almis personal blog

Spätsommer, fünf

Heute den Tag gleich mit ORF Gaslighting begonnen. Es war nur gefühlt zu kalt in diesem Sommer, in Wirklichkeit wars eh ur heiß. Asymptomatische Hitze sozusagen.

Anyway, heute also letzter Ferientag und bisher habe ich es halbwegs geschafft, diese immer irgendwie unerklärliche Melancholie nicht Überhand nehmen zu lassen. Obwohl auch heute das Wetter nicht wirklich hilfreich war, aber bestimmt habe ich mir das Grau in Grau und den Wind nur eingebildet. Wie jedes Jahr habe ich das Gefühl, ganz vergessen zu haben, wie das geht im Herbst, mit wieder früh aufstehen und Stundenplan und Alltag und allem. Und dieses Mal ist es sogar der letzte Ferientag quasi überhaupt. Danach werde ich lange nichts mehr mit Schule zu tun haben oder vielleicht überhaupt nie wieder.

Irgendwie war doch gerade der allererste Schultag, mit (nicht nur gefühlt!) ganz viel Regen und ganz viel Gefühlen, der Beginn von so vielen Dingen, auch solchen, die mit Schule nur am Rand zu tun hatten, ich könnte ein Buch darüber schreiben…

Ich denke heute an alle, die morgen wieder Schule haben, abgesehen vom Kind auch an Freundinnen mit Kindern, an Freundinnen, die Lehrerinnen sind und an jemand ganz besonders. Und das wird bleiben.

Die Rosenschlacht

Gestern war ich dann noch im Kino und habe The Roses (Die Rosenschlacht) gesehen, das ist der neue Film von Regisseur Jay Roach, den wir schon von den Austin Powers und den Meet the Parents Filmen kennen. Er ist eine Art von Remake oder eher Neuinterpretation des Filmes The War of the Roses (Der Rosenkrieg) aus dem Jahr 1989, beruhend auf dem Roman von Warren Adler.

Hier folgen wir den beiden Engländern Ivy (Olivia Coleman) und Theo (Benedict Cumberbatch), die sich Knall auf Fall verlieben und gemeinsam nach Los Angeles auswandern, dort eine Familie gründen. Theo, ein erfolgreicher Architekt, schenkt seiner Frau, einer Köchin, die ihre Karriere für die Kinder zurückgestellt hat, auf dem Höhepunkt seines Erfolgs ein kleines Restaurant am Strand, mit dem sie sich selbstverwirklichen soll. Doch dann ändern sich die Vorzeichen, Theo verliert seinen Job in dem Moment, in dem Ivy mit ihrem Business richtig durchstartet…

ACHTUNG SPOILER MÖGLICH

Ich bin ehrlich, ich mag Coversongs meistens nicht besonders, weil sie, m.E. dem Original kaum je einmal das Wasser reichen können, und nichts neues oder anderes hinzufügen, was ich im Ausgangsmaterial vermisst hätte. Und je mehr ich den Originalsong mag, umso weniger natürlich. Ganz ähnlich geht es mir mit Remakes auf dem filmisches Sektor und dieses Phänomen erkenne ich hier wieder. Auch wenn ich jetzt kein riesen Fan von The War of the Roses bin, weil es – wie bei vielen schwarzen Komödien – mehr um das “wie” als um das “warum” geht. Also wir erfahren im 1989er Film mit Michael Douglas und Kathleen Turner nicht, warum die Ehe nicht funktioniert, wir sehen aber zwei Stunden wie sehr sie das nicht tut.

Bei The Roses ist es ein bisschen anders. Denn im Gegensatz zu den von Douglas/Turner verkörperten Personen sind Ivy und Theo beide grundsätzlich sympathische Menschen (es ist viel schwerer, Michael Douglas sympathisch erscheinen zu lassen als als Monster harhar). Sie sind auch länger glücklich in diesem Film, sie scheinen viel besser zusammenpassen. Sie haben mehr ein Problem mit den äußeren Umständen als mit sich selbst. Und das ist gleichzeitig auch der Knackpunkt, denn ein bisschen fragt man sich schon, woher dann plötzlich das ganze Drama kommt, das zwangsläufig kommen muss. Nicht, dass es nicht sein kann, dass die beiden sich auseinanderleben und trennen, aber dieser ganze Hass und die Dunkelheit, die wir aus dem Original kennen, finden wir hier nicht vor. Theo und Ivy wirken wie zwei Menschen, die einigermaßen zivilisiert auseinandergehen würden.

Also muss am Drehbuch geschraubt werden und zwar in der Weise, als dass es auch hier im Endeffekt um das Haus geht, um das beide kämpfen. Im Original war das Haus eine Metapher für “ich gönne dir absolut nichts”, während hier das Haus von Theo selbst entworfen und in vielen Jahren gebaut wurde. Damit wird klargemacht, wie wichtig es ihm ideell ist. Aber dennoch hatscht das Ganze ordentlich, die Prämisse bleibt zu unscharf. Natürlich gibt es ein paar witzige Szenen, es gibt ein paar wirklich gute Nebenfiguren, aber dieses Hybrid aus düster und gleichzeitig familientauglich funktioniert nicht wirklich.

Verteidigt wird die Insitution der Ehe an sich kaum – außer als eine Konstruktion, um im Alter nicht allein sein. Aber es wäre nur eine Frage der Zeit, bis man sich einfach nur noch nervt, bestenfalls irgendwie nebeinenanderherlebt; oder wie Theos Freund Barry sagt: “When we were younger, I knew what she was going to say before she said it. Now I don’t know what she said after she said it.” Da hatte Danny de Vito im Original als Scheidungsanwalt (!) noch eine optimistischere Perspektive. Und über Scheidungen zog er folgendes, recht geschäftsschädigendes, Fazit: “There are no winners in a divorce, only different degrees of losing.”

Spätsommer, vier

Ein kurzes Zwischenresümee zum Buch Ein wenig Leben. Also es ist echt ein Miseryporn, harhar.

Und ich bin ja eher nicht so der Fan von solchen Hiob-artigen Erzählungen, wo geschildert wird, wie orsch alles war und ist und sein wird. Aber der Roman ist einfach so gut geschrieben, dass ich immer weiterlesen muss. Kurz aber, auf Seite 449, wer selbst das Buch hat kann nachschauen, habe ich mir gedacht ok, ich kann nicht mehr, ich muss jetzt aufhören, es ist zu arg. Dieser Entschluss hat etwa fünf Minuten überdauert. Aber natürlich hat die Neugier gesiegt und ich bin mittlerweile auf Seite 690, also quasi eh schon im Endspurt, und ich habe keine Ahnung wie es ausgehen wird, ich gebe mal die Prognose ab, dass es kein happy end wird. Aber ich habe es bisher geschafft, absolut gar nichts dazu zu lesen.

Dann haben das Kind und ich heute bei diversen Nachprüfungen seiner Freunde mitgefiebert. Habe ganz vergessen, wie nervös man da wird. Es ist nicht alles gut ausgegangen, aber das tut es ja nie. Das Kind meinte traurig, jetzt gehe es seinem Freund wie mir. Ich: Das ist aber auch kein Trost. Zumindest nicht unmittelbar. Irgendwann ist es eh wurscht, aber das dauert.

Anschließend war ich mit dem Kind und seiner Freundin im Cafe Monarchie Eis bzw Schokopalatschinken essen. Puh, auch da Erinnerungen. Aber es war schön, da heute im Innenhof zu sitzen. Und es war schön, an damals zu denken….

Rätselhaft

Ich war auf einem Begräbnis. Die Cousine meines Papas ist gestorben.

In der Trauerrede wurde ihre Katze erwähnt. Die Katze hab ich selbst gekannt, weil ich sie ab und zu, wenn die Cousine auf Urlaub war, gemeinsam mit meinem Papa füttern gegangen bin. Das war ein besonderer Nervenkitzel, weil die Katze aussah wie ein Raubtier, spitze Ohren und Zähne, gelbe Augen, groß und drahtig. Sie hatte es sich zum Ziel gemacht, sich nie blicken zu lassen, wenn wir die Türe aufgesperrt habe, um uns irgendwo, versteckt auf hohen Kasteln sitzend, zu beobachten und uns, sobald wir gar nicht mehr damit rechneten, fauchend mit ausgefahrenen Krallen ins Genick zu springen. Es war irgendwie lustig, aber auch ein bisschen beängstigend. Die Katze hieß übrigens Angelo, noch nie war ein Name unpassender.

Jedenfalls war es eine schöne Trauerrede, die die ganze Person umfasste, ihren Charakter, ihre Vorlieben, die Familie, einfach ihr Leben. Ich dachte daran, wie sie öfters mit ihrem Mann ins Rosental gekommen ist, um meine Großeltern und mich im Urlaub zu besuchen und wie lustig es war. Ich dachte daran, wie sie versucht haben, mir das “r” beizubringen als ich noch klein war, das ich lange nicht sprechen konnte, dass man von ihrer Wohnung am Matzleinsdorfer Platz die Züge beobachten konnte und dass immer eine Dose Cola für mich in ihrem Kühlschank stand, wenn ich sie besuchte. Ich dachte daran, welche Floskeln sie verwendet haben, wenn sie miteinander und mir mir sprachen.

All das hat diese Rede ausgelöst und ich würde sagen, so etwas zeichnet eine gute Trauerrede aus. Vielleicht wundert sich jetzt jemand, dass ich davon fasziniert bin, aber beim Begräbnis meines Papas vor über zwei Jahren wurde kein Wort gesagt. Und wenn ich sage kein Wort, so meine ich es auch kein Wort. Es gab Musik und wir saßen ein bisschen in der Aufbahrungshalle und das Kind legte den Arm um meine Schulter; die Cousine saß übrigens schräg hinter mir. Aber sonst geschah da nichts. Dann gingen wir zum Grab, das alles dauerte vielleicht zehn Minuten.

Die meisten der Gäste haben sich damals mehr oder weniger darüber gewundert, dass die Frau meines Papas das so beschlossen hat, aber ich fand es im Grunde ganz stimmig. Ich dachte mir, wahrscheinlich ist das zwangsläufig genau das, dass es Leben gibt, die man irgendwie zusammenfassen kann und andere nicht. Dass man manche Menschen mehr verstehen kann als andere, dass manche vielleicht auch gar nicht wollen, dass man irgendwelche Schlüsse über sie zieht oder ihr Leben in bestimmten Sätzen resümiert.

Und es gehört zu den manchmal schwierigen Aufgaben im Leben, zu akzeptieren, dass Dinge verborgen und rätselhaft bleiben, so sehr man es sich auch anders wünschen würde.

Filmfragen, Addendum

Noch ein Nachtrag zum Filmpodcast.

Es wurde auch über letterboxd, die Film App gesprochen, die ich selbst auch nutze. Ich weiß a) nicht, warum sie diesen Namen trägt, Hinweise erbeten und b) finde sie wirklich extrem un-intuitiv (harhar) und tue mir immer schwer, dort Sachen einzutragen und teilweise auch zu finden, wieder mal super Werbung hier, harhar. Aber sie ist toll als Filmtagebuch, zum Lesen, was andere User zu Filmen sagen, zum Anlegen einer Watchlist für zukünftige Filme und vieles mehr.

Auf seinem Profil soll/kann man seine Top 4 Filme eintragen, das ist das Ding von letterboxd, immer die Zahl vier, nicht fünf. Und das ist natürlich extrem schwierig. Wie soll man unter allen tollen Filmen vier auswählen? Ich habs jetzt aber trotzdem, inspiriert von Pia Reiser, gemacht, aus dem Bauch heraus.

Folgt mir gern alle, ich hab eh erst zwei Follower oder so harhar

Ok, also David Fincher ist dabei, der, laut Pia Reiser, Schutzheilige des FM4 Filmpodcasts, mit seinem renitenten Meisterwerk und Brad Pitts, laut eigener Aussage, bestem Film und ich würde ihm nie widersprechen. Natürlich Fellini in seiner ganzen Surrealität und Absurdität und einer Reflexion übers Filmemachen, plus der Marcello Mastroianni Sexyness. Mit La La Land auch der Film, von dem mein Kind glaubt, dass es in Wahrheit mein Lieblingsfilm ist, weil ich ein Plakat und eine Tasche davon habe. Und er ist sicher mein sentimentaler Favorit.

Und dann noch der Film, der auch eine Frage von Montag beantwortet, nämlich: Was ist der beste Einsatz von Musik in einem Film? Das ist für mich der Moment, in dem Bill Murray und Scarlett Johansson in einer Karaokebar sind und Murray das Mirko gereicht wird, damit er More than this von Roxy Music vorträgt. Und er singt es nicht eitel und gockelhaft wie Bryan Ferry, sondern irgendwie demütig und verletzlich und brüchig und alleine die Blicke, die er und Johansson sich in dieser Szene zuwerfen, erzählen mehr als andere Filme in 100 Minuten.

Filmfragen

Die gestrige 300. Folge des FM4 Filmpodcast, bestehend aus Fragen an die Moderatoren Pia Reiser und Christian Fuchs war tatsächlich, wie erwartet, sehr hörenswert.

Neben den üblichen Ranking-Fragen: Nennt eure Lieblingsfilme aus jedem Jahrzehnt, beginnend mit den 1920er Jahren, puh, gab es auch einiges, worüber ich selber dann mehr oder weniger lang nachgedacht habe. Beispielweise die Frage: Bei welchem Film ist dir erstmals die Bedeutung der Kamera(arbeit) aufgefallen? Fuchs sagte Kubrick (The Shining), Reiser sagte Hitchcock und mir ist da sofort Pulp Fiction von Quentin Tarantino eingefallen. Als ich den nämlich mit 19 Jahren gesehen habe, war ich total verwundert und fasziniert. Wieso stellt Tarantino manchmal die Kamera gefühlt drei Zimmer weiter weg und filmt seine Protagonisten von da, anstatt einfach nahe ran zu gehen. Man sieht sie ja kaum, man muss sich anstrengend, sie zu hören. Aha-Erlebnis, ah dort kann man die Kamera also auch hinstellen und es macht was mit der Szene.

Dann gab es die Frage nach dem Lieblingsfilm einer weiblichen Regisseurin. Es ist tatsächlich spannend, dass es immer noch vergleichsweise recht wenige Regisseurinnen gibt, aber mir ist da – wie Christian Fuchs – natürlich sofort Lost in Translation eingefallen, weil der ohnehin zu meinen Lieblingsfilmen gehört. Leider hat Coppola, aus meiner Sicht, nie wieder so ganz an die Magie dieses FIlmes aus dem Jahr 2003 anschließen können. Ich mag auch Greta Gerwigs Filme sehr gerne, aber eher weniger Barbie, sondern die davor. Gerwig ist auch eine Wunschgästin für den FM4 Filmpodcast für Pia Reiser. Mag bisschen utopisch klingen, allerdings war kürzlich tatsächlich auch schon Richard Linklater via Zoom zu Gast.

Und wenn wir schon bei ihm sind, Linklaters Before Sunrise hat Pia Reiser insofern verkorkst, sagt sie auf die Frage, welche Filme einen verkorkst haben, als sie durch den Film den Eindruck hatte, dass es sehr oft im wahren Leben Begegnungen wie diese gibt, dieses miteinander reden für viele Stunden, das so selbstverständlich und intim und besonders ist. Und, sagt Reiser, im tatsächlich Leben nicht sooft vorkommt, dass man mit einem Menschen so reden kann. Anmerkung von mir: Das stimmt, aber wenn es passiert, kann einem niemand diese Erinnerung nehmen. Anmerkung 2: Linklater lässt, soweit ich mich erinnere, sogar einen der beiden Protagonisten genau dieses Faktum in Before Sunset feststellen.

Der am meisten überbewertete Film? Da fallen Reiser gleich mal so heilige Kühe wie Star Wars und die Herr der Ringe Trilogie ein. Fuchs wundert sich über The Shawshank Redemption, ein Film, der seit 2008 (!) auf Platz 1 der “Bibel”, der Internet Movie Database rangiert, als bestbewertester Film. Ich muss ehrlich sagen, ich verstehe es auch nicht ganz. Der Film ist schon ok. Er spricht starke menschliche Emotionen an, die besagen, jemandem, der unschuldig im Gefängnis sitzt, muss Gerechtigkeit widerfahren und deshalb ist man da so “invested”. Tim Robbins und Morgan Freeman spielen gut. Aber dennoch, Platz 1? Ich habe schon mehrere Essays gelesen, die mir dieses Phänomen erklären wollten, aber keines hat mich vollkommen überzeugt. Auf Platz 2 ist übrigens, auch schon seit Jahrzehnten, The Godfather Part 1 und das ist dann doch nachvollziehbarer.

Am Ende ging es dann noch um die Frage, welchen Film sollte man nicht beim ersten Date sehen? Pia Reiser: “Ich würde sagen, Amour von Michael Haneke. (Pause) Oder gar keinen Film von Haneke. (Pause) Bei gar keinem Date.” haharhar.

Spätsommer, drei

Im Moment schlafe ich erstaunlich gut. So gut, dass heute der Paketpostler beim Billa zu mir meinte, ob ich nicht da war, er hat dreimal angeläutet, harhar. Ja das ist bitter, weil ich nehme auch Pakete für andere Menschen an. Naja, ab nächster Woche muss ich eh wieder vor sieben wach sein.

Dann habe ich mich auf den Weg zu einem Arbeitstag im Garten gemacht. Man merkt, dass der Sommer bald aus ist, ich schiebe keine so ruhige Kugel mehr und habe wieder meine üblichen drei Projekte gleichzeitig.

Am Abend hab ich mich mit dem Kind beim Vapiano getroffen – und mit J. meinem “Pflegekind” von früher, er hat im Haus gewohnt und war wirklich oft bei uns. Das war schön, ihn wieder mal zu sehen, er ist auch schon 17 (!). Wir haben gut gegessen. Seit heute gibt es eine neue Aktion bei Vapiano (unbezahlte Werbung): Jeden Tag eine bestimmte Pasta um 9.90 Euro. Heute war es Pasta Bolognese, die ich mir gleich bestellt habe.

Kunstfoto – das Kind hatte noch nichts gegessen, deshalb zwei Pizze

Heute gibt es noch ein weiteres Highlight: Die 300. Folge des FM4 Filmpodcasts, der zu meinen Lieblingspodcasts gehört und da werden die Moderatoren Fragen der Zuhörer und Zuhörerinnen beantworten. Ich habe so lange über eine mögliche, natürlich ur geniale Frage nachgedacht, dass ich letztendlich keine eingeschickt habe, öhm. Bin aber schon sehr gespannt.

Und dann den Tag loslassen, an jemand denken und hoffentlich wieder so gut schlafen.

Die Sache mit dem Sand

Auf Social Media ging jetzt eine Geschichte viral, wo eine Mutter erzählt, dass ihr kleines Kind ein anderes kleines Kind mit Sand beworfen hatte. Und daraufhin habe sie angekündigt, wenn das Kind das nochmal macht, dann verlassen sie den Spielplatz. Das Kind hat es nochmal gemacht und dann haben sie den Spielplatz tatsächlich verlassen. Arge Geschichte was, harhar.

Nein, das wars noch nicht, worauf ich hinauswollte. Es gab dann wiederum hunderte Kommentare und andere Influencer haben Videos gemacht, wo sie über diese Sache sprechen (ja, das ist Social Media), weil sie es gut finden oder was sie anders gemacht hätten. Sowas schaue ich mir irrsinnig gern an, weil ich Themen liebe, die mit mir überhaupt nichts (mehr) zu tun haben, und wo ich einfach null betroffen bin. Das ist so eine Safezone, wo man die Diskussionen aus der Ferne genießen kann.

Jedenfalls machte mini and me, der ich schon länger folge, auf Instagram ein recht cooles Video dazu, in dem sie darüber redet, dass ein so kleines Kind ja noch nicht versteht, warum es nicht mit Sand schmeißen soll und die Konsequenz, “wir gehen nach Hause”, auch nicht mit dem Sand verbinden kann. Fand ich irgendwie recht nachvollziehbar. Sie meint, es wäre natürlich cool, wenn man dem Kind Alternativen anbieten würde, also den Sand woanders hinschmeißen oder überhaupt was anderes machen, aber sie meinte, sie verstehe auch, wenn Mütter oder Väter eben auch mal keinen Nerv mehr haben und gehen wollen, aber dann sollte das nicht als “Strafe” verpackt werden.

Ich bin da immer irrsinnig froh, dass ich kein so kleines Kind mehr habe, ich war mit solchen und ähnlichen Situationen auch oft überfordert. Einmal, als ich mit meinem damals kleinen Kind bei einer Freundin war und es war dann schon spät und er wollte nicht heimgehen, habe ich einige Minuten mit ihm geredet und meine Freundin sagte danach, das könnte man als Beispiel für gelungene Kommunikation irgendwo abdrucken. Und ich habe mir nur gedacht, ehrlich? Ich fand es voll lieb, aber mein Shirt war klitschnass vor lauter Stress, den mir diese Situation verursacht hat. Selbstbild/Fremdbild.

Anyway, ich hatte auch Freundinnen, die ihre Kinder, wenn sie etwas angestellt hatten, für 15 Minuten ins Zimmer schickten, zum Nachdenken und ich habe mir dann gedacht, das würde ich bei meinem Kind nie machen, schon alleine aus dem Grund, weil er niemals 15 Minuten im Zimmer bleiben würde, harhar. Ich würde mich nur völlig lächerlich machen.

Wie auch immer, ich habe für mich die Zeit mit einem Kleinkind immer mit Hüten eines Flohzirkus verglichen, so als Bild. Ich war wirklich oft ratlos, aber ich denke, man kann eh nur authentisch handeln, so wie es für einen stimmig ist und mit dem Kind irgendwie in Verbindung bleiben. Das sind jetzt nicht die pearls of wisdom, aber halt das, was mir geholfen hat.

Materialists

So, nun zum schon angeteasterten Film Materialists, dem zweiten Film von Celine Song, der den generischen deutschen Titel Was ist Liebe wert trägt und eine Rom-Com sein soll.

Die Geschichte dreht sich um die materialistische Lucy (recht überzeugend: Dakota Johnson), die als Vermittlerin in einer Partneragentur tätig ist und sich vor einiger Zeit vom mittellosen Schauspieler John (recht ok: Chris Evans) getrennt hat, weil er, nun ja, mittellos ist. Im Zuge ihrer Tätigkeit lernt sie Harry (recht unspektakulär: Pascal: Pedro Pascal), einen Millionär, der sich für sie interessiert, kennen…

ACHTUNG MASSIVE SPOILER!

Was soll man sagen. Zuerst mal das augenfälligste: Dieser Film ist – im Gegensatz zu Past Lives – sowas von gar nicht “perfekt”. Harhar. Er ist aber auch leider weder eine Romanze noch eine Komödie und im Grunde weiß ich nicht, was uns Celine Song mit ihrer Arm/Reich-Parabel sagen will, was nicht Nestroy oder Oscar Wilde uns schon um einiges eloquenter und tiefgründiger erzählt haben. Ja, anderes Jahrhundert, aber!

An Materialists ist die Emanzipation der Frau tatsächlich irgendwie spurlos vorbeigegangen und, was noch erstaunlicher ist: Lucy verdient, laut eigener Aussage, 80.000 Dollar im Jahr und “bräuchte” daher überhaupt keinen reichen Mann. Aber anscheinend kann man eine Karriere haben und gut verdienen und trotzdem sucht man jemand, der noch viel begüteter ist, ich mein, warum? Ich verstehe auch diese Binarität nicht. John ist extrem pleite, Harry ist extrem reich. Die Mehrzahl aller Männer wird wohl eher in dem Bereich des “Normalen” liegen, aber anscheinend gibt es in der Welt dieses Filmes ausschließlich diese beiden Pole, zwischen denen sich Lucy nun entscheiden “muss”.

Lucy lässt sich von Harry mit nachhause nehmen und ganz ehrlich, wenn ich im Begriff bin, das erste Mal mit einem Mann zu schlafen und schon knutschend im Vorzimmer stehte, statt aber die Augen zu schließen, herumschaue, wie (teuer) seine Wohnung eingerichtet und wie groß sie ist, etcetera dann läuft IMO etwas ziemlich falsch. Das merkt Lucy schließlich auch und ist im Begriff zu John zurückzukehren und aber gleich noch ihre Karriere hinzuschmeißen. Ich mein, warum? Es könnte ja auch sie arbeiten im Jahr 2025, und er lebt sein brotloses Schauspielerleben weiter. Ich stehe wirklich komplett an bei dem, was uns dieser Film mitteilen möchte. Feministisch ist da nichts, mit Liebe hat es auch kaum was zu tun. Ab und zu ist es witzig, vor allem aber dann, wenn es um die Partneragentur geht.

Am allerschlimmsten fand ich die Szene, in der Lucy und John sich bei einer Hochzeitsgesellschaft einschleichen (er arbeitet auch im Catering). Abgesehen davon, das hier dieselbe Lichterkette wie bei Past Lives zum Einsatz kommt; hier haben wir ungefähr 60 Leute auf diesem Fest. Und diese 60 Leute sollen nun offensichtlich die Diversität der Gesellschaft abbilden. Wir haben hier Menschen praktisch aller Ethnien, Körperformen und Arten der Paarbeziehungen vertreten, die lesbische Standesbeamtin tanzt mit ihrem love interest (an ihrem Arbeitsplatz!) Warum? Es hat null mit der Handlung zu tun, es ergibt auch in sich keinen Sinn, ich behaupte, niemand hat einen so politisch korrekten Freundeskreis. Diese Szene erzählt nichts, sie will nur irgendeine “Haltung” vermitteln, haut einen dabei aber komplett aus dem Film raus. Please stop that shit. Harhar.

Also Fazit: Ganz anders als Past Lives, aber auf ganz andere Art überhaupt gar nichts meines.