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La La Land – mein Review

Manchmal geht man aus dem Kino – verzaubert, ergriffen, gerührt, mit dem Bewusstsein, dass man einen Film gesehen hat, der über sich selbst hinausgewachsen ist. Einen Film, der einen noch lange begleiten wird. An den man immerzu denken muss, als wäre man frisch verliebt und hätte Schmetterlinge im Bauch. Willkommen im La La Land!

Kleine Spoiler können folgen – das Ende wird nicht verraten

Die Ausgangslage: Mia (Emma Stone), eine Schauspiel-Aspirantin, die sich bisher eher erfolglos von Casting zu Casting hantelt und dazwischen als Kellnerin arbeitet und Sebastian (Ryan Gosling), ein Musiker, der von seinem eigenen Jazz-Club träumt, sich aber als Bar-Pianist mehr schlecht als recht über Wasser hält, begegnen sich mehrmals zufällig in der Millionenstadt Los Angeles. Obwohl beide Künstler aus Leidenschaft sind und im Prekariat leben, sie also einiges verbindet, mögen sie sich anfangs ganz und gar nicht. Dabei fühlt Mia sich von Sebastians Musik einmal unbekannterweise förmlich angezogen, wie bei einem Ratterfänger folgt sie dieser einen Melodie, die er spielt als die Großstadt so ruhig ist, dass man eine Stecknadel fallen hören könnte. Doch auch dieser Augenblick bringt sie einander nicht näher, im Gegenteil.

Die Antipathie gipfelt hoch über den Hollywood Hills, wo die beiden eine Party verlassen, auf der sie sich wieder mal unverhofft begegnet sind, und die Sonne gerade untergeht. Mia findet ihren Wagen trotz elektronischem Autoschlüssel nicht, es ist gerade schön absurd, da singt Sebastian in “Lovely Night“, wie verschwendet diese schöne Nacht doch sei, wie poetisch das doch sein könnte, wären jetzt eine Frau und ein Mann zusammen hier, die etwas füreinander empfänden und Mia ergänzt: “Maybe this appeals, to someone not in heels, or to any girl who feels, there’s some chance, for romance, but i am frankly feeling nothing – or it could be less than nothing.” Die beiden müssen sich gegenseitig so vehement versichern, dass sie nicht miteinander können, weil sie natürlich sehr wohl merken, dass sie sich voneinander angezogen fühlen. Diese erotische Spannung, die zwischen ihnen schon im Streit herrscht, würden sich andere Film-Paare unmittelbar vor der ersten gemeinsamen Nacht wünschen.

Genauso wie Mia und Sebastian sich erst auf den 2. Blick verlieben, so geht es vielen auch mit der Stadt Los Angeles. Sie hat nichts pittoresk-verspieltes, wie San Francisco, nichts pulsierendes wie New York, nichts gigantomanisches wie Las Vegas. Los Angeles ist weitläufig, unstrukturiert, besitzt relativ wenige Hochhäuser und kein wirkliches Zentrum, die Stadtviertel unterscheiden sich teilweise enorm voneinander, alles ist sehr heterogen und individualistisch. Der berühmte Walk of fame ist eigentlich ein schmutziger Gehsteig, wenn – ja, WENN man ihn nicht mit Bedeutung erfüllt. Und wo, wenn nicht in Hollywood, darf man mit seiner Phantasie spielen und das in Los Angeles sehen, was es AUCH ist, wenn auch nicht so offensichtlich?

Regisseur Damien Chazelle tut genau das, er porträtiert ein anderes, ein geheimnisvolles, verträumtes, ein lebensfrohes Los Angeles, auf der die Menschen während eines Staus auf dem Highway auf ihren Autos tanzen (“Another day of sun“) und es wirkt so als hätten die Menschen dort noch nie etwas anderes gemacht. Während Baz Luhrmanns Moulin Rouge ein Paris zur Verfügung hatte, das als Stadt der Liebe und Sinnlichkeit etabliert ist, muss Chazelle all sein Können aufbieten, um Los Angeles wie die attraktivste Stadt der Welt erscheinen zu lassen. Und Chazelle kann das.

Wie schon in Whiplash kreiert er einen Film voll von Musik, allerdings standen sich dort zwei Protagonisten gegenüber, die beide auf ihre eigene Art und Weise unsympathisch waren. La La Land kann auf zwei Darsteller zählen, denen man sich beiden verbunden, ja vertraut fühlt. Chazelle erzählt ihre Geschichte mit nicht-linaren Schlenkern, die denkbar unanstrengt sind, mit Variationen und Improvisationen wie in der Jazzmusik, die er so liebt. Er scheint nicht arm zu werden an Ideen, die das Auge und das Ohr umschmeicheln, dabei ist sein Drehbuch streckenweise sehr witzig (ich sage nur “I ran”), dann wieder faszinierend melancholisch, dass man weinen könnte, weil es einfach so schön ist, etwa wenn Mia und Sebastian gemeinsam City of Stars singen und es so wirkt, als wären sie dabei wirklich ganz alleine gewsen und hätten nur für sich gesungen.

Die Botschaft des Filmes lautet: “Here’s to the fools who dream”. Und in Zeiten wie diesen werden die Menschen, die träumen, die sich dafür einsetzen, was sie mit Leidenschaft erfüllt, ganz dringend gebraucht. Genau wie solche Filme.