrere Dokus über ihn gesehen. Er hat uns fasziniert. Deshalb hab ich ihn auch gleich angerufen, als ich die orf Nachricht las. Er sollte es von mir erfahren. Quasi wie bei einem guten Bekannten.Wenig später trafen dann schon Statements von unseren Freunden aus einer musikaffinen whats app Gruppe ein. Ein anderer guter Freund benannte sich vor zwanzig Jahren als DJ übrigens nach einer von Bowies Kunstfiguren. Mein Vater wiederum liebte sein Duett mit Bing Crosby, seine Version von Little Drummer Boy das haben wir zu Weihnachten immer gehört. Soviele Erinnerungen…
Kann man ein Lieblingslied von Bowie haben? Schwierig, es gibt soviele Songs, die mich berühren, auf ganz unterschiedliche Art und Weise. Melancholische Songs, Pop-Songs, Liebeslieder, die Ziggy Stardust Phase, die Major Tom Phase, später dann Tin Machine, der Song I am deranged, als Intro zum David Lynch Film Lost Highway, erst kürzlich Starman im Film The Martian. Seine vielen Kollaborationen mit anderen Künstlern, die vielen Künstler, die er zu eigenen Werken inspiriert hat (ich sage nur Junge Römer). Mit Bowie kommt man immer wieder in Kontakt, und es ist oft herausfordernd, seine Videos waren ausnahmslos weird und schwer zu deuten, aber dennoch empfand ich jeden Kontakt als warm und freundlich. Bowie hatte für mich nichts pseudo-provokantes oder bedrohliches an sich, trotzdem oder gerade deshalb war ich immer bereit, ich auf ihn einzulassen.
Jetzt doch noch ein Bowie-Klassiker:
Look out the window, i can see his light – if we can sparkle, he may land tonight.
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