almis personal blog

Rehearsal Italy

Italien beweist ein großes Talent darin, ihre wirklich praktisch immer gelungenen ESC Songs, die oft zum engsten Favoritenkreis zählen, auf den letzten Metern selbst zu sabotieren. Meistens geschieht das durch eine unausgegorene Bühnenshow.

Bestes Beispiel Francesco Gabbani, der fast schon sichere Sieger 2017 mit einem Kraut und Rüben Staging, das sich nicht entscheiden konnten, wohin es die Aufmerksamkeit der ZuseherInnen lenken möchte. Aber auch Mahmood, der 2019 immerhin Zweiter wurde, hat nicht wegen, sondern trotz des konfusen Stagings diesen guten Platz eingefahren. Bei il Volo wurden in Wien überhaupt nur ein paar Versatzstücke aus dem Kolosseum eingeblendet. Von Ermal Meta und Fabrizio Moro, die einen kraftvollen Protestsong performten, wurde relativ erfolgreich durch Schriftzeichen Einblendung abgelenkt usw. Keiner dieser Songs hat schlechter als auf dem 6. Platz abgeschnitten. Also was wäre da alles sonst noch möglich gewesen…

Heuer könnte es anders sein, denn die Kandidaten Maneskin sind quasi ein Gesamtkunstwerk, die auch auf Styling und Glamour wertlegen. Es gibt ein paar Impressionen von den Proben, wo man schon sieht: hier werden wirklich schwere Geschütze aufgefahren, um zu beeindrucken:

Und wie es aussieht, verspricht das Erfolg. Italien hat sich binnen der letzten Tage auf den 2. Platz bei den Buchmachern hochgearbeitet. Und ich muss das jetzt sehr schnell posten, denn der Abstand zu Platz 1 beträgt nur noch ein Prozent.

Intimacy

Jemand hat mir vom Film Intimacy erzählt und dann bin ich draufgekommen, dass ich den in meinem Prime Abo gerade gratis anschauen kann. Also hab ich das gestern kurzerhand gemacht.

Ich kann mich noch erinnern, dass der Film bei seiner Premiere einen ziemlichen Skandal ausgelöst hat, weil die Sexszenen sehr explizit waren. Oder anders gesagt: zumindest die Szene, in denen die Protagonisten Jay (Mark Rylance) und Claire (Kerry Fox) Oralsex haben, ist echt. Und wenn man mich fragt: Auch der Rest sieht zumindest ziemlich authentisch aus. Echten Sex darzustellen ist – abseits von pornografischen Filmen – immer noch ein großes Tabu. Also ist Intimacy einerseits spannend, weil der Film sich ganz klar über diese Grenze hinwegsetzt, andererseits geschieht das um den Preis, als dass Kritik und Publikum eher davon sprechen und schreiben als über den tatsächlichen Plot. Denn in Intimacy geht es eben genau darum: wann hört eine Sexbeziehung auf, eine reine Sexbeziehung zu sein? Wann geht es nicht mehr nur darum?

Jay und Claire treffen sich jeden Mittwoch Nachmittag. Sie läutet bei ihm, sie reden ein paar belanglose Sätze und dann haben sie in seinem Keller ziemlich übergangslos Geschlechtsverkehr, um mal ein anderes Wort zu verwenden. Es wird nicht gestreichelt oder gekuschelt, es gibt keinerlei “Vorspiel”, ein paar “Knöpfe” drücken und das reicht, weil Sex ja auch – gerade wenn er den Nimbus des Verbotenen hat – genau so funktioniert, durch reine Leidenschaft. Da braucht es keine Zärtlichkeit und keine – eben – Intimität. Doch wie lange geht das so? Entweder es nützt sich nach einer Zeit ab und mensch wechselt zu einem anderen Partner/Partnerin oder mensch verliebt sich und will mehr. Ab diesem Zeitpunkt geht es darum, den anderen wirklich kennenzulernen, seine Persönlichkeit, seinen Charakter, die ganze Person. Aber was, wenn nur einer der Beteiligten diesen Schritt gehen möchte? In diesem Fall ist es Jay, der mehr möchte, weshalb er Claire eines Tages folgt, als sie ihn verlässt und so nach und nach in ihr Leben einbricht.

Der Film erzählt von Menschen im mittleren Alter. Menschen, die schon öfters gescheitert sind, die Fehler gemacht haben, die auch schon ordentlich desillusioniert wurden, von ihrem Leben, ihren Beziehungen, ihrem Beruf, letztendlich ganz normalen Menschen, mit Sehnsüchten und Hoffnungen. Letztendlich hofft jeder, erlöst zu werden, auf die eine oder andere Art, gesehen und angenommen wie er oder sie ist. Aber das Leben ist kein Märchen. Letztendlich ist jeder auf sich selbst zurückgeworfen. Diese Erkenntnis bildet Intimacy sehr gut ab.

Best ESC Song

Ganz Europa sucht in einer konzertierten Aktion den größten Song Contest Hit überhaupt. Das heißt, es sucht nicht nur Ö3, sondern auch Radiostationen in vielen anderen Ländern. Auch wenn ich glaube, die Antwort jetzt schon zu kennen, habe ich natürlich mitgemacht und meine Lieblingssongs mal aufgelistet. Nachdem ich damit aber nicht Tage zubringen wollte, ist es natürlich eine Momentaufnahme geworden, die sich im wesentlichen an meiner Spotify Playlist orientiert. Also möglicherweise hab ich auch etwas vergessen, aber lustig ist sowas immer.

Apropos ESC: es haben in Rotterdam bereits die Proben zum diesjährigen Bewerb begonnen und auch Österreich war schon dran und hat viel Lob für sein Staging und die Performance von Vincent Bueno bekommen. In den Wettquoten sind wir zwar nur einen Platz gestiegen, aber das wird vielleicht noch besser. San Marino – dessen Sängerin Senhit bei ihrem Song Adrenalina vom Rapper Flo Rida unterstützt wird – ist gestern noch mit einem italienischen Rapper aufgetreten, nun wird gemunkelt, ob Flo Rida wohl überhaupt kommt. Mir war vorher schon klar, dass er sicher nicht für irgendwelche Lichtproben eineinhalb Wochen vorm tatsächlichen ESC eingeflogen wird, also ich denke die Chance lebt, dass er tatsächlich dabei ist.

Geprobt hat auch schon Elena Tsagrinou ihren Song El Diablo, der ja in Zypern einen formidablen Skandal ausgelöst hat, der beweist, dass die Säkularisierung zumindest in Südeuropa noch nicht abgeschlossen ist. Denn hier werden tatsächlich Themen wie Teufelsanbetung aufgeworfen. Tatsächlich geht es aber meines Erachtens nach aber wohl mehr um die Frage, wieviel Lady Gaga Plagiat in El Diablo steckt.

ESC Schnelldurchlauf, zwei

Was so auffällt beim Schnelldurchlauf:

Es gibt heuer wieder einiges an Balkan Bitchyness – der Ausdruck stammt von Marco Schreuder von Serbien, Kroatien, Albanien, San Marino und Moldawien (gefühlt Balkan harhar). Besonders Loco Loco von Hurricane überzeugt mit Haaren, Leopardenmuster, Bikinis und Badewannen. Bulgarien schlägt etwas aus der Reihe, da singt Victoria Growing up is getting old. Das ist ja an sich eine poetische und tiefgründige Erkenntnis, etwas mehr würde man es der Interpretin abnehmen, wenn sie nicht gerade erst 23 Jahre alt wäre. Da nutzt auch die Perlenkette um den Hals nichts, eher im Gegenteil.

Es gibt Songs, die befinden sich gefühlt in anderen Jahrzehnten als in den 2020ern. Bestes Beispiel für mich Fry og Flamme. Der Song könnte exakt so in den 1990er Jahre aufgeführt werden. Das ist wirklich sowas von outdatet, dass es schon (fast!) wieder cool ist. Auch Rafal aus Polen ist in der Zeitmaschine zurückgereist und hat sich mit seinem Song The Ride in den Achtzigern wiedergefunden. Ich bin ja ein großer Fan von 80er-Jahre Musik, insofern muss ich mich echt zusammenreissen, diesen Song objektiv zu beurteilen und nicht an alle guten 80er Songs zu denken, die er parodiert. Alkis meinte ja im Merci Cherie Podcast, das Video wäre im Neonmuseum in Warschau aufgenommen worden und ja, damit wäre alles positive schon gesagt. Harhar. Was ich aber daraus schließen kann: mir gehen die 1980er musikalisch wesentlich mehr ab als die 1990er.

Vasil aus Nordmazedonien schaut aus wie ein netter Nachbar von mir, der manchmal Pakete von mir nimmt – sofern ich nicht welche für ihn übernehme. Und hier schließe ich mich Alkis an, damit ist das positive schon gesagt. Here I stand ist der musikgewordene Pathos und das ertrage ich nicht wirklich gut. Portugal schickt eine Combo namens The black Mamba mit Love is on my side, und bei dem Act habe ich wiederum das Gefühl, der Sänger steht da und singt und es ist ihm komplett wurscht, wo er auftritt und wer ihm zusschaut, was ja programmatisch ist bei den portugiesischen Beiträgen. Das hat irgendwie Charme, ist aber sehr oft auch ein totales Minderheitenprogramm. So auch heuer, fürchte ich.

ESC Schnelldurchlauf

Wir nähern uns dem wohl wichtigsten Großereignis des Jahres – dem European Songcontest, der am 22. Mai in Rotterdam stattfinden wird. Wer noch nicht, wie ich, alle Songs in- und auswendig kennt, kann sich in kompakter Form von etwas mehr als elf Minuten einen Schnelldurchlauf anschauen und seine Favoriten finden:

Bei den Buchmachern liegt nach wie vor Malta vorne, vor Frankreich und der Schweiz, gefolgt von Italien und Island. Österreich liegt auf dem komfortablen 27. Platz. Laut Buchmachern kommen wir aber knapp ins Finale. Allerdings sind die Wettquoten auch noch mit Vorsicht zu genießen, weil wir die tatsächliche Live-Performance nicht kennen. Also weder wie die gesanglichen Qualitäten dann wirklich sind, noch welches “Staging” die Kandidaten vorbereitet haben. Da gab es ja schon Überraschungen in alle Richtungen.

Vincent Bueno ist vorige Woche in Starmania aufgetreten. Er hat sich selbst am Klavier begleitet – was bei manchen österreichischen ESC Fans unheilvolle Erinnerungen an das brennende Klavier der Makemakes 2015 weckte (und an die darauf folgenden null Punkte beim Voting). Aber nach eigener Aussage wird er in Rotterdam nicht Klavier spielen. Was man auch von dem Song hält – ich mag ihn ja – gut bei Stimme ist er jedenfalls in einer Live-TV Situation, was nicht unwesentlich ist, wenn kein Live-on-tape Recording zum Einsatz kommt, wonach es derzeit nicht ausschaut. Bisher hat nur Australien angekündigt, nicht nach Rotterdam zu reisen/reisen zu dürfen.

LIZVC 93

Mein Frühstückstisch am Sonntag

Ich wollte mal ganz cool mit Schrift auf Foto arbeiten, wie ich das immer bei hippen Instagram Posts sehe. Wie immer, wenn ich besonders cool sein will, ist es unheimlich anstrengend – ich habe ewig gebraucht, um mich in dem Paint Programm zurechtzufinden – und es hat dann auch nicht so wirklich funktioniert wie ich mir das vorstelle harhar, aber für den ersten Versuch ist es schon ok.