almis personal blog

GNTM, drei

Gestern hat Heidi Klum bei GNTM eine Aktion geliefert, die wahrscheinlich schwierig gewesen wäre, wenn sie keine Frau wäre. Oder so wie Paul Schrader auf Facebook über den Film Babygirl geschrieben hat: “What would be the reaction if a man made this? Could a man make this? How the Hell did it even get made?”

Klum hat nämlich gestern die männlichen Modells in die Badewanne gesteckt und sie, bedeckt mit mehr oder weniger Schaum, fotografieren lassen. Den Schaum hat sie immer wieder vorbeigebracht. Mir persönlich ist es ja wurscht, aber sind das nicht schon irgendwie Doppelstandards? So wie ich mich anlässlich des Frauentages und des Filmes Ein Tag ohne Frauen (den ich nicht gesehen habe) gefragt habe: Und ein Tag, wo Männer die Arbeit niederlegen? Würde genauso alles zusammenbrechen lassen.

GNTM Instagram, Screenshot by me

Ok, bevor ich mich um Kopf und Kragen rede harhar. Also gestern gab es eben das Badewannen-Shooting und einen Walk über Stiegen und im Nebel, in Schuhen, die natürlich hohe Absätze habe. Und als Modell darf man ja nicht schauen, wo man hinsteigt. Ergo: Es gab dann doch recht viele (fast) Stürze. Felix ist jedenfalls wieder eine Runde weitergekommen, ich glaube, es sind jetzt noch 19 Teilnehmer und ich hoffe, sie fliegen bald nach L.A, da würde er gern dabei sein.

Der andere Felix, der mit den rosa Haaren, wurde gestern umgestylt, damit er mehr Auftraggeber ansprechen kann. Dann waren seine Haare braun und er ist rausgefolgen. Ähm, hat sich ja dann voll gelohnt. Fand ich auch insofern schade, weil er mich sehr an jemand erinnerte, mit dem ich viele Sonntagnachmittage verbracht habe, den ich nun aber schon einige Zeit nicht mehr gesehen habe, an den ich mit einem sehr dankbaren Gefühl denke. Ähnlich nicht unbedingt vom Aussehen, aber eben auch sehr witzig, ehrlich, selbstironisch, warmherzig. Schade, dass er nicht mehr dabei ist.

Außerhalb der Zeit

Dieser Tage sind es fünf Jahre, dass Corona über uns hereingebrochen ist.

Vorige Woche hab ich Hors du temps gesehen, einen sehr kleinen französischen Film, der zu Anfang der Coronazeit spielt, zwei Paare sind in einem Landhaus gemeinsam, sie haben ziemlich unterschiedliche Ansichten zur Pandemie, aber weil es noch die Anfangszeit ist, als wir alle noch eine große Familie waren, sind es eher niedliche Streitereien Die Frau des einen Paares fragt den Mann des anderen, der einkaufen war, ob er auch beim Bäcker gewesen wäre und der entgegnete nein, er sei psychisch noch nicht bereit dazu, und sie dann so: “Ok dachte ich mir, dass die Bäckerei noch etwas zu schwierig ist” Harhar. Süß.

Irgendwie stimmt das, was Charles Dickens in einem völlig anderen Zusammenhang geschrieben hat: “Es war die beste und die schlimmste Zeit, ein Jahrhundert der Weisheit und des Unsinns, eine Epoche des Glaubens und des Unglaubens, eine Periode des Lichts und der Finsternis.” Anscheinend gab es solche Erfahrungen also immer schon.

Ich habe mich oft schrecklich gefühlt, was interessanterweise aber nie mit der Krankheit selbst zusammenhing, die ich dann erst im Juli 2022 bekam. Ich hatte einen Tag Fieber, am nächsten habe ich dann wieder langsam zu arbeiten begonnen, weil etwas dringend war, aber auch, weil es mir nicht schlecht ging. Es war die allerletzte Woche, in der man in Quarantäne gehen musste, weshalb ich auch demonstrativ viel Zeit am Sofa verbrachte und Seinfeld gebingt habe. Als ich dann wieder raus durfte, es war ein Sonntag, bin ich spazieren gegangen und habe dabei die ganze Zeit geweint, es war einfach alles zuviel. Seitdem war ich gar nicht mehr richtig krank. Ich habe mich aber oft auch außergewöhnlich glücklich gefühlt, in der Coronazeit, das hing nur indirekt mit dieser Ausnahmesituation zusammen, sondern einfach mit einem Menschen. Davon zehre ich bis heute. Wahrscheinlich sogar für immer.

Im Rückblick greift man dann immer auf so abgegriffene Phasen zurück, vieles hat sich geändert, durch diese Zeit, der Blick auf die Welt, auf die Medien, auch auf andere Menschen. Aber es ist halt so, zumindest für mich. Ich muss mich manchmal zurückhalten, nicht in einem “state of rage” zu sein, weil es irgendwie schon so ist, als wären mir die Augen geöffnet worden. Andererseits, nächste abgegriffene Phase, bin ich auch “gewachsen”. Es ist mir oft wurscht, was andere Leute von mir denken, das war früher nicht so.

Manchmal denke ich an Rilke (sowas schreiben auch nur Germanistinnen harhar): “Lass dir Alles geschehn: Schönheit und Schrecken. Man muss nur gehn: Kein Gefühl ist das fernste.”

Annie Ernaux

Ich habe jetzt bereits drei Bücher von Annie Ernaux gelesen und bin wirklich sehr begeistert von ihrer Literatur.

Ernaux wird 1940 in der Normandie als Kind von Arbeitern geboren, die später ein kleines Geschäft haben. Ihre größere Schwester ist bereits vor ihrer Geburt gestorben, was sie nur zufällig erfährt, da ist sie schon zehn Jahre alt. Ernaux studiert nach der Schule in Bordeaux und will eigentlich Journalistin werden, ist dann aber vor allem als Lehrerin und schließlich als Schriftstellerin tätig. Sie hat zwei Söhne und lebt heute in der Nähe von Paris. 2022 erhält sie den Nobelpreis: ” (…) für den Mut und die klinische Schärfe, mit der sie die Wurzeln, Entfremdungen und kollektiven Fesseln der persönlichen Erinnerung aufdeckt”

Wobei das fast etwas zu prätentiös formuliert ist, für den Stil, den Ernaux selbst verfolgt. Sie bezeichnet ihre Arbeiten auch als “Autosoziobiografien”, was wiederum etwas zu sachlich klingt. Denn ja, ihre Bücher sind leicht lesbar, sie verzichtet darauf, ihre Gedanken zu verkomplizieren, da ist nichts maniertes oder eitles in ihren Texten. Aber da ist, für mich, doch auch eine Menge an Poesie, die immer mitschwingt.

Ernaux empfindet sich als Archäolgin ihrer selbst, was ich eine sehr spannende Beschreibung finde. Ähnlich wie der Autor Stewart O’Nan, der auf die Frage, ob er nicht manchmal davor zurückschreckt, dieses oder jenes zu schreiben, weil es zu persönlich ist, geantwortet hat: “Natürlich gibt es diesen Widerstand, aber genau der ist auch das Indiz dafür, dass man etwas Gefährliches gefunden hat, etwas, was die Leser bewegen wird”, scheint Ernauxs Maxime die absolute Ehrlichkeit sich selbst gegenüber zu sein.

Gleichzeitig versucht sie aber auch immer, ihr Erinnerungen, ihr Schreiben zu reflektieren:

Ich spüre, wie die Erzählung mich mitreißt und gegen meinen Willen einen Sinn erzeugt, den eines unaufhaltsam seinen Lauf nehmenden Unglücks. Ich zwinge mich dazu, dem Drang zu widerstehen, durch Tage und Wochen zu hasten, und versuche mit allen Mitteln (…) die endlose Langsamkeit einer Zeit wiederzugeben, die sich verdichtete, ohne voranzuschreiten (…)

Das Ereignis, S. 40

Ich weiß nicht, in welcher Reihenfolge man ihre Bücher lesen “sollte”. Ich habe mich für die unkonventionelle Vorgehensweise entschieden, das bedeutet, ich lese, was gerade in der Bücherei verfügbar ist harhar. Und so kam es, dass ich ihr letztes Buch von 2022, Der junge Mann, als erstes gelesen habe. Aber weil irgendwie eh alles mit allem verbunden ist und eines ins andere greift, ist es kein Problem.

Zu den einzelnen Werken werde ich dann in Zukunft immer wieder einmal berichten.

Parallele Mütter

Ich habe endlich Parallele Mütter oder Parallel Mothers oder Madres Paralelas, wie es bei Almodovar im Original heißt, angeschaut. Der Film läuft derzeit im Gratiszeitraum auf dem Arthaus + Kanal von Prime (unbezahlte Werbung)

Ich habe ja praktisch alles von Pedro Almodovar gesehen, diesen Film aus dem Jahr 2022 aber noch nicht, und das lag natürlich einerseits daran, dass der gerade in einer noch Halbcoronazeit in den Kinos war bzw eben auch nicht war, andererseits aber auch, weil mir nicht verraten wurde, worum es in dem Film eigentlich geht, außer halt um zwei Mütter – eine sehr jung, eine schon eher älter – die gleichzeitig ihre Kinder bekommen. Irgendwie war der Trailer ungewöhnlich nichtssagend.

Nachdem ich den Film jetzt aber gesehen habe, ist mir klar, weshalb das so ist, weil nämlich Almodovar – und das ist normalerweise eher nicht so sein Ding – in diesem Film so derart viele Plottwists eingebaut hat, dass man nichts darüber sagen kann ohne halt alles zu verraten. Also deshalb jetzt von mir die Info: In Parallel Mothers geht es um die End-30erin Janis (Penelope Cruz), die gleichzeitig mit Ana (Milena Smit), noch nicht 18, in einem Madrider Krankenhaus ihr Kind bekommt. Beide Kinder sind Mädchen. Ende. Harhar.

ACHTUNG !! SPOILER !! ACHTUNG !!

Als Janis Arturo (Israel Elejalde) dem Vater des Kindes, mit dem sie eine unverbindliche Beziehung hat, das Baby zeigt, meint der, er glaubt nicht, dass das sein Kind ist, es sähe ihm nicht ähnlich. Es hat viel zu dunkle Haut für Spanier. Janis sagt, sie habe Vorfahren in Venezuela. Arturo verlangt einen Vaterschaftstest. Janis wirft ihm mit all dem typischen spanischen Temperament wütend aus der Wohnung, weil er ihr so etwas unterstellt. Kurz darauf bestellt sie sich einen DNA Test nachhause und macht ihn selbst. Und ich sitze so vorm TV und denk mir, wieso macht sie das, sie weiß ja, dass sie die Mutter ist. Ok, war nicht der Tag mit der schnellsten Auffassungsgabe bei mir harhar. Und auch die weiteren Twists habe ich oft nicht kommen sehen. Aber sie machen den Film halt extrem spannend.

Im Gegensatz zu seinem Vorgängerfilm Pain and Glory (vor der Coronazeit, den ich in wunderbarer Begleitung gesehen habe, da sind sie wieder, die Erinnerungen), in dem Männer – Antonio Banderas super hier – die Hauptrollen spielen, haben die Männer bei Parallel Mothers wieder einmal gar nichts zu sagen, im wahrsten Sinn des Wortes. Man könnte hier einen umgekehrten Bechdel Test machen. Der Bechdel Test besagt ja, wie viele Frauen kommen in einem Film vor, reden sie miteinander und reden sie über etwas anderes als über Männer. Ich glaube, hier reden niemals zwei Männer über irgendwas miteinander harhar.

Die Frauen sind es, die hier die Kontrolle haben und die Vergangenheit aufarbeiten wollen. Denn die große dramaturgische Klammer des Films ist es, dass Janis und ihre Großmutter ihren Urgroßvater, der während des spanischen Bürgerkriegs ermordet und in einem Massengrab am Rande ihres Heimatdorfes beigesetzt wurde, “finden” möchte. Janis möchte, dass er und andere Dorfbewohner, exhumiert werden (Arturo ist Archäologe), damit diese in den Familiengräbern bestattet werden können. Es geht in diesem Film also auch über die eigentliche Handlung hinaus ganz viel um Herkunft, Geschichte, Erinnerung und Traumata. Es wird wieder einmal deutlich, welch kompliziertes Gebilde “Familie” – die auch Wahlverwandtschaft sein kann – immer ist.

Nachdem ich erst vor kurzem The Room Next Door, den aktuellen, ersten englischsprachigen Film von Almodovar gesehen habe, der mir auch gut gefallen hat, habe ich aber nach diesem Film jetzt festgestellt, dass das da doch irgendwie etwas fehlt, wenn Almodovar mit nicht-Spaniern arbeitet.

ESC 25 Schweden

Tja, was soll man sagen:

KAJ hat tatsächlich gestern beim Melfest gewonnen, Mans wurde mit seinem hochfavorisierten Song Revolution “nur” Zweiter und so geschah es, dass Österreich 20 Minuten später Nummer 1 bei den Wettquoten wurde. Mittlerweile wechselt es sich immer wieder mit Schweden ab. Aber das kennen “wir” so noch nicht, so früh eine Favoritenstellung zu haben – das haben weder Conchita noch Cesar Sampson geschafft. Was jetzt noch nichts heißt, das kann sich ja noch ändern, aber ich würde mal sagen, so schlecht schaut es nicht aus, harhar.

Mans Zelmerlöw, der eine ESC Persönlichkeit durch und durch ist, war offenbar komplett fertig und auch “pissed” deswegen, ich habe ein paar angefressene Interviews auf Social Media gesehen.

Was ich einerseits verstehen kann, andererseits war er es, der während seiner Moderation des ESC 2016 mit Petra Mele den Song Love Love Peace Peace gesungen hat. In diesem selbstironischen Song geht es um das “Geheimrezept”, mit dem man den ESC gewinnen kann – eben zum Beispiel über Liebe und Frieden zu singen, ungewöhnliche Instrumente zu verwenden, die Windmaschine etcetera und eben auch: “Look into the tv camera, so the audience can see, that you’re lovable, not desperate.” Vielleicht wollte er es doch ein bisschen zu sehr diesmal? Wie gesagt, ich kann ihn verstehen, es ist ein Wesenszug, der mir nicht total fremd ist.

Anyway: Wir haben jetzt mit KAJ und Bara Bada Bastu quasi einen Comedyact, komplett auf Schwedisch gesungen, weshalb ich auch noch nicht herausgefunden habe, worum es in diesem Song eigentlich geht, irgendwas mit Sauna, glaube ich. Weiter weg vom sonstigen schwedischen ESC-Brand kann man nicht sein. Vielleicht war den Schweden selbst auch schon ein bisschen fad mit den etwas zu perfekt polierten Songs

ESC 25 Österreich

Heute wurde “unser” ESC Song namens “Wasted Love”, schon mal sehr guter, interessanter Titel, interpretiert von JJ, um acht Uhr MEZ veröffentlicht. Der Song wurde bereits vorher auf X geleakt, was mittlerweile auch Tradition hat, weswegen ich ihn bereits um 6.45 Uhr, quasi mit dem Weckerläuten im Bett gehört habe.

Was soll ich sagen: sehr low key, totales Understatement, extrem unaufgeregt.

Ok, das war ein Witz. Die Devise ist eindeutig: Klotzen statt Kleckern. Und ich muss sagen: Ich liebe das voll! Ur! harhar. Und ich stehe dazu, ich geh jetzt mit diesem Schiff unter.

Apropos untergehen: JJ geht auch im Video unter, ein immer wieder gern genommenes Motiv in ESC-Videos und der Text hat auch viele Metaphern zum Thema Untergang zu bieten. Das Video endet aber beruhigender Weise mit einem Match-Cut in der Staatsoper; das ist wieder die imperiale Ingredienz, die wir als österreichische Teilnehmer gerne bringen, außerdem praktisch, der derzeitige Arbeitsplatz von JJ. Und die Kunst hilft gegen den Schmerz, zumindest meine Interpretation.

Ich hatte auch sofort irgendwelche diffusen Assoziationen und nach längerem Überlegen ist mir Klaus Nomi eingefallen. Ok, das liegt jetzt eh nahe, weil gleiches Genre, aber irgendwie hat der Song selbst auch sehr ähnliche Vibes. Das hat mich wieder an etwas erinnert und ich denke mir, immer erinnert mich alles daran, an jemand und das ist so arg, aber auch schön.

In den Wettquoten ist Wasted Love gleich mal gestiegen, was ja kein schlechtes Zeichen ist. Derzeit Platz 4 (!).

Bücherei Neues Landgut

Heute ist bei mir eine Arbeit ausgefallen bzw. wurde wegen Krankheit verschoben und da dachte ich mir, fahre ich doch in die Bücherei neues Landgut (unbezahlte Werbung), in der einige von mir ins Auge gefasste Bücher lagernd sind.

Als ich mir auf Google Maps den genauen Standort ansehe, zeigen die Fotos noch eine Baustelle und tatsächlich habe ich dann beim Recherchieren erfahren, dass es diese Bücherei erst seit einigen Wochen gibt. Sie ist aber gleich die drittgrößte Wiens, in Fußnähe zum Hauptbahnhof und sie liegt direkt gegenüber vom Columbuscenter, und neben dem Bildungscampus Innerfavoriten.

Es war heute ein Tag mit viel Sonne und strahlend blauem Himmel und quasi nebenan konnte man die Kinder auf dem Spielplatz lachen und schreien hören, sowas mag ich sehr gern. Wenn man mehr Zeit hat, kann man in den hellen Räumlichkeiten sicher gemütlich lesen und schreiben (note to myself: vielleicht ein gutes Ziel für einen Schreibtag) und dann irgendwo beim Hauptbahnhof nett essen oder ins ebenfalls in der Nähe befindliche Aufzugcafe.

In dieser Bücherei hat man wirklich eine beeindruckende Auswahl, kann sich aber nicht nur Bücher, sondern auch Gebrauchsgegenstände in der “Bücherei der Dinge” leihen, wie eine Bohrmaschine oder einen Plattenspieler. Außerdem hat man von 10 bis 22 Uhr mit seiner Karte Zugang, was ich auch toll finde.

Was meine Buchauswahl betrifft, so bin ich in erster Linie wegen Julia Schochs Das Liebespaar des Jahrhunderts hingefahren – das zweite Buch ihrer Trilogie. Das Vermächtnis, Teil 1, habe ich nämlich gerade fertiggelesen und es ist so gut! Und der dritte Roman Wild nach einem wilden Traum ist eben erschienen. Außerdem bin ich sehr late to the Party und will mich jetzt durchs Werk von Annie Ernaux – Literaturnobelpreisträgerin 2022 – arbeiten. Ich glaube, beiden Autorinnen ist gemeinsam, dass sie ziemlich autobiografisch schreiben.

Bin sehr gespannt!

Wicked

Das Votivkino hat dankenswerter Weise am Oscar Wochenende noch schnell einmal Wicked gezeigt und es war somit sogar im Nonstop Abo enthalten. Das war meine Chance, die ich auch genutzt habe.

Wicked – eigentlich ein Musical aus dem Jahr 2003 und enorm erfolgreich in den USA – ist die Geschichte VOR Der Zauberer von Oz, dem Film von 1939 mit Judy Garland usw. Einer der Lieblingsfilme meiner Mutter und von David Lynch. Ich kann mich an ihn leider kaum mehr erinnern und muss ihn jetzt nochmal sehen. Jedenfalls erzählt Wicked die Geschichte der beiden Hexen, von G(a)linda (Ariana Grande), der Good Witch und von Elphaba (Cynthia Erivo), der Wicked Witch of the West, die beide die Universität besuchen, sich dort kennenlernen und zu dem werden, was ich gerade beschrieben habe. Wobei Elphabas Bösartigkeit im Prinzip nur Propaganda der Gegenseite ist.

Obwohl dieser Film 160 Minuten dauert, ist es erst der erste Teil – Wicked: For Good kommt im November in die Kinos.

ACHTUNG SPOILER FOLGEN, ABER WENN MAN DAS MUSICAL KENNT, KENNT MAN DIE SCHON

Obwohl der Film also unfassbar lange dauert und sehr artifiziell, eben nach CGI aussieht, obwohl eine Hexe grün ist und es jede Menge sprechende Tiere gibt, also alles insgesamt ziemlich furchtbar klingt harhar, hat er mich erstaunlicherweise total gerührt. Ich weiß auch nicht wieso. Schon in der ersten Szene, die quasi das Ende des Wicked Plots markiert – “The Wicked Witch is dead” – es wird dann die Geschichte in der Rückblende aufgerollt, sieht man den Anfang von Der Zauberer von Oz, nämlich Dorothy und ihre Freunde von hinten, die die Yellow Brick Road entlanggehen und das fand ich schon so schön und traurig, ich weiß überhaupt nicht warum. Ein Film, der mich emotional macht, obwohl ich das gar nicht sein will.

Es wird natürlich viel gesungen, schließlich handelt es sich um ein Musical, und ich kannte außer den Song Popular überhaupt gar nichts, aber die Musik ist durchaus catchy und beide können halt auch wirklich singen (was man bei den Oscars auch live gehört hat). Der Song Defying Gravity, wo Elphaba fliegen lernt, ist anscheinend das Herzstück des Musicals, jedenfalls der dramatische Höhepunkt des Filmes und obwohl das einfach Hexen sind, ich mein come on, ist man total dabei. Außerdem ist die Handlung stellenweise wirklich sehr böse-witzig, das Produktionsdesign detailverliebt, die Schauspielerinnen gut drauf und der Zauberer von Oz ist… Jeff Goldblum. Wie immer als Jeff Goldblum, aber das gut.

Es geht ja unter anderem darum, dass die Tiere in Oz domestiziert werden sollen und eben zum Beispiel keine Universitätsprofessoren mehr sein können. Glinda geht das irgendwie sonstwo vorbei, aber Elphaba ist ehrlich aufgebracht und will diese Zustände nicht auf sich beruhen lassen. Glinda, die eigentlich Galinda heißt, vom Ziegen-Professor immer nur “Glinda” genannt wurde, gibt, weil sie gerne immer beliebt sein will, großartig allen bekannt, dass sie fortan eben Glinda heißt, als Zeichen des Protestes. Das fand ich so passend für das was ich unter Virtue Signalling verstehe. Irgendwas tun, was die eigene “Moral” demonstrieren soll, im Prinzip aber null bewirkt und einem auch nichts abverlangt. Jedenfalls ist das meine Interpretation dieser Szene. Harhar.

Fazit: Man kann sich diesen Film wirklich als gute Sonntagnachmittagsunterhaltung ansehen und hat mehr davon als wenn man Nickel Boys wählt, der mir leider wirklich überhaupt nicht gefallen hat. Aber davon ein andermal.

Oscars 2025

Ich anerkenne natürlich das demokratische Votum, das in der Nacht verlautbart wurde, harhar.

Ich hab Anora dann eh auch als besten Film getippt, der Kopf hat gesiegt, allerdings hatte ich Brady Corbet für The Brutalist als besten Regisseur (da hab ich mich für den Bauch entschieden), nachdem Emilia Perez ja nach der “Kontroverse” schon seit einigen Wochen klinisch tot war und generell sehr gehasst wird (nicht von mir!).

So übel war meine Oscar Prognose dann gar nicht mal, 16/23 richtig. Ich habe am Wochenende auch noch zwei Filme gesehen, die in der Kategorie “Best Film” nominiert waren, nämlich Nickel Boys (mäh) und Wicked (erstaunlich gut), hätte ich mir umgekehrt erwartet. Macht jedenfalls insgesamt 8/10 der nominierten Filme gesehen. I’m still here werde ich bald anschauen, ich glaub Dune Part 2 werde ich auslassen (no hate, es ist nur einfach nicht mein Genre).

Ich freue mich, dass Adrien Brody gewonnen hat – ich habs ja schon im September quasi vorhergesagt, mir tut es leid um Demi Moore. Das wär schön gewesen, mit 62 quasi out of the blue der erste Oscar mit einer ikonischen Rolle, aber:

Conan O’Brien hat mir als Host gut gefallen – Gottseidank kein Virtue Signalling im Standup. Auf orf on wird natürlich beklagt, dass er so unpolitisch war, ja sorry, kann man einfach mal vier Stunden über was anderes reden als Politik und vor allem “Haltungen”. Ich bin da bei Ricky Gervais, der einmal seinen Kollegen riet: “You are in no position to lecture the public about anything. Accept your award, thank your agent and your god an f… off” Harhar.

O’Brien, der gleich mal sich selbst verarscht “Did Conan not have work done? Seriously, he looks his age”. Über Wicked: “The perfect movie for anyone who finished watching The Wizard of Oz, and thought sure, but where did all the minor charakters go to college?” Und: “If you have not seen Conclave, its log line is – a movie about the Catholic church, but don’t worry” Über A Complete Unknow: “Bob Dylan wanted to be here tonight- but not that badly.” Und, mein Liebling: “I loved The Brutalist. I didn’t want it to end. Luckily it didn’t”.

In Memorian wurde diesmal von Morgan Freeman eingeleitet und er hat über Gene Hackman gesprochen.

Die In Memorian-Section bei den Oscars – Screenshot by me

Hackman ist ja leider auch gestorben vorige Woche, auch wenn das mit 95 Jahren nicht so überraschend kommt, aber ich fand ihn aus vielerlei Gründen sehr bemerkenswert und werde auch noch näher darauf eingehen.

Jetzt bin ich jedenfalls müde.

Die letzten Tage

In den letzten Tagen überschlagen sich die Ereignisse und ich überlege unter anderem hin und her, wen ich beim Oscar Tippspiel von Uncut (unbezahlte Werbung) wählen soll. Also es geht wirklich um wichtige Dinge! harhar.

Letztes Jahr hatte ich 20 von 23 Kategorien richtig, das wird heuer fix nicht passieren. Das Rennen ist so offen. Wie immer bin ich in einem emotionalen Zwiespalt, zum Beispiel bei “Bester Film”. Soll ich den Film wählen, der ganz gute Chancen hat und mir sehr gut gefällt (The Brutalist) oder den Film, der vermutlich die besten Chancen hat und mir nicht so gut gefällt (Anora). Ähnliches gilt für beste Hauptdarstellerin, aus gewissen sentimentalen Gründen bin ich ja schon für Demi Moore, alleine, weil sich ihre Töchter bei den Preisverleihungen immer so freuen – es gibt da Videos auf Social Media.

Was war noch los? Also der Opernball. Ich hab nicht viel gesehen, aber die Eröffnung. Dann ruft mich meine Mama an und schwärmt mir von den Kostümen vor. Ich so: “Bitte das ist der schönste Walzer aller Zeiten und wieso haben die solche Kostüme?” Meine Mama: “Warum, das sah toll aus, wie Samurais” Ich: Ich fand sie ur schiach! Die sollen was duftiges, pastelliges tragen, nicht sowas, wo man keine Beine sieht.” Mama: “Seit wann bist du so konservativ?” Ich: “Das Material verwendet man sonst für diese Decken, die man im Winter über Motorräder legt” Harhar.

Außerdem: Gestern hat das Wiener Duo Abor und Tynna die deutsche Vorentscheidung Chefsache ESC unter der Leitung von Stefan Raab beim Publikumsvoting gewonnen. Wow, da haben wir quasi gleich ja zwei österreichische Acts beim ESC und diese beiden singen auch noch deutsch – obwohl man jetzt nicht wahnsinnig viel versteht. Ich hab mir die Sendung nicht angesehen, weil ich Barbara Schöneberger nicht aushalte, aber ich finde der Song hat was. Mal schauen, wie sich die Wettquoten jetzt entwickeln, Österreich ist ja aktuell auf dem 5. Platz (warum auch immer), obwohl wir ja nicht mal noch den Song kennen.

Und: Ich lese gerade Tante Jolesch von Friedrich Torberg. Immer wieder super. Die Tante Jolesch macht die besten Krautfleckerl von allen, ihre ganze Familie kommt von überall her, wenn es Krautfleckerl gibt und als sie nach ihrem Geheimtipp dafür gefragt wird, sagt sie: Es ist immer zuwenig (davon vorhanden). Ich kenne jemand, der meinte damals, das sei auch sein Geheimtipp – in Bezug auf meiner Zuneigung zu ihm. Nun. Ich persönlich glaube fest daran, dass die Krautfleckerl der Tante Jolesch einfach wirklich die allerbesten waren. Analogie intended.

Und jetzt widme ich mich wieder der Oscar-Tipperei oder auch: Bauch gegen Kopf.