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Seinfeld, drei

Eine meiner Lieblingsfolgen von Seinfeld ist die Folge The Limo, Staffel 3, Folge 19. Aus der Rubrik: Sowas könnte man heute wohl (leider) nicht mehr drehen.

George holt Jerry vom Flughafen ab, unterwegs geht aber sein Auto ein. Die beiden müssten sich also ein Taxi für die Heimfahrt organisieren. Da sehen sie einen Chaffeur beim Empfang stehen, der ein Schild mit dem Namen “O’Brien” hochhält. Jerry erzählt George, dass dieser O’Brien noch in Chicago sei, weil der Flug überbucht war und er sich lautstark beschwert hätte, er müsse aber dringend zum Madison Square Garden. Jerry und George beschließen, die Gelegenheit zu nutzen. George gibt sich als O’Brien aus, Jerry wird zu “Dylan Murphy” (“Well if you’re gonna be O’Brien, why can’t I be somebody?”) und sie steigen in die Limousine.

Das ist wieder mal ein gutes Beispiel, wie ein kleiner Streich nach dem Motto: “Was soll schon passieren?” komplett außer Kontrolle gerät, ein sehr oft genutztes Motiv in Seinfeld; etwas irgendwie nicht ganz korrektes zu tun, nur eine Kleinigkeit, das normalerweise keine Konsequenzen hat, in der Serie aber natürlich immer die schlimmstmöglichen. Denn obwohl Jerry nach einem Gespräch mit dem Chaffeur über Eintrittskarten meint, sie wären unterwegs zu einem Basketballspiel im Madison Square Garden, zu dem er mittels Autotelefon auch noch Elaine und Kramer einlädt, stellt sich bald heraus, dass O’ Brien in einem Theater daneben eine Rede halten soll, denn er ist “the leader of the midwestern regional chapter of the Aryan Union.” Also ein glühender Antisemit.

Das erfahren sie von einer gewissen Eva, die bald noch in der Limo zusteigt. Eva (!) ist sehr begeistert von George, der noch nie öffentlich aufgetreten ist und von dem niemand weiß, wie er aussieht. Sie himmelt ihn an, was George offensichtlich enorm schmeichelt. Jerry entsetzt, als sie kurz alleine sind: “But she is a Nazi, George! A Nazi!” Und George daraufhin: “A cute Nazi though”.

Harhar, es ist so politisch unkorrekt, aber auch so lustig. Gut, sowas hätte auch im Jahr 1992 nur ein Mensch von jüdischer Herkunft bringen können, aber heute ginge das wohl gar nicht mehr, es gäbe vermutlich einen Shitstorm. Dabei ist das etwas, was Humor dürfen sollte, böse sein, unkorrekt sein, über Grenzen des guten Geschmacks hinausgehen.

Es ist nicht der einzige Witz über Judentum/Nazis/drittes Reich in der Serie. Jerry macht sich auch darüber lustig, dass sein Onkel jeden Affront als antisemitisisch motiviert deutet, sogar wenn sein Hamburger falsch zubereitet wird und sagt einmal zu ihm: “Anyway, the point I was making before Goebbels made your hamburger (…)” Seinfeld hatte immer sehr viel Spaß an der Kontroverse.

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