almis personal blog

September 5

Ein Freund hat meine Filmbewertungen auf letterboxd angesehen und mir ob meinen 2,5 Sternen für Anora geschrieben: “Heidi, jetzt reichts wirklich.” Sorry! harhar. Wir haben dann auf Whatsapp unsere Eindrücke ausgetauscht. Das mache ich gerne und ich bin ja auch froh, wenn andere Menschen begeistert sind. Ich versuche es auch nachzuvollziehen, ehrlich.

Beim Film, über den ich heute schreibe, könnte ich auch einiges diskutieren, auch oder gerade weil der Film bei mir einen indifferenten Eindruck hinterlassen hat. Es geht um September 5 des Schweizer Regisseurs Tim Fehlbaum, der von Sean Penn (der für mich aus verschiedenen Gründen in den letzten Jahren mehr und mehr zu einer red flag wurde, aber das nur am Rande) produziert hat. In diesem Film geht es um die Geiselnahme von israelischen Athleten bei den olympischen Spielen 1972 in München. Dieses Ereignis wird aus der Sicht eines US-amerikanischen Sportreporterteams geschildert, das eben gerade auf Sendung waren, als die Geiselnahme begann.

ACHTUNG WIE IMMER SPOILER MÖGLICH!!!

Als ich den Trailer, den Look, das Filmplakat von September 5 sah, musste ich spontan an zwei Filme denken. Einerseits München von Steven Spielberg – der sich nicht dem Attentat an sich widmet, sondern dem, was danach passiert und den ich persönlich für einen der besten Filme von Spielberg halte; und an Spotlight, auch wenn es dort um eine Aufdeckergeschichte ganz anderen Ausmaßes geht. Aber der Vibe war für mich irgendwie ähnlich, es spielt ja auch in den 1970er Jahren.

Ich sage es gleich: ich finde diesen Film handwerklich sehr gut gemacht, auch tadellos gespielt und es gibt einige interessante Dialoge. Dennoch fehlt September 5 etwas und ich weiß nicht, was es ist. Ich bin einerseits froh, dass die Journalisten nicht in irgendeiner klischierten Art und Weise auch als Privatmenschen porträtiert werden, was ja oft ins Sentimentale und Konstruierte abrutscht und ich bin auch froh, dass hier die Betrachtung von Medienethik nicht wie eine kompromierte Publizistik-Einführungsvorlesung daherkommt. Denn es gibt eine Situation, in der die natürlich auch ziemlich überforderten Sportjournalisten eine Aktion der örtlichen Polizei filmen und live senden, und sich danach fragen, ob die Terroristen dieses Bildmaterial nicht auch sehen können, was den Geiselnehmern einen nicht gewollten Informationsvorteil verschaffen würde. Aber irgendwie fehlt mir in dem Film ein bisschen die Abgrenzung zu einer tatsächlichen Dokumentation, zumal auch sehr viel Originalbildmaterial verwendet wird.

Ein bisschen hat mich die Herangehensweise auch an The Zone of Interest erinnert, wo wir als Zuseher ja auch nur das Wohnhaus und das Familienleben des SS Lagerkommandenten Rudolf Höß sehen, der genau neben dem KZ Ausschwitz lebt. Aber wir sehen im ganzen Film kein einziges Mal auch nur einen Moment das, was währenddessen im KZ passiert. Auch in September 5 kommen wir fast nie aus dem Aufnahmeraum des TV Teams hinaus und sehen das Ereignis auch immer nur über TV Bildschirme, bekommen Informationen aus dem Radio und durch Telefongespräche.

Einmal allerdings, als die Terroristen die angeforderten Hubschrauber bekommen und mit den Geiseln vom olympischen Dorf zu einem nahen Millitärflughafen fliegen, laufen alle Reporter aus dem Senderaum nach draußen, um die Hubschrauber mit eigenen Augen zu sehen und mit eigenen Ohren zu hören. Und das ist schon ein sehr kraftvoller Moment, weil man einerseits als Zuseher nun auch viel eher das Gefühl hat, “dabei” zu sein und andererseits auch die Journalisten viel mehr emotional in das Geschehen involviert werden, das ja die meiste Zeit davor hauptsächlich ein Job war.

Morgen dann weitere Einsichten und ein paar tatsächlich amüsante Momente das Films! Clickbait.

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