almis personal blog

The Conversation

Nachdem Francis Ford Coppola also seinen neuen Film in Cannes vorstellen wird, habe ich ein 50 Jahre altes Werk von ihm nachgeholt und zwar aus dem Jahr 1974, The Conversation.

Ich mag ja Filme, die von der Prämisse her in eine sehr spektakuläre Richtung gehen könnten, wo der Regisseur dann aber etwas komplett anderes daraus macht. The Conversation ist so ein Film. Harry Caul (Gene Hackman) ist ein Abhörspezialist, einer der besten auf seinem Gebiet, und arbeitet aktuell an einem neuen Auftrag: er soll ein junges Paar bespitzeln. Je mehr er in die Materie eintaucht, desto größer wird seine Sorge, dass seine Tätigkeit und deren Ergebnisse zu einer Gewalttat führen könnten…

Francis Ford Coppola hätte aus The Conversation einen packenden, ja nervenaufreibenden Thriller machen können, wo die Zuschauer nervös in ihren Sesseln hin und her rutschen und kaum abwarten können, was als nächstes passiert. Doch er denkt gar nicht daran. Er orientert sich mehr am avandgardistischen Filmemacher Michelangelo Antonioni, der sich in Blow-Up einem ähnlichen Stoff widmet – auch wenn Coppolas Werk natürlich um einiges zugänglicher ist. Die möglicherweise spektakuläre Handlung ist trotzdem bestenfalls ein Subplot. Stattdessen zeichnet er das Porträt eines einsamen, tieftraurigen Mannes. Will ihm jemand näher kommen, reagiert Harry äußerst schroff; sein Beruf scheint ihn darüberhinaus auch paranoid gemacht zu haben. Oder war er das schon vorher?

Wir sehen Harry lange und wiederholt dabei zu, wie er sein aktuelles Band abhört, um jedes einzelne Wort zu verstehen. Was ja sein Beruf ist, tatsächlich ist es in einem Film, der keine Doku ist, aber auch ziemlich redundant. Aber das will Coppola in seiner Charakterstudie auch zeigen: die Eintönigkeit, die Wiederholung, die Unentrinnbarkeit. Coppola lässt die Zuschauer rätseln, was es mit Harry auf sich hat, der aus allem ein Geheimnis macht. Es gibt unbewältigte Themen in seinem Leben, das spürt man, aber welche? Man muss schon sehr genau hinschauen, etwa wenn Harry Saxophon spielt oder zur Beichte (!) geht, um halbwegs zu begreifen, was mit ihm los ist.

Das Thema Überwachung war auch damals hochaktuell, Stichwort Watergate. In einer Szene wird aus dem Fernseher über Nixon gesprochen. Die technischen Möglichkeiten sind heute zwar völlig andere, die philosophischen Überlegungen dazu sind aber ähnlich geblieben. Und Gene Hackman ist einer der Schauspieler, von dem ich mir eigentlich alles ansehen würde, auch wenn er oft unangenehme Protagonisten in unbequemen Filmen spielt. Spannend ist auch, dass Francis Ford Coppola mit diesem Film bei den Oscars in der Kategorie “Bester Film” verloren hat – und zwar gegen Der Pate 2, Regie: Francis Ford Coppola.

Erfolgserlebnis

Gestern hatte ich ein positives Erlebnis, das mit einem Ball zu tun hat. Solche Erlebnisse waren in meinem Leben eher selten (war immer im Team wird-als-Letzte-gewählt bei Völkerball und Volleyball, in Basketball war ich besser). Ich hab aber immer viel lieber Leichathletik gemacht, da war ich die Ausnahme in meiner Klasse.

Jedenfalls gehe ich am Sportplatz des Gymnasiums vorbei, das auch das Kind besucht, da rufen mich Jugendliche (eh auch im Alter vom Kind), ob ich ihnen den Fußball zurückwerfen kann, der ihnen über den Zaun geflogen ist. Gut, den Ball hatte ich schnell auf dem gegenüberliegenden Parkplatz gefunden aber nun ja, jetzt musste ich den Ball ja wieder zu ihnen rüberwerfen, boah instant Angst vor der Blamage. Weil der Zaun ist natürlich schon recht hoch, sonst würden ja andauernd Bälle auf der Straße landen. Beim ersten Versuch habe ich es auch nicht geschafft, kleiner Schweißausbruch. Dann bin ich etwas zurückgegangen, also auf die Straße, um mehr “Anlauf” zu haben, keine Ahnung, ob das physikalisch tatsächlich was bringt, aber psycholgisch anscheinend schon, denn ich habe es geschafft und beim zweiten Mal den Ball über den Zaun befördert. Die Jugendlichen haben sich bedankt und ich hab so getan, als ob ich eh ur easy jederzeit Bälle über hohe Zäune schmeiße.

Das erzähle ich daheim dann dem Kind und er so wow, bei uns ist letztens auch einer rübergeflogen und der Passant hat ihn zwar auch gefunden, aber nicht geschafft, ihn rüberzuwerfen. Sie mussten ihn dann selber holen gehen. Made my day! Harhar.

In Cannes

Jetzt habe ich fast vergessen, dass diese Woche die Filmfestspiele von Cannes starten, wo heuer wirklich extrem viele spannende Werke auf dem Programm stehen.

Allen voran natürlich Megalopolis von Francis Ford Coppola, den er selbst quasi als sein Opus Magnum betrachtet, was interessant ist, wenn man bedenkt, dass zwei der wichtigsten Filme der Filmgeschichte überhaupt ohnehin schon von ihm sind, nämlich der Pate 1 und 2. Und, dass man sowas wahrscheinlich nicht auf Ansage produzieren kann. Für Megalopolis hat er aber tatsächlich Teile seines Weingutes verkauft, um ihn zu realisieren. Es soll ein Science Fiction Drama sein, bei dem es darum geht, eine New York-ähnliche Stadt architektonisch wieder aufzubauen bzw. neu zu errichten, wobei sich zwei Antagonisten darüber streiten, wie das geschehen soll. Adam Driver spielt die Hauptrolle und es gibt noch einen Liebesplot. Den Trailer finde ich ein bisschen messy, muss aber natürlich nichts heißen.

Wenig weiß man noch über den Film Bird – hier gibt es noch keinen Trailer und die Inhaltsangabe ist auch ziemlich kryptisch, ich weiß zumindest nach dem Durchlesen überhaupt nicht, worum es eigentlich gehen soll. Die Besetzung ist allerdings ziemlich interessant, mit Barry Keoghan und Franz Rogowski hat Regisseurin Andrea Arnold zwei Schauspieler gefunden, die beide in der jüngeren Vergangenheit extreme Charaktere gespielt haben. Keoghan war ein geistig zurückgebliebener junger Mann in The Banshees of Inisherin und ein äußert naja, sagen wir verhaltensauffälliger Protagonist in Saltburn. Und Rogowski kenne ich aus Passages, wo er mir dermaßen unsympathisch war, dass ich hoffe, das lag nur an seiner Rolle dort, harhar.

Sehr fasziniert war ich hingegen von Jacob Elordi, der mit Keoghan in Saltburn gespielt hat – auch ihn kann man in Cannes sehen und zwar in Paul Schraders Film Oh Canada, wo er einen amerikanischen Dissidenten spielt, der nicht nach Vietnam gehen will und daher nach Kanada flüchtet. Als älterer Mann wird dieser dann von Richard Gere gespielt, der mit Schrader schon gemeinsam American Gigolo gedreht hat. Und wer sich jetzt fragt, woher man diesen Schrader kennt: er ist eng mit Martin Scorsese befreundet und hat für ihn Taxi Driver geschrieben.

Außerdem in Cannes: Der neue Film von Giorgos Lanthimos, der Kinds of Kindness heißt und wie Poor Things wieder mit (u.a.) Emma Stone und William Dafoe besetzt ist. Aber wenn ich mir den Trailer ansehe, schaut er eher wieder nach naturalistischem-depri Vibe aus, wie ihn die Filme vor Poor Things ausstrahlten und er soll 168 Minuten dauern. Ich sehe da eine große Chance, dass ich aus dem Film kippen werde, ich werde ihm aber trotzdem eine Chance geben. Spannend vielleicht auch The Apprentice, ein Biopic über Donald Trump; was doppelt schwierig ist, erstens wegen der larger than life Person Trump, zweitens weil das Genre Biopic oft dermaßen ausgelutscht daherkommt, dass man schon spezielle Ansätze oder Perspektiven braucht, um das interessant zu gestalten. Wenn das aber gelingt, kann es großartig sein.

Soviel mal für heute.

Die PED

Jetzt sind wir alle sehr froh, dass der ESC vorbei ist, und es hier auch wieder um andere Themen gehen wird. Naja, ich bin ehrlich gesagt nicht so froh, habe jetzt natürlich ein bisschen die PED (Post-Eurovision-Depression), aber Gott sei Dank gibt es ja Podcasts, die alles noch nachbesprechen und im Grunde auch das ganze Jahr weiterlaufen, wenn auch nicht in der Dichte der letzten Tage und Wochen.

Super zum Beispiel die Reflexionen vom Merci Cherie Podcastteam und ORF Moderator Andi Knoll (unbezahlte Werbung), die sich sehr differenziert mit den speziellen Problematiken des heurigen Bewerbs auseinandersetzen. Knoll sagt: “Die Dinge sind nicht schwarz und weiß, das kann man nicht runterbrechen auf eine billige polemische Geste oder eine Äußerung. (…) Komplexe Zusammenhänge beim Songcontest klären zu wollen ist sehr gefährlich.” Schreuder ist dafür, sich auch mal nicht zu äußern bzw. nicht von jedem Teilnehmer eine Aussage zu allem zu verlangen, Zitat: “Ich kann nicht von einer 17-jährigen Zypriotin verlangen, dass sie den Nahostkonflikt löst.”

Aber eigentlich wollte ich ja das Thema wechseln. Das Kinoprogramm schaut derzeit allerdings nicht so feel-good-mäßig aus. Ich würde mir irgendwie gerne Zwischen uns das Leben anschauen, aber es ist eine schwierige Beziehungsgeschichte, ob mich das fröhlich macht? Wie wäre es mit Robot Dreams? Da kommen mir schon die Tränen, wenn ich nur das Filmplakat sehe und die Beschreibung lese. Der Protagonist heißt “Hund”, ist einsam, und kauft sich deshalb einen Roboter als Freund. Schluck.

Ich glaub, ich lese doch erstmal bei Patrica Highsmith weiter, ein oder zwei Morde werden mir jetzt guttun. Harhar.

ESC 24 – das war’s

Der heurige ESC war zum Ende hin für mich traurig und anstrengend, ein Tiefschlag nach dem anderen, wo sich die EBU nicht mit Ruhm bekleckert hat; und dann noch die Meldungen von Menschen, die den ESC eh nie mochten (fair enough) zu lesen, welcher Mist die ganze Veranstaltung doch generell ist. Es gibt aber viele Menschen, mich eingeschlossen, denen der Song Contest etwas bedeutet und schon großer Trost in echten Krisen war. Ich würde nie auf was hinhauen, was anderen wichtig ist, selbst wenn ich damit nichts anfangen kann. Insofern war ich dann gestern Abend irgendwie in sehr ambivalenter Stimmung.

Aber dann ging es los, ich hatte Aperol, das Sofa und die ESC WhatsApp Gruppe und die Stimmung hob sich. Zum einen sicher, weil das Niveau heuer wirklich recht hoch war, viele gute Beiträge und sehr kurzweilig, zum anderen, weil die Anspannung, das was passieren könnte in der Halle, langsam in den Hintergrund getreten ist. In der Gruppe wars lustig. Und wir haben einen würdigen Sieger, finde ich. Die Schweiz gewinnt zum dritten Mal, der letzte Sieg war im Jahr 1988 – Celine Dion!

Nemo, kurz bevor er seine Trophäe zerstört hat, harhar

Zusammenfassend kann ich sagen:

  • Wettquoten am Arsch. Ich weiß nicht, warum die Community so auf die Quoten schaut (mich eingeschlossen), wenn sie dann oft doch sehr danebenliegen. Kroatien hatte am Schluss eine 50 Prozent Quote zu gewinnen. Gut, sie wurden Zweiter, aber trotzdem. Österreich war am Ende auf Platz 10. Leider nur in den Quoten.

  • In den Top 10 sind dieses Mal gleich sieben Songs, die in Landessprache gesungen wurden.

  • Israel hat erstaunlich wenig Jurypunkte bekommen dafür, dass der Song eigentlich ein typisches Jurylied war (Verschwörungstheorien bitte hier einfügen). Dafür hat Irland erstaunlich viele Jurypunkte bekommen, was mir aufgrund der gesanglichen Leistung (eher Schreierei) relativ unerklärlich ist. No offense, aber so hohe Punkte von Jurys, die oft einen Gesangsfetisch haben?

  • Deutschland wird endlich seinen letzter-Platz-Fluch los und wird guter 12. Italien bleibt auf die Top 10 abonniert (diesmal Platz sieben), auch Schweden wieder ordentlicher Platz (9).

  • Es gibt kein Land mit null Punkten ingesamt, es gab aber bei der Publikumswertung einmal null Punkte und das ausgerechnet für UK, die mit Olly Alexander gewissermaßen einen Star am Start hatten.

Ich bin froh, dass die Schweiz gewonnen hat. Weil der Song gut ist, weil er auch super performt war und weil Nemo, soweit ich es mitbekommen habe, ein fairer Kandidat seinen Konkurrenten gegenüber war. Die Schweiz ist neutrales Land, wo der ESC auch tatsächlich stattfinden kann (wenn es auch sehr teuer wird harhar); wäre in der Ukraine und wahrscheinlich auch in Israel nicht möglich gewesen. Der Fokus liegt auf dem Gesamtpaket Song/Performance.

Erstaunt war ich, wie gerührt ich von der Inszenierung der Ukraine war. Der Song hat mir immer schon gefallen, aber das Staging war so hervorragend, am Ende hatte ich Tränen in den Augen, bei der letzten Einstellung, wo sich Alyona Alyona und Jerry Heil zu den anderen (hinprojizierten) Frauen legen.

Ich kann mir nicht erklären warum, aber es war so.

Tja und jetzt ist es 2 Uhr, das Kind ist schon schlafen gegangen (!) und ich bin aufgekratzt, werde aber wohl doch auch ins Bett gehen. Letztendlich hat es der ESC doch wieder geschafft, mich froh zu machen. Was nicht heißt, dass die EBU sich zurücklehnen kann; es wäre Zeit für etwas Selbstreflexion.

Schatten überm ESC

Ich könnte jetzt viel über das gestrige Semifinale schreiben, weil es wirklich unterhaltsam und voller starker Auftritte war, aber heute schon überlagert soviel anderes den Bewerb, dass ich zwischen doch auch Traurigkeit und Galgenhumor schwanke.

Auf ORF.on war heute eine Analyse über den diesjährigen ESC zu lesen und ein Absatz hat mich besonders angesprochen:

Aus dem Artikel: Israel-Eskalation überfordert Songcontest

Da fühl ich mich zumindest heute schon sehr angesprochen und mittlerweile gibts ja auch noch “Nebenskandale”. Andererseits flüchte ich mich dann wieder in den Humor, wo auf Twitter folgendes zu lesen war:

Damit spielt Brent darauf an, dass Lettland gestern ins Finale gekommen ist, obwohl es seit Wochen bei den Wettquoten ganz am Schluss, wirklich teilweise auf dem letzten Platz kam. Und das wäre in einem normalen Jahr wirklich ausführlichst besprochen worden, aber heute ist es tatsächlich nur mehr eine Fußnote.


Ich hoffe aber trotzdem immer noch, dass wir morgen doch so etwas wie United by Music-Gefühl bekommen und das nicht nur eine schale Phrase bleibt.

ESC – Semi 2

So, das erste Halbfinale ist geschlagen und war sehr kurzweilig. Petra Mede, die zum dritten Mal den ESC moderiert, meinte gleich zu Beginn: “We are back in Sweden. Well don’t blame me, even I voted for Finland” Harhar. Ja voriges Jahr war es ein Zweikampf, heuer ist das Rennen viel offener.

Heute wird die andere Hälfte der Big Five auftreten. Italien hat ja immer qualitativ sehr hochwertige Songs, obwohl La Noia jetzt nicht mein Lieblingslied von San Remo war. Spanien schickt heuer einmal, statt dem sonst oft üblichen aggressive Fröhlichkeit ausstrahlenden Plastikpop, die leicht überwuzelt-desolate Band Nebulossa, was immerhin eine Abwechslung ist. Und Frankreich, da muss ich leider sagen, dass ich mit Slimanes Mon Amour wirklich gar nichts anfangen kann. Ja, er kann natürlich super singen, aber musikalisch ist das ein Liebeslied, dem jegliche Ambivalenz und jede Ecke und Kante fehlt, und es bleibt nur das Gestelzte und Süssliche über und das ist einfach überhaupt nicht meines; oder wie Johannes Floer in den Reactions sagte: “Ich glaub dem das nicht. Ich fühl mich da als Hörer verarscht.”

Ganz anders Marina Zatti aus Griechenland, die mit Zari einen Song schickt, der extrem sonderbar ist. Ein seltsam-cooles Video, musikalisch unheimlich sperrig und nicht leicht zugänglich, textlich aber ein Liebeslied, dass (zumindest mir) unter die Haut geht, mit Zeilen wie (Übersetzung): “I pretend to forget your name and everything changes around me abruptly (…) I pretend to forget your scent and everything is changing around me (…) I die alone if you are not here and let whatever happens happen.” Das nimmt mich voll mit, im Gegensatz zum vorher angesprochenen Gesäusel.

Estland ist ähnlich sperrig wie Griechenland und ich mag es schon sehr, auch wenn ich jeden verstehen kann, der mit (nendest) narkootikumidest ei tea me (küll) midagi gar nichts anfangen kann und ich glaube, das werden auch viele sein harhar. Die beiden beteiligten Bands Bands 5miinust und Puuluup werden den Auftritt vermutlich als Konfrontation miteinander inszenieren und dann werden sie tanzen und es wird sehr absurd werden, oder wie Broder in den Reactions sagte: “Es ist so falsch, es ist alles falsch daran, dass alles genau richtig ist.”

Naja und dann kommen natürlich die eindrucksvollen Beiträge aus der Schweiz The Code, aus Israel Hurricane (hoffentlich ohne Eklat), aus den Niederlanden, Europapa. Und natürlich Belgien, der es hoffentlich ins Finale schafft, genauso wie Österreich, aber heute wirds, so denke ich, schon eine ziemlich Zitterpartie werden, weil da wird wirklich einiges geboten.

Happy second Semi!

Nächste Schritte

Kurze ESC-Pause für eine sentimentale Einschaltung.

Da hat man gerade noch dem Kind das Flascherl gegeben, es herumgetragen und ist ihm (oft!) hinterher gelaufen, als er abgehaut ist, wollte ihn an seiner Kapuze schnappen und hatte dann eben diese in der Hand, weil man die abknöpfeln konnte. Danke an die Kinderkleidunghersteller, ihr macht es uns auch nicht leichter. Ja, und jetzt hat er seinen ersten Sommerjob, mit heute fix, den er sich selbst organisiert hat, weil er sich ein neues Handy kaufen wollte.

Aber tatsächlich stimmt das gar nicht, ich bin eh nicht sentimental, ich finde das super und es ist ja kein Geheimnis, dass ich es toll mit einem großen Kind finde. Und außerdem wurde ich von ihm schon zum Essen eingeladen, weil er hat dann ja mehr Geld. Harhar.

ESC – Semi 1

Ich entschuldige mich schon mal, dass es diese Woche hier hauptsächlich um den Songcontest gehen wird, oder wie das Kind sagt: “Heidi wieder komplett obsessed.” Ja, da müssen wir jetzt durch.

Heute findet also das erste Semi statt, das m.E. das schwächere der beiden ist und von den Big Five performen Deutschland und Großbritannien, dazu das Siegerland Schweden. Zu UK hab ich ja gestern schon etwas geschrieben, bei Deutschland finde ich die Lyrics des Songs Always on the run recht mutig. Wenn man bedenkt, dass Deutschland in den letzten Jahren relativ oft Letzter geworden ist, leider auch durchaus mit null Punkten und, dass ein Vorwurf lautete, die Songs wären zu unspektakulär, dass der neue Song dann mit den Zeilen “I am nothing but the average” anfängt, Respekt für die Selbstironie. Izaak hat eine tolle Stimme, ich weiß nur nicht, ob diese “Fernsehgarten brennt” Inszenierung so eine gute Idee war. Und Schweden ist halt wie Schweden meistens ist. Das musikgewordene Billyregal.

Heute werden natürlich Kroatien, Ukraine, Litauen mit starken Songs weiterkommen. Irland war mit einem sehr polarisierenden Beitrag lange im hinteren Bereich der Wettquoten, seit gestern ist es in den Top 5. Da bin ich gespannt, wie das heute Abend auf der Bühne wirkt, weil ich kann nicht sagen, ob mir das gefällt oder nicht. Dann gibt es auch einiges durchschnittliches. Beispielsweise ist fraglich, ob es Australien heuer ins Finale schafft. Ich freu mich ja immer, dass Australien dabei ist und sie haben auch wirklich schon sehr interessante Songs gebracht, einmal auch knapp dem Sieg vorbeigeschrammt, aber One Milkali/One Blood ist gar nicht meines. Das Ganze soll ein bisschen Aborigines-mäßig angehaucht sein (siehe auch Songtitel), aber das Staging puh, das ist mir ein bisschen zuviel Folklore. Und Lyrics, in denen es heißt “It’s raining love”, sorry, aber da bin ich raus. Später kommt noch ein Didgeridoo dazu und da halte ich es mit dem Kommentator Max von ESC Bite: “Für mich ist das ganze Lied mehr so ein Didgeri – don’t” Harhar. Ja, es ist leider so.

Ähnliches ist über Island zu sagen. Island hatte schon so wunderbare, auch skurille Songs, 2020 hätten sie ziemlich sicher gewonnen und mein vielleicht allerliebster ESC-Lieblingssong stammt aus Island (1997, Paul Oscar, Minn hinsti dans); wie ich durch Marco Schreuder erst gestern erfahren habe, war das der erste offen homosexuelle Act überhaupt beim ESC. Minn Hinist dans ist seiner Zeit sehr voraus gewesen, während Hera Björks Scared of Heights doch mindestens 20 Jahre zu spät kommt. Broder hat bei den Reaction Videos so einen schönen Begriff dafür verwendet, bei dem es mir richtig leidtut, dass er mir nicht eingefallen ist, weil er so genial ist, er nannte den Song nämlich “Sektfrühstücks-Pop” und genau das ist es. Oder wie es auch im Reaction-Video heißt: Es ist ein langweiliges Lied, aber es ist ein nettes langweiliges Lied. Charmant gesagt.

Na dann happy first Semi!